92xx Elkoliste

Hallo Michael,

wirklich große Mühe, die du dir da machst. Für einige kann das eine richtige "Einkaufsliste" sein.

Dennoch möchte ich davor warnen, Elkos als die Hauptschuldigen bei 92er Defekten anzuklagen. Ich gehe jede Wette ein, dass 99 Prozent aller Elkos definitiv in Ordnung sind und noch viele lange Jahre halten werden. Ich möchte nur vor einer Elko-Tauschhysterie und einer stundenlangen Lötübung warnen.

Sammlerkollegen aus meiner Umgebung haben mir berichtet, dass sie grundsätzlich die Sieb- und Ladeelkos in Röhrenradios tauschen. Ich habe einen Schuhkarton voller "defekter" Elkos von diesen Kollegen.

Beim Formieren stellt sich heraus, dass 19 von 20 der Becher absolut in Ordnung sind. Ich habe mittlerweile einen Vorrat an Alubecherelkos, den ich kaum aufbrauchen werde. Ich gebe viele Elkos zurück und garantiere mit Handschlag, dass sie die nächsten Jahre schadlos überstehen. Wer möchte, schicke mir seine Becher zu und werde den Zustand beurteilen.

Unbestritten gewechselt gehören Teerkondensatoren mit dicken Backen sowie alle, die Gleichspannungsanteile zu trennen haben. Kondensatoren aus dem HF- und ZF-Teil würde ich mit Vorsicht wechseln, da häufig Neuabgleich erforderlich sein wird.

Mein Motto: bitte etwas konservativ beim Kondensatortausch.

Gruß, Dieter

Dieter und ich haben da eine recht ähnliche Meinung.

Vom sinnlosen Elkotausch halte ich recht wenig. Die meisten Elkos in Geräten von SABA sind recht gut, die halten weitere 30 Jahre.
Auch sei gesagt, die neuen Elkos aus den Bastelschuppen sind nicht selten Pingpong-Schrott. Neu ist nicht immer gut. In den letzten Jahren werden sehr oft Billigelkos verkauft. Bei SMD-Elkos habe ich es schon erlebt, daß sie uneingebaut in der Originalverpackung auslaufen!

Tauscht man wild Elkos, kann man sich zudem selbstgestrickte Fehler einhandeln. Elkos kann man verpolen. Teilweise merkt man den Fehler nicht sofort, weil Elkos auch etwas Spannung in Gegenrichtung aushalten. Gerade bei Koppelkondensatoren NF geht das manchmal über Monate gut. Zudem besteht die Gefahr, daß man beim Löten ungewollt Zinnbrücken einbaut.

Meine kleinen Ratschläge
Koppelkondensatoren bis 1 oder 2,2 µF sollte man gegen Folienkondensatoren tauschen. Ich nehme gern die roten WIMAs MKS.
Roederstein ist eine verdächtige Firma bei manchen Baureihen. Man erkennt sie an der goldgelben bis kupfergelben Färbung. Die Dinger würde ich immer tauschen, auch schon aus Prophylaxegründen. Da ist häufiger Kurzschluß angesagt, seltener Kapazitätsverlust.
Ende der 60er gab es Elkos von FRAKO, die manchmal auch mackig sind. Sie sind länglich und aus weißem Kunststoff. Man erkennt sie sehr leicht. Ein Ende ist rund, das andere Ende ist kantig. Die besser auch wechseln.

Andreas, DL2JAS

Ich sage mir, wenn ich schon Jagd auf die berücktigten Rödersteine oder Frakos mache, dann kommt es auf den Rest auch nicht mehr an. Der finanzielle Aufwand ist fast zu vernachlässigen, außer bei großen Netzteilelkos.

Klar, dass man sich nur die besseren 105er Typen besorgen sollte, wenn man sich schon mal die Arbeit macht.

Ich hab anlässlich des neulich diskutierten Brummproblems bei einem Gerät einmal konsequent alle Elkos erneuert. Auch um die Erfahrung selbst zu machen, ob das Brummen zurückgeht. Das war zwar nicht der Fall, aber sämtliche anderen Geräusche, die sich beim Schalten, insbesondere durch den Pegelschalter, auch beim Ausschalten, verdächtig bemerkbar machten, sind verschwunden.
Wie soll ich solche Erscheinungen anders beseitigen, wenn ich über kein entsprechendes Messequipment verfüge, als durch eine konsequente Elko-Kur?

Wer fortwährend Geräte repariert, hat sicher eine komplett ausgestattete Werkstatt mit entsprechenden Messmitteln zur Verfügung und kann gezielt auf Übeltäter-Suche gehen. Wenn das nicht der Fall ist, sind die paar extra Elkos meistens die billigere Lösung.
Es scheint ja in der Tat so zu sein, dass 90% der Probleme Kondensatoren-Probleme sind. Meine bescheidenen eigenen Erfahrungen bestätigen dies und die Berichte vieler anderer. Die Sabas haben allerdings, das muss man bei aller Liebe wohl einräumen, überdurchschnittlich viele andere mögliche Störquellen.

