Freiburg WIII Restauration "von Grund auf"

      So, heute habe ich den NF-Teil und das Netzteil komplettiert. Der Lautstärkeregler war absolut unverrückbar fest - Totalzerlegung nicht zu vermeiden...




      Im Zusammenhang sieht das Chassis von unten nun so aus:




      Was jetzt noch fehlt, sind UKW Tuner und AM-Abstimmeinheit - das wird nochmal etwas mühsam...




      Zum Schluss noch zwei Schnappschüsse von der Oberseite:






      Den EL 84 habe ich Keramikfassungen spendiert, da dort doch einiges an Wärme entsteht
      Ich bin nur mal gespannt, was nach fertiger Montage der Elektronik (Skalenseile und andere Spielereien mal außer Acht gelassen) beim ersten Einschalten passiert.
      Achim
      Wie gesagt, ich hatte den Freiburg vor der Zerlegung nicht am Netz- der Vorbesitzer sagte nur: "das Gerät spielt nicht".
      Ich werde Euch jedenfalls wahrheitsgemäß berichten, was bei der ersten Inbetriebnahme abgeht!
      Notfalls muss ich halt Fehler suchen...

      "Pimpen" :) will ich das Gerät natürlich nicht!! ( Das wäre für mich Chromoberfläche, vergoldetes Gebamsel, möglichts bunte Kondensatoren, "Mods" an der Schaltung und der ganze Quark).
      Daher auch keine Galvanotechnischen Exzesse , kein Klarlack, keine Politur am Chassis.
      Ich will dem Gerät nur wieder einen Teil seiner Jugend zurückgeben, es noch einmal so ähnlich aussehen lassen, wie nach seiner Entstehung.
      Aus diesem Grund auch der neue Röhrensatz. Der Wechsel der Kondensatoren ist unumgänglich. Die 3 Asia-blauen Elkos stören mich schon - aber Elkos NOS aus den 50ern? Unmöglich!
      Natürlich laufen dann mit den Jahren die Metalloberflächen wieder an, eine feine Staubschicht bildet sich langsam, aber das ist doch alles völlig in Ordnung!
      Achim
      Du verwendest auch sehr hochwertige MKP Kondensatoren,wie man unschwer erkennen kann,soweit ich weiss finden diese ihren Anwendungsbereich in teurer Audiotechnik,Frequenzweichen usw.
      Optisch sind diese natürlich sehr nah am Original.
      Wenn dich die "blauen" stören,dann mal sie doch einfach schwarz an.

      Peter
      Hallo Peter,
      die MKPs sind nur der Farbe wegen drin, damits nicht zu bunt wird ;)
      Natürlich sind die Spannungsfestigkeit und Audioqualitäten eine nette Begleiterscheinung.
      Gäbe es axiale WIMA MKS2 o. Ä. in einer dezenten Farbe, hätte ich die genommen.
      Was die Elkos angeht hast du ganz recht - ich denke ich verpasse ihnen Schutzhüllen aus Isolierschlauch und Ruhe ist.
      Ich hab nichts gegen Farbe - nur in diesem Gerät lenkt grelle Farbe zu sehr vom ursprünglichen optischen Gesamteidruck und von der Technik bzw. der Schaltung ab.
      Ich nehme in der Firma fast ausschließlich Mainboards von Supermicro und Tyan - natürlich wegen der Qualität - aber eben auch, weil es die einzigen Hersteller sind, die traditionell alles in Grün / Silber und schwarz halten, und den ganzen grellbunten Neonzauber nicht mitmachen.
      Achim
      Kann ich gut verstehen,ist ein gutes Gefühl es einfach zu wissen und das obwohl man es eigentlich hinterher im eingebauten Zustand nicht mehr sieht.
      Der WIII ist aber auch wirklich das Radio schlechthin,es wird sich lohnen.
      Interessant ist aber auch hier,daß bei weitem nicht jeder gleich ist,ich habe 3 Chassis überholt und alle waren unterschiedlich,insbesondere klanglich.Dieses Problem kennen wir ja bereits von anderen Modellen,als da wären Freiburg6/7/8 usw,über die genauen Gründe sind wir uns noch nicht ganz klar.
      Was man sagen kann ist nur ,daß es definitiv nicht an den Röhren oder den Lautsprechern liegt.Getestet hatte ich zB immer im gleichen Gehäuse mit den gleichen Lautsprechern.

      Peter
      Ich konnte es heute natürlich nicht abwarten und habe die FM/AM HF-Sektion noch eiongebaut.
      Das Chassis ist jetzt von der Elektronik komplett bis auf die Ferritantenne.
      Nach dem Einschalten bietet sich die folgende Symptomatik:

      - zuerst zeigte sich das typische Brizzeln am obersten Kontaktträger des Tastensatzes. Darauf war ich dank Peters (Skyline) Ausführungen in einem anderem Thread schon vorbereitet - also Kontakt hochgelegt.

      - Ton ist zu leise und verzerrt, z.B. beim Berühren des Koppel Cs hinter dem LSt Poti. Sieht nach Treiber- / Endstufen- oder Gegenkopplungsfehler aus.

      -im TA Betrieb knistert und raschelt es. Da alle Kondensatoren und Elkos neu sind, tippe ich auf einen Widerstand oder Kontakt

      - die EM 71 schlägt zu stark aus

      - Der Empfang auf Lang und Mittelwelle ist einwandfrei, Kurzwelle muss ich noch prüfen
      - der UKW Empfang ist suuper - extrem viele Sender!

