Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht
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Hallo Peter,
bewegt sich beim Suchlauf nichts oder werden die Sender nicht "gefangen"?
Ich hatte heute jedenfalls Ärger mit meinem Freiburg 3DS. Zunächst fiel mir auf, dass der Ausschlag der EM34 nur halbherzig erfolgte. Ursache, wie nicht anders zu erwarten, ein hochohmig gewordener Vorwiderstand. Flugs ersetzt und jetzt macht auch die EM wieder Spaß.
Wie man unschwer erkennen kann, bin ich meiner Linie treu geblieben und habe auch hier ganz bewusst darauf verzichtet, den alten Widerstand neu zu füllen
Hier ist übrigens auch der selbst gebaute abgeschirmte Kondensator zu erkennen:
Ja, richtig, ich muss sie noch um 180° drehen...oder nicht??
Mich würde überhaupt interessieren, wie viele Widerstände, insbesondere > 1MOhm, heute hochohmig geworden sind, ohne dass es sofort auffällt - ich denke an solche Widerstände in ZF-Stufen oder der Automatic. Ich werde auf jeden Fall noch Stichproben unter dem Chassis machen!
Danach folgte ein Probelauf, in dessen Verlauf ich den Abschirmdeckel der UKW-Box wieder aufsetzte. Nach einigen Minuten Knurspeln und Knacken im Lautsprecher, dann war UKW tot.
Also Deckel wieder runter, nachgeschaut, abgeklopft - nix zu finden - dann aber ließ sich durch Ruckeln am 12 pF Kondensator (grün markiert) der Empfang mit Aussetzern wieder herstellen. Also schnell einen 12 pF aus der Keramikwühlkiste gegrabbelt, mit der nötigen Vorsicht und Sorgfalt eingebaut, keine Änderung. Auch auf Ruckeln keine Reaktion mehr,
Aber ich wusste ja, der Fehler MUSS in diesem Bereich liegen. Der 12pF ist an der Oszillatorspule mit dem 10 pF, der in südliche Richtung läuft (blau), verlötet. Also fiel der Verdacht auf ihn. Beim Auslöten löste sich das Rätsel auf - mir purzelte ein Teilstück des 140 pF (rot), der nach Masse liegt, entgegen - er hatte einen Haarriss und hatte sich beim Bewegen des 12ers über den 10er mitbewegt. Ich hatte übrigens auch am 10er direkt geruckelt gehabt - keine Reaktion - so heimtückisch sind solche Fehler.
Dieser 140 pF Kondensator jedenfalls ist das berüchtigte keramische Rohr, das wie ein Durchführungskondensator zentral in das Gehäuse eingelötet ist.
Das hat auch seinen Sinn: Ein provisorischer Test mit einem Ersatzkondesator mit ca. 5-10mm langen Anschlussdrähten verschlechterte die Empfangsleistung signifikant! Parasitäre Induktivitäten sind an dieser Stelle unerwünscht!
Provisorisch habe ich jetzt eine 125pF drin (140 war nicht zu finden), der gehäuseseitig praktisch ohne Anschlussleitung angelötet ist, der alte 12 pF ist wieder zurückgetauscht worden, er hatte ja nichts:
Übrigens: Vorsicht beim Löten in der Box, wenn der Glasstab drin ist - größere Hitze könnte er mit einem Knacks quittieren!
Einen passenden C muss ich jetzt suchen...
I m Übrigen vermute ich, dass der Kondensator einen Knacks bekam, als ich den Deckel wieder aufgesetzt habe. Da muss man kräftig drücken, dabei verzieht sich das Gehäuse der Box leicht. Der auftretenden mechanischen Spannung war das alte Material wohl nicht mehr gewachsen.
Man sieht hier auch, nach 55 Jahren liegen bei diesen Geräten wohl in aller Regel mehrere, wenn nicht sogar viele, mehr oder weniger schwerwiegende Fehler vor. Es sind nicht nur die Teerkondensatoren zu ersetzen, sondern man muss die gesamte Schaltung in aller Ruhe genauestens überprüfen und selbst kleinsten Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten nachgehen. Anderenfalls bleiben (weniger schwere) Fehler unbemerkt und der Klang oder die Empfangsleistung sind dann einfach nicht optimal.
