Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

      Hallo Peter,

      vielen Dank! :)

      Den Aufwand bei der Optik hatte ich so nicht geplant. Eigentlich fasziniert mich die Technik weit mehr und die muss sauber und uneingeschränkt funktionsfähig sein.
      Bei diesem speziellen Modell jedoch kommt man am Thema Aussehen irgendwie nicht vorbei!
      Es liegt wohl daran, dass das Gerät eine Zeit verkörpert, die durch das Wirtschaftswunder, den endlich überwundenen Krieg, das Gefühl, dass es aufwärts geht - ja einen gewissen Stolz, sich etwas leisten zu können - geprägt war.
      All das Lebensgefühle, die heute leider am diametral entgegengesetzten Ende der Skala angesiedelt sind. Kein Wunder, dass heute solche Geräte nicht entstehen. Kein Wunder auch, dass sie heute so faszinieren!

      Man merkt das an der schieren Größe, dem Aufwand, der bei Chassis und Lautsprecherbestückung getrieben wurde und am Preis - damals wie heute ;)

      Es ist eine Art Diva unter den Radios, mit Strahlkraft und auch mit Capricen (Automatic), wie es Diven so an sich haben.
      Irgendwie vertragen sich Knauserei und übertriebene Sparsamkeit nicht damit.
      Achim
      Hallo Achim, es war mir ein großes Vergnügen deinen Thread zu verfolgen :respekt:

      Das Gefühl, diese erstaunliche Technik der 50'er Jahre auch jetzt noch erleben zu dürfen, ist eine meiner grössten Leidenschaften.

      Eventuell darf ich ja bei Gelegenheit dein Prachtstück einmal live erleben - meine grade im Hintergrund dudelnde Breisgau 8 braucht dabei nicht eifersüchtig sein.

      Die hat mich ja täglich :D
      Hallo Achim,

      ein ganz ausgezeichnetes Gerät ist wieder entstanden. Schon auf den Bildern mit toller Ausstrahlung. Gratulation zum Durchhaltevermögen.
      Zudem bin ich froh, dass die Kerne richtig funktionieren. Es ist dann ganz gewöhnlicher Baustahl der Qualität St37, oder St52, Hauptsache magnetisch und versilbert, wohl die richtige Wahl gewesen.
      Achim, schreib doch bitte noch was in unserem UKW Stangenthread dazu, das würde die Sache abrunden.

      Danke und Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Wieder mal makellose Arbeit. Ein echt schönes Gerät. Da kann ich nur einen neidischen Blick beim betrachten meiner Gerätschaften werfen ;). Ich durfte letzte Woche mal die CNC Drehmaschine meiner FH begutachten. Ich denke damit könnte man auch recht gut Kerne o.ä. fertigen (lassen). Ich werde diesen Donnerstag den Chef dort mal fragen wie und ob man da auch mal privat ran darf. Nur eine Galvanikanlage haben wir nicht.

      Grüße Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Hallo Automaticfreunde,

      irgendwo weiter vorne hatte ich es schon einmal erwähnt, die Quelle aber nicht gefunden: Es gab in den 40er Jahren bereits (AM-) Spitzengeräte mit einer automatischen Feinabstimmung, die Parallelen zur "Fangschaltung" von Saba aufweist, wobei die Nachstimmung aber nicht über den Motor sondern über ein Nachstimmen des Oszillatorkreises erfolgte, obwohl diese Geräte schon eine Motorabstimmung hatten.

      Ich habe jetzt das Schaldbild eines solchen Gerätes von Körting in einem Schaltungsbuch von Werner W. Diefenbach aus dem Jahr 1943 (Funkschau Verlag, München) wieder gefunden.
      Hier ist der Ausschnitt:



      Die (AM) ZF wird hinter der 2. ZF-Stufe ausgekoppelt und gelangt von rechts an die Schaltung mit der EB11. Dort entsteht am Ausgang je nach Verstimmung vom Optimum nach oben oder unten eine positive oder negative Gleichspannung, die zum G1 der EF11 gelangt. Je nach Höhe der Gleichspannung wird die Induktivität im Anodenkreis HD2 mehr oder weniger wirksam. Sie ist an den Oszillatorkreis der ECH11 angekoppelt und besorgt so die Nachstimmung des Oszillators auf das Optimum.
      Die Schaltung mit der EB11 erinnert mich doch stark an den Riegger-Kreis in der Saba Automatic.