      Es gibt also noch Arbeit, wobei ich vermute, dass zumindest der NF Fehler vorher schon bestand.
      Achim
      Hallo Achim,
      na also,das Gerät gibt also schon Lebenszeichen von sich,super,hattest Du bei der Gelegenheitt alle Kontaktschienen des Tastensatzes zum reinigen ausgebaut ? falls nicht würde ich das sehr empfehlen,man kommt bei ausgebauten Schienen dann auch sehr gut von oben an die Kontakte der unteren feststehenden Pertinaxschienen dran,zum Schluss wird dann noch alles neu gefettet und es ist für nächsten "50 Jahre" Ruhe im Tastensatz.
      Zugang durch die Klappe hinter der Skalenscheibe.

      Peter
      Ich wollte ihn eigentlich vor dem Zerlegen testen, hab dann aber die Feuchtigkeitsspuren überall gesehen und bei einigen Teerkondensatoren Feinschlüsse gemessen - da wars mir sicherer, keinen Strom drauf zu geben.

      Die Kontaktstreifen hatte ich alle draussen, habe die "Kontaktschwerter" daran alle blitzblank poliert, hauchdünn mit Kontakt eingerieben und wieder eingesetzt, an den Kontaktfedern der Kontaktleisten aber nichts gemacht.

      Gleichspannungsmäßig ist mir im NF-Verstärker nur aufgefallen, dass die Anodenspannung der EF 40 knapp 100V statt 35V hat, ebenso G2.
      Auch die Anodenspannung der EABC 80 Triode ist zu hoch.
      Der Höhenregler funktioniert, der Bassregler hat keinen Einfluss. die Lautstärke ist sehr gering, der Ton klingt übersteuert.
      Achim
      Ich glaube, es ist fast nicht möglich, ein derartiges Gerät so gründlich zu zerlegen und wiederzusammenzusetzen wie im vorliegenden Fall, ohne sich wenigstens EINEN Fehler einzubauen. Aber der Reihe nach:

      Zunächst war die Betriebsspannung nur noch 220V statt 260V - provisorischer Ersatz der Selenbrücke schaffte Abhilfe.
      Die zu hohen Spannungen an EABC80 und EF40 waren wohl auf mein Röhrenvoltmeter zurückzuführen, das eben nicht 20KOhm/V hat...

      Die Treiber- und Endstufe habe ich komplett überprüft: Alles richtig verschaltet, alle Widerstände in Ordnung. Dann hab ich nach 2 h das gemacht, was ich als erstes hätte tun sollen - das Oszilloskop benutzt.
      Da zeigte sich schnell, dass das NF Signal an der Sekundärwicklung, die für TA-Ausgang und Gegenkopplung zuständig ist, völlig o.k. war, an der Lautsprechersekundärwicklung aber nur eine winzige Amplitude anlag.
      Ursache: Ich hatte beim Einbau der Pertinaxanschlussplatte für externen Lautsprecher die dünne Pertinaxzwischenlage vergessen (hatte sie der TA Buchse zusätzlich spendiert, obwohl diese schon eine Isolierplatte fest angenietet hatte), mit dem Ergebnis, dass der Lautsprecherausgangskontakt satt auf Masse gepresst wurde. Also hatte der AÜ sekundärseitig nahe Null Ohm! (Das muss man mal mit einer Transistorendstufe machen...).
      Kurzschluss beseitigt und sofort stellte sich der mörderische Freiburg Sound ein!

      Folgende Punkte sind noch zu klären:
      - Bei Stellung AM und TA gibt es noch 2 Brizzelstellen im Tastensatz, die - wie auch immer - beseitigt werden müssen.
      - Die EM71 schlägt zu stark aus - vermutlich einer der hochohmigen Widerstände in ihrer Beschaltung
      - 2 Keramik- und ein Styroflexkondensator müssen noch eingebaut werden
      - Skalenseile, Ferritantenne, Skalenscheibe, Tasten, Knöpfe etc. montieren.
      - Und dann muss ich schauen, was (und ob) ich mit dem Gehäuse mache.

      Hier Bilder vom sonst fertigen Chassis:








      und vom Gerät im Betrieb:



      Achim
      Hallo Achim,

      tolle Leistung, sieht aus wie neu, wirklich, Hut ab. :respekt:

      das Dumme an der Sache ist nur, das niemand diese Arbeit honieren würde.

      Heute war ein guter Freund bei mir und hat sein W III abgeholt das ich für ihn restauriert habe. Das Chassis sieht natürlich nicht so gut aus wie Deins, dafür ist aber das Aüßere in ladenneuen Zustand.



      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Super, ohne Frage, aber sicher ne Höllenarbeit.
      Die Frage, die ich mir persönlich stelle ist, ist es der Aufwand wert?
      Das Risiko, das man eingeht, sich viele Fehler einzubauen...
      Sicher ist das ne schöne Arbeit, aber mir wäre der Aufwand einfach zu groß.

      Jeder der mal sein restauriertes und supergereinigtes Radio nach ca. 6 Monaten wieder aufgeschraubt hat weiß, wie es dann darin aussieht.
      Vor allem, wenn es auch noch oft in Betrieb war...

      Gruß Christoph
      Made in Western Germany!