Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

      Mit einem WIII ist die Sache, was den Arbeitsaufwand angeht, absolut nicht zu vergleichen. Der WIII ist innen vergleichsweise leer.
      Schaut mal hier, ab Post 034, wieviel Blech zwischen den Bauteilen zu sehen ist:
      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2655&pagenum=2

      Da ist jetzt noch enorm viel zu tun, etliche Sachen kann man ungestraft irgendwann später machen, der Einbau der Elektronik in die Chassisunterseite sollte allerdings bald erfolgen, solange man noch alles im Kopf hat.
      Ob ich die Skalenseile oder die UKW-Box im Mai oder im Juli einbaue, ist z.B. egal.

      Das Chassis habe ich gerade zum Galvanikbetrieb meines Vertrauens gebracht. Es wird chemisch entlackt, mit Glaskugeln gestrahlt, verkupfert und dann vernickelt.
      Das Ziel ist auf keinen Fall Hochglanz sondern eine "technische" matte Oberfläche, so dass auch alle Maße noch stimmen. Es kann durchaus sein - und ist auch so gedacht - dass man die Riefen vom Falzen des Blechs, die Punktschweissungen usw. noch erkennt. Eine absolut ebenmäßige polierte Oberfläche soll und wird es nicht geben, eher denselben Effekt wie vorher, nur aus Metall.
      Die Kupferschicht dient als Untergrund, der gut abschirmt und die Masse gut leitet. Die Nickelschicht lässt sich löten und dient dem Schutz.

      Die Vorteile gegenüber der Lackierung wären:

      - Masseverbindungen müssen nicht einzeln wieder freigeschliffen werden
      - wenn man mal mit dem Scraubendreher abrutscht, ist nicht gleich wieder der Lack beschädigt
      - elektrisch und HF-Technisch werden bessere Werte erzielt

      Die Optik ist wahrscheinlich nicht so ebenmäßig und makellos wie eine Lackierung, die ja auch eine Füllfunktion übernimmt, aber technisch dürfte die neue Oberfläche eindeutige Vorteile aufweisen.
      Saba hat später ja auch die Chassis galvanisiert.
      Achim
      Hallo Heiner,

      da wird es bestimmt Engpässe im Angebot geben ;)

      Ich sehe das Ganze ja eher als eine Studie, nicht als Anleitung für den Restaurationsalltag.

      Natürlich kann sich jeder einzelne Maßnahmen aus diesem Bericht als Anleitung hernehmen, er kann auch alles machen, wenn er übermütig ist.

      Die Idee mit der galvanischen Behandlung kam aus der Wut heraus, die mit der Zeit beim Anblick der wenig beständigen Saba Lackierung entsteht.
      Dann kam noch hinzu, dass es mir ganz gelegen kam, nicht in stundenlanger Kleinarbeit die ganze nikotingetränkte Lackierung zu entfernen und die andern Vorarbeiten bis man endlich lackieren kann, sind auch nicht ohne.

      Mal sehen, wie es wird. Eine Lackschicht ist schnell drübergelegt, wenn es mir so nicht gefällt, aber eine Galvanisierung kann man nur machen, wenn das Chassis leer ist, später nicht mehr.

      Wie Du weißt, geht es mir auch immer darum eine vordergründige Protzerei zu vermeiden (das gefällt nur Leuten, die sich für die Technik nicht interessieren).