      Dieser Körting hat zudem eine Motorsteuerung, die eine schrittweise Abstimmung ausführt, so dass man in die Nähe des gewünschten Senders fahren kann, danach stellt die AFC scharf.
      Das ist doch eine beachtliche Leistung!
      Wenn es gewünscht wird, kann ich weitere Details heraussuchen.
      Weiß jemand, um w e l c h e s Gerät es sich handelt?
      Achim
      Hallo Hans,

      wow - Du bist schnell! Das ist das Gerät.
      Man drückte eine der 21 Tasten, der Motor fuhr auf die Stelle der Skala, und wenn in diesem Bereich ein Sender war, zog die Automatik den Oszillator aufs Optimum.
      Man musste sich nur merken in der Nähe welcher Tasten die bevorzugten Stationen lagen, dann konnte man komfortabel abstimmen.

      Der Transmare 39W kam demnach schon 1938/1939 heraus.
      Ich finde, eine bewundernswerte Leistung, ein derart aufwändiges Gerät mit solchem Bedienungskomfort zu dieser Zeit zu bauen.

      Und dann auch noch Bandbreitenumschaltung und Wahlmöglichkeit zwischen Super und Geradeaus - da legst di nieder...
      Achim
      Hallo,

      hier haben wir das klassische Beispiel eines Flankendiskriminators mit zwei zueinader versetzten Resonanzkreisen, welcher zur Frequenzkorrektur eine kapazitiv wirkende Reaktanzröhre ansteuert.

      Verfügt das Gerät denn wirklich über eine Motorabstimmung oder nur über mehrere Stationstasten, wie das Bild vom RMorg vermuten lässt? Das ist an den Schaltungsausschnitten nicht erkennbar. Auf jeden Fall scheint es ein sehr interessantes Gerät zu sein.

      Nachsatz:
      Irgendwie war ich zu langsam; als ich schrieb war gerade post566 zu sehen. Daher sind meine Fragen an dieser Stelle nicht mehr besonders sinnvoll... bitte um Nachsicht.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Achim, hallo Hans,

      der Text hört sich so an, als wären die Unterbrechungsstellen für die damaligen Standardsender bereits werkseitig vorprogrammiert gewesen. Damit war das beschriebene Abstimmsystem nicht sehr flexibel. Aber ich hoffe, dass es für Fachwerkstätten möglich war die "Sendermarken" so zu versetzen, dass sie an unterschiedliche Regionen angepasst werden konnten.

      Oder war es so, dass es damals wirklich nicht mehr als 20 Sender zu empfagen gab? Oh, ich habe noch mal in den MOrg-Angaben nachgeschaut - das Gerät wurde ja 38/39 also mitten im 1000-jährigen Reich produziert; da bedeutete ja die feste Programmierung gleichzeitig einen Schutz davor verbotene Sender abzuhören.

      Ich hoffe mich nicht zu outen, wenn ich als zusätzliches Argument dazu passend den folgenden, aus heutiger Sicht kuriosen, "Führerbefehl" einblende:

      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      Ich verstehe das auch so, da es sonst nicht sicher wäre, auch ausreichend nah an die Sender heranzufahren, dass die AFT ihn fangen kann.
      Dann müsste es entweder vorgefertigte Metallschienen für verschiedene Länder gegeben haben oder die Schienen müssten einstellbar sein, etwa durch Segmente aus Metall und Isolierstücken.

      Edit: Ich sehe gerade, wir haben in dieselbe Richtung gedacht :)

      Mich wundert überhaupt, dass gerade zu dieser Zeit auch so leistungsfähige Radios gebaut werden konnten, die mit ihrer HF-Vorstufe sicher hervorragenden Fernempfang boten.
      Von oben sollten jedenfalls die schwachmatigen Volksempfänger in den Markt gedrückt werden.

