Bauteile lösen sich auf.

      Hallo,
      bei meinem Freiburg WIII habe ich heute nach Reinigung der Tastenkontakte den Tastensatz und die Elektronik mit Kontank WL gespült (400ml Dose). Mit entsetzen mußte ich nach Einsatz des Mittels feststellen, daß sich Kabel und Oberflächen von Widerständen und neu eingebauten Kondensatoren angelöst haben. Bei Berührung mit dem Finger bleibt er an den Bauteilen kleben und hinterlässt einen Fingerabdruck. Besonders schlimm sieht die Sache bei mehreren Kabeln aus die durch einen Kunststoffschlauch geführt werden. Dort hat sich eine breiige, angelöste Kunststoffmasse gebildet. Warum wurde vor diesem Mittel im Forum noch nicht gewarnt? Einige verwenden es doch (neben Bremsenreiniger). Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie soll ich weiter vorgehen?

      Gruß Udo
      Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass Bremsenreiniger solche Folgen nicht hat.
      Ich habe alles zuerst an einem Stück Elektronikschrott ausprobiert und bin dann bei diesem Bremsenreiniger hängengeblieben.
      Ich vermute mal, im Kontakt-WL ist Azeton enthalten. Damit kann man ganze Platinen einschließlich der Bauteile verflüssigen.
      Nur Metall greift es nicht an, das kann man mit Azeton gut reinigen.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Heino,
      ich habe das Kontakt WL vor 7 Stunden angewendet. Das Mittel hat sich längst verflüchtigt aber die Bauteile und Kabel sind immer noch weich. Kann ich das Radio in diesem Zustand überhaupt einschalten? Ich habe nicht den Eindruck, daß sich die Isolierungen und Oberflächen der Bauteile nochmal verfestigen. Was meinst Du?

      Gruß Udo
      ich benutze sowohl Kontakt WL als auch Bremsenreiniger, in letzter Zeit vermehrt Bremsenreiniger, da ich finde, das er sich schneller verflüchtigt, mit Kontakt WL hatte ich einmal Probleme mit einem verbleibenden, klebrigen Film, aber nicht mit aufgeweichten Bauteilen (habe damals einen Tag später mit Isopropanol nachgereinigt), da es in dem Schlauch am schlimmsten ist, vermute ich entweder Azeton + zu lange Einwirkzeit bei schlechter Verdunstung (mit Aceton kriegst du alle gebräuchlichen Kunststoffe weich),wie Heino erwähnt, oder irgendwelche Rückstände von einer evtl. schon mal erfolgten Reinigung, die jetzt mit dem Spray reagieren; einschalten würde ich auf keinen Fall, auch bei scheinbar trockenem Gerät kam es bei mir schon vor, das noch Rückstände in Potis, Schiebereglern und Spulen o.ä. waren, ich warte immer mehrere Stunden (morgens gereinigt, abens getestet) bei aufgeweichten Bauteilen und Isolierungen wäre mir das Risiko zu groß, das durch Fehlströme Bauteile abrauchen, ich denke, erstmal kannst du wirklich nur abwarten, wie sich die Lage entwickelt, jetzt mit was anderem draufzugehen auf Verdacht bringt eher mehr Frust, weil die eigentliche Ursache unklar ist
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo Jörg,
      danke für Deinen ausführlichen Bericht. Das Kontakt WL verdunstet ziemlich langsam. Und bei den momentanen Temperaturen draußen erst recht. Dort habe ich es nämlich angewendet und das Chassis noch ca. 10 Minuten stehen lassen, bevor ich es dann ins Haus geholt habe bei weit geöffnetem Fenster. Das Zeug ist lange auf den Bauteilen gewesen, wohl zu lange. Ich werde es auf jeden Fall nicht mehr anwenden und ab sofort nur noch Bremsenreiniger verwenden. Und ich werde jetzt erst mal abwarten was sich tut: Ob die Bauteile und Kabel wieder aushärten oder nicht.
      Über weitere Erfahrungen und Meinungen über Kontakt WL oder ähnliche Mittel würde ich mich freuen.

      Gruß Udo
      Als Nicht-Anhänger einer besonderen Reinigungsmittel-Doktrin - genommen wird das was sich praktisch bewährt - kann ich mich nur wundern das das von mir nicht selten genutzte Kontakt-Chemie-Zeugs (WL) Bauelemente an- oder auflösen soll. Ich meine, wie löst man Kohlenpampe auf, wie einen keramischen Träger der die Kohlenpampe trägt?
      Ich glaube eher an eine zufällige chemische Reaktion bei gegebener Vorkontaminierung der Bauteile, bei Litzenisolationen und Hohlschläuchen vielleicht an eine schon einsetzende Auslaugung bzw. Zersetzung der Lösungsmittel, die dadurch plötzlich fettlöslich sind.
      Ansonsten sich bei meiner professionellen Betätigung wie auch bei meinen Hobbies der letzten Jahrzehnte schon ganze Legionen von Servern, PC´s, Bestandteilen dieser, Monitoren, Druckern und was weiß ich nicht wievielen Fernseh-Rundfunk-Sonstwas-Elektroniken in einen Brei hätten inkarnieren müssen.
      Speziell zu Zeiten in denen ich mehr oder weniger mit Serienfertigungen konfrontiert war (Fernseher, Unterhaltungsgeräte, Computeranlagen, Telecom-Anlagen usw. usf.) hätte ein desaströses Massenzersetzen von Geräten durch Produkte der Kontakt-Chemie meine Brötchengeber von der Bildfläche in die Wärme- und Fütterungsstuben der christlichen Nächstenliebe-Vereine fegen müssen.

