Tonband TG 664 Stereo, Andruckfilz ??

      Hallo Tonbandexperten,

      eBay hat mir ein sehr gut erhaltenes Tonband TG 664 beschert. Da es aus dem Nachbarort kam, habe ich es für 10 Euronen selbst abgeholt.

      Alles in allem ist das Teil fast neuwertig: alle Riemen sind stramm und unverschlissen, die Gummirollen weich und griffig und auch die Wiedergabe klingt nach unverschlissenen Köpfen.

      Eine Frage an die Experten: Die Andruckplatte(n) sind bei mir blankes Metall. Ist das so in Ordnung oder fehlt hier der Andruckfilz ?



      Viele Grüße, Dieter
      Servus Dieter,

      Kurt hat recht es ist keine Andruckplatte, sondern ein Abschirmblech,
      manchmal auch Brummklappe genannt.
      Die Bandführung stellt genügend Kontakt zwischen Tonkopf und Band
      her.

      Diese Frage stellt sich wohl mancher. Ich habe auch schon ein TG 664
      bekommen auf dem nachträglich ein Filz angebracht wurde. Habe ich
      aber entfernt, da m.E. nur eine unnötige mechanische Beanspruchung
      des Bandes erfolgt.

      Gruß
      Jürgen
      Die Köpfe sind von Woelke aus München.

      Neumodischer Longlifekram ist das nicht, es sind normale Metallköpfe. Auch im professionellen Bereich haben sich diese seltsamen Glasköpfe nicht durchgesetzt. Die Gefahr ist wohl, daß sich die Gegend um den Spalt auswäscht und dann langsam Höhenverluste entstehen. Das ist bei Metallköpfen nicht gegeben, weil sich üblicherweise der ganze Kopf gleichmäßig abnutzt. Die Lebensdauer solch eines Kopfes beträgt üblicherweise mehrere tausend Betriebsstunden. Ich hatte eine Heimaudiomaschine mehrere Jahre praktisch täglich einige Stunden im Betrieb. Die Köpfe funktionieren noch. Benutze vernünftiges Bandmaterial!

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      hallo, auch ich hab ein TG 674 was nun eigentlich seltener läuft.
      Aber Andreas schreibt oben...

      " benutze vernünftiges Bandmaterial"

      Meine Frage ist dazu... gibt es da Herstellerbedingte Unterschiede, grundsätzlich oder ist das bezogen auf die jeweiligen Bandmaschinen, bei der die eine oder andere spezielle Bänder bevorzugen ? Bzw. weniger abnutzen.

      Mike
      Mike Rosoft,
      Ja, sowohl als auch!

      Bandmaterial ist nicht gleich Bandmaterial.
      Je nach Beschichtung können sich erhebliche Unterschiede bezüglich Verschleiß ergeben. Gerade bezüglich Verschleiß hat Amizeugs, speziell Ampex, einen schlechten Ruf.
      Tonbandgeräte werden auf eine spezielle Bandsorte eingemessen, optimale Funktion. Bei Schumis Auto wird auch überprüft, welche Dämpfer mit welchen Reifen beste Ergebnisse zeigen.
      Deutsche Tonbandgeräte sind meist auf Material von BASF eingemessen wie DP26 oder LP35. Japaner vertragen sich meist ganz gut mit Bändern von Maxell, wie XLI oder UD.

      Wer mit Studiobändern liebäugelt, ist da bei Heimaudiogeräten schlechter beraten. Ich benutze fast immer SM911 von BASF, hochausteuerbares Band. Allerdings habe ich auch die passende Maschine dazu, die ich selbst darauf eingemessen habe, eine M15A von AEG. Für Heimaudio ist das professionelle Band einfach zu dick und zu steif. Auch fehlt es den Heimaudiogeräten am nötigen Wickelzug.