      Wahrscheinlich hat man sich gesagt, wer sich so ein teures Teil leisten kann, ist sowieso auf Parteilinie...
      Achim
      Hallo Achim,

      ich habe in post574 noch eine mögliche Erklärung für eine "Festprogrammierung" nacheditiert. Die AFC hätte bei fest vorgegebenen Schrittweiten bestimmt erhebliche Probleme beim Nachstimmen bekommen, denn gar so groß ist der Nachstimm- Fangbereich nicht; und in manchen Positionen hätte sie "eigenständig" entscheiden müssen welcher Sender bevorzugt wird.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Ja Peter, das war parallel auch meine Idee.

      Zu dem gezeigten Befehl fällt mir ein, dass meine Großmutter Todesängste ausstehen musste, weil mein Opa mit dem selbstgebauten Empfänger BBC hörte und sich anschließend auch noch auf der Straße mit einem Bekannten über das Gehörte unterhielt!

      Immerhin ist diese Technologie schon ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Geräten mit einfachem Motorantrieb, der nur die Muskelkraft ersetzt, wie es auch bei Sabas erstem Automatkgerät zutraf.
      Hier ist, wie Hans schon sagte, noch ein Vorfestlegung der Haltepunkte vorgesehen, wie es sie auch bei der Grundig Automatik bei den Stationstasten gab.

      Die spätere ausgereifte Saba Automatic ist so gesehen zwar nicht vollkommen neu, aber in jeder Hinsicht als Gesamtkonzept in der Kombination aller ihrer Fähigkeiten und der technischen Realisierung die eindeutige Krönung dieser Technik!
      Herr Leuthold hatte es drauf.
      Achim
      Hallo Achim,

      die Saba Automatik war für die 50iger Jahre schon ein ausgefeilter technischer Leckerbissen, obwohl wir beide ihren wirklichen Nutzen in Frage stellen - ich hoffe nicht, dass du jetzt infiziert durch deinen 3DS eine Gesinnungsänderung erlitten hast. Denn eigentlich erschwert sie nur die manuelle Abstimmung und erzeugt wenn sie in Betrieb ist nur nutzlose Störgeräusche aber ich glaube irgendwie lieben wir sie wegen ihrer besonderen Konzeption trotzdem heimlich.

      Und die Einmaligkeit dieser Einrichtung erweckte damals schon, zunächst vorwiegend in etwas betuchteren Kreisen Aufmerksamkeit und bewirkte letztendlich, dass später auch "User" welche sich eine solches Gerät prinzipiell nicht leisten konnten, ihren Nachbarn durch die Anschaffung eines solchen Luxusproduktes eine angemessene Wohlstandspotenz beweisen wollten.

      Nur so kann ich es mir erklären, dass es heute noch so viele "Freiburg" und "Meersburg" Geräte gibt. Und sie sind jetzt fast noch begehrter als in ihrer ehemals "artgerechten Zeitumgebung".
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      das ist wohl wahr!

      Vor der Leistung, die zur Realisation dieser Lösung erbracht wurde, habe ich größten Respekt.
      Als Techniker hat man allerdings wenig Freude an ihrer Benutzung. Der unmittelbare manuelle Zugriff auf die Abstimmelemente mit einer präzisen (schwungradgestützten) Mechanik ist durch nichts zu ersetzen geschweige denn zu übertreffen.
      Der normale, technisch vielleicht sogar averse, Benutzer hat natürlich andere Vorlieben. Für ihn war die Automatic gedacht und er hatte Spaß damit.
      Andererseits ist eine so raffinierte technische Lösung zumindest für eine gewisse Zeit auch für Fachleute faszinierend.

      So wurde sie für die großen Saba Radios zum Alleinstellungsmerkmal und begründete den Erfolg der Geräte.
      Heute spricht man im Marketing gerne von den "early adaptors". Damals waren das die technisch weniger interessierten Käufer mit viel Geld.
      Das Kaufverhalten der wohlhabenderen Leute wurde dann von den weniger einkommensstarken Konsumenten imitiert.

      Für eine eigene Meinung bei der Kaufentscheidung braucht es eben Fachkenntnisse und - noch wichtiger - ein gerüttelt Maß Selbstbewustsein. Das hat nicht jeder, wie man heute noch beobachten kann ;)

      Nicht vergessen darf man natürlich, dass es neben der Automatic - oder trotz der Automatic - eine Menge Argumente gab und gibt, ein Saba Radio zu kaufen.
      Achim