Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

      Ich habe gerade mal versucht einen modernen Plattenspieler aus den 80ern an das 3DS anzuschliessen -natürlich über den Magnetanschluss, aber egal ob Buchse 1 oder 2, der Sound ist halt so als ob man einen Plattenspieler an einen Hochpegelanschluss eines modernen Verstärkers anschliesst. Kein Lautstärkeunterschied, kein Unterschied im Klang. Kann mir da einer weiterhelfen? Hat Chris beim instandsetzen vielleicht was vergessen oder mache ich was falsch? Nach Gebrauchsanweisung war meine Vorgehensweise richtig. Gibts irgend nen Schalter, den man umlegen muss oder so?

      LG, Tobi
      Hallo Walkman,

      nach Schaltbild nimmt das Signal in beiden Modi (rot) den gleichen Verlauf. Bei dem empfindlicheren Betrieb wird lediglich der in der Katodenleitung eingefügte 10K Widerstand mittels des Schaltkontaktes am TA-Stecker kurzgeschlossen. Dadurch wird die TA-Emfindlichkeit erhöht.

      Wenn du also keinen Unterschied zwischen den Bertiebsarten feststellen kannst, solltest du überprüfen, ob die Überbrückung des 10K Widerstandes auch wirklich gegeben ist.



      Zur Verdeutlichung habe ich den entsprechenden Schaltbildausschnitt eingeblendet; es ist der türkisfarbene Zweig der verdächtig ist, dabei besonders der Kontakt an der Schaltbuchse. Du kannst auch durch eine Spannungsmessung an der Katode die korrekte Funktion überprüfen: bei geschlossenem Überbrückungskreis 0 Volt, dem unempfindlicheren Betrieb ca. 5-6 Volt - gegen Masse.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo!

      Mir fällt dazu nur ein, entweder der Schaltkontakt (Kupferzunge mit schwarzem Isolierschlauch) schließt nicht (wahrscheinlichste Ursache) oder es liegt ein Verdrahtungsfehler vor.
      Zur Kontrolle der Verdrahtung hier ein Bild. Der Koppelkondensator hat bei meinem Freiburg 3DS dann noch eine Schirmung bekommen.



      Der rosa Draht in Bildmitte geht zur Kathode, er muss bei "Magn." an Masse liegen.
      Achim
      Ob MM oder MC System - einen Entzerrervorverstärker braucht es in jedem Fall, da der Freiburg 3DS die Entzerrung der Schneidekennlinie nach RIAA Vorgabe eben nicht bewerkstelligt.

      Die Frage der Anpasssung bzw. der ausreichenden Verstärkung steht zwar auch an, wird aber vom sowieso benötigten Entzerrervorverstärker mit erledigt.

      Die Frage ist nur noch, ob wir den Ausgang des Entzerrervorverstärkers an den Eingang des Radios anpassen müssen.
      Achim
      Wenn man nen CD Player anschliessen kann lässt sich ja wahrscheinlich auch ein handelsüblicher RIAA Entzerrer anschliessen.

      Der Plattenspieler ist ein Plastikbomber aus den 80ern von Fisher (MT 890) mit Tangentialtonarm. Das Gerät klingt super. Natürlich ist es ein stinknormales MM System. Das Ding kann programmiert werden und findet Pausen auf der Platte automatisch, man kann die Titel nach Lust und Laune hintereinander spielen lassen, wie bei CD, erst 3, dann 1, dann 5 nur so als Beispiel. Mit dem passenden Tapedeck kann der Plattenspieler auch Synchronaufnahme, das Tapedeck wartet dann jeweils bis der Arm aufgesetzt hat, dann läuft es los, nimmt das Stück auf, wenn es zu Ende ist, hält es an, der Arm geht hoch und sucht das nächste Stück, das programmiert wurde usw, auch mit der Systemfernbedienung ist der Plattenspieler ansteuerbar... Wie gesagt geht der Sensor aber nicht mehr richtig, vielleicht sind es nur die 2 Dioden vorne im Arm etwas müde geworden, aber ich denke das Problem ist etwas kritischer. Naja per Hand kann man alle Titel per Tipptasten anpeilen. Schade dass das nicht mehr richtig funktioniert. Ich glaub in Zukunft gibts nur noch Tangentialplattenspieler bei mir. Die Wiedergabequalität ist eindeutig besser, man hört wenn man voll aufdreht und gerade Pausen sind aber ganz leise, wie der Arm nachgeführt wird. Am Plattenspieler kanns übrigens nicht liegen, er läuft grad am passenden Fisher CA-890 und spielt die große aktuelle Non-Stop-Revue Folge 4 von Polydor von 1963, hab ich gestern für 1 Euro aufm Flohmarkt gekauft.

