Die Flohmarkt-Sabine von franzbernhard

      Hallo Sabagemeinde,

      heute möchte ich meine Sabine und damit mich vorstellen.

      Die Sabine habe ich in Osnabrück für fünf Euro auf dem Flohmarkt gekauft. Alle Röhren waren vorhanden und das Gehäuse schein in einem guten Zustand zu sein. Bei der genauen Bestandsaufnahme stellte ich fest:

      1.Gehäuse: 3 Schichten Farbe übereinander. Wenn ich im Forum nicht den Hinweis auf das Sabineschild gefunden hätte, hätte ich es glatt übersehen.

      2.Der Verschmutzung und Verstaubungszustand hält sich in Grenzen: Kaum Fett und keine Nikotin.

      3.Das Saba Schild an der Kunststoffskala fehlt.

      4.Das Netzkabel fehlt.

      5.Der Klangregler lässt sich nicht bewegen.

      6.Die Sabine wurde schon mal repariert: Ein Widerstand für den Spannungsteiler war wohl abgeraucht; hier wurde ein neuer 32 Ohm Widerstand himmelweisend installiert. Auch einige Kondensatoren wurden schon getauscht.

      7.Die MW Spule auf der Ferritantenne war lose.

      8.Das Metallgitter vor dem Lautsprecher ist massiv mit Farbe und anderem Dreck verschmutzt.

      9.An der Rückwand fehlt eine Ecke.

      Aber es ist eine Sabine L mit Vario UKW und einem großen Sabalautsprecher. Dies und das tolle Forum hier haben mir Mut gemacht es mal mit der Wiederinbetriebnahme und Restauration zu versuchen. Das Schaltbild habe ich hier im Forum gefunden und auf DIN A1 ausgedruckt.
      Da ich als Jugendlicher vor ca. 30 Jahren schon mal Radios zerlegt und gebastelt habe, konnte ich den Schaltplan überprüfen und feststellen, dass ich den richtigen habe. Damals (ca. 1978) gab es große Sperrmüllsammeltermine, wo die Leute in der Stadt alle gleichzeitig den Speermüll an die Straße gestellt haben. Da brauchte man nur mit dem Fahrrad eine halbe Stunde durch die Gegend fahren und schon hatte man mehr als 5 Röhrenradios zusammen. Während meines Studium sind die Reste aus dieser Zeit bis auf einen Telefunken Concertino von meiner Mutter „entsorgt“ worden :(.

      Das Bakelitgehäuse wurde via Moltofill-Abbeizer und einigen Gummihandschuhen in insgesamt vier Arbeitsgängen von der Farbe befreit. Hier seht ihr den Zustand vor und während dieser Prozedur, die deutlich länger gedauert hat, als ich es dachte.


      Drei Farbschichten sind für Sabine zu viel!


      Bei der Spülung zwischen durch.

      Auch das Neulackieren, das ich einer Airbrush durch führen wollte, war schwierig. Die RAL 1015 Farbe aus dem Baumarkt war eine „Zwei in Eins“ Acrylfarbe. Wenn ich die Farbe verdünnt hatte, damit die soeben noch zu spritzen war, liefen die Farbtränen herunter. Am Ende habe ich drei Mal lackiert und wieder geschliffen und beim letzen Male die unverdünnte Farbe mit einer Rolle aufgetragen. Jetzt ist die Sabine mit einer leicht angerauten Oberfläche versehen, aber das gefällt mir gut. Die Goldstreifen und das Sabineschild habe ich nach euren Anleitung behandelt: Auch meiner Frau gefällt es!

      Der Klangregler ließ sich gar nicht mehr drehen. Die Laustärke und der Klang werden über ein koaxiales Doppelpoti mit Zwischenabgriff geregelt. Bremsenreiniger und Kontaktspray wollte ich da nicht rein sprühen, weil ich nicht wusste was dann passiert. Im Internet ließ sich kein Ersatz finden; also habe ich mit an meine Jugend erinnert, wo ich diese Potis mal auseinander genommen habe. Der modulare Aufbau ist über Metallklammern und Nieten mit einander verbunden. Die Metallklammer lassen sich aufbiegen ohne dass sie abbrechen, die Nietenköpfe werden vorsichtig aufgefeilt. Danach zerfällt das Poti in seine Einzelteile. Es stellte sich heraus, dass die Achse des Klangreglers verharzt war. Also alles säubern und wieder zusammenbauen. Das Poti im Schraubstock vorsichtig zusammen pressen. Die Metallklammern zurückbiegen und festklopfen. Da die Nieten nicht mehr zu schließen sind, haben ich die Nietköpfe angelötet: Nun funktioniert das Poti wieder.

      Bei der Gelegenheit stellt ich fest, dass der Bastler, der vor mir die Sabine in den Hände hielt, vergessen hatte, an der UL84 den Überbrückungskondensator zur automatischen Gittervorspannungserzeugung zu löten. Mithin wird wohl die Lautstärke nicht befriedigend gewesen sein. Das ist nun anders.

