Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht
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Vor langer Zeit habe ich mal KFZler gelernt. Da habe ich mal gelernt, dass das Polfett nach der Montage über der Klemme über den Batteriepol kommt. Es soll Wasser abweisen, denn auch Schwitzwasser (Kondensat) zwischen den Polen kann eine Batterie auf Dauer entladen. Außerdem sind die Schrauben aus Stahl verzinkt und da können dann aufgrund von Kontaktkorrosion so nette Ausblühungen an den Polen entstehen. Auch wenn der Abstand in der elchem Spannungsreihe nicht weit auseinander ist. Daher sind die Pole entweder trocken zu halten, oder einzufetten. Mittlerweile gibt es auch verbleite Schrauben.
Also eher ungeeignet für diesen Zweck, da isolierend.
GrüßeGeht nicht - gibt's doch! -
Achim, gratulation zu den wunderbar sauberen Teilen! Das sieht alles aus wie neu, Ultraschall ist ein wahres Wundermittel!
Zu den Schiebern im Tastensatz habe ich eine Anmerkung: Nur der Glasfaserradierer kann dazu führen, dass die Schieber schwergängig werden und die Tasten dann beim Umschalten nicht mehr hoch springen. So geschehen bei meiner Breisgau 8. Kontakt 61 hat da auch nicht geholfen, ich musste die Schieber und die Kontaktzungen mit Schleifpapier Körnung 1500 (dem ich an einer Glaskante zusätzlich den Biss genommen habe) polieren, bevor wieder alles funktionierte.
Das mit dem Leder ist eine super Idee!
Leider bin ich bei meinem 3DS noch nicht so weit... Seit gestern ist zwar das Chassis entleert, aber seit heute bin ich im Hochwassereinsatz - Radios haben für die nächsten ein, zwei Wochen voraussichtlich Pause
Regnerische Grüße aus dem äußersten Osten Österreichs!Beste Grüße, Jörg -
Hallo Jörg, ich denke, 2-3 Wochen kann man nach der Demontage gerade so überbrücken, ohne zu viele Details zu vergessen.
Nach dem Ultraschall waren ca. 95% der Silberoxidablagerungen verschwunden. Den Rest habe ich mit Fingernagel und K61 erledigt.
Man staunt immer wieder, wie schwergängig Kontakte werden, wenn sie wirklich absolut fettfrei sind.Achim -
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Die letzten größeren Baustellen vor dem Zusammenbau sind noch Netztrafo / Kabelbaum und Chassiselektronik. Letztere präsentiert sich derzeit im selben Zustand wie der Tastensatz:
Bevor ich hier mit der Reinigung beginnen kann, müssen flüssigkeitsempfindliche Bauteile wie die blauen Kondensatoren ausgebaut werden.
Danach ging es ins Ultraschallbad, die bräunliche Farbe war nach wenigen Sekunden zu beobachten, einige Minuten später war alles schwarz, von der Elektronik war in der Tiefe nichts mehr zu sehen.
Nach der Reinigung hieß es spülen und alles trockenfönen. Der Schmutz ist nun überall raus:
Bei einigen wenigen Kondensatoren / Widerständen hat sich der Lacküberzug teilweise abgelöst. Dies wäre bei einer rein chemischen Reinigung vermutlich auch nicht zu vermeiden gewesen. Mal schauen, ob ich diese Teile nacharbeite oder ersetze.
Die Chassisfront, bei diesem Gerät ohne Revisionsöffnung, erhielt heute 3 Schichten Mattlack. Das restliche Chassis wurde abgeklebt, auf die Achsen für die Seilrollen kamen zum Schutz kleine Stücke Isolierschlauch.
So langsam reicht es mir mit der Putzerei!
Es nimmt kein Ende, jetzt fehlen immer noch Netztrafo, Kabelbaum und die Lautstärkemotoreinheit.
Wenn es nicht irgendwie konstruktiv voran geht, wird die Sache doch recht ermüdend.
Ich hoffe, die fehlenden Kleinteile laufen bald ein, damit ich endlich mit der Montage beginnen kann. Das wird eine mühsame und langwierige Aktion, da extrem sorgfältig vorgegangen werden muss, damit kein Draht, keine Masseverbindung und kein Bauteil übersehen wird.
Dabei kann man sich jeden Tag eigentlich nur einen kleinen überschaubaren Bereich vornehmen, dort alles genauestens einbauen, mehrfach überprüfen und dann Pause machen.