Das m.E. größte Problem beim Elko-Tausch ist Auslöten der dickeren Becher. Wenn man unvorsichtig herumzerrt, kann sich durch die entstehende Hebelwirkung schon mal eine Leiterbahn lösen. Das ärgert mich dann am meisten.

Ich habe es immer als Manko gesehen, dass Saba den Unterlagen keine Bauteileliste beigefügt hat. Insofern ist die obige Liste ein guter Anfang. Fehlen nur noch die C-Nummern.

Klar, dass man sich nur die besseren 105er Typen besorgen sollte, wenn man sich schon mal die Arbeit macht.

Da würde ich etwas vorsichtig sein, gerade bei Koppelelkos.
Die Typen 105° sind für erhöhte Temperaturanforderungen, z.B. in Schaltnetzteilen. Auch sind sie häufig auf einen besonders niedrigen Serienwiderstand getrimmt. Beides ist prinzipiell gut. Allerdings haben manche dieser Elkos einen deutlich höheren Leckstrom. Im Schaltnetzteil beim Sieben stört das nicht. Wohl kann es aber Probleme beim Koppeln von Verstärkerstufen geben, wenn DC nicht sauber abgetrennt wird. Das bitte berücksichtigen. Im Zweifelsfall prüft man den Elko vorher mit einem Ohmmeter. Ich hatte schon als Jugendlicher ein Oszilloskop mit Komponententester. Man benötigt zum Prüfen von Elkos keine teure Werkstattausrüstung. Wie das geht, ist im Oszilloskop-Workshop näher beschrieben, zweite Seite. Häufig kann man so sogar Elkos in der Schaltung zumindest grob prüfen.
http://saba.magnetofon.de//showtopic.php?threadid=635

Andreas, DL2JAS

Moin,
es ist tatsaechlich sinnlos, pauschal alle Elkos zu tauschen.
Getauscht werden sollten die weinroten Roederstein, die "goldfarben" eloxierten Roederstein und die schon erwaehnten Frako. Diese Typen fallen gerne auf.
Wenn bei den 92xx der Pegelschalter kracht, dann sind daran die zugehoerigen 2,2µ Tantalkondensatoren in den Linearverstaerkern schuld. Tauschen gegen Aluminiumelkos.

Ansonsten nur die Kondensatoren tauschen, die wirklich defekt sind.

73
Peter

Hallo Michael,
is´ne Glimmlampe als Schutz gegen starke Störspitzen oder statische Aufladung. Schützt die FETs im AM-HF-Modul. Angegeben mit 110 V/0,6 mA.

Gruß -Kurt

BlickerX postete
Guten Nachmittag,

hf500 hat einmal den Tipp gepostet man sollte den Elko mit 47µF auf dem Relais-Modul gegen einen mit etwa doppelt so viel µF tauschen, damit die Endstufe mehr Zeit zum einschwingen hat. Ich habe den 47µF gegen einen 220µF Kondensator getauscht, und wollte wissen ob ich das so lassen kann?

Es stimmt, daß die Zeit, nach der das Relais anzieht dadurch länger wird. Normalerweise reicht der 47µF schon aus, daß die Spannungen soweit stabil sind, und man keinen Knackser mehr hört. 100 sind sicher besser, die 220 sollten nicht schaden, sind IMHO aber nicht nötig, wenn die Endstufen gut eingestellt sind.

Gruß, Gunnar

Möchte hier noch zwei Erfahrungen posten, die ich beim Erneuern von Elkos gemacht habe.
Der Austausch der beiden Tantal-Kos in den Linearverstärkern brachte im Falle eines 9240 nichts, der Pegelschalter krachte munter weiter. Erst nachdem ich auch alle übrigen Becher-Elkos ausgetauscht hatte, krachte nichts mehr. Eine Untersuchung, welche/r der Verursacher war/en, habe ich mir geschenkt.

Oft geht es ja nur um kleine Auffälligkeiten, die man nicht als Defekte bezeichnen kann. Manch einer kümmert sich vielleicht gar nicht weiters darum. Mir fiel jedenfalls auf, dass bei meinem 9240S nach dem Zurückschalten von Phono, Aux, Tape... auf Tuner ein kurzzeitiges Rascheln zu hören war, bis die Musik sauber spielte. Ich habe nach einigen Gedenk-Minuten die Koppelk-Elkos (4 Stück) im Stereo-Decoder getauscht. Und siehe da, das Rascheln war/ist weg, der Tuner spielt nach dem Umschalten sofort in bester Tonqualität. Seither kommen mir die kleinen axialen Philips-Elkos auch etwas verdächtig vor, ohne dass ich die Dinger aber näher untersucht hätte. Dafür fehlt mir einfach die Zeit und die Lust.

Folglich finde ich das flächendeckende Erneuern von Elkos gar nicht sooo "sinnlos". Am Ende zählt das Ergebnis, ein sauber laufendes Gerät. Vielleicht wären viele Elkos noch ok, klar, aber geschadet hat nach meiner Erfahrung eine Elko-Kur noch keinem Gerät.