Zwei EC92 anstelle der ECC85

      Hallo

      In der zweiten Hälfte 50iger hat Saba in vielen Geräten zwei EC92 anstellte der ECC85 eingesetzt. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass dies wegen der besseren thermischen Stabilität des UKW-Teils gemacht wurde. Leider weiss ich nicht mehr wo.... Wer hat also eine zeitgenössische Beschreibung zu diesem Thema?

      Gruss, Walter
      Mit so einer Beschreibung kann ich nicht dienen, erinnere mich aber, daß das keine Eigenheit der Sabaisti war.

      Die ECC85 kam erst relativ spät auf den Markt - wann genau, kann ich aus dem Hut jetzt nicht sagen.

      Bis dahin tat es die ECC81. Und 2 x EC92 ergibt eine ECC81.

      Ob thermische, oder antere technische Probleme für die Entscheidung zu zwei einzelnen Trioden den Ausschlag gaben ist mir nicht bekannt.

      Es gilt die Vor- und Nachteile einer solchen Bauweise gegeneinander abzuwägen. Zu den Vorteilen zählt für den Kunden daß es billiger ist eine einzelne Triode zu ersetzen als eine Doppeltriode. Auch ein evtl. Nachgleich bei Röhrenwechsel ist natürlich unkomplizierter und somit preiswerter zu realisieren.
      Konstruktiv kann ein klassischer, kapazitiv abgestimmter Tuner der womöglich noch mit einem großvolumigen 2- oder 3-fach-AM/FM-Drehko ausgestattet ist einfacher mit zwei Einzeltrioden konstruiert werden. Als die großen Gußwannen dann in Wegfall kamen und auch der Schwungradantrieb dem Rotstift geopfert wurde konnte man viel kleinere UKW-Tuner mit oftmals induktiver Abstimmung bauen. Da machte sich eine Doppeltriode wieder sehr gut wegen der möglichen kurzen Leitungswege. Andere technische Gründe kann ich nicht erkennen.
      Nicht zuletzt protzte man seinerzeit von Seiten der Industrie und des Handels gern mit möglichst vielen Röhren als Verkaufsargument.

      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Moin,
      Die ECC85 kam schon ziemlich frueh, ich glaube, um 1953 herum.

      Man verwendete diese Roehre, weil eine Doppeltriode billiger als zwei Einzelroehren ist (Dazu kommen zwei Fassungen und Verdrahtungsaufwand.

      Wegen der fehlenden Abschirmung zwischen den Systemen flog die ECC81 schnell 'raus, weil damit die Stoerstrahlungsvorschriften der DBP nicht
      einzuhalten waren.

      Zwei EC92 haben aber auch Vorteile. Sie koennen dort angeordnet werden,
      wo sie in der Schaltung gebraucht werden, man ist mit der Schaltung selbst
      flexibler und muss nicht alles "um die Roehrenfassung wickeln".
      Zudem erzeugen allein schon wegen der geringeren Heizleistung die beiden EC92 weniger Waerme als die ECC85, die etwa 5,5W an die Luft setzt.

      Die geringere Waermebelastung machte das Mischteil thermisch stabiler.
      Nordmende hatte aus diesem Grund eine Zeitlang auch deswegen zwei EC92
      genommen und das Mischteil an einen kuehlen Ort unter das Chassis gesetzt.
      Spaeter bekam man das Temperaturverhalten in den Griff und kehrte zum auf
      dem Chassis angeordneten Mischteil mit ECC85 zurueck.
      Fuer den 6099 mit mechanischen Stationstasten hat Grundig, vorher und in anderen Geraeten mit der ECC85 beschaeftigt, extra ein induktiv abgestimmtes Mischteil mit 2x EC92 gebaut.

      Letzlich ist es immer die gleiche Frasge. Wie loest man mit welchen Mitteln
      welches Problem und wie macht man das als Konstrukteur den Kaufleuten begreiflich.
      Besonders in den unteren Geraeteklassen wurde und wird um jeden Widerstand gekaempft...

      73
      Peter
      hf500 postete
      Die ECC85 kam schon ziemlich frueh, ich glaube, um 1953 herum....
      Bei uns war die ECC85 auf jeden Fall 1954 noch nicht mal in der Entwicklung!

      Bis Mitte der 50-er waren zwei EC92 häufig anzutreffen. Es gab auch Lösungen mit zwei EF80 - nicht viele! Und, wie Du schon richtig sagtest, führte die 81 ja in die Sackgasse.

      Den Kostenfaktor sehe ich in diesen frühen Jahren des UKW-Rundfunks noch nicht als das entscheidende Kriterium. Damals nahm mann sich noch ein wenig mehr Zeit und montierte die Geräte, wenngleich z.T. auch schon am Band, so doch wesentlich gründlicher was schon bei der Konstruktion begann. Das verflachte dan natürlich - leider - immer mehr. Die Leiterplatte brachte dann den Durchbruch im Einsparen und verlangte auch nach neueren Lösungen.

      Allerdings waren m.W. die UKW-Tuner der Röhrenära immer frei verdrahtet.

      Man kann sagen, daß zu dieser Zeit noch recht viel herumexperimentiert wurde.

      So bleibt als einziger gravierender Vorteil der 85, das damit erreichbare geringere Volumen des gesamten UKW-Teil´s.