      Dass die alten Radios nicht nach RIAA entzerren hab ich schon gehört, ich hab mir aber mal sagen lassen, dass das trotzdem einigermaßen gehen soll... Komisch war, wenn ich den Cinch Stecker nur so an eine der beiden TA Buchsen des Radios gehalten hab, ohne dass Masse Kontakt hatte und die Erde ans Chassis des Radios gehalten habe hatte ich ein relativ lautes und vor allem bassiges und volles Signal, wie kann das sein?

      LG, Tobi
      Moin,
      das kann deshalb sein, weil die Eingaenge der Dampfradios ziemlich hochohmig sind, ca. 1M Ohm, gegeben durch das Lautstaerkepoti.

      Die Empfindlichkeitsumschaltung dient nur einer Lautstaerkeanpassung zwischen TA und Radio, bzw. TB. Fuer Magnetsysteme (jedenfalls solche ohne Aufwaertsuebertrager) reicht die Verstaerkung nicht aus, der Verstaerker muss schliesslich auf etwa 2mV fuer Vollaussteuerung kommen. Ueblich waren zu jener Zeit jedenfalls Kristallsysteme, die an 1M fast ein volt liefern konnten. Magnetische oder dynamische "Tondosen" waren hierzulande eine Zeitlang quasi ausgestorben, jedenfalls fuer den Heimgebrauch. Es gab welche fuer "elektrische Grammophone", also Schellack/Normalrillenplatten, die auch mit der nicht ganz unerheblichen Auflagekraft (30gr. galten mal als wenig ;) zurechtkamen.
      Ich hatte vor ueber 35 Jahren mal so einen Telefunkenspieler, Motor PE, der mit einem MC(!) System ausgestattet war. Dieses System hatte zur Anpassung an den TA-eingang noch einen Uebertrager, dazu noch ein schaltbares Nadelgeraeuschfilter. Ich aber war zu jung und bloed, habe alles zerlegt. Der Motor hatte ohnehin ein zerfallendes Zinkgussgehaeuse, die Nadel war auch abgebrochen....

      M.W. hatte Saba auch mal einen anderen hochverstaerkten TA-Eingang, hier wurde die (letzte) ZF-Roehre auch zur NF-Verstaerkung genutzt. Entzerrung gab es auch keine, musste wohl durch Zurueckdrehen der Hoehen erreicht werden.

      Mit passenden Adaptern kann immer ein Hochpegelgeraet, auch in Form eines RIAA-Vorverstaerkers, angeschlossen werden.

      73
      Peter
      Hallo!

      Hier

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2655&pagenum=13

      hatten wir schon Details zu TA-eingängen der FB WIII und 3DS zusamengestellt (Post 318 ff) und Hans hatte in Post 327 noch einige historische Magnetsysteme vorgestellt.

      Beide Freiburgs haben zwar reichlich Verstärkung, der 3DS mit seinen beiden ECC83 Trioden, der WIII mit der eingeschleiften ZF-Röhre, aber eine korrekte Entzerrung im Sinne der RIAA Kurve ist nicht zu erwarten.