      Ich kann mich an viele technische Baugruppen aus der Fernmeldetechnik erinnern, die eine sehr schöne Vernickelung hatten, was zur professionellen Technik sehr gut passte und gleichzeitig für die Konstruktion sinnvoll war (Lötfähigkeit, Korrosionsschutz).
      Da hatten Techniker und Ingenieure das Sagen nicht Casemodder...
      Achim
      Achim, ich weiss genau was du meinst. Früher als 18'jähriger war ich mal genau so vernarrt in Oldtimer-Motorräder. Da wurde der Rahmen und das ganze andere Gedöngs sandgestrahlt und kadmiert und anschliessend pulverbeschichtet. Der Rest wurde in der Galvanik milimeterdick verchromt. Ein rostzerfressener Auspuff-Krümmer z.B. hielt dann eigentlich nur noch durch die Chromschicht :) (und ist NIE wieder blau angelaufen)

      Nee - mach mal ! Das wird spitze. Irgendwann bekommt der Rest der Welt mit, was hier gebastelt wird. Und das könnte dann ja zum Standard werden ?!? Wenn Typen eine Schlumpf-Figur für 1.200 EUR kaufen - gibt's wohl noch irgendwo Geld :)
      Ja Heiner, bei den Motorrädern wird von den Enthusiasten ja oft nur das nachgeholt, was beim Hersteller aus krankhafter Sparsamkeit unzureichend ausgeführt wurde.
      Die Saba war natürlich eine Schwäbische Firma und Schwaben neigen dazu, mit spitzem Bleistift zu rechnen. Für die Lackierung hat man sicher nicht mehr als unbedingt nötig ausgegeben, da sie für die technische Funktion und den Klang eines Radios nachrangig ist. Dass die Geräte im Jahre 2010 noch Menschen begeistern würden, hat man sich vermutlich nicht vorgestellt.

      Wo es technisch Sinn macht hat man bei Saba durchaus richtig gepflastert. Man denke an die UKW-Boxen aus massivem Kupfer und die versilberten Variometerkerne.

      Heute habe ich Inventur bei der Elektronik gemacht und eine Liste der Kondensatoren und Elkos gemacht. Die kann jeder gebrauchen, auch wenn er nur das Nötigste am FB-3DS machen will: (Man beachte die Typenvielfalt bei den Nennspannungen, wie sie heute nicht mehr üblich ist)

      FOLIENKONDENSATOREN

      0,3 µF 500 V~ (Motor)
      0,5 µF 300 V~ (Motor)
      5000 pF 500 V~ (2 Stück Typ Y1(!), Entstörung Netzeingang)
      0,025 µF 500 V~ (Entstörung Anodenwicklung)
      0,2 µF 370 V~ (Motor Lautstärke)
      0,025 µF 125 V- (Lst. Poti)
      o,1 µF 125 V- (Motor Lautstärke)
      0,25 µF 125 V- (AÜ)
      0,05 µF 125 V- (AÜ)
      0,05 µF 125 V-
      0,01 µF 125 V-
      0,02 µF 125 V-
      0,01 µF 500 V- (Klangregler)
      2000 pF 125 V- (Klangregler)
      0,1 µF 125 V-
      0,025 µF 500 V-
      5000 pF 250 V- (abgeschirmt, Phonoeingang)
      0,1 µF 125 V-
      0,02 µF 125 V-
      0,05 µF 125 V-
      0,01 µF 500 V-
      0,01 µF 500 V-
      0,025 µF 125 V- (abgeschirmt, Lst. Poti)
      1000 pF 500 V- (Anode EL84)
      1000 pF 500 V- (Anode EL84)


      TONFREQUENZ

      10 µF (3D Lautsprecher, Elko Tonfrequenz, bipolar)
      2 µF (Hochtöner, Folie)

      Elektrolytkondensatoren

      50 + 50 µF 350/385 V- (Sieb- / Ladeelko, Zentralbefestigung)
      4 µF 350/385 V- (2 Stück)
      4 µF 250/275 V-
      100 µF 12/15 V-
      8 µF 350/385 V-
      16 µF 350/385 V-
      50 µF 35/50 V-
      50 µF 12/15 V-
      5 µF 12/15 V- (Ratio)
      2 µF 35/50 V-