      Leider habe ich keine Unterlagen zu Tonbandgeräten von SABA. Ich gehe aber davon aus, daß die optimal mit Bandmaterial von BASF gefüttert werden. BASF hat auch damals die Referenzbänder hergestellt, sowie Bezugsbänder, um abgleichen zu können. Solche Bänder habe ich und biete sie auch günstig an, nicht nur für Heimaudioanwendungen. :)

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Alexander,

      ...darf ich...?

      Selbst hergestellt hat Revox m.W. nach nicht.

      Die Revox-Bänder sind grossteils bei Ampex vom Fertigungsband
      gepurzelt. Was den Abrieb und das berüchtigte Schmieren angeht,
      gab es da üble Chargen dieser Bänder. Hier hat die Logik, der
      Hersteller-Empfehlung zu folgen also einen kleinen "Knick" - vielleicht liegts
      auch nur an der mangelnden Langzeitstabilität der Revox-(Ampex)
      Bänder - immerhin ist das Zeugs ja schon ein paar Tage alt.
      Besonders empfehlenswert sind alte Revoxbänder nicht - da sollte
      man die Maschine lieber auf neues RMG-Band einmessen.

      Gruss

      PeZett
      Saba Daba Dooooo
      Revox hat nie Bandmaterial selbst hergestellt.

      Die haben das zugekauft und in ihre eigenen Schachteln gepackt. Einiges kam aus Amiland und schmiert heute fürchterlich, Band von Scotch.
      Nebenbei, es gab nicht viele Bandmaterialhersteller. In Deutschland waren es BASF und AGFA. Ost-AGFA wurde zu Wolfen. In Japan waren es Maxell, TDK, Fuji und Sony. In den USA Ampex, Scotch und Shamrock. Die Firmen haben praktisch den ganzen Weltmarkt bedient. Andere "Hersteller" haben haben üblicherweise Bandmaterial gekauft und wie Revox unter eigenem Namen vertrieben.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Na da kommt ja ordentlich Resonanz, vielen Dank für eure Infos !
      Das sind natürlich alles Dinge die ein Gelegenheits-Tonbandler nicht wissen kann.

      Hab nur das Saba 674 und n altes aus einer Truhe im Keller, früher noch ein Grundig TK 850 mit 3 Geschwindigkeiten. Aber wenn ich eine Saba-Truhe bekam waren stets BASF Bänder dabei. War halt damals bei uns auch das verbreiteste bzw. überall zu bekommen.

      Mike
      Mike Rosoft,
      Die Bänder von BASF sind meist recht brauchbar.

      Auch bei denen gibt es ein paar Schmierchargen, ist aber eher selten. Ein gutes Band von BASF ist das LPR35. Es sollte etwa ab den 80ern produziert worden sein. Es ist rückseitenbeschichtet, hoch aussteuerbar und produziert praktisch keinen Abrieb. Je nach Tonbandgerät kann man damit weit in den roten Bereich gehen, was die Anzeigeinstrumente anzeigen.
      Bandmaterial und Zubehör gibt es hier:
      http://www.darklab-magnetics.de/
      Dort gibt es LPR35 von RMG neu. :)
      Mir ist der Inhaber des Ladens nicht unbekannt, mehrfach habe ich von dort Bänder und Zubehör bezogen, empfehlenswert.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Experten !!

      Für einen Tonbandlaien jetzt mal eine ganz dusselige Frage:

      Zu meinem oben beschriebenen TG 664 hat der Verkäufer ca. 10 bespielte Bänder beigelegt. Teils auf auf einer Metallspule, mehrere auf BASF Spulen und eins auf einer SABA Spule. Dazu mehrere Leerspulen.

      Kann ich denn optisch oder irgendwie auch immer erkennen, um welches Bandmaterial es sich handelt? Wie erkenne ich die berüchtigten "Schmierer"?

      Langsam macht das Thema Tonband Spaß...

      Gruß, Dieter
      @Andreas (DL2JAS),

      Du wirst mit Shamrock wohl recht haben: auf d. Karton steht "Printed
      in USA" und auf den Spulen steht "Made in USA" - dann sollte das Band
      auch daher kommen. Meine Annahme stützte sich übrigens auf eine
      Aussage eines England/Irland-Kenners, der mir einst erzählte, Shamrock
      hätte in Irland Video- und Tonbänder hergestellt. Das mag aber ein Irrtum
      sein.