      Nein, kurzum, ich kann diese Story so in der Form nicht recht nachvollziehen, bzw. muß dafür andere Ursachen annehmen als den bloßen Einsatz von Kontakt-WL. Es muß an Begleitumständen gelegen haben und Widerstände lösen sich schon garnicht auf, sie werfen höchstens ihre Farblackierung ab, wenn diese schon unterwandert und kontaminiert war.

      Generell aber hänge ich auch nicht der Methode an, alles dick mit irgendwas einzuseibern und dann zu warten bis der Schmodder runtertrieft. Industriell gibt es diverse Verfahren um Leiterplatten zu reinigen, keine davon besteht aus dem Einseiern mit Fließölen oder säurehaltigen Salben. Ich reinige demnach auch Leiterplatten ganz normal unter fließendem Wasser, wenn´s geht und es geht immer, dann unter denaturalisiertem Wasser, und trockne gründlich und versiegele anschließend so das nichts korrodiert.
      Chassisteile werden mit ganz normalen in der Metallverarbeitung bekannten Mitteln behandelt, deren Kontakt mit Elektronikbauteilen und Kunststoffen jedweder Art dringend zu vermeiden ist, Demontage vor Beginn also zwingend nötig.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Auch ich kann nicht so ganz nachvollziehen, was da passiert ist. Mit WL hatte ich bisher auch keine Probleme, im Vergleich zu vielen anderen Mittelchen ist es sogar ein ziemlich mildes Reinigungsmittel.
      Das WL enthält hauptsächlich aliphatische Kohlenwasserstoffe (ein sehr flüchtiges Reinigungsbenzin könnte man sagen), und einen Teil Isopropanol, um auch zumindest einen Teil wasserlöslichen Drecks weg zu bekommen. Bei mittlerer Einwirkzeit greift es somit die normalen Werkstoffe (Kunststoffe jeder Art, auch Lackisolierungen) nicht an. Andererseits werden Stoffe wie Schellack oder Zelluloid oder auch Kolophonium sehr wohl angelöst. Auch gab es früher bestimmte "Schutzlackierungen" auf Komponenten, die dadurch klebrig werden, und dann lange klebrig bleiben.
      Zum Umgang mit WL noch ein kleiner Tipp: Wenn man es draußen verwendet, vor allem im Winter, sollte man beachten, daß der am langsamsten flüchtige Bestandteil (Isopropanol) immer bis zu 5% Wasser löst (aus der Umgebungsluft). Daher im warmen Raum sehr gut ablüften lassen, damit der Feuchtigkeitsfilm weg ist, bevor man wieder Spannung auf die Komponenten gibt!
      Das ist bei Bremsenreiniger nicht so tragisch, weil der heutzutage fast nur noch aus den flüchtigeren Kohlenwasserstoffen (Pentan bis Isooktan) besteht. Diese lösen Wasser nur in minimalsten Anteilen.

      Weitere schöne, aber mit grösster Vorsicht anzuwendenden Lösungs- / Reiniugungsmittel sind z.B. Essigsäureethylester (das Zeug nach dem Pattex stinkt), Aceton, Ether und Tetrahydrofuran (das ist richtig heftig, löst fast Aquarienkies! :) ). Aber sowas nehme ich nur für schwere Fälle, Kunststoffe überleben das nicht mehr ohne bleibende Schäden. Normalerweise bleibe ich beim WL, und stehe auch dazu...
      Und wie schon oben erwähnt, sollte man in jedem Fall die Suppe nicht lange auf den Komponenten belassen, die Ausblaspistole sollte immer daneben liegen.