Man sollte es mit dem Wiedereinbau des Chassis nicht eilig haben.Achim -
Hallo Achim,
habe mir eben die Ersatzteillisten von WIII und W10 angeschaut. Dort wurde der 140pF, 500V Kondensator leider nicht verbaut. Man muß also weiter suchen und dann jemanden finden der das entsprechende Schrottchassis hat.
Eine schöne EM34 hast Du da. Sieht ja aus wie neu.
Sollte man die 6 Widerstände >1MOhm nicht besser gleich ersetzen wie beim WIII?
Gruß Udo -
Hallo Udo,
bei späteren Modellen (6-3D) gab es so einen Kondensator mit 200pF.
In 140 pF ist heute nichts mehr zu bekommen. Andererseits habe ich einen 125er und auch 150er - das wäre bei 10% Toleranz noch im grünen Bereich. Man muss das Masseseitige Ende nur ohne Induktivität direkt an das Gehäuse löten, dann sollte es o.k. sein. Da volle Anodenspannung anliegt, muss der C auch noch 350-400V haben.
Die EM ist neu (Philips, goldene Lackierung)
Bei den Widerständen muss man mal sehen - ich werde wohl alle 1MOhm und größer überprüfen, wenn sich keine Fehler mehr finden, war es möglicherweise ein Einzelfall, sonst liegt die Vermutung nahe, dass diese Widerstände "Problemwiderstände" sind und pauschal geprüft bzw. ersetzt werden sollten.Achim -
nightbear postete
Die EM ist neu (Philips, goldene Lackierung)
Bei den Widerständen muss man mal sehen - ich werde wohl alle 1MOhm und größer überprüfen, wenn sich keine Fehler mehr finden, war es möglicherweise ein Einzelfall, sonst liegt die Vermutung nahe, dass diese Widerstände "Problemwiderstände" sind und pauschal geprüft bzw. ersetzt werden sollten.
Zu den "Problemwiderständen": Gerade die in den Anodenleitungen der EM´s sind überproportional häufig defekt, deshalb fliegen die immer pauschal raus, dann muss ich nicht nochmal das Auge ausbauen.
Gruß, Dieter -
Hallo Dieter,
so sehe ich das auch, heute bekommt man die Röhren ja noch mit etwas Mühe (oder Kleingeld) - wer weiss, wie lange noch. Und ein Spitzengerät, das sorgfältig restauriert wurde, dann mit einer fast erloschenen EM laufen zu lassen, würde mir den Spaß verderben.
Stimmt, die defekten Rs an der EM hatten wir hier ja schon häufiger. Wenn sonst alles o.k. ist, umso besser, aber auch beim WIII sind die hohen Werte (6M, 10M, 16M) öfter mal defekt. Mal schauen, wie es beim 3DS ausschaut...Achim -
Guten Morgen.
Wenn es von Interesse ist warum die 1 oder 2Meg am Mag.Auge oft defekt sind, obwohl weit weg von der Lastgrenze, kann man hier meine Industrie und private Erfahrung nachlesen.(post2) Ist etwas unuebersichtlich aber die Details sind zu sehen.
http://www.radiomuseum.org/forum/grundig_4090_konzertgeraet_magisches_auge_em34.html
hans -
Hallo Hans,
ich warte ja immer noch auf ein Thema, zu dem sich von Dir noch kein erhellender Beitrag findet!
Deine Aussagen finde ich durch die Praxis bestätigt, einsichtig sind sie sowieso.
Tatsächlich finden sich defekte Gitterableitwiderstände nicht häufiger als Niderohmige. Der häufige Ausfall hochohmiger Rs in Fernsehgeräten folgt aus der Tatsache, dass dort eine große Anzaahl von Widerständen an hohen Gleichspannungen liegt.
Sehe ich mir das Schaltbild des Freiburg 3DS an, so bleiben eigentlich nur noch die folgenden Widerstände unter Verdacht:
Im Bereich der Automatic, an der EM und beim WIII im Bereich der EM / Mutingschaltung ist die Bedingung eines Betriebes an Gleichspannungen > 150V- gegeben.Achim -
Hallo Achim,
da koennte ich noch vieles dazu sagen, was aber nur zur Rechtfertigung und nicht zur Erweiterung des Tatbestandes beitragen wuerde.
Im Fall des Post 307, sehe ich bestensfalls den 6 und 10Meg als zu testen an.
Die Spannungen sind am 6Meg im Gegensatz zum 10Meg , wie ich meine ohne es genau zu pruefen, zu klein um Probleme zu machen.