      -> Lieber einen gescheiten Entzerrervorverstärker verwenden.
      Achim
      Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Dann habe ich noch eine Frage: Wenn man den Bass Regler links am Anschlag hat und dann nach Rechts dreht, ist da bei mir ein Einrastpunkt und zwar befindet sich das braune Ding in dem Fenster was die Bässe anzeigt dann über der ersten Note. Wozu ist das gut? Schaltet man damit irgendwas ein oder aus? Aufgefallen ist mir weder klanglich noch in der Trennschärfe irgendwas. Der Ton verändert sich nicht drastisch, am Empfang ändert sich auch nichts. Beim Diskant Regler ist es klar, da werden im letzten Raster die Hochtöner zu oder ausgeschaltet und im AM Bereich verändert man gleichzeitig die Trennschärfe. Über den Bassregler steht aber auch in der Gebrauchsanweisung nix - jedenfalls habe ich nichts gefunden... Weiß da einer was drüber oder ist mein Regler vielleicht nicht original? Oder ist das einfach nur, damit sich die Einstellung nicht verstellt?

      LG, Tobi
      nightbear postete
      Hallo!

      Hier

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2655&pagenum=13

      hatten wir schon Details zu TA-eingängen der FB WIII und 3DS zusamengestellt (Post 318 ff) und Hans hatte in Post 327 noch einige historische Magnetsysteme vorgestellt.

      Moin,
      danke fuer den Link. Jetzt weiss ich, dass ich einer PSS mit TO1001 den Plattenspieler entrissen habe ;)
      Den Schrank habe ich immer noch....

      73
      Peter
      Hier mal wieder ein Nachtrag zu diesem Gerät:

      Letzte Woche konnte ich das Kapitel Lautsprecherbestückung abschließen. Von hinten gesehen links war ja bereits ein 1674CU45 mit der Membran 5248-235 eingebaut, der von hinten gesehen rechte Lautsprecher wurde nun noch durch einen 1674CU40 mit Membrane 5248-30 ersetzt, womit die Originalbestückung wiederhergestellt ist.




      Dann habe ich noch den etwas zu monströsen Kondensator für die 3D Lautsprecher gegen einen NOS MKT mit 10µF 100V- ersetzt, der mit seinen geschätzten 33V~ gut dabei ist




      und schließlich nahm auch endlich der 2,2 µF Kondensator für die Hochtöner Platz, da nur das Chassis 1674CU"40" die Lötösen dafür aufweist.



      Die Lötstellen sind eine Schande, aber da hatte ich mir so übel die Finger verbrannt, dass es mir gerade egal war :( Das muss nochmal neu gemacht werden...

      Abschließend habe ich noch einen Hör-Vergleichstest zwischen Freiburg WII, Freiburg WIII und Freiburg 3DS geplant, auf dessen Ergebnis ich sehr gespannt bin. Da ich alle drei selber (ziemlich gründlich) wieder flott gemacht habe, müssten die Ergebnisse recht aussagekräftig sein.
      Achim
      Hallo Dieter,

      der Bursche ist jetzt wirklich bis in den letzten Winkel hinein zerlegt, bearbeitet, photographiert und dokumentiert worden. Viel Privatshäre ist diesem 3DS nicht geblieben ;)

      Die Sache hst allerdings einen unschönen Nebeneffekt, den man wahrscheinlich nicht vermeiden kann, wenn man so ein Gerät mal - wie in diesem Fall - relativ gründlich restauriert: Man wird für anstehende Projekte etwas entmutigt, da man nicht unbedingt wieder so weit gehen will geschweige denn die vorliegende Arbeit noch übertreffen will und kann.

      Es gilt also, wieder ein paar Gänge runter zu schalten.

      Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen, beim nächsten Projekt, was wahrscheinlich der Bodensee 3DS sein wird, eine ganz "vernünftige" Restauration zu machen, also eine ganz normale Reinigung ohne Demontage, Ersatz der üblichen Verdächigen Bauteile, die ein oder andere Macke ruhig Macke sein lassen...

