Nachfertigung von seltenen Teilen

      Auf mehrfachen Wunsch werde ich hier die Nachfertigung von Tasten, Schriftzügen und z.B. Drehknöpfen, beschreiben.

      Als Erstes benötigt man natürlich das Originalteil zum Abformen, damit man eine Form aus Silikon-Kautschuk erstellen kann.

      In Folgenden werde ich das beschreiben.

      Ihr könnt hier gerne reinposten, falls Ihr spezielle Fragen habt.

      Also dann mal los...

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Eines vorweg, ganz billig ist weder das Silikon, noch ein gutes Gießharz.
      Am Besten im Web schauen, da gibt's manchmal günstige Anbieter.

      Den Silikonkautschuk gibt es in weiß, der ist nicht hitzefest, also da möglichst kein Zinn o.ä. eingießen.

      Der rostrote ist hitzebeständig bis 450°, den habe ich mir zum Nachfertigen der Sabine 14 Tasten zugelegt.

      Es gibt zweiteilige und einteilige Formen.
      Bei der Einteiligen muß man später die Rückseite des Gußstücks mit schleifen o.ä. bearbeiten. Für z.B. Saba-Schriftzüge lang reicht diese Form aus.

      Hier eine Zweiteilige, die ich für Modellbauzwecke (vor 15 Jahren) einmal anfertigte.
      Für "kaltes" Material ist diese ausreichend.
      Das sind Räder für einen Panzer Tiger1 in 1:35.


      Man sieht, daß eine zweiteilige Form immer irgendwelche "Nasen" benötigt, damit man die Form exakt zusammenfügen kann, ohne daß das Ober- und Unterteil verutscht, bzw. sich gegeneinander verschiebt.
      Hier die zweiteilig Form für die Sabine 14:


      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Entschuldigung für eventuelle Schreibfehler, kommt halt auch mal vor, im Eifer des Gefechts... :)

      Das ist der Silikon-Kautschuk HB, den ich nehme, also der hitzebeständige.


      Der erste Teil des Silikons wird in eine Dose (z.B. der Deckel v. Kontaktspray, vorher aber das eventuell vorhandene Loch abkleben) gegossen.
      Also nach Anleitung anmischen, und ab in die Dose (die kann man später ruhig dranlassen, weil es der Form mehr Stabilität gibt).
      Dann das Originalteil reintauchen und drinlassen, wenn die Form hart ist, dann geht das 100% wieder raus.
      Hierbei ist zu beachten, das das Teil nicht "absäuft" (z.B. wenn es aus Metall, also schwer ist), oder daß das Teil womöglich "aufschwimmt", wenn es aus Kunststoff ist.
      Leichte Teile muß man irgendwie beschweren, daß sie so tief in das noch zähflüssige Silikon, eintauchen, wie man es haben will.
      Schwere Teile muß man irgendwie fixieren, damit sie nicht "absaufen".

      Man muß auch bedenken, daß es bei einer zweiteiligen Form zwangsläufig eine Nahtstelle gibt, die man an einer sinnvollen Stelle anbringen muß.
      Bei der Sabine 14 Taste habe ich sie genau an der Hinterkante der Taste angebracht.

      So wir haben dann nach mehrtägigen!! trocknen die Unterseite der Form erstellt.

      So, hier noch mal die einfache einteilige Form für Saba-Schriftzüge:



      Morgen dann mehr....

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Super! Vielen Dank für diesen Thread!!!!!

      Ich habe auch gleich eine Frage: wo kann man den Silikon-Kautschuk kaufen?

      Nächste Frage: wie würdest du folgendes Problem lösen? Ich muss ein kleines Rad nachbauen, z.B. so eines, wie es beim Umlenken von Skalenseilen benutzt wird. Problem: ich kann mir die Unterseite und die Oberseite giessen, aber nicht den Mittelteil, also die Rille, worin das Skalenseil läuft ist ein Problem. Auch möchte ich nicht unbedingt das vorhandene Rad durchsägen und damit opfern.

      Muß man die Teile vorher mit Fett oder Öl einreiben, damit sie sich hinterher auch sicher ablösen?
      Guten Morgen, ich werde jetzt erstmal noch ein paar Sachen erwähnen, die ich gestern vergessen habe anzumerken.
      Dann werde ich die Fragen beantworten.

      Also das Ganze nochmal zurückspulen...