      Und auch das kann man nicht losgelöst von der übrigen Entwicklung sehen.
      Erst als das Sendernetz gegen Ende der 50-er dichter wurde und eine nahezu flächendeckende Empfangsmöglichkeit da war konnte sich der FM-Rundfunk durchsetzen. Vorher brachte es nicht viel Punkte, etwas forciert weiter zu entwickeln wenn es eh keine breite Käuferschicht gab. Nur son paar Großstädter die konnte man mit relativ wenigen Modellen ruhigstellen :)

      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo Peter

      Genau auf das, was Du bezüglich den Nordmende's schreibst (siehe z.B. Carmen 55), wollte ich hinaus. Da sollte es doch Unterlagen geben, die die Gründe genauer belegen. Du hast das, wie ich, sicher irgendwo gelesen - bloss vielleicht weisst Du noch wo oder - besser - hast noch Zugriff auf das entsprechende Dokument.

      Hallo Michael

      Die 2 x EC92 wurden bis in die frühen 60iger von diversesten Firmen verbaut. Es muss qualitative Gründe gegeben haben - wie eben die nun auch von Peter zitierte bessere thermische Stabilität. Und dazu suche ich eben zeitgenössische Aussagen.

      Die Aussage wegen dem Kampf um den Widerstand lässt mich lächelnd zurückdenken an folgende Begebenheit:
      Ich lobte einem Entwickler gegenüber, der in der Röhrenzeit aktiv war, wie gut sie damals auf Langlebigkeit konstruiert hätten, weil die meisten Geräte seines damaligen Arbeitgebers (Albiswerk Zürich) auch nach 40 Jahren und mehr meist noch funktionieren. Er meinte dann nur trocken: Was glaubst Du, was unsere Kaufleute gesagt hätten, wenn wir denen erklärt hätten, wir wollen langlebige Produkte fabrizieren.......

      Gruss, Walter
      Moin,
      sobald ich herausgefunden habe, in welcher Ausgabe von "Am Mikrophon: Nordmende"
      der Artikel ueber das 2x EC92 Mischteil ist, und vor allem, wo diese Ausgabe ist, dann werde ich das mal ablichten.

      @MGW51
      Ich schrieb ja, "ich *glaube* um 1953". Ich kann nicht jedesmal in meinem Funkschauarchiv nach "Erstausgaben" suchen... (Du hast Recht, in der
      Geraeteuebersicht der FS fuer '53/54 gibt es noch keine ECC85. Die tauchte erst in der Uebersicht fuer '54/55 auf, im zweiten Juli-Heft. Also wird die
      ECC85 um Ende '53 fuer die Entwicklung zur Verfuegung gestanden haben.)

      Dafuer, dass bis Ende der 50er UKW noch keine so grosse Rolle gespielt haben soll,
      hat man sich bei einigen Spitzengeraeten mit dem UKW-Empfaenger sehr viel Muehe gegeben (Gegentaktvorstufe beim Saba Bodensee Automatic 3D-S und
      parallelem Freiburg, Cascodeneingaenge bei einigen anderen Herstellern),
      und den LMK Empfaenger ziemlich arm gehalten. Sicher, es gab Bandbreitenumschaltung und teilweise ausgefeilte ZF-Verstaerker (mit
      Nullstellenfilter bei Saba und Grundig), aber nur sehr wenige Geraete mit
      3 abgestimmten Kreisen und ich kann mich an keinen mit einer abgestimmten
      Vorstufe erinnern.
      Die und zwei ZF-Stufen fuer LMK war aber Pflicht bei DDR-Grossupern. Was aus ihnen hervorragende Fernempfaenger machte.

      Westdeutsche Geraete mit 3-kreis Abstimmung hatten einen Bandfiltereingang mit aperiodischer Vorstufe. Moeglich, dass ich eins mit "echter" Vorstufe
      uebersehen habe, aber diese Geraete waren sehr selten (solange es keine Autosuper waren, hier verbesserte die Vorstufe vor allem das Regelverhalten).
      Man legte hier viel Wert auf hochselektive ZF-Verstaerker, aber meiner Ansicht nach kam der Empfaengereingang etwas zu kurz.

      Ab Beginn der 60er wollten die Leute nur noch Fernsehen gucken und die Hungerzeit des Rundfunks fing an. Etwa Mitte der 60er wurden Geraete als Grossuper bezeichnet, die zehn Jahre zuvor bestenfalls als Mittelklassesuper durchgekommen waeren.

      73
      Peter
      >>> Peter

      Die Situation in Westdeutschland war sicher eine andere und mit der Lage in der DDR nicht vergleichbar. Hier war die UKW-Versorgung noch lange Zeit recht lückenhaft und das schlägt sich auch nieder in der relativ geringen Hörerschaft zu damaliger Zeit. In Großräumen freilich sah das wesentlich besser aus! Und noch in den 70-ern waren bei uns die Regionalsender nur stundenweise im Äther! Danach gab es Sendepause bzw. wurde "Radio DDR" aufgeschaltet. Das ist im übrigen die offizielle Abkürzung für "Deutscher Demokratischer Rundfunk" - bloß mal so nebenher weil es vielleicht einige User nicht wissen werden. Mit der heutigen Senderdichte ist die damalige Situation in keinster Weise vergleichbar.

      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Hallo,

      tut mir leid das ich den alten Beitrag hier Pushe.Ich bin auf der Suche nach einem Datenblatt zum EC92 auf diesen Beitrag gestossen. Ich wollte gerne das Profil der EC92 http://iwenzo.de/wiki/Roehre/EC92 vervollständigen, finde aber keine Datenblätter mit entsprechenden Kennlinien zur EC92. Habt ihr hier evt. etwas auf Lager?