      Hier handelt es sich jeweils um die IST-Bestückung. Viele Werte sind mit diesen Werten für Kapazität und Nennspannung und in den originalen Abmessungen heute nicht mehr lieferbar.
      Die in diesem Gerät tatsächlich als Ersatz verwendeten Modelle werde ich ergänzen, sobald sie feststehen.
      Noch ein Nachtrag zum Thema Y1-Kondensatoren im Netzeingang: Wenn man das blaue Glasrohr neu bestücken möchte, wäre ein Einbau von 2 Stück Murata 2200pF (mehr ist m.W. nicht mehr erlaubt) Y1 Kondensatoren möglich:

      http://de.farnell.com/murata/de1e3kx222ma5b/kondensator-x11-2-2nf/dp/3531995?crosssellid=3531995&crosssell=true&in_merch=true&
      Achim
      Hallo Achim,
      welche wechselspannungsfesten Kondensatoren verwendest Du (Entstörung Anodenwicklung, Motor)? Diese müssen doch bestimmt eine Gleichspannungsfestigkeit von 2000V haben.
      Was bedeutet bei den Y1 Kondensatoren: Mehr ist m.W.nicht mehr erlaubt? Ich besitze die gleichen Kondensatoren von Vishay mit 4700pF. Nur passen diese nicht in das Glasrohr.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      zunächst einmal sind Y1 / X1 Kondensatoren die Typen mit der größten Sicherheit gegen Asfall oder Durchschlag bei Spannungsspitzen aus dem Netz. Da das Chassis berührbar ist, sollte man Y1 (nach Masse) und, sofern man will bzw. sofern einer eingebaut war, X1 zwischen den Polen der Netzleitung verwenden.

      Je höher die Kapazität der Y Kondensatoren ist, umso höher ist die Spannung, die man abbekommt, wenn man das Chassis berührt. Damit diese Spannung nicht zu hoch, sprich gefährlich werden kann, hat man irgendwann die Kapazität der Y-Kondensatoren nach oben begrenzt. Soweit ich weiss auf 2500pF. (Finde im Moment die Quelle nicht).
      Die Y1 im Link von Post 065 von Murata sind sehr klein, es gibt sie auch noch (als Y2) SMD-Typen, die sind winzig.
      Ich schätze das Original Glasrohr hat ca 12mm Durchmesser.

      Mit den Kapazitäten an den Motoren und den Anoden der Endröhren hat Du ganz recht. Hier sollten 1500 - 2000V Gleichspannungsfestigkeit vorgesehen werden. Auch der Kondensator am Ausgang der Anodenwicklung des NTR sollte reichlich bemessen sein.

      In den nächsten Tagen gehe ich auf die Suche, was ich als Ersatz für die einzelnen Werte nehme, schreibe ich wieder hier rein.
      Achim
      Also ich finde bei SABA immer noch den schönen Aufbau auf der Unterseite klasse. Jeder Raum unterm Chassis wurde sinnvoll benutzt.
      Wenn man den Stereo Dynamik mit einem vergleichbarem SABA vergleicht, dann merkt man beim SABA, dass der Platz unterm Chassis wirklich gut ausgemessen wurde, alles hat seinen Platz und ist immer ähnlich gehalten worden. So weiß man fast immer, wo was liegt, selbst wenn das Gerät ein ganz anderes Modell von SABA ist.
      Der Stereo Dynamik hat auch sehr viel Freiraum, aber dann wurde an einer anderen Stelle alles wieder zusammengequetscht.

      Und Achim, ich freue mich schon einen wirklich neuen Freiburg 3DS zu sehen, wenn deiner fertig ist, kannst du ihn als neu verkaufen!
      Brauchst dann nurnoch einen Karton nachfertigen um ihn zu verschicken, aber ich glaube, den 3DS wirst du niemehr hergeben.
      Ich bin auch mal gespannt, wie sich die Automatik beim 3DS verhält, wir hatten ja schon die Diskussion, dass man beim Freiburg 6-3D, die Wippe immer noch ein paar Sekunden festhalten muss, damit sie über den alten Sender läuft, würde mich interessieren, ob das nur der 6-3D hat, oder ob das der 3DS auch noch hat ;)



