Philips Bellini

      Hallo an alle Fernsehexperten,

      wenns auch kein SABA ist, so habe ich mich durch Thorben derart inspirieren lassen, dass ich meinen jahrelang herumstehenden SW-Fernseher Philips Bellini (1960) auf die Werkbank hole. Das Gehäuse ist sehr gut erhalten, leider weiß ich zum technischen Zustand (noch) nichts.

      Bevor ich mir einen kaputten Rücken hole, frage ich mal in die Runde, ob sich eine Reparatur lohnt.

      Schaltbild und Grundkenntnisse der Fernsehtechnik vorhanden...


      Gruß, Dieter
      Heute habe ich mich mit dem Bellini beschäftigt. Die Qualität der Bildröhre ist in Ordnung, das vorweg. Deswegen habe ich auch weitergemacht, Konvergenz und Bildlage eingestellt. Sonst ist noch nix passiert.

      Die Testbilder sehen jetzt sehr gut aus, keine Krümmungen, kein Flickern, einfach perfekt !!

      Ein Fehler tritt auf: Während die senkrechten Teststriche nicht betroffen sind, findet man im waagrechten Testbild bisweilen zwischen den Teststrichen aufblitzende dünnere Zwischenstriche, wenn ich richtig beobachtet habe, genau in der Mitte zwischen zwei Teststrichen.

      Da hier ja einige Profis mitlesen, dürfte der Fehler leicht einzugrenzen sein, (hoffe ich).





      Hier das Testbild mit Fehler:








      Gruß, Dieter
      Das Ding zieht ja mächtig Saft!

      Ob das normal ist, weiß ich nicht. Schaue auf das Typenschild, ob 200 Watt Leistungsaufnahme hinkommt.
      Nun zum Testbild mit den doppelten Linien.
      Es kann sein, daß der Bildmustergenerator ein nicht ganz sauberes Synchronsignal liefert und dann ein Doppelbild entsteht, weil falsch synchronisiert wird. In meiner Jugend habe ich ein paar SW-Fernseher repariert und damit mein Taschengeld aufgebessert. Ich kann mich daran erinnern, daß Bildkipp teilweise heikel war, recht empfindlich. Das sollte ein Oszillator sein, der vom Synchronsignal getriggert wird. Der Oszillator sollte recht exakt in der Frequenz eingestellt sein, macht man natürlich im warmgelaufenen Zustand. Wenn Du einen Antennenabschwächer hast, schalte den dazwischen, die Einstellung bei etwas verrauschtem echten Fernsehsender vornehmen, sofern Du noch analoges Programm bekommst.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Dieter,

      zuerst musst Du sicher sein, dass der Effekt auch bei Einspeisung eines normgerechten TV-Signals auftritt.

      Ich hatte früher mal einen - nicht sehr aufwendigen -Bildmustergenerator selbst gebaut, je nach Positionen der Regler für den Abstand der Linien gab es ähnliche Effekte.

      Der Hinweis auf das "Ersetzen der Kondensatoren" ist ja hier unangebracht, strotzt das Gerät doch vor MULLARD (Senf-) Kondensatoren, deren Qualität excellent ist.
      Achim
      Schönes Teil, da schlägt das Herz eines früheren Raffael-S Schauers doch gleich ein paar Takte höher.

      Synchronisationsprobleme sind bei alten Philipsen vor und um 1960 bekannt, der Raffael, der Michelangelo und vermutlich auch der mit der gleichen Fang-Automatik ausgestattete Bellini hatten damit damals ein oft nicht abstellbares Problem.
      Auch das Amplitudensieb konnte schuld tragen, da stritten damals die Gelehrten, aber imho kam nichts dabei raus außer das die Automatik eben unausgereift war.

      Probleme dürfte das heute mit dem Videotextsignal geben, wenn die Automatik das sieht kriegen die Leute im Fernsehen Schwell- und Zerrköppe ;)

      Leistungsaufnahme ist übrigens mit 180W angegeben, über 200W ist etwas herb, vielleicht formiert da noch so einiges nach, sonst müßte man mal gucken wo der viele Ström bleibt.