      Der Silikon ist noch flüssig und noch nicht mit Härter vermischt.
      Man füllt sich die benötigte Menge in einen Mischbecher und um die richtige Menge Härter herauszufinden, die man benötigt, wiegt man das Silikon am besten ab.
      Da wir uns im Bereich v. bis 100g bewegen, brauchen wir ne Briefwaage, Küchenwaage, o.a.
      Wasserwaage geht nicht ! ;)

      Dann rechnet man aus wieviel Tropfen Härter man benötigt.
      Bei 20g Silikon z.B. 16 Tropfen.
      Dann habe ich ca 30 min Zeit das Zeug zu verarbeiten, bevor es dann "anzieht".
      Also zügig vermischen.
      Und dann das Objekt einbringen.
      Das ganze sollte bei Zimmertemperatur geschehen, also nie unter15°!
      Das Silikon riecht kaum, im Gegensatz zum Gießharz, deshalb ist das Anfertigen in der Wohnung kein Problem.
      Dann das ganze z.B. in den schwarzen Deckel eines Kontaktsprays gießen.
      Um eine Frage gleich zu beantworten: nix einfetten, auch nicht das Teil zum Abgießen.
      Poröse Materialien z.B. Holz muß man mit einer leichten Fettschicht überziehen, z.B. Vaseline, Melkfett, o.ä., sonst bleibt das Silikon in den Poren hängen.
      Das Abgußteil sollte man etwas im noch flüssigen Silikon herumbewegen, damit eventuelle Luftblasen entweichen können.

      Kleine Luftbläschen sind unser größter Feind beim Erstellen der Form, und auch später beim Nachgießen mit Gießharz.
      Wenn das Silikon fest ist (nach ca. 24Std im warmen Raum), kann man das Gußobjekt durch drücken v. Außen auf die Form locker wieder herausnehmen.

      Falls man vor hat eine etwas aufwendigere 2-Teilige Form anzufertigen, dann bleibt das Gußobjekt unbedingt(!!) in der Form drin, bis das Oberteil fertig ist.
      Aber hierzu demnächst mehr...

      Die Detailtreue, die das Abformen m. Silikon-Kautschuk bietet ist spitzenmässig.
      Leider ist dadurch auch z.B. jedes kleine Luftbläschen im Abguß mit Gießharz zu sehen. Aber zum Glück kann man da mit Nacharbeit (schleifen, feilen)das Ganze dann wieder "glattbügeln".

      @Herbert D., jawohl der Zahntechniker macht täglich solche Sachen, wobei der noch professionellere Materialien zurückgreifen kann.

      Achja nochwas, falls jemand irgendwelche Sachen nachfertigen sollte, die dann als, sagen wir mal Nachbauten, in der Bucht erscheinen, dann will ich aber nicht Schuld sein!
      In Osteuropa gibt's sicher viele Guß-Spezialisten, die z.B. Orden, o.ä. nachgießen, entsprechend "altern", und dann als Originale anbieten.

      @Highlander, das Silikon kaufe ich in Modellbau oder Kunst/Hobby- Geschäften, oder z.B. im Web. Hier sollte man aber auf die Versandkosten achten.
      Das Silikon ist auch nicht ewig haltbar, deshalb sollte man auch nicht gleich ne 1kg-Dose kaufen. Google mal nach Glorex Silikon, oder so.
      Von dem Rad, lade hier mal ein Foto rein, ich kann mir grad nicht vorstellen, wie das Teil aussieht.

      So, jetzt brauch ich erstmal einen Kaffee, dann geht's weiter.
      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      So, wenn jetzt die Form ein paar Tage getrocknet ist, dann können wir mit dem Gießen v. Teilen anfangen.

      Ich habe folgendes ausprobiert:
      Poliyestergießharz von Efco, der Härter ist hier eine klare Flüssigkeit, und nicht wie bei Harz aus der Kfz-Abteilung, das rote Zeug aus der Tube.
      Ist auch wesendlich teuerer, aber die Ergebnisse können sich sehen lassen.


      Das Harz bekommt man z.B. auch in der Hobbyabteilung von z.B. Spielwarengeschäften.
      Das Material härtet fast "glashart" aus.

      Habe dann noch diesen 2-Komponentenkleber ausprobiert.
      Farbe ist sandfarben.
      Das ausgehärtete Material ist leider sehr weich, also fast wie weicher Kunststoff.
      Für Plastiktasten eher ungeeignet.
      Falls man weiche Teile benötigt, ist es aber ein sehr gutes Material.




      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Jetzt werde ich mal beschreiben, wie das eigendliche Gießen vor sich geht.

      Das Polyesterharz stinkt leider ganz "bösartig".
      Zur Verarbeitung brauchen wir aber auch so ca. 20° Umgebungstemperatur.
      Sonst härtet das Harz nicht aus.
      Wenn es fest ist, dann riecht es aber kaum noch.

      Eine Verarbeitung im Freien, oder in einer kalten Garage scheidet zu dieser Jahreszeit aus. Bei mir hat es im Moment z.B. grad mal -6° draußen.
      Habe zum Gießen also den Heizraum im Keller gewählt.
      Da hat's zwar grad mal 15°, aber damit kann man zur Not leben.

