Freiburg Automatic 3DS Restaurationsbericht

      So langsam muss ich mich um die Lautsprecherbestückung des Freiburg 3DS kümmern. Was vorhanden war, habe ich gereinigt und geruchsfrei gemacht.
      Die frühen FB 3DS haben die folgende Bestückung:

      2 Stück 1670DU15 Hochtöner:




      2 Stück 5440E76 3D-Lautsprecher von Isophon, diese ließen sich infolge ihres engen Aufbaus nicht zufriedenstellend reinigen, da man sie heute nachgeworfen bekommt, habe ich sie durch gut erhaltene ersetzt:




      1 Stück 1674CU45 Breitbandlautsprecher:




      1 Stück 1674CU40 Breitbandlautsprecher:

      (Der fehlt immer noch...)

      Dieser Lautsprecher hat einen Magneten mit etwas kleinerem Durchmesser und Delle auf der Rückseite - vermutlich hat er eine abweichende Resonanzfrequenz.

      Siehe hier (Bild9):

      http://www.radiomuseum.org/r/saba_freiburg_automatic_3ds_1.html

      Etwas später produzierte Geräte, die schon die DIN-Buchse für TB hatten, waren mit zwei der letztgenannten Chassis bestückt (Bild 3).
      Achim
      War der große Lautsprecher so blitzsauber oder hast du nachlackiert?

      Es wäre interessant, zu einem Gerät mit derartig vielen Änderungen in laufender Serie eine Art Datenbank aufzubauen, in der man die diversen Modifikationen beschreibt und anhand von Seriennummern (soweit vorhanden) in eine chronologische Reihenfolge bringt. So etwas wie eine Excel-Datei, in die alle Daten eintragen können.

      Bestünde Interesse an so etwas? Es könnte auch einer die Datei verwalten und Input von anderen Forumsmitgliedern einarbeiten. Dafür würde ich mich freiwillig melden. Zukunftsmusik wäre eines Tages ein kleines Heftlein über die Geschichte und Technik des Freiburg 3DS...
      Beste Grüße, Jörg
      Hallo Jörg,

      das wäre es doch - eine Dokumentation mit den technischen Daten und Variationen, Scans der Bedienungsanleitung und Schaltbilder plus schöne Bilder (nicht so ein Gerümpel wie im .org)

      Mein Gerät hat keine Seriennummer mehr, alle gestempelten Komponenten sind Oktober bis Dezember 1954 fertiggestellt (der Lautsprecher im Dezember 1954).

      Der Korb des 26ers war nur nikotinisiert, der hintere Teil des Magneten hatte Rostsprengsel. Ich habe ihn an der Naht zwischen Magnetzylinder und der dicken Polplatte abgeklebt und nur den Magneten neu lackiert.
      Achim
      Hallo Achim!

      Ich habe gestern mal angefangen, ein Word-Dokument zu entwerfen. Neben einem einleitenden Kapitel über Saba möchte ich kurz die Entwicklung bis zum 3-DS umreißen, das Design des Gerätes beschreiben und auf die wesentlichen Unterschiede bzw. Neuerungen eingehen. Bis hierher kann ich selbst viel beisteuern, wobei ich natürlich für weiteren Input und Korrekturen dankbar sein werde. Dann sollen Kapitel über die Schaltung und die Modifikationen derselben in laufender Fertigung folgen, zu denen ich mangels Fachwissen leider sehr wenig sagen kann. Den Abschluss soll ein kurzer Abriss über die Nachfolgemodelle und ein Kapitel über Reparatur und Restauration bilden.

      Mit den vielen in deinen Postings schon perfekt formatierten Fotos und Auszügen aus den Schaltplänen kann man den Text dann zu einer Art Monographie über eines der bekanntesten Radiogeräte der 50er aufwerten.

      Was hältst du - was halten die anderen Forumsmitglieder - von dem Projekt?