      Zu Dieters Frage: "wie erkennen?" - Die alten BASF-Bänder hatten
      serienmässig das Vorspannband bereits dran - dort war i.d.R. die Bandtype
      aufgedruckt. Vom DP26 (Doppelspielband) sind Schmierchargen bekannt
      (ich hatte noch keine....). Das LPR35 war ebenfalls wie das DP26 Mittel-
      Braun und hatte wie das heutige RMG-LPR35 eine schwarze
      Rückseitenbeschichtg (ältere LPR35 im grünen Karton z.B. waren auch
      beidseitig braun). Maxell UD-XL sind dunkelbraun und haben ein
      klares Vorspannband - gutes Material, ebenso wie Maxell 35-90.
      Die Scotch, Sony ULH und die letzten Shamrock-Serien
      sind beidseitig schwarz und ziemlich üble Schmierer. Ältere (braune)
      Shamrock gehen noch so... Bei Agfa habe ich nicht so den Überblick, habe
      zwar einige, weis aber nicht genau wie/wo/was , da nie neu gekauft.
      Probleme damit habe ich nicht.

      Ich kann mir nicht helfen aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass
      alles, was beidseitig schwarz ist, zum Schmieren und Quietschen neigt.
      Du erkennst so etwas sehr schnell, wenn Du das Band auflegst und abspielst.
      Setzen sich die Köpfe schnell zu oder erkennst Du am Einlaufhebel (so
      er denn als Hebelarm an der Maschine vorhanden ist) ein leichtes Zittern
      bzw. ein Flattern des Bandes im Einlauf (...führt irgendwann zum
      Quietschen) dann hast Du so ein "tolles" Band erwischt.

      Wer mehr weis möge mich bitte ergänzen bzw. korrigieren.

      Gruss
      Saba Daba Dooooo
      Lieber Dieter, ganz schwieriges Thema.

      Band auf Originalspule läßt sich noch halbwegs leicht erkennen. Nur ist es Usus, daß Bänder, Spulen und Aufbewarungsschachteln im Heimaudiogebrauch ganz schnell durcheinandergewürfelt werden. Ich habe einen gewissen Blick dafür, was was ist. Vermutliche Trefferquote um die 50 %.
      Es gibt vier optische Merkmale.
      -Rückseitenbeschichtung ja oder nein
      -Dicke des Bandes
      -Farbe und Glattheit der Magnetpartikelbeschichtung
      -Farbe des Vorspannbandes, meist grün und rot in DL

      Schmierbänder erkennt man sofort beim Abspielen. Sie hinterlassen an den Tonköpfen und den Bandführungen eine Kruste. Die Wiedergabe wird sehr bald dumpf in den Höhen oder sogar dumpf und leise. Im Extremfall gibt es sogar Schwierigkeiten beim Bandtransport, weil das Band zu sehr klebt.
      Die groben Krusten entfernt man mit einem Holzstäbchen, keinesfalls mit einem Gegenstand aus (magnetischem) Metall. Die feinere Schicht, die man nicht immer sieht, wird am besten mit Alkohol wie Isopropanol entfernt. Den gibt es als medizinischen Alkohol 99 % in der Apotheke. Ich benutze dafür solche mit einer Art Leder beschichteten Holzstäbe:





      Die sind etwas schwieriger zu bekommen. Sehr gut geht aber auch ein zugeschnittenes Stäbchen von einem Eis am Stil. Statt des Leders nimmt man z.B. kleingerissenen Leinen aus Stoffresten.

      Der Tonkopf sollte immer sehr sauber sein, frei von Bandabrieb. Tonkopfspalte Heimaudio sind meist deutlich kleiner 10 µm. Die Lauffläche am Tonkopf sollte immer spiegelblank sein. Nicht ohne Grund heißt diese Kopfspiegel!


      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com