      Das Gießharz wird dann im Mischbecher nach Anleitung angemischt.
      Dabei lieber einen Tropfen Härter zuviel, als zu wenig beigeben.
      Gut durchrühren, und dann 5Min stehen lassen, damit die vielen Luftblasen entweichen können.
      Dann mit etwas "Überschuß" in die Form gießen.
      Mit einem Zahnstocher dann versuchen alle Luftbläschen herauszustochern, bzw. an die Oberfläche zu bringen.
      So sollte es dann ungefähr aussehen.

      Nach ca. 2 Stunden sollte das Harz dann einigermaßen ausgehärtet sein.
      Es sollte dann nicht mehr so arg stinken.
      Die Oberfläche klebt dann aber sicher noch arg, bzw. das Teil ist noch sehr weich.
      Unbedingt in der Form drinlassen!!

      Dann hoch in die Wohnung und auf den warmen Heizkörper stellen.
      Das "duftet" zwar meist dann durch das Erwärmen immer noch etwas.
      Aber das Harz braucht viel Wärme, dann härtet es am Besten aus.
      Nach weiteren ca. 24 Stunden sollte die Oberfläche dann kaum noch kleben.
      Und der Guß sollte schon recht hart sein.
      Dann kann man vorsichtig, ohne alzuviel Kraftaufwand (um die Form nicht zubeschädigen), das Gußteil heraus fummeln.
      Wenn man die Form etwas "knetet" löst sich das recht gut.
      Falls dann das Teil noch kleben sollte, wieder auf die Heizung rauf, die Wärme erledigt das dann.

      So sehen dann meine Saba-Schriftzüge aus:


      So jetzt müssen die Teile noch mit sägen und schleifen bearbeitet werden.
      Dann kommt die Farbe ins Spiel...
      Aber soweit bin ich noch nicht, aber vielleicht komme ich heute noch dazu.

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Habe gerade mal die Saba-Schriftzüge grob ausgeschnitten.

      Dann die Farbe drauf, damit man die Unebenheiten, und die Stellen, wo man nacharbeiten muß, gut sehen kann.
      Das sieht man sonst bei dem durchsichtigen Material nicht.




      Man sieht hier schön im "S" und "B", daß da kleine Nippel sind, das kommt von Luftblasen in der Silikonform
      So sollte es nicht sein!!
      Das macht dann leider etwas Schleifarbeit nötig.

      Aber ansonsten kann sich das Ergebnis eigendlich sehen lassen.
      Wenn die Farbe trocken ist, dann werde ich mal das "Drumherum" entfernen, und die "Nippel" wegschleifen.
      Dann nochmal Farbe drauf.
      Ist übrigens Revell Gold Nummer 94.
      Das sieht am ehesten wie poliertes Messing aus.

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Ihr seht, da geht was vorwärts heute ;)
      Ich habe heute nämlich frei, und daheim sind alle ausgeflogen. :party:

      Hier mein wichtigstes Werkzeug (fast wie beim Zahnarzt):


      Das macht natürlich richtig Dreck:


      Original und die Kopie aus Gießharz (fertig bearbeitet):


      Unlackiert, und dann nochmal lackiert:



      Der Sabine-Schriftzug bekommt dann noch etwas Elfenbeinfarbe, und dann ist er fertig, aber zuerst muß das Gold trocknen.

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      So sieht's am Ende dann aus:



      Ob sich dieser Aufwand lohnt, das muß jeder selbst für sich entscheiden.

      Aber ich als Sabine-Freak bin der Meinung:
      Eine Sabine ohne Saba-Emblem ist nur ne halbe Sabine... ;)

      Als nächstes folgt dann hier die Anfertigung einer 2-teiligen Form, womit dann die Sache noch etwas aufwendiger wird.

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
      Da stellen sich mir noch ein paar Fragen:

      a) wie bekommt man bei zweitteiligen Abdrücken die Nasen an die richtige Stellen?

      b) wie gehe ich überhaupt beim Gießen von zweiteiligen Stücken vor? Ich kann ja schlecht erst eine Form ausgießen und hart werden lassen... Die Formen müssen dann wohl irgendwie zusammengesteckt und verklebt werden, damit nichts ausläuft und irgendwo gibt es den Einfüllstutzen für das Gießharz...ist das mit der 'Nase' gemeint?
      @Olli, dann fang mal an...ist doch kein Problem:

      Mußte eine Riesentopf mit Silikon nehmen, den originalen Freiburg rein legen und abformen.
      Dann mit Harz (ich vermute 100kg Harz langen dafür, die kosten vielleicht 3000, wenn Du nen guten Händler hast vielleicht nur 2500).
      Dann das Ding schön bemalen, mit Airbrush und so, und dann ab in die Bucht...

      @Highlander, ich fange gleich mal mit dem Thread für die zweiteilige Form an...
      dann werden sich Deine Fragen vermutlich erübrigen.

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!
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