      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Hallo Achim, Udo,
      Y Kondensatoren gibt es mit 4,7 nF

      http://www.conrad.de/ce/de/product/501757/ENTSTOeR-KONDENSATOR-Y1-SELBSTHEIL-47-NF/5441601

      Aber der limitierende Faktor ist der mögliche Ableitstrom.
      Wenn ich mich nicht irre (habe nicht nachgeschaut) darf er bei Geräten mit Schutzklasse II 0,25 mA nicht überschreiten.
      Mit einem 4,7 nF wäre der mögliche Ableitstrom zu hoch.
      Cmax = 0,25 mA / 2 * Pi * Netzfrequenz * Netzspannung
      (bei den Werten alle Toleranzgrenzen berücksichtigen, also “Worst Case” inklusive parasitärer Kapazitäten)

      Gruß Ulrich
      Hallo Ulrich,

      das kann es auch gewesen sein!
      Die in der Industrie eingebauten X+Y Kombikondensatoren zum Beispiel in Werkzeugmaschinen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, hatten stets 2200 bzw 2500 pF als Y-Kapazitäten.

      Ich meine, mit diesem Wert ist man auf der sicheren Seite, mit Y1 sowieso.

      Man liest leider immer wieder Empfehlungen, normale Folienkondensatoren mit z.B. 630V- zu nehmen, die erfüllen die Anforderungen an Y bzw. X Kondensatoren nicht, sie sind ja auch nicht für diesen Anwendungsfall gedacht.

      Zu vertreten ist nur der Einbau von ausdrücklich hierfür geprüften und geeigneten Kondensatoren, auch NOS ist hier eine schlechte Wahl, immerhin handelt es sich um ein Bauteil, das zwischen dem Menschen und Netzspannungspotential liegt.
      Achim
      nightbear postete

      Da die Tastensatzschieber nicht - wie bei WII / III - nach vorne entnommen werden können und auch keine Revisionsöffnung in der Front ist, wie bei späteren Modellen, muss der Tastensatz auch raus, will man den Knaster entfernen.

      Ich habe gestern bei meinem 3DS die Skalensscheibe demontiert, um sie gleich mal in Sicherheit zu bringen, und siehe da: mein 3DS hat eine Revisionsöffnung! (Foto folgt abends)

      Offenbar hat Saba in diesem Punkt in laufender Profuktion nachgebessert.

      Auf das galvanisierte Chassis bin ich höchst gespannt!
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      da haben sie wohl gemerkt, was für einen Blödsinn sie gemacht haben ;)
      Zum Glück gehen die Schieber normalerweise nicht kaputt, müssen nur alle 50+ Jahre gereinigt werden. Was kaputt gehen kann, sind die Kontaktleisten, die werden aber von unten gewechselt.

      Es gibt in der laufenden Produktion ja immer Änderungen - beim 3DS gibt es bei späteren Modellen auch andere 3D-Lautsprecher, andere Bassbestückungen, (schlechtere) Klangregelpotis...
      Achim
      nightbear postete
      Es gibt in der laufenden Produktion ja immer Änderungen - beim 3DS gibt es bei späteren Modellen auch andere 3D-Lautsprecher, andere Bassbestückungen, (schlechtere) Klangregelpotis...
      Andere Bassbestückungen?
      Es wurde doch immer die 26er verbaut?


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993
      Klar - es waren immer 26er! Aber es gab Chassis mit verschiedenen Magneten (Große, kleinere mit Delle) und, wohl auch teilweise Geräte mit identischen Basschassis und solche mit 2 verschiedenen - vermutlich mit unterschiedlichen Resonanzfrequenzen.

      Hier hatten wir schon mal darüber diskutiert, die verschiedenen Bilder im .org zeigen es auch:

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=2755&highlight=freiburg%203ds
      Achim