Brumm

      Moin,
      ein leichtes Brummen ist meist normal. Wenn es deutlich wird, dann haben die Kondensatoren des Netzteiles an Kapazitaet verloren und schlimmer, die Koppelkondensatoren des NF-Teiles haben Leckstrom und die Endroehre laeuft hoch.
      Gefaehrlich sind hier alle Kondensatoren mit Bitumen- und Wachsverguss.

      Darum sind die alten Radios grundsaetzlich zu ueberholen.

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      PeterL
      Hallo Sebastian

      Wie selbst anhand dem Triberg 11 festgestellt, ist es meist nicht normal, dass ein Gerät brummt. Es gab / gibt Ausnahmen.

      Vielmehr könnte es sein, dass sich z.B. beim Second-Hand Händler irgend eine starke Störquelle befindet oder, was weniger wahrscheinlich ist, alle Geräte Defekte aufweisen.

      Übrigens werden defekte Koppelkondensatoren kaum zu Brumm führen. Eher vielleicht einmal eine defekte Röhre und natürlich, wie von PeterL angemerkt, die Netzteil-Elkos.

      Gruss, Walter
      Das klingt ja alles so als wenn es ohne grosse Schwierigkeiten zu reparieren wäre.

      Im übrigen geht es vorallem um ein Siemens H9 radiomuseum.org/r/siemens_luxussuper_h9_stereo.html, wenn ich das richtig einschätze gehörte dies ja schon zu den besseren Geräten. Jetzt soll es VHB 60.- Euro kosten.

      Wäre es nach dem Austausch von Kondensatoren unbedingt erforderlich das Gerät neu abzustimmen? Mit dem Lötkolben kann ich ganz gut umgehen, aber zur Abstimmung fehlen mir die erforderlichen Gerätschaften.
      Moin,
      Ein Neuabgleich ist nur notwendig, wenn frequenzbestimmende Teile im Empfangsteil ausgetauscht wurden, oder wenn das Empfangsteil verstimmt ist.
      Das kommt aber eher selten vor, die Langzeitstabilitaet der Kreise ist
      zumindest bei Qualtitaetsgeraeten nicht schlecht.

      Die zu tauschenden Papierkondensatoren gehoeren nicht dazu. Man sollte
      hier darauf achten, dass die Ersatztypen den dem Original naechstliegenden
      Kapazitaetswert haben. Geraete aus den 50ern haben noch ein anderes Werteschema, das nicht immer genau auf das heutige Werteschema mit
      seinem Toleranzsystem passt. Die sich ergebenden Abweichungen sind
      praktisch vernachlaessigbar (z.B. 0,05µF->0,047µF).

      Die Elkos im Netzteil und an der Katode der Endroehre sind unkritisch, hier kann man auch den doppelten Kapazitaetswert nehmen. Im Allgemeinen haben Roehrenradios nur 4 Elkos.
      Lade-, Siebkondensator, Katodenelko der Endroehre und der Ratioelko im FM-Gleichrichter (der Ratioelko sollte nicht vergroessert werden).

      Bei Geraeten mit Gleichrichterroehre im Netzteil darf der Ladeelko nicht vergroessert werden, es sei denn, der naechstgroessere Wert ist nicht groesser als der in den Roehrendaten angegebene.

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      Peter
      Hallo,

      mit dem Abstimmen meinte ich mehr die Potis, welche die Betriebspunkte der Röhren regeln. Wenn ich richtig liege sollte man das ja bei Gegentakt-Endstufen schon beim Röhrenwechsel, aber o.g. Gerät hat einfache Endstufen.

      Das mit der Kapazitätsvergrösserung bei Röhrengleichrichtern hätte ich nicht gedacht, wie kommt das?
      Moin,
      Roehrenradios haben so gut wie nie Abgleichelemente fuer den Ruhestrom der Endstufe.
      Sie erzeugt sich ihren Arbeitspunkt durch die automatische Gittervorspannungserzeugung ueber den Katodenwiderstand. Bei einer EL84 stehen an der Katode typischerweise ca.7,5V gegen Masse.
      Auch die Gegentaktendstufen von Roehrenradios erzeugen sich so ihre Gittervorspannung.
      Ist die Spannung an der Katode der Endroehre zu gross, ist meist der Koppelkondensator am Steuergitter defekt.
      Ist sie zu klein, ist meist die Roehre verbraucht. Weiter sollten auch Anoden- und Schirmgitterspannung gemessen werden.
      Wenn man probehalber den Katodenelko abtrennt darf sich die Spannung nicht veraendern, sonst hat der Elko Schluss. In diesem Fall ist die Endroehre in Gefahr.
      Die Kapazitaet des Katodenelkos ist unkritisch, darf auch groesser sein.