      Auch würde ich sehr frühzeitig an den Netzschalter gucken, der müßte wie beim Raffael in der vorderen Bedienleiste versteckt sein.
      Philips hatte damals immer ein Osterei unter dem Netzschalter unter der Leiste versteckt, einen heute vermutlich brandgefährlichen Tropidur, VOR dem Netzschalter an Dauerspannung, selbst wenn der Kasten ausgeschaltet ist.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Das grösste Problem, wenn man heute mit diesen Geräten fernsieht, wird durch die mittlerweise rappelvollgepackte Austastlücke hervorgerufen.

      Man darf, wenn Rücklaufstreifen im oberen Bilddrtittel auftreten, nicht wie Früher zuerst an Defekte der Vertikalablenkschaltung denken.

      Erst mal sehen, wie dieser Philips mit den heutigen Signalen zurecht kommt...sonst gibt es Abhilfe durch Zusatzbausteine im Videosignalweg.
      Achim
      Gut, dann werde ich erst mal ein Videosignal über einen Modulator einspeisen und sehen, ob die Streifen weg sind.

      Bericht folgt.

      @ Ulrich: sorry für die mißlungene Wortwahl. Ich habe die Tonnenverzerrungen etc. gerade gerückt und halt nach Schaltbild eingestellt, was ich einstellen konnte.

      (Thread wurde nach "Andere Marken" verschoben)

      Gruß, Dieter
      Kleine Ursache - große Wirkung.

      Ich habe eben nochmal alle Röhren abgeklopft und bin fündig geworden. Eine EF im Videoverstärker verstärkte beim Klopfen den Effekt der Doppellinien. Reinigen der Fassung und des Sockels brachte nix - erst der Wechsel der Röhre behob den Fehler.

      Morgen stelle ich den Schaltbildsausschnitt ein.

      Gruß, Dieter
      Interessant wäre eine Messung des BAS- Signals gewesen, wenn auch nur um zu zeigen das man so einen Fehler auch messen kann.



      Spätes Edit: Mit U * I errechnet man die Scheinleistung (VA) aber nicht die Wirkleistung (W).
      Also 180W Werksangabe bei Strahlstrom "x" und Tonleistung "y" zu gemessenen 200 VA +x passt höchstwahrscheinlich.
      So etwas wie "PFC"

      http://de.wikipedia.org/wiki/Leistungsfaktorkorrekturfilter

      gab es damals noch nicht.

      Gruß Ulrich
      Du hast im Regeltrenntrafo sogar Dreheiseninstrumente, so dass die angezeigten Werte auch zu gebrauchen sind. Einen Sinus hast Du hinter dem Trenntrafo - vor allem bei Allstromgeräten - in aller Regel nämlich nicht mehr.



      Zu dem "Vertikalfehler" fällt mir noch ein, ein Kollege sagte früher immer, wenn irgendwelche seltsamen Bildeffekte durch (defekte) Röhren zu beobachten waren: "Ganz klar, das sind Barkhausen-Kurz Schwingungen!" ;)

      So richtig beweisen oder widerlegen ließ sich das nie...
      Achim
      Hallo Achim und Leser.

      Ich hoffe Dein ex-Kollege liest hier nicht mit.
      Denn sehr belesen war er sicher nicht.
      Barkhausen-Kurzschwingungen treten in der Hor.-Endstufe im Uebergang von Rueck. zu Vorlauf auf. Daher sind die Drosseln auf jeder Pl.. und oft auf der PY.. angeordnet.

      Diese Schwingungen gelangen machmal in das UHF- Signal.
      TVs die nur bei VHF liefen, waren ohne Befund, nach dem Einbau eines UHF- Teils waren diese plötzlich sichtbar.
      Betonung auf "Striche" hier nur einer. Es gibt ganze Vorhaenge!






      UK64 wird das sicher nachbessern koennen.
      hans
      Ah, dieses Problem kenne ich auch.
      Ich hatte auf dem Schulrückweg auf dem Sperrmüll einen kleinen, transportablen Philips Fernseher gefunden. Er sollte aus den 80ern sein. Er ist trotzdem Schw/Wß und der hat auch diesesn schwarzen senkrechten Strich auf der linken Bildseite.
      Demnächst kann ich auch meinen Fernseher vom Bild her einstellen. Ich bekomme von unserem Hyperspace netterweise einen Testbildgenerator. Da freue ich mich schon riesig drauf. Das Bild vom T-116 ist nämlich nicht gerade gut eingestellt.



      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Thorben.

      Ein Hinweis dazu.

      Es gibt auch Linien am linken Bildteil die andere Ursachen haben koennen.

      Fehler in der Ruecklaufunterdrueckung (Austastung) und Geisterempfang, das sieht am die normal unsichtbare schwarze Austastluecke (Ruecklaufzeit) im linken Tel als "breiter" Balken. Breit meint ca. 10% der Schirmbreite.
      Das solltes Du hier zeigen wenn es soweit ist.

      hans
      Hallo Hans,

      genau in diesem Zusammenhang kenne ich die Barkhausen-Kurz-Schwingungen auch, insbesondere beim Farb-Einheitschassis von TFK, Blaupunkt und Siemens konnte man sie finden, nach meiner Erinnerung meist näher am Bildrand gelegen, oft auch deutlich breiter.
      In vielen Fällen sah man sie nur bei rauschendem Bildschirm oder Raster, nicht jedoch im normalen Fernsehbild.
      Der Ersatz der PL509/519 beseitigte regelmäßig den Fehler - möglicherweise waren bei diesen frühen Chassis auch noch keine Drosseln vorgesehen.

      Der genannte Kollege war übrigens dem Alkohol verfallen, hielt sich aus dem operativen Reparaturalltag geschickt heraus, machte aber regelmäßig verbale Einwürfe wie oben zitiert oder auch "Blockkondensator kaputt!", "bestimmt nur der Boosterkondensator!", "schwarz ist rot und muss ist plinus!", "Mensch pass auf, die PL kriegt dicke Backen!"...

      Gerne stellte er mir mir auch ein Gerät auf den Tisch mit der Fehlerbeschreibung "Bild zieht!!" Die Bitte um eine Konkretisierung der Fehlerbeschreibung blieb stets unbeachtet, mit den Jahren merkte ich, dass sich dahinter JEDER denkbare Fehler verbergen konnte.

      Er saß vorzugsweise an seinem "Arbeits"platz, eine Bierflasche in der Hand, 5 leere Flaschen auf dem Tisch und 5 volle unter dem Tisch.
      Ich werde nie vergessen, als der Chef eines Tages aufgebracht in die Werkstatt kam, all das sah und losschimpfte: "Es muss Schluss sein mit der Trinkerei den ganzen Tag!!!"
      Die (schlagfertige, leicht gelallte) Antwort des Kollegen: "Dann sauf doch nicht so viel!"

      Jeder hat vermutlich einmal so einen Kauz kennengelernt ;)
      Achim
      Hallo Thorben,
      wenn der Philips aus den Achtzigern stammt hat er keine Röhren mehr, ohne Röhren keine
      Barkhausen-Kurz-Schwingung.

      Aus dem Buch "Fernsehtechnik" von F. Möhring:
      Bei UHF-Empfang, jedoch auch bei VHF-Empfang, können senkrechte dunkle Linien, meist im ersten Drittel des Bildschirmes auftreten.
      Es handelt sich hierbei meist um sogenante Barkhausen-Kurz-Schwingungen die durch pendelnde Elektronen im Innern der Zeilenendöhre entstehen.
      Die hierdurch erzeugten Schwingungen werden abgestrahlt und gelangen über die nicht abgeschirmte Antennenzuführung an den UHF-Tunereingang und werden hier weiter verstärkt.
      An der Kathode der Bildröhre treten dann spitze Impulse auf, die über den Schwarzwert hinausgehen, so daß in diesem Zeitpunkt die Bildröhre dunkel gesteuert wird.
      Ob es sich tatsächlich um Barkhausen-Kurz-Schwingungen handelt lässt sich auf einfache Weise feststellen. Wird nämlich ein kleiner Magnet der Zeilenendröhre in Höhe der Anodenbleche genähert so muss die Störung auf dem Bildschirm verschwinde wenn es sich um Barkhausen-Kurz-Schwingungen handelt.
      Gruß Ulrich