Die ganze Werkstatt liegt mittlerweile mit gereinigten Einzelteilen voll. Ich werde zunächst alles auf die Seite räumen, was für die Funktion nicht erforderlich ist und später eingebaut werden kann. Dann werden die wichtigen Teile vorsortiert, damit nach Möglichkeit nichts vergessen wird.Achim -
Beeindruckt lese ich mit und freue mich auf den Moment, wenn ich bei meinem Chassis so weit bin!
Aus meiner Erfahrung ist die Putzerei der mühsamste Teil der Arbeit. Beim Zusammenbau hat man ja das Ziel schon vor Augen, das macht Mut!
In der Ruhezeit zwischen den HW-Einsätzen versuche ich, ein paar Dinge weiterzubringen, z.B. eine Inventur meines Ersatzteilagers, um zu sehen, welche Kondensatoren mir fehlen. Dabei ist Achims Liste aus Post 065 sehr hilfreich.
Bei dieser Arbeit ist mir ein weiterer Unterschied zwischen meinem und Achims Gerät aufgefallen: Der 0,3 µF Motorkondensator hat bei mir 0,35, verbaut ist ein Becher, wie er bei späteren Automatics verwendet wurde.
Hier ein Bild (die Anschlüsse vom Kondi sind schon abgelötet, ich hab mich gerade noch rechtzeitig erinnert, davon auch ein Foto zu machen):
Zum Vergleich die Stelle bei Achim:
Kann das Original sein, oder hat hier nach einigen Jahren jemand Ersatz eingebaut und sich dafür sogar die Mühe gemacht, ein Loch ins Chassis zu bohren? Ich habe mich bei der Demontage noch über den Becher gewundert (weil er beim Nachfolger FB 6-3D nicht vorhanden ist), das aber dann nicht weiter hinterfragt.Beste Grüße, Jörg -
Hallo Jörg,
ich vermute, er ist später im Rahmen einer Reparatur eingebaut worden. Links zwischen Kondensatorrand und der kleinen Bohrung sieht man noch, wo die ursprüngliche Befestigungsschelle des Papierkondensators saß.
Wenn es serienmässig gewesen wäre, hätte man sich den Klotz mit den beiden Lötstützpunkten sparen können und vermutlich auch andere Drähte genommen und diese am Kondensator Sabatypisch mit umgebogenen Drahtenden verlötet.
Ein Loch ist da oben schnell gebohrt, vielleicht hat der Tecniker sogar den Kondensator bei Saba bestellt und die hatten inzwischen dieses Modell als Ersatz geliefert.
So sah es bei meinem Gerät aus; da ist auch der Lötstützpunkt sinnvoll:
Achim -
Stimmt, ich hatte mich auch über die Notwendigkeit des Lötstützpunktes gewundert...
Habe mir aber überlegt, den Topf wieder zu verbauen, weil 1. die Kapazität exakt stimmt und 2. das ganze eine alte Reparatur mit originalem Saba-Ersatzteil ist. Andererseits habe ich bei einem 50-jährigen Kondensator (noch dazu an dieser wichtigen Stelle) Bauchweh. Mal sehen, bis ich mir darüber ernsthaft Gedanken machen muss, dauert es noch eine WeileBeste Grüße, Jörg -
Hallo Jörg,
Dein Bauchweh ist völlig unbegründet, dieser Becher kann bedenkenlos im Radio verbleiben. Inzwischen habe ich schon etwa 15 Radios repariert, in denen dieser Kondensator verbaut war und nicht ein einziges Exemplar hatte eine Abweichung vom ursprünglichen Sollwert. Es handelt sich um ein äußerst solide kostruiertes Bauteil. Viel Erfolg bei der Restauration
Gruß OttoGruß Otto -
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Ich hoffe, Ihr lest noch alle mit beim Thread der mühsamen kleinen Schritte!
Der allgemeinen Meinung zum vergossenen Becherkondensator in Jörgs Chassis schließe ich mich auch an.
Heute hatte ich keine Lust auf Saubermachen, stattdessen bekamen die Kontaktfederleisten des Tastensatzes eine abschließende Reinigung mit Hunderten von Wattestäbchen. Dann durften die Schieber wieder Einzug halten, zuvor habe ich sowohl die Kontaktzungen als auch die Schwerter mit einem feinen Kosmetikpinsel dünn mit Kontakt 61 benetzt.
Alle wieder drin, alles sauber:
Nachdem alle Masselötösen im Chassis verzinnt waren, durfte die Elektronik ihren alten Platz unter dem Chassis wieder einnehmen. Hier sieht man den Bereich, an dem zur Zeit gearbeitet wird:
Befestigt ist bislang nur der Tastensatz. Als Nächstes müssen Röhrensockel, Filterbecher, Lötstützpunkte und -leisten wieder angeschraubt werden.
