2. Wahl?

      Handelt es sich vielleicht um Geräte, die vollständig aus instandgesetzten Komponenten zusammengesetzt sind? Das wäre ja sinnvoller als ansonsten gute Geräte aus der Serie mit einzelnen reparierten Komponenten zur 2. Wahl zu machen??
      Es könnte auch sein, daß diese Stempel überall angebracht wurden, um zu verhindern, daß Händler durch Austausch einer Komponente ein Gerät der ersten Wahl herstellen.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Wo doppelt?

      Heino, das ist es ja was ich eigentlich nicht so recht glauben kann, alles aus repariertem Zeug usw.

      Die Produktion läuft (für gewöhnlich und da wo ich sowas mitmachte) so ab, daß nach jedem abgeschlossenen Fertigungsgang - oder öfter - eine Prüffeldkontrolle stattfand. Es wurde also eine nicht funktionierende Elektronik nicht eingebaut und, eine nicht spielende Mechanik auch nicht, sondern sie wurden aus dem Ablauf genommen und in die Reparatur gegeben.
      Nachdem die Techniker - diesmal nicht Fließbandarbeiter sondern gelernte Rundfunk-Fernseh-Techniker samt Meister, Ingenieuren usw. - damit durch waren, oft waren es nur kleinste Probleme, ein Draht falsch geschossen, ein Widerstandsbein verbogen usw. wurden die Teile prüffeld-gestempelt wieder in den Prod-Ablauf zurückgeführt und dort ganz normal neuwertig verbaut. sie waren ja auch im Prinzip neu wie die Serie, eher besser, weil akribisch nach Restfehlern abgesucht.
      So konnten also schon von alleine nie "2.Wahl" Geräte entstehen.

      Und das da extra einer saß der nur "2.Wahl" aus dem zusammengefrickelten Rest der endgradigen Ausxchußteile, die nach dem Prüffeld noch nicht leben wollten zusammengekloppt und einigermaßen hingebogen hat, kann ich mir bei SABA nicht vorstellen. Sowas ging bei uns damals in den Müll bzw. an Verwertungs-Aufkäufer, und da war vertraglich festgelegt, daß sowas nicht in den normalen Umlauf der Neugeräte kam, es war alles entstempelt, speziell codiert und irgendwo dick markiert. Das konnte man dann maximal bei Conrad oder Trafo Löwe oder Völkner als "Defektlaufwerk ohne Köpfe und Elektronik", oder als "Schlacht-Elektronik ungeprüft und ohne Schaltbild" oder ähnlichen Buden kaufen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Heino,

      zur Diskussion über 2.Wahl bei SABA darf ich folgendes feststellen:

      Bis zum Jahr 1955 wurden die an den Schaltbändern produzierten Geräte in das Rundfunkprüffeld zum Abgleich gebracht. Dort saßen in verschiedenen Gruppen (Freiburg/Meersburg/Freudenstadt usw.) ausschliesslich Rundfunkmechaniker die die Geräte abgeglichen haben, Fehler feststellten und selbstständig reparierten.Dauerte die Auswechslung eines Teiles länger, wurde das Gerät einem Reparateur übergeben der nur Teile auswechselte, denn die Produktion musste ja weiterlaufen. Nach Auswecheln der defekten Komponenten wurde das Gerät wieder dem selben Rundfunkmechaniker zum Fertigabgleich übergeben.(Vom Typ Freudenstadt musste ein Rundfunkmechaniker täglich 30-35 Geräte abgleichen u. reparieren.)

      Ab 1955/56 wurden die Geräte in einer "Gruppe" abgeglichen d.h. es wurden aus Kostengründen auch angelernte Kräfte, hauptsächlich Frauen, eingesetzt.
      Am Freiburg-Automatic-Band lief dies folgendermassen ab:
      1. Platz Rundfunkmechaniker - mech. u. funktionelle Überprüfung NF-Messung
      2. " angelernte Frau - AM/ZF Abgleich
      3. " " - AM/HF Abgleich
      4. " " - FM/ZF Abgleich
      5. " " - FM/HF Abgleich
      6. " " - FM/AM Automatic-Abgleich
      7. " Rundfunkmechaniker -Schlussprüfung u. ev.Nachgleich
      8. " " - Reparaturen
      9. " " - Gruppenleiter ,Reparaturen

      Danach wurden die Chassis von den Einbauern in die Gehäuse eingebaut und nach einer nochmaligen Schlusskontrolle zum Versand gebracht. (Freiburg Automatic täglich zwischen 100 bis 110 Stück.)