      Gruß, Gunnar
      Gruß, Gunnar
      @jogi: mit meinem Post wollte ich nicht Kontakt-Chemie-Produkte verteufeln, auch ich benutze sie immer noch, daher mein Hinweis auf evtl. Rückstände eines unbekannten Produkts bei einer Vorreinigung und den Einfluß der Standzeit im Schlauch; aufgrund meines Erlebnisses mit dem Klebefilm (meiner Meinung nach war eine dicke Schutzschichtlack, die angelöst wurde, damals Ursache) gehe ich inzwischen folgendermassen vor:
      1. gründliche mechanische Vorreinigung, Ausblasen, Entstauben mit Pinsel etc, angelöste Gummiriemen (gerade bei Philips) oder ähnliches versuche ich so gut wie möglich mit Skalpell o.ä. wegzubekommen
      2. danach Baugruppen soweit wie möglich zerlegen, d.h. was gesteckt ist kommt ab
      3. Reinigung mit demineralisiertem Wasser und einem Schuß Spülmittel
      4. danach werden verbliebene Problemzonen gezielt mit Isopropanol/Waschbenzin/Kontakt WL oder Bremsenreiniger nachgereinigt (in der Reihenfolge und je nach Erfolg kommen die Mittel zum Einsatz. Aceton nach Möglichkeit nur auf Metall, aber gerade bei der Philips-Riemenpest manchmal notwendig; dabei versuche ich, die Einwirkzeiten möglichst kurz zu halten, also nichts zu ertränken, bis ich der Meinung bin, aus dem letzten Winkel alles "rausgespült" zu haben.
      5. zum Schluß gehe ich noch mal KURZ mit Bremsenreiniger über die Bauteile/ Platinen, um einen evtl. noch bestehenden Fettfilm wegzubekommen, danach und während der gesamten Reinigung Lüften/Lüften/Lüften
      habe seitdem keine Probleme mehr gehabt, und selbst 2 innen total versiffte Philips-TB sind von innen wieder ansehbar oder man kann reingreifen, ohne klebenzubleiben
      meine Erfahrung: soviel wie möglich mechanisch reinigen, Chemie ja, aber sowenig wie möglich, nur an Problemzonen und immer möglichst kurze Einwirkzeit; nur weil ich eine Dose in ein Gerät reinballere, hat noch nie zu dem Ergebnis geführt, das hinterher alles wie neu aussieht und problemlos lief
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo,
      in der Tat bin ich im ersten Moment der Panik davon ausgegengen, daß sich die Bauteile auflösen. Dies ist nicht der Fall. Bei den Widerständen ist die Lackschicht angelöst worden und klebt. Sie haben eine glänzende Oberfläche bekommen. Bei verschiedenen Kabeln wurde die Kunststoffisolierung angelöst. Auch sie glänzen stark und sind klebrig. Besonders stark tritt dieser Anlösungsprozess dort in Erscheinung, wo das Kontakt WL besonders schlecht verdunsten kann. Z.B. werden einige, zum Teil gedrillte Kabel durch eine Kunststofftülle bestehend aus einem Stück Isolierschlauch geführt. Diese Kabel habe ich heute abgelötet und den Isolierschlauch zum besseren abtrocknen entfernt. Die gute Nachricht ist, daß sich die Bauteile und Kabel langsam wieder verfestigen. Ich hoffe nur, daß in diversen Spulen des Tastensatzes kein irreparabeler Schaden entstanden ist. Mit dem Einschalten lasse ich mir noch einige Tage Zeit, zumal auch noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen sind.
      Ich werde die Reinigungsmittel in Zukunft so anwenden wie es hier im Forum von euch empfohlen wurde.
      Vielen Dank an alle die sich meines Problems angenommen haben. An weiteren Meinungen bin ich sehr interessiert.

      Gruß Udo
      Meine Erfahrungen mit WL sind auch positiv. Einige Einschränkungen gibt es in der Tat:
      -Aufgelöst werden gestempelte oder auch gedruckte Beschriftungen sowie Lötlackschichten auf Platinen
      - Gewebeisolierschläuche bleiben lange klebrig

      Ganz wichtig ist aber vor allem der oben von Gunnar erwähnte Effekt der Hygroskopie!
      Sei es durch die chemische Zusammensetzung und / oder durch die Verdunstungskälte, es bildet sich Kondenswasser. Das ist z.B. bei unseren geliebten Pertinaxstreifen bei Tastensätzen fatal! Das Wasser dringt ins Material ein und wehe man schaltet ein, ohne vorher eine mehrstündige Föhn- oder Trockenofenorgie veranstaltet zu haben...

      P.S.: Hallo Udo, lass das Gerät ausgiebig austrocknen und hilf ruhig noch mit dem Fön auf mittlerer Stufe nach.
      Ich habe meine WIII Elektronik samt Tastensatz ausschließlich mit WL gereinigt, es gab keinerlei Probleme, allerdings hab ich ihn auch erst Wochen später in Betrieb genommen.
      Die Kontaktschwerter habe ich dann noch mit Kontakt 60 und Glasradierer behandelt.
      Achim
      Keine Bange, Jörg.
      Ich scheine mich wohl gelegentlich "interpretierbar" zu gerieren, was aber nicht die Absicht ist ;)
      Ich zweifle in keinster Weise an deiner Erfahrung und Schilderung, allein ich kann sie selber nicht nachvollziehen, was ja auch nicht unbedingt der Fall sein muß.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Sehr gut lassen sich komplette Chassis auch mit General und heißem Wasser reinigen. Es wird alles wunderschön sauber. Allerdings muss das Chassis anschließend mindestens 24 Stunden auf einem Heizkörper (der in Betrieb sein sollte) getrocknet werden. Anschließend müssen alle Elkos - sofern sie nicht vorher schon entfernt wurden - erneuert werden, denn wenn die Wasser gezogen haben sind sie erledigt.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare