Qualität um jeden Preis?

      Hallo,

      in der Rubrik "Receiver" haben wir vor kurzem über die Qualität der Saba-Geräte und die aufwendigen Kurzhub-Tipp-Tasten diskutiert.

      http://saba.magnetofon.de//showtopic.php?threadid=324

      Welche anderen Beispiele fallen Euch zum Thema "Qualität" ein. D.h. gibt es an Euren Saba-Geräten technische Besonderheiten, die den Technik-Freak begeistern aber nach heutigen Maßstäben einen Kaufmann zum Rotstift greifen lassen?

      Beispiel: Klangeinstellung beim Technics SA-400 (Neupreis 1978: 675 DM) und beim Saba 9241 digital (Neupreis 1978: 1.600 DM).

      Betrachtet Euch mal die beiden Bilder. Preisfrage: Welches ist vom Saba?





      Vergleicht man den damaligen Preis, müßte der Aufwand beim Saba rein rechnerisch ca. 1.600 / 675 = 2,37-fach höher gewesen sein. Ich glaube, der tatsächliche Aufwand und damit auch die Kosten waren bei Saba mindestens 10 mal höher.

      Zudem mußte Saba noch das Klangmodul als Ersatzteil produzieren und für Reparaturfälle vorhalten. Dazu noch die ganze Logistik, Dokumentation etc. Beim Technics beschränkt sich die Funktion auf zwei Potis und ein paar Bauelemente auf der Grundplatine.

      Wißt Ihr, worauf ich hinaus will?

      Bei meiner damaligen Kaufentscheidung für den Technics spielte neben dem Taschengeld die Optik eine wesentliche Rolle (3mm starke silberne Alu-Frontplatte, Glasscheibe statt Plastik, Drehknöpfe aus Metall und Rack-Bauweise waren damals "in" und 2 x 52 W ausreichend). Desweiteren sollte das Gerät die Musik von Jimi Hendrix u.a. möglichst realistisch wiedergeben. :D Die Tiefen- und Höhen-Regler hätten den "Musikgenuß" bestimmt nicht wesentlich verbessert. Deswegen habe ich diese Drehregler aus der Nullposition nur zum Verhindern von Oxidation pro Jahr ein paar mal hin- und hergedreht.

      Klar, ein Saba mußte damals auch im Meßlabor der einschlägigen Zeitschriften punkten. Hat er ja auch (siehe Stereophonie 01/1978).

      Mal ehrlich: Hatte der Kunde einen entscheidenden Mehrwert, abgesehen vom guten Gefühl, ein aufwendiges Gerät zu besitzen?

      OK über die gehörgerechte Klangkorrektur läßt sich diskutieren, mein Gehör ist schließlich nicht das Maß aller Dinge.

      Daß die Gewinnspanne bei Saba "etwas schmäler" als bei den Fernost-Geräten war, läßt sich bestimmt nachvollziehen. Da spielten auch die Transportkosten keine entscheidende Rolle.

      Vermutlich war das bei (fast) allen deutschen Herstellern Ende der 70er Jahre (kurz vor der Übernahmewelle) der Fall.

      Ist Saba u.a. auch an der "übertriebenen" Qualität gescheitert? Oder hat die Phonoindustrie damals nur eine Trendwende verschlafen?

      Wie ist Eure Meinung?


      Gruß

      Transistor
      Hallo Transistor,

      ich habe vor kurzem etwas über Dual gelesen.
      In etwa so: Dual hat Geräte in hochwertiger Qualität in Massen produziert,
      deshalb ist Dual untergegangen.

      Grundig war damals zu "träge", hat zu spät auf den Farbfernsehmarkt reagiert und mit dem technisch aufwändigen Video 2000 System voll daneben gelegen.
      Die Welt hat billige VHS-Geräte aus Japan gekauft.
      Außerdem soll Max Grundig sehr introvertiert und sturrköpfig gewesen sein.
      Ebenso war er ein Perfektionist, der alles haargenau wollte.

      Borgward sagt man Ähnliches nach: Deren Autos und die Firma waren zu perfekt, dass sie daran zu Grunde gehen mussten.

      Loewe (Opta) hat sich in eine Nische von hochwertigen Fernsehgeräten gerettet und konnte so überleben.

      Studer Revox (heute Studer und Revox seperat) hatte damals in der Schweiz und in Deutschland riesige Produktionswerke und Verwaltungsträkte.
      Heute haben sie sich in den Industriepark in (ich glaube) Villingen zurückgezogen, welcher entstand, als Saba verschwand.

      Nixdorf, damals Vorreiter in Sachen Computer und EDV, ist heute ein Museum und sie haben sich auf solche Sachen wie Geldautomaten und so was spezilisiert, weil sie einfach zu träge bei der Asienwelle waren.

      Mir würden jetzt noch ein paar einfallen, wie Nordmende, Telefunken, aber was ich sagen wollte, bzw. was ich vermute, weil ich zu der Zeit noch nicht lebte, ist, dass in dem Sog der "Übernahmewelle" auch Unternehmen einfach mitgezogen wurden, die das eigentlich hätten packen können.
      Alles "Neue", "Moderne", "Tolle" kam aus Japan und da konnte Qualität gegen Ausstattung eben nicht bestehen. Und wenn was kaputt geht, wirds weggeschmissen und was Neues gekauft.

      Die ganze Gesellschaft hat sich eh zum eher, in einigen Bereichen, Negativem entwickelt.

      Damals waren die Leute froh, wenn sie sich ein Radio leisten konnten oder vielleicht ein Auto, aber dann haben die Leute immer mehr geguckt, was der Nachbar hat, ob der vielleicht was Besseres besitzt und welches Gerät nicht am längsten hällt, sondern welches besser ausgestattet ist und welches mehr Prestige besitzt.

      Naja, und heute kommen die Produkte, welche man sich leisten kann, aus Japan. Oder hat jemand schon mal das neue Revox System für vielleicht 250€ gesehen?!

      Oje, jetzt bin ich ganz vom Thema abgedriftet.

      Also verkrieche ich mich jetzt schnell.


      Bis dann
      Gruß Alexander
      Hallo Timo,

      aber wenn ich mich umsehe, dann sehe ich Fernseher von Sharp, Verstärker von Technics oder Denon und Lautsprecher von Yamaha. Und in Autos kommt die Musik aus Pioneer Anlagen.

      Wenn man sich dagegen Verstärker von Revox oder Lautsprecher von Canton oder die Car Hifi von Blaupunkt ansieht, erkennt man schon einen deutlichen Unterschied.

      Und dazu kommen jetzt auch noch die Chinesen, welche den alten Platz der Japaner einnehmen.

      Also bis dann
      Gruß Alexander
      Maxalt postete
      aber wenn ich mich umsehe, dann sehe ich Fernseher von Sharp, Verstärker von Technics oder Denon und Lautsprecher von Yamaha.
      Die japanischen Markennamen sind nach wie vor präsent, weil sie bekannt sind, klar. Bestenfalls sitzt aber noch die Entwicklungsabteilung in Japan, in anderen Fällen (z.B. Akai, Sansui oder Nakamichi) ist von dem einstigen Unternehmen (genau wie bei Saba oder Telefunken) nur noch der Name übrig, der irgendwelchen Investment-Firmen gehört. Produziert wird, wie dl2jas schon schreibt, normalerweise in China, Taiwan oder Malaysia.
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