      Nach der Reinigung des Restchassis, Überprüfung des Doppel-Elkos und Austausch der Teerkondensatoren (bis auf eine 0,1 μF den ich noch nicht habe) musste das Netzkabel angeschlossen werden. Ich habe ein dreiadriges Kabel genommen und den Nullleiter wie im Schaltbild angegeben als zusätzlich Antenne angeschlossen. Der Stecker ist natürlich nur mit zwei Leitungen verbunden, denn Sabine ist ja ein Allströmer.

      Die Inbetriebnahme war überraschend. Sabine braucht etwas länger um warm zu werden, aber dann heizt sie nicht nur die Röhren sondern den gesamten Raum. Ich hatte auf UKW unser Kabeldeutschlandkabel über einen Conradbalun angeschlossen: Alle UKW Sender waren gleichzeitig zu hören, keine Trennung der Sender! Dann habe ich erstmal auf MW umgeschaltet: Leiser Empfang einzelner Sender. Die Spule auf der Ferritantenne musste mit einen Kunststoffstift in die richtige Position gebracht werden. Schon hatte ich lauten klaren MW Empfang, obwohl ich im Keller meinen Radioarbeitsplatz habe. Das ist wohl die berühmte Sabaqualität! Nach dem Umschalten auf die UKW war dann auch hier alles klar, denn die Sender trennen sich nun gut. Die UCC 85 muss wohl erst richtig warm werden, damit alles funktioniert.

      Hier die Sabine ohne Gewand:



      Hier der Zusammenbau …


      Das Aluminiummetallgitter habe ich durch ein Lochblech aus dem Baumarkt ersetzt. Es ist zwar nicht original aber schön ist es trotzdem. Das alte Alugitter wird in einem unbeobachteten Moment wohl in der Spülmaschine gereinigt. Wenn das nicht hilft, probiere ich den Bremsenreiniger…

      …und das obligatorische „Sabine bei Nacht“ Foto.


      Am Ende bleibt nach das fehlende Schild, dessen Neuerstellung littledennis beschrieben hat. Leider braucht man dazu ein Muster, das ich nicht habe. Ich werde ihm eine PM schicken. Vielleicht geht da noch was!



      Jetzt suche ich noch einen schönen Platz in unserem Haus, um die 4-5 Stunde Dauerlaufprobe zu machen.

      Einen Test zur Überprüfung der UL84 habe ich noch gemacht. Über den alten MP3-Player meines Sohnes habe ich verschiedene Testsignale durch den Sabine-Schallplattenspieleranschluss geschickt. Bei 1 kHz kommt das Sinussignal unverzerrt beim Oskar an, jedoch überlagert mit einem nicht unerheblichen 50 Hz Signal. Das Brummen ist bei niedriger Lautstärke auch leicht zu hören. Möglicherweise sind die Siebelko doch nicht mehr so gut wie ich dachte. Ich werde mir neue besorgen.

      Weiter geplante Projekte sind ein Wega 111, auch ein Bakelitradio, ein Grundig 4004W, der bereits erwähnte Telefunken Concertino und die Grundig Musiktruhe 7050. Sollte mit jedoch ein Saba über den Weg laufen, wird alles andere stehen gelassen…
      ... und alles wird gut! Viele Grüße Franz
      Hallo Franz,

      saubere Arbeit! Ich werde nun bei meiner Sabine auch das Verfahren aus zwei mach eins anwenden. Die kleinen SABA Schildchen gingen wohl schnell verloren, leider kann ich damit auch nicht aushelfen.

      Wenn Du das Metallgitter hinter dem Kunststoffgrill wieder sauber hast würde mich das auch interessieren wie Du es hinbekommen hast.

      Ich hoffe, daß ich über Weihnachten die Zeit finde auch mein Gerät fertigzustellen.

      Der Siebelko ist bei mir auch schon ganz schwach, anstatt der 100 µF hat er nur mehr 30 µF. Ich hatte einen Ersatz bei FJZ bestellt, mußte aber feststellen, daß der vom Platz nicht paßt. Die zweitbeste Lösung wird wohl sein die fehlende Kapa mit einem handelsüblichen Elko parallel zu ersetzen.

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo,

      hier noch ein Nachtrag:

      "Alle UKW Sender waren gleichzeitig zu hören, keine Trennung der Sender!"
      Im Freiluftempfang zeigte sich nach einger Zeit, dass es zu Fadings im UKW- bereich kam bis hin zum kompletten Ausfall des UKW Variometers.
      Nach dem Austausch der UCC85 waren diese Effekte beseitigt. Ursache war also wohl eine defekt Röhre, die in einer Abschirmung steckte. Die habe ich jetzt erstmal weggelassen. Der Empfang ist gigantisch!

      @Wolfgang:
      Danke für das Lob.
      Ich habe die Aktivitäten mit der originalen Aluabdeckung zurückgestellt. Spülmaschine und schrubben hat nicht viel gebracht. Sobald ich die richtigen Gerätschaften gefunden habe, ist ein längeres Bad in Acteon geplant. Normalerweise ist danach alle Farbe abgelöst. Für Alu mag das gehen, für Gehäuse ist das nicht so gut!
      Wie ich aber die Beulen herausbekomme, weis ich noch nicht.
      ... und alles wird gut! Viele Grüße Franz