      Man bekommt dann ein Radio, mit dem man im Alltag auch nicht so höllisch aufpassen muss, bei dem man sich nicht die Hände waschen muss, bevor man es anfasst und wo das Poliertuch entbehrlich ist.
      Achim
      Hallo Freunde des Freiburg 3DS,

      zwei kleine Baustellen wurden heute Mittag noch geschlossen:

      Zunächst hatte ich die Messingzierblende der Automaticwippe noch einmal abgenommen und ihr einige Karat Au verpassen lassen. Jetzt strahlt sie wieder richtig



      Dann hatte Albrecht (Aller) freundlicherweise einige Variometerkerne für diese UKW-Box in ganz hervorragender Qualität und (mindestens) aufs Zehntel präzise gedreht, die hatte ich dann polieren und mit 40µ Silber galvanisieren lassen.
      Zum Schutz gegen zukünftige Korrosion hatte ich sie jetzt noch ganz fein mit Zaponlack lackiert.

      Was die Befestigung auf dem Glasstab angeht, meine ich, dass meine erste Idee mit den Silikonschlauchstücken die beste war. Die Kerne sitzen unverrückbar fest, von beiden Seiten elastisch unter Spannung gehalten, können aber jederzeit justiert oder wieder vom Stab abgenommen werden. Das Material ist flexibel und alterungsbeständig.
      Die Position habe ich ganz genau vom alten Stab, den ich genau justiert hatte, übernommen.



      Dann den Stab eingebaut und getestet - er läuft besser als der Originalstab, den ich gereinigt und versilbert / vergoldet hatte, der aber durch die vorausgegangene Korrosion an der Oberfläche nicht mehr optimal war.
      Hier ist der alte Stab nochmal zum Vergleich:




      Der Empfang ist jetzt schon besser, obwohl ich noch keine Feinabstimmung des Zwischenkreiskerns gemacht habe!

      Verglichen mit den ursprünglichen, durchkorrodierten Kernen sind dazwischen Welten.

      Unds es sieht auch in Aktion gut aus:

      Achim
      Hallo Ivica,

      ich bin mittlerweile auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Vom Klang her ist er vermutlich mit anderen, nur technisch sorgfältig restaurierten Geräten, zu vergleichen. Da dürfte der Unterschied marginal sein.

      Allerdings kommt hier noch eine recht ansprechende Optik dazu, die dem ganzen Hörerlebnis einen zusätzlichen Glanz verleiht. Ich vermute, genau so war es auch, als diese Radios neu waren. Die stolzen Käufer haben sich davor gesetzt, dem guten Klang gelauscht und sich an der glänzenden und polierten Optik gefreut. Das hat man ja durchaus auch bei anderen Gegenständen aus den 50ern.

      Es ist so gesehen schade, wenn so ein Radio, wie z.B. mein WIII, super klingt, optisch aber durch die Jahrzehnte stumpf und etwas verbraucht rüberkommt.

      Andererseits kann man in der Praxis auch nicht mit all seinen Geräten einen derartigen Aufwand betreiben. Es macht aber großen Spaß, es mal exemplarisch zu tun.

      Bei mir ist es so, wenn ich die Wahl habe bzw. mich entscheiden muss, ist mir die Technik im Inneren wichtiger.
      Achim
      Hallo Achim,

      jedenfalls hast Du dir mit diesem Gerät wohl selber ein Denkmal gesetzt,dieser 3DS dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit,der technisch und optisch aufwändigtse restaurierte 3DS weltweit sein.

      Hochachtungsvolle Grüsse,
      Peter

      .....viele sind nämlich nur noch ein Schatten ihrer selbst....
      Hallo Achim,

      ganz richtig: das Hörvergnügen wird tatsächlich durch eine glänzende, strahlende Oberfläche veredelt/erhöht (bei meinem FB 125, der zwar kein überholtes Gehäuse hat, dieses jedoch bis auf wenige Dings & Dongs noch gut im Lack ist, geht es mir so).
      Wie sagtest Du einmal: diese Geräte besitzen "Strahkraft".
      Wie wahr.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
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