      EINEN STEMPEL 2.WAHL HABE ICH WEDER AUF EINER KOMPONENTE NOCH AUF EINEM FERTIGEN GERÄT BEI SABA JE GESEHEN !!!

      Viele Grüsse aus dem schönen Hegau!
      Helmut
      SABANESE von 1954-1962.
      So wie Helmut das beschreibt hört es sich sinnvoll und von einer Qualitätsfertigung erwartbar an. Klar das jeder Hersteller Variationen davon macht, sowie es eben insein Konzept am besten paßt. Aber eben würde imho keiner der was auf sich hält sowas wie "2.Wahl" (alles aus werkseitigem Reparaturausschuß zusammengedengelt) in den Handel geben. Schon garkeine so hoch reputierte Qualitätsfirma.

      Heinos Version wird somit zwar interessanter, aber erscheint mir irgendwie auch nicht so ganz vorstellbar. Die Händler waren durch Verträge an die Hersteller gebunden. Sie bezogen neue, mit Garantien versehene Geräte beim Werk und reichten sie an den Endverbraucher weiter.
      Da ist kein Spiel drin für irgendwelches Eigengefrickel, und wenn dann verstieße es sicher gegen die Werksverträge, denn allein die nötige Umwidmung von Garantieurkunden, Fremdeintrag von Gerätenummern und Komponentennummern und andere Abläufe im Garantiefall würden ja fast einem Betrug nahekommen. Die Haftung für solche Produkte nach deutschen Verbraucherschutz- und Sicherheitsgesetzen wäre auch unklar - wer wäre Hersteller? Kennzeichnungspflicht? wer hält den Kopf hin für die VDE-Prüfungen? Entspricht so ein gerät überhaupt den eingereichten Prüfmustern usw. usf.

      Ich finde, je mehr man nachdenkt desto rätselhafter erscheint das alles.

      Ob sich vielleicht irgendwie per Vergleich feststellen ließe, ob und welche Abweichungen dieses 2.Wahl-Gerät gegenüber einem normal gekennzeichneten Seriengerät aufweist? Denn es kann ja unmöglich 1:1 wie vom Fließband jemand von Hand zusammengekloppt haben.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hinter der Geschichte steckt meiner Meinung nach auch keine Logik.
      Entweder eine Komponente funktioniert oder sie funktioniert nicht. Funktionierte sie nicht, dann wurde sie funktionierbar gemacht.Wer sollte denn von den kleinen Leuten entscheiden ob etwas 2.Wahl wird ?
      Natürlich hat es beim Handel auch fragwürdige Deals gegeben. Ich erinnere mich noch gut daran, als es mit dem Kühlschrankgeschäft nicht so gut lief und ein Betriebsangehöriger einen KS günstig kaufen wollte, dann wurde eben einer mit
      einem "kleinen Kratzer" als 2. Wahl verkauft. Dies wurde aber nach aussen nie mit einem Stempel " 2.Wahl" dokumentiert. Ähnlich könnte es auch mit Radiogeräten funktioniert haben.

      Viele Grüsse

      Helmut
      SABANESE von 1954-1962.
      Habe hier den Stempel Nr.2 auf dem Chassis eingestellt.

      Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass dieser vom Handel angebracht worden wäre, denn dazu muß das Tonbandgerät total zerlegt werden.

      Habe mir das Gerät mal im Lauf genau angeschaut und dabei ist mir aufgefallen, daß das Plastikteil auf der Schwungmasse, auf welchem der Antriebsriemen augespannt ist total eiert. (Die Schwungmasse aber nicht.) Die restlichen Riemenscheiben laufen dagegen tadellos "rund" Ob diese Eierei den Gleichlauf verschlechtert, kann ich nicht sagen. Hörbar jedenfalls nicht...


      Gruss Uwe
      Hallo Uwe,
      Saba hatte ja mit den ersten Tonbandgeräten (ich glaube es war das TK 75) grössere Schwierigkeiten. Ich erinnere mich noch, dass viele Tonbandgeräte zur Reparatur an SABA zurückgeschickt wurden. Dabei waren auch Geräte mit besprochenen Bändern deren Inhalt ich hier nicht wiedergeben möchte,denn da ist manch hartes Wort gefallen.

      Vielleicht hat ein Kunde über den Mißgriff mit dem Stempel "2.Wahl" seine Wut zum Ausdruck bringen wollen ?

      Gruss Helmut
      SABANESE von 1954-1962.
      Es wird also immer rätselhafter.

      An eine Werks-2.Wahl kann ich nach wie vor nicht glauben.

      Aber was wäre, wenn ein Großabnehmer, ein Kaufhaus, ein Einkaufszentrum, ein Betreiber einer Beschallungsanlage, der mehrere Maschinen im Dauerberieselungs-Einsatz hatte, sich nach gewisser Laufzeit und sich einstellenden Betriebsproblemen die Geräte durch einen eigenen Techniker auseinandernehmen und die Baugruppen grob nach Funktionsfähigkeit sortieren lassen hat? Nach dem Motto: 1. Wahl in die Anlage, 2. Wahl in´s Regal als Backup bzw. Ersatzteilspender.

      So würde die Markierung Sinn machen, man müßte sich nicht immer wieder neu einarbeiten und alles immer wieder komplett neu durchtesten, könnte Komponenten schneller und kostengünstiger tauschen und es würde auch erklären, warum bei dem hier besprochenen Gerät ein kleines, bisher noch nicht in´s Gewicht fallendes Problem am Capstan sichtbar wurde. Die Elektronik könnte ähnliches haben, eine wackelige Buchse, ein manchmal knisternder Schaltschieber, eine gebrochene und nachgelötete Ecke einer Leiterplatte u.ä.

      Im Werk hingegen hätte man richtig repariert und irreparables ausgemustert.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      sabaheseen postete

      Saba hatte ja mit den ersten Tonbandgeräten (ich glaube es war das TK 75) grössere Schwierigkeiten.

      Vielleicht hat ein Kunde über den Mißgriff mit dem Stempel "2.Wahl" seine Wut zum Ausdruck bringen wollen ?

      Gruss Helmut
      Würde mich nicht wundern.

      Saba hat sagenhafte Radios gebaut, Tonbandgeräte hätten sie besser weggelassen. Ich hatte einige TB´s von Saba, keines davon taugte etwas. Nur das Sabafon TK 75 sowie die legendäre 600SH sind hiergeblieben. Sind jedoch nur bessere Museumsstücke, zum Benutzen ist praktisch jedes Gerät anderer namhafter Hersteller besser. Das beste Modell war noch das 664 (oder 674 ?) Aber auch hier hat der grauenhaft laute Rumpel-Lauf jeden Spass vermasselt.

      Sorry für das harte Urteil, sind aber meine Erfahrungen. Ich bleibe daher lieber bei den Saba-Radios, die haben kein Laufwerk, welches für Ungemach sorgt ;)

      Gruß
      Thomas
      Hier nochmals ein Bild von dem wieder hergestellten Tonbandgerät:

      Dank Andreas ist auch der rechte Kanal wieder mit einer Anzeige ausgestattet. Ist zwar nicht 100% optisch passend, jedoch voll funktionierend. War ein anderer Hersteller. Vielen Dank nochmals!
      Und wie oben schon beschrieben, das Gerät klingt toll. Einziger Wehrmutstropfen ist der relativ laute Motor. Ist auch schon im Leerlauf gut zu hören. Ob das vielleicht auch ein Grund für die 2. Wahl Bestempelung war? Habe leider keinen Vergleich zu einem anderen TG 544.
      Auf jeden Fall freue ich mich über das Gerät!
      Erstaunlich übrigens, dass es nach geschätzten 20-25 Jahren bei unsachgemässer Lagerung elektronisch verstärkertechnisch noch intakt ist. War ein Kellerfund und sah dementsprechend aus...

      Gruss Uwe