Lackschaenden weil alt und feucht? koennen dort Schaden anrichten.
Auch Kratzer mit Pinzette etc.
hans -
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Vielen Dank Hans!
Das muss jetzt erst mal verdaut werden
Eines glaube ich schon zu erkennen:
Ich hatte mich immer gefragt, warum das erste ZF-Filter an die UKW-Box angeflanscht ist und nicht auf dem Chassis sitzt. Dann hätte man aber wohl keine abgeglichene Brücke hinbekommen. Die Primärwicklung des Übertragers des 1. UKW ZF-Filters liegt ja mit in der Brückenschaltung, lange Leitungen würden alles zerschießen...
Die Osz. / Mischschaltung der 3DS Box weicht ja kaum von der der 100er Serie, die Du in Deinem Artikel vorstellst, ab.
Wie man im Foto oben sieht, sind die Drahtverbindingen vom Filter zu den Kondensatoren und zur Triode im mm-cm Bereich.
An den Temperaturaspekt hatte ich bislang nicht gedacht, durch das mittige Einlöten des Rohres ins Kupferblech wird die Temperatur so stabil gehalten, wie es überhaupt nur geht.Achim -
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Hallo Hans,
falls die Beschriftung des Kondensators Informationen liefern kann, nehme ich ihn gern nochmal unter die Lupe.
Edit:
Auf dem Kondensator steht: "140H" also 2,5% Toleranz (!) und in der nächsten Zeile "f o", wobei das o horizontal durchgestrichen ist (siehe Foto), wie das Griechische große Theta. Möglicherweise ist es auch ein Herstellerlogo - Draloric?
Edit 2: Wie man auf dem Bild in Post 301 erkennen kann, hat der fragliche Kondensator zwei Lötfahnen, die zusammengelegt worden sind. Somit handelt es sich um einen sog. Bypasskondensator (diese Bezeichnung findet sich heute allerdings auch für Parallelkondensatoren in Audio-Frequenzweichen).
Quelle:Pabst/Finke - Rundfunk und Fernsehbauteile
Ich würde ihn ja auch gern durch einen möglichst adäquaten Typ ersetzen, nur wie bekomme ich 140pF mit 2,5% Toleranz? Parallel- oder Serienschaltungen scheiden wegen der Leitungsinduktivitäten aus.
Dann gibt es auch noch Klasse 1 und Klasse 2 KerKos, deren Kapazität unterschiedlich mit der Temperatur und der Spannung variiert.
Wie Du schon geschrieben hast, wissen wir nicht, ob es den Entwicklern vornehmlich auf große Konstanz der Kapazität ankam (dann wäre etwa ein Klasse 1 Kerko mit möglichst niedrigem TK passend) oder ob der Kondensator in der Schaltung eine Kompensationsfunktion für das Temperaturverhalten anderer Bauteile, wie etwa Spulen, hat (dann wäre ggf. ein KerKo mit höherem TK einzusetzen.
In dem Artikel in der "Funktechnik No. 5 1955" über den Freiburg 3DS wird ja die Auffassung vertreten, die Gegentakteingangsstufe sei der Kaskodenschaltung beim Gesamtrauschen überlegen, zudem sei sie leichter über den gesamten UKW-Frequenzbereich zu neutralisieren.
In Deinem genannten Thread hattest Du ja schon die höhere Steilheit genannt und das Verfahren zur Neutralisation gezeigt.Achim -
Hallo Achim und Leser.
Zu Post 314
Da "f" ist die alte Bezeichnung = 500v DC schon 1960 nicht mehr Din- gemaess. Der Kreis durchgestrichen= DRALORIC.
Ich habe meinen Bestand an modernen SABAS durchgesehen und bin beim Konstanz 18 stehen geblieben.
Erstmal eine Anmerkung: Rohrkondensatoren haben nur bei sehr kleinen Werten, einen Innenbelag und zwei Aussenbelaege.
Anbei ein Photo eines 120pF HF-Typs.
Dazu eine Skizze in der die Technik des bewusten Kondensators spaeter (K18) von SABA realisiert wurde.Kurze Wege und thermischen Kontakt mit der BOXen-Wand. Die Lage habe ich wegen des Verstaendnisses, falsch gezeichnet, das Photo zeigt es genau.
Ich bin nun kein Fan von extremer Originalitaet, es sei, ich habe das Teil.
Ich wuerde es so machen wie K18. Dass es so geht, sehe ich ein deinem Photo in der BOX.