      Die begrenzte Kapazitaet der Ladekondensatoren von Roehrengleichrichtern hat den Grund in den Ladsestromspitzen des Kondensators. Diese koennen besonders beim Anheizen Werte annehmen, die fuer die Roehre schaedlich sind. aus dem Grund wird die Groesse des Kondensators begrenzt und in die Leitungen vom Trafo zu den Anoden der Glr.Roehre Widerstaende gelegt, die die Stromspitzen abschwaechen. Die Widerstandswerte sind meist in den Datenblaettern angegeben.
      Besonders kritisch ist es, wenn das Radio nur kurz ausgeschaltet wird.
      Die Roehre ist noch warm, der Kondensator wird aber schnell entladen.
      Schaltet man sofoert wieder ein, muss der leere Kondensator aufgeladen
      werden, wofuer der maximal verfuegbare Strom gezogen wird, da der entladene Kondensator sich wie ein Kurzschluss verhaelt

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      Peter
      Eine Frage zu den oben erwähnten Spannungsmessungen an den Röhren:
      kann man diese im allgemeinen auch bei gezogener Röhre vornehmen?
      Bei einem neu erstandenen Gerät, welches noch keine Platine kennt, komme ich teilweisse gar nicht an die Sockel von unten heran bzw. es besteht die Gefahr mit den Messspitzen einen Kurzschluss auszulösen.

      Allgemeine Symptome: Lautstärkeregler muss weit aufgedreht werden, starke Verzerrungen schon bei Zimmerlautstärke und insb. wenn ich die Lautstärke zurückdrehe geht sie kurz ganz zurück und kommt dann wieder, ähnlich wie bei einem schlechten Kompressor wenn ein Paukenschlag kommt. Könnte mir vorstellen dass neben den wohl verbrauchten Röhren auch Gleichspannungen im Spiel sind?
      Moin,
      bei gezogener Roehre bekommst Du teilweise keine Messergebnisse.
      Das heisst, Du bekommst bei gezogener Endroehre die Leerlaufspannung des Netzteiles (die Endroehre stellt ca. 80% der Netzteilbelastung) und
      die Spannung am Steuergitteranschluss. Die Katodenspannung wird durch den Katodenstrom hervorgerufen, sie gibt es also nur bei gesteckter Roehre.
      Die Katodenspannung laesst sich auch am Katodenelko messen.

      Die Spannung am Steuergitteranschluss ist natuerlich ein wichtiger Punkt,
      sie muss 0V betragen, geringe negative Werte sind zulaessig, positive nicht.

      Das von Dir beschriebene Verhalten passt auf einen Koppelkondensator am Steuergitter, der sich bei Aussteuerung auf(um)laedt.
      Das kann er nur, wenn die Gitterspannung nicht stimmt, so dass die Signalspannung an der Strecke Gitter-Katode gleichgerichtet wird.
      In dem Fall ist die Katodenspannung sehr gering, entweder ist das Netzteil defekt (hochohmiger Gleichrichter und taube Elkos) oder die Endroehre ist selbst taub, so dass kein nennenswerter Katodenstrom (= Anoden+Schirmgitterstrom)
      mehr fliesst.
      Sobald sich der Kondensator aufgeladen hat, wird die Roehre gesperrt und erst wieder frei,
      wenn die Aussteuerung zurueckgenommen wird.
      (den Effekt kennt man auch von uebersteuerten Verstaerkern mit zu grossen Koppelkondensatoren)

      Wie hoch sind denn die Spannungen an der Endroehre?
      Was fuer ein Typ?

      73
      Peter
      Es handelt sich um eine EL84 in einem Grundig 4066. Die Spannungen gegen Masse gemessen:
      1: -
      2: 14-
      3: 14-
      4: 0- Hzg.
      5: 0- Hzg.
      6: -
      7: 210-, 5-150~ oder theor. sicher auch mehr je nach Lautstärke
      8: -
      9: 202-!!!