      Hab´ ich eure Unterstützung?
      Beste Grüße, Jörg
      Das klingt gut, stellt dieses Modell doch den Beginn einer Ära dar, die sich bis zum FB18 erstreckt und deren meiste Neuerungen (von "Stereo" abgesehen) es bereits enthält.
      Es war, nachdem der WIII bei Saba den Höhepunkt der Entwicklung der klassischen Hochleistungsempfänger mit fulminantem Klang markierte, die Blaupause für eine neue, äusserst erfolgreiche Gerätegeneration mit neuen Features, wobei gleichzeitig das Automatickonzept aus den Kriegsjahren wieder aufgenommen und zur Marktreife geführt wurde.
      Auf den "3D"-Zug musste man aufspringen, um gegenüber den Mitbewerbern (Grundig) keinen Boden zu verlieren. Ab dem FB 7 war es auch nicht mehr Bestandteil der Modellbezeichnung, die Seitenlautsprecher wuchsen stattdessen zu vollwertigen Schallwandlern heran.

      Noch ein Nachtrag zur Abschaltung der Automatic bzw. deren Entstörung. Beim FB 6-3D hat man sie wie folgt realisiert:



      Es handelt sich um 2 Entstörglieder, die nach Masse geschaltet sind. Der Grund scheint mir zu sein, dass die Motorwechselspannung aus der Anodenwechselspannungswicklung des NTR abgezweigt wurde, die gleichzeitig über den Brückengleichrichter Bezug zum Massepotential hat. Beim 3DS gibt es eine eigene unabhängige Wicklung
      Achim
      Moin,
      sogar Grundig musste bei 3D hinterherhecheln. Es war Graetz, die mit der Idee der Rundumabstrahlung um die Ecke kamen und die anderen Hersteller unter Zugzwang setzten.
      Ich meine, es begann mit dem "Melodia 4R".

      Die Idee war so zuendend, dass sie sich in kuerzester Zeit durchsetzte und z.B. Saba dazu zwang, die Freiburg und Bodensee Automatic in der laufenden Serie mit den Seitenlautsprechern zum 3D hochzuruesten.

      73
      Peter
      Ja Peter, das von Graetz habe ich auch verschiedentlich gelesen.
      Mein Gedanke war, Saba hatte Angst, dass Grundig aufspringt (oder schon aufgesprungen war) und Saba alt aussieht.
      Ist doch bemerkenswert, dass so eine Idee, eigentlich ohne substanzielle Vorteile für den Benutzer, so einen Wirbel gemacht hat.
      Achim
      Wohl wahr Dieter! So war es auch später bei (fast) jeder Funkausstellung, irgendetwas wird zum "nächsten großen Ding" erklärt und alle müssen mitmachen.

      Die ersten 3D Geräte, die mir in Erinnerung geblieben sind, waren Grundig Geräte, wie der 3055/56 hier (sehr schöne "mouseover"-Bilder):

      http://www.greenhillsgf.com/Project_Grundig_3055_56.htm

      Dann gab es noch die Modelle mie 5-fach Equalizer, der wirklich richtig gut arbeitete - leider waren die Rändelpotis nach gewisser Zeit von Kontaktschwierigkeiten gezeichnet...

      Edit: Hallo Hans,
      habe mir Deinen Senf gerade schmecken lassen. Nun wird die Sache klarer. Als Maßnahme zur Lösung des Problems der gebündelten Hochtonabstrahlung etwa eines einzelnen Konushochtöners an der Front ist diese Technik natürlich absolut geeignet! Wer sitzt schon zentriert vor dem Gerät.
      Dann benötigt man auch nur 2 Hochtöner links und rechts, die über einen geeigneten Kondensator angekoppelt werden.
      Allerdings scheint mir dann ein schräg abgewinkelter Einbau sinnvoller, da die seitlichen Konushochtöner bei hohen Frequenzen ja auch wieder bündeln und daher bei Einbau an der Seite (90°) wieder ein toter Bereich bei 45° entsteht.

      Mich hat eben auch immer nur der irreführende Aspekt des Namens bzw. der Werