Freiburg WIII Restauration "von Grund auf"

      Ich war Gestern und Heute fleisig und bin ein gutes Stück mit dem W III Gehäuse weitergekommen. Den alten Lack habe ich runtergeschliffen, normalerweise beize ich den ab, aber da ich ja eh neu furnieren wollte habe ich mir die Sauerei gespart. Beim Schleifen hat man nämlich schnell das dünne Furnier durchgeschliffen (besonders schnell an den Kanten und Rundungen), aber das war mir bei dem Gehäuse schuppe. Vorher hatte ich noch die Messingzierleisten entfernt, da diese mit Knochenleim eingeklebt sind kann man den Leim unter zufuhr von großer Hitze wieder verflüssigen und die Leisten ohne zu beschädigen ablösen. Dazu benutze ich einen Heissluftföhn und erwärme die Leisten unter ständiger Bewegung, so lange bis sie sich leicht aus den Nuten ziehen lassen. Man muss hierbei höllisch aufpassen, denn die Leisten zerbrechen schnell und man hat dann ein Problem, zu kaufen gibst die nämlich nicht mehr. Also immer mit der Ruhe, denn die Wärme braucht seine Zeit bis sie durch die Leisten unten in der Nut ankommt und den Leim verflüssigt.

      Wie schon erwähnt habe ich das Gehäuse mittels einem Excenterschreifer von den alten Lack befreit. Dabei habe ich dann festgestellt dass das Furnier im Bereich der Tasten, Bass- und Höhenregler keine Verbindung mit den Unterholz mehr hatte, spätestens jetzt wäre das Neufurnieren unumgänglich gewesen.

      Als nächstes habe ich mir ein paar schöne Stücke Furnier rausgesucht und diese auf das benötigte Maß + 2 cm Zugabe zugeschitten. Anschließend Seite für Seite das Gehäuse damit beklebt, als Klebstoff nimmt man an Besten Patex, den man beidseitig mit einem Pinsel gleichmäßig aufträgt, ca 15min anlüften lässt und dann beide Teile unter hohen Druck zusammenpresst. Beim zusammenfügen beider Teile muss gut aufpassen dass das Furnier direkt an Ort und Stelle ist, ein nachträgliches korrigieren und verschieben ist nicht mehr möglich. Daher auch dei + 2cm Zugabe um eventuelle Ungereimtheiten auszugleichen, die Überstände weden später passgenau abgeschintten. Um aureichend Anpressdruck zu erhalten benutze ich die Finne eines Hammers womit ich über die ganze Oberfläche radiere. Dabei entsteht auf dem Frunier ein leichter Glanz der mir auch verrät das ich überall angepresst habe.
      Nachdem man alles mit Furnier beklebt und die Überständ e abgeschitten hat gönnt man sich und dem Gehäuse eine Ruhepause und schläft ne Nacht düber.

      Ausgeschlafen, der Kleber auch fest, jetzt kann geschliffen werden. Zuerst grob mit 80er Körnung, Schleifklotz und immer schön mit der Maßerung schleifen, dann mit 240er. Danach wird alles vom Schleifstaub befreit und mit einem feuchten Lappen das Furnier abgewaschen. Nachdem es trocken ist ist die Oberfläche wieder rau, ist normal, da sich die Fasern im Holz hochgestellt haben.
      Weiter getz mit schleifen, nun aber mit 400er und immer schön mit der Maßerung, zum Schluß noch mal alles mit feiner Stahlwolle abreiben und den Staub entfernen.

      Jetzt gehts ans Beizen, gut geeinet sind Wasserbeizen, in vielen Farbtönen erhältlich, günstig und sehr ergibig. Aufgetragen wird mit Pinsel, besser ist aber ein kleiner Haushaltsschamm ( geht schneller und gleichmäßiger). Direkt nach dem Auftragen mit einem trockenen Tuch das Furnier abreiben, hierbei wird überschüssige Beize entfernt und alles ist schön gleichmäßig.
      Zum heutigen Stand noch ein paar Bilder.


      das abgeschliffene Gehäuse mit entfernten Zierleisten, (roter Pfeil) Furnierschaden





      neu furniert und geschliffen.





      nach dem Beizen, die Nuten für die äßeren Zierleisten werden erst vor der letzten Lackschicht neu gefräst.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Saubere Arbeit Franz! (war ja auch nicht anders zu erwarten.)
      Das ist eine Arbeit, deren Tips und Tricks man erst kennt, wenn man sie wirklich oft gemacht hat, wie das bei Dir der Fall ist - sonst gibts wahrscheinlich an irgendeiner Stelle übelste Probleme...

      Was die Drahtbügel angeht, bin ich eher skeptisch, da man immer wieder Tasten mit Rissen an den Außenseiten sieht, die offensichtlich durch den Druck des doch recht kräftigen Federstahls entstanden sind. Die Weichmacher sind aus dem alten Kunststoff ja alle entwichen - d. h. er ist auch ziemlich spröde.
      Man könnte natürlich den Stahl etwas zusammenbiegen, um die Tasten zu entlasten - aber dann sitzen sie etwas wackelig und nicht unbedingt in Position.
      Oder man benutzt einen geeigneten Kleber, der transparent ist und nicht absolut hart wird - ich denke, man könnte dann die Tasten bei Bedarf auch ohne große Gewalt vom glatten Metallträger abziehen. Geklebt wird ja praktisch nicht flächig sondern nur an den Kanten der Metallstege.
      Ich lasse die Frage wahrscheinlich noch bis zur Fertigstellung des Gehäuses offen - vielleicht mache ich einen Test mit einer der alten Tasten...
      Achim
      Heute geht es hier wieder etwas weiter.