Darauf folgt das langwierige Wiederherstellen aller Masseverbindungen und Anschlüsse. Das muss mit Ruhe und sorgfältig geschehen.
Auch der Ersatz der Kondensatoren und Elkos sthet noch aus.
Übrigens habe ich die Koaxiallleitungen für AM und FM-ZF, die extrem korrodiert und verhärtet waren ausgebaut. Ihre Elektrischen Werte sind zweifelhaft, außerdem hebeln sie infolge ihrer Unnachgiebigkeit an den Tastensatzkontakten und am Sockel der ECH.
Als Ersatz kam RG174 HF-Leitung zum Einsatz, die dünner und flexibel ist. Zu erkennen als schwarze Leitungen oben links. Ein Wenig zusätzlicher Platz ist im 3DS hochwillkommen. Zudem sahen die braun verfärbten Isolierschläuche nicht mehr gut aus. Wo Schläuche benötigt werden, verwende ich Silikonschlauch. Auch die abgeschirmten NF-Leitungen werde ich noch ersetzen.
In dem sauberen vernickelten Chassis kann man übrigens wesentlich besser arbeiten. Es ist hell bis in den hintersten Winkel, man sieht viel besser, was man tut.Achim -
Diese ultraschallgereinigten Bauteile sind einfach nur schön! Damit löst sich sogar die Oxydschicht von den Metallteilen und alles glänzt wie neu.
Hast du beschlossen, die Kondensatoren dich nicht neu zu befüllen? Am Bild oben sieht man einen - an sich sehr schönen - schwarzen Kondensator...
Wie schauen bei dir die Fassungen der Endröhren aus? Die sind bei meinem ziemlich verkohlt, ich habe vor, sie gegen keramische zu tauschen.
PS: Danke an alle für die berühigenden Worte zum Topfkondi!Beste Grüße, Jörg -
Für die beiden EL84 liegen die Keramikfassungen schon bereit. Das Pertinax ist der Hitze auf Dauer nicht gewachsen.
Ja und die Kondensatoren - da bin ich nach wie vor hin- und hergerissen!
Das verrückte ist, die original Siemens Elkos haben wider Erwarten das Ultraschallbad unbeschadet überlebt, ich werde die Kapazitäten nachmessen und dann entscheiden ob ich sie ersetze. Die blauen Papierkondensatoren hatte ich vor der Reinigung ausgebaut, um sie zu schonen. Sie sind zwar äußerlich staubig, aber nicht beschädigt. Einen Blauen hatte ich im Chassis gelassen, der sieht nach der Reinigung viel besser aus!
Das Problem bei den Blauen ist, dass mir keine Kondensatoren nach meinem Geschmack zur Befüllung einfallen. Die schwarzen "Fischer & Tausche" 1500V sehen für sich genommen sehr gut aus, haben Top Qualität, sind aus laufender Deutscher Fertigung, passen aber nicht in die Glasrohre.
Du weisst ja, wenn bei mir Technik bzw. die Qualität der Technik und (historische) Optik auseinanderfallen, entscheidet die Technik.
Heute kamen auch sehr schöne Elkos - mal sehen was ich letztlich mache. Es ist vor dem Einbau der Kondensatoren noch sooo viel zu tun...
Achim -
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Du traust offenbar den Gelben nicht...
Die Kondis von Jan Wüsten finde ich optisch klasse, leider gibt es sie erst ab 1 nF. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass kleine Kapazitäten als Folienkondensatoren viel schwieriger zu beschaffen sind.
Voipmans Frage zur Lichtquelle möchte ich mich anschließen und die um die Frage nach Kamera bzw. Objektiv erweitern. Ich mache meine Bilder größtenteils mit eine digitalen Kompaktkamera, die ist für die Dokumentation von Bauteilen völlig ausreichend - und hat auch noch den Vorteil großer Schärfentiefe. Mit der Belichtung durch meine Arbeitslampen bin ich bei den Fotos allerdings nicht ganz glücklich. Die schönsten Bilder mache ich daher am Balkon bei Tageslicht. Versuche mit einer digitalen Spiegelrefelxkamera haben keine Verbesserung gebracht, was aber wohl vor allem daran liegt, dass ich noch kein Macroobjektiv habe.Beste Grüße, Jörg -
nightbear postete
Draussen "in der Sonne" geht dieses Jahr ja nichtBeste Grüße, Jörg