      Oder muss ich gegen Plus messen? Du erwähnst ja einen evtl. leicht negativen Wert am Steuergitter, negativer als Masse? Und dieser riesige tatsächliche Messwert dort, also ich bin leicht irritiert.
      Ich muss mir wohl eh erstmal den Schaltplan besorgen.

      Das Netzteil bringt übrigens 230V~, nach dem Gleichrichter (so ein roter flacher Kasten, Selen kenn ich nur als Stab mit Kühlrippen) sind es 260V. Der Elko direkt hinterm Netzteil ist hat dann noch einen dritten Anschluss der mit am Steuergitter liegt.
      Moin,
      Selengleichrichter haben viele Bauformen, die im Grundig ist eine davon.
      Der Stab mit Kuehrippen ist uebrigens eine Gleichrichtersaeule ohne Gehaeuse.

      Der Grundig hat einen satten Katoden-Steuergitterschluss.
      An der Katode sollen etwa 7,5V, am Gitter nichts zu messen sein.
      Die Spannungen werden grundsaetzlich gegen Masse, im Allgemeinen
      also das Chassis gemessen.

      Hier haben Katode und Gitter die gleiche, positive Spannung.
      Ziehe mal die EL84 und mess nochmal. Die Spannung an pin 3 muss 0V sein,
      an pin 2 ebenso. Zwischen Pin2 und 3 muss ein Widerstand von 680k bis 1M Ohm zu messen sein. (ich weiss jetzt nicht, welchen Gitterableitwiderstand
      Grundig ueblicherweise fuer eine EL84 verwendet hat.)
      Der gleiche widerstand muss auch mit eingesteckter Roehre bei spannungslosem Geraet zu messen sein.

      Wenn der Grundig noch Papierkondensatoren mit Bitumen- oder Wachsverguss hat,
      sind diese auszutauschen.

      Wenn der Katodenwiderstand den im Tabellenbuch genannten Wert von ca. 135 Ohm hat, dann zieht die Roehre um 100mA, was deutlich ueber den 65mA als
      zulaessigem Grenzwert liegt. Die EL84 wird also umgebracht..., die
      Anode sollte eigentlich gluehen. (21W Belastung, 12W sind zulaessig)
      Zu einem hohen Anodenstrom passt auch der Spannungsabfall von 50V ueber der Primaerwicklung des Ausgangsuebertragers.

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      Peter
      Hi Peter,

      ich hatte Steuer- und Schirmgitter verwechselt, deshalb war ich so verwundert.

      Der Rest wie Du sagst:

      Zw. 2-3 800 kOhm.

      Ohne RÖhre:
      2 20V
      3 0V

      Kondensator ab:
      ohne Röhre:
      2: 20V
      3: 0V

      mit Röhre:
      2: 0V
      3: 6V

      Ich sehe auf Anhieb 7 wachsvergossene Kondensatoren, das wird ein Spass, weil das Gerät keine Platine hat und die Löterei somit zum Balanceakt wird. Ich muss schon sagen, mein Triberg-11 ist da High-Tech dagegen.
      Dann sind da noch 2 Kondensatoren mit gelben Plastiküberzug und paar kleine Elkos, kann man die lassen?

      Hinzu dürften wohl sowieso einige verbrauchte Röhren kommen, wohl zumindest die EL84, und die EAA91 glüht beim Einschalten kurz heftig auf, könnte mir vorstellen dass da der Heizfaden schon sehr unregelmässig geworden ist.

      Ist wohl schon verwunderlich dass das Radio überhaupt noch spielt.
      Moin,
      heftiges Aufgluehen beim Einschalten ist fuer manche Roehren durchaus
      normal. Die jetzige EAA91 ist schon 50 Jahre alt damit geworden...

      Auf pin 2 liegen immer 20V, herausfinden, wo die herkommen. Hier darf nie
      eine Spannung zu messen sein. Pin2 ist Gitter1.
      Wenn es nicht der Koppelkondensator ist, kann die Fassung Feinschluesse haben. Erstmal gruendlich mit Kontakt WL reinigen.

      Die kleinen Elkos sollte man auch tauschen. Im Zweifel die gelben Kondensatoren auch.

      So schlimm finde ich die Reparatur in offenen Verdrahtungen nicht. Gewoehnungssache...

      73
      Peter