Nun die Bilder:
der Innenbelag ist logischerweise nicht sichtbar, mit dem Linken Draht verbunden.
Schoenen Sonntag!
hans -
Hallo Hans,
vielen 1000 Dank - auch für das Aufzeigen dieser alternativen Lösung!
Den Satz mit der Serienschaltung von 2 Cs mit gemeinsamem Innenbelag und 2 Außenbelägen hatte ich schon wieder rausgenommen, da das nicht generell so ist, und man es meist erst sieht, wenn man den Lack entfernt hat...
Ich habe gestern noch einen Rohrkondensator mit "150H" aufgetrieben, näher wird man wohl nicht an die 140 herankommen.
Nun ist es doch beim Rohr-KerKo so, dass der Anschlussdraht, der weiter vom Ende weg sitzt, auf den Außenbelag gelötet ist. Den blauen 125pFim Bild in Post 301 hatte ich falsch herum eingebaut!
Den neuen 150pF Kondensator habe ich jetzt, da er 2mm länger als der alte ist, masseseitig an der Außenseite des Gehäuses angelötet, so dass er - ähnlich wie der alte, etwas dorch die Öffnung ragt.
Ob jetzt der TK exakt passt, weiss ich nicht, dafür haben wir ja die Automatic
Der Empfang ist wieder sehr gut und stabil, kleinste Abweichungen in diesem Bereich haben aber sehr großen Einfluss, sitzt der C doch am Oszillator und gleichzeitig am Fußpunkt der Eingangswicklung des 1. ZF-Filters!
Mit Deiner Einschätzung in Post 308 hast Du natürlich wieder präzise ins Schwarze getroffen! Der 10 MOhm war -> unendlich, alle anderen hochohmigen Widerstände sind tiptop in Schuss.
Deine Regel, dass bei Gleichspannungen > 150V bei R-Werten über 1MOhm Fehler vorliegen können, hat sich bestätigt. Tatsächlich, wenn man sich die Schaltung in 307 genau anschaut, haben die anderen Rs infolge von Spannungsteilung kleinere Betriebsspannungen.
Man sieht sehr schön die feinen Windungen der Kohlebahn.
Den 10M habe ich jetzt durch 2 Metallfilm à 4,7M ersetzt.
Achim -
Na also.
Der 150pF ist ein schwach negativer TK (-75) der passt ganz sicher.
Dort wo nichts kompensiert werden soll, kommt NP0 oder N75 rein.
NP0 geht aber nicht bis 150pF. Waere ausserdem so lang wir eine
Zigarette
Der 10Meg mit 1/4 Watt, ist nicht SABA- like!
Da musste ein 1/2 oder 1Watt rein!
Dieses Lehrgeld haben wir schon 1952 bezahlt
gruss vom hans -
Alles klar Hans, dann bleibt das erst mal so.
Da ich sicher nicht der Letzte mit dem 140pF Problem sein werde,
hier noch ein Vorschlag für den alternativen Einbau, wie Du ihn in Post 315 beschrieben hast:
Dabei ist der 10pF, der vom Oszillator kommt türkis (= der Olive, der jetzt weiter unten verläuft), grün ist der Ersatz für den 140pF Durchführungs- bzw. Bypasskondensator und gelb der Isolierschlauch, in dem der Kondensator zwischen den beiden Kontaktleisten des Filters positioniert wird. Zur rechten Seite des Filters hin lässt der 140pF sich nicht legen, da dort bereits eine RC Kombination sitzt.
Vermutlich muss man nach dem Umlegen der Kondensatoren den Oszillatortrimmer nachstellen.
Bei meinem Freiburg habe ich noch ein Problem ausgemacht:
Bei UKW werden etliche schwache Sender nicht empfangen, auch ist das Rauschen zwischen den Stationen fast nicht zu hören - gerade so, als ob der ZF-Verstärker nicht richtig regelt. Normalerweise muss ja auf einer leeren UKW Frequenz das volle Rauschen zu hören sein. Das ist hier nicht der Fall und eine Mutingschaltung wie beim WIII gibt es hier nicht.
Dann ist da natürlich noch der Variometerstab, dessen Vorkreis-Kern aus Ferrit noch im Originalzustand ist, während die versilberten Eisenkerne des Zwischen- und Oszillatorkreises zerfressen sind. Vielleicht läuft da auch etwas unrund?Achim -