      Was inzwischen geschah: Gehäuse gereinigt, alle Messingteile von Korrosion und Lackresten befreit, mit Stahlwolle poliert, zaponiert.
      Die Holzflächen gereinigt und mit Möbelpolitur aufgefrischt, der Lack hat zwar schon leichte Risse in der Oberfläche, hält aber noch Bombenfest, wie sich beim Abkleben der Zierleisten und Abreißen des Kreppbandes gezeigt hat, Schäden hat er sonst nicht, daher lasse ich ihn so.
      Die Schallwand ist gewaschen und trocknet in der Sonne. Morgen will ich dann endlich alles zusammenbauen...




      Achim
      Achim, wo bekommt man so gut erhaltene Holzgehäuse her, sicher nicht aus der Bucht?
      Ich meine solche ohne Furnierschäden und wo der Lack noch nicht stellenweise abgeblättert ist. Meine sehen fast immer so aus als wenn jemand Fussball damit gespielt hat.
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      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz, da hatte ich wohl Glück im Unglück. Das Gerät war tasächlich aus der Bucht- irgendwann im Winter. Die Bilder in der Auktion waren verwaschene Handyfotos, auf denen das Chassis noch ganz gut aussah und das Gehäuse gar nicht so gut. Der Schock kam beim Auspacken: Chassis verrostet und vermodert, alles feucht und gammelig. Beim Gehäuse waren die Messingteile angefressen, das Holz nur schmutzig.
      Überhaupt war bei diesem Radio jeder einzelne Quadratmillimeter verknastert - von allen Seiten.
      Leider habe ich keine Bilder vom Originalzustand gemacht damals - was das Chassis angeht kann man es noch erahnen, wenn man das Bild ganz am Anfang des Threads betrachtet - und das ist der Zustand nach 5 Std. intensiver Reinigung.
      Wenn das Gehäuse so wie Deins weiter oben in Post 093 gewesen wäre, hätte ich Dir ein Paket geschickt :)

      Ich denke, wenn ein Gerät mal auf dem Sperrmüll war oder im Lagerschuppen oder in einer Werkstatt war, wirds ernst. Meins stand einfach nur lange feucht und schmutzig.
      Achim
      ich glaub die gutaussehenden Geräte sind meist alle in Sammlerhand, das was in der Bucht angeboten wird ist meist Schrott. Entweder ist das Chassis verrostet oder das Gehäuse ramponiert, so wie bei dem hier:
      http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&ssPageName=STRK:MEWAX:IT&item=290318943571
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Müsst Ihr immer alles verkloppen ?!? Viel mehr Geräte werden es wohl nicht mehr.
      Ich vermute, daß diesen Sommer die letzten WII/III's und 3-DS' verscherbelt werden und danach erstmal lange Ruhe sein wird. Weiß jemand von euch, wie viele davon überhaupt produziert wurden. Die Fernsteuerung M/F habe ich dieses Jahr z.B. noch nicht einmal entdecken können - auch nicht ausserhalb Ibäh's ...
      Nix da - hier wird nix verkooft!

      Mit der Fertigstellung der WII / WIII ist das Thema Freiburg für mich abgeschlossen. Die würde ich auch nicht hergeben, im Gegensatz zu meinem Meersburg 7 mit seiner ollen Automatik.
      Es ist doch so: Die richtigen Liebhaber können sich so ein Gerät selber restaurieren und zahlen keine Spinnerpreise. Allen anderen ist so ein Gerät eh nicht so viel wert, für die reicht auch ein Blender.
      Für mich ist das Liebhaberei, die Spaß macht - in Geld würde - und braucht! - sich das nicht auszuzahlen.
      Achim
      Tja,wie viele Geräte von so einer Serie gebaut wurden,würde mich auch mal interessieren,man kann darüber sicher nur mutmaßen,aber es werden schon einige gewesen sein.Ein Problem ist natürlich auch,daß bei Ebay ein und das selbe Gerät oftmals mehrfach auftaucht bzw zum Wieder/Weiterverkauf steht,so entsteht manchmal der Eindruck es gäbe noch einige davon,aber wie oben schon richtig von Heiner erwähnt wurde,mehr werden es sicher nicht mehr.

      Grüsse,
      Peter
      Hallo Achim,
      wie kriegst Du diesen Glanz mit Möbelpolitur hin? Ich hab das schon mit Renuwell, Polyboy und Clou versucht, aber nie diesen Glanz erreicht. Wieviele "Gänge" machst Du ? Mit Zwischenpolitur? wieviel Wartezeit zwischen den Bearbeitungen? Wenn die Politur noch feucht ist sieht es aus wie auf Deinem Foto; ist dei Politur getrocknet, wird sie wieder ziemlich matt.
      mfg Wolfgang
      Hi Christopher, danke für die Zahlen - 45 Millionen Radios 57/58 das klingt mir aber doch ein wenig viel zu viel. Wenn diese Zahlen für Saba-Radioproduktion stehen, und die Freiburg-Reihe dabei nur 5% ausgemacht hat, dann müssten von den 2mio250tausend 6-3D's ja mindestens noch 10% überlebt haben - immerhin noch 250.000 :D

      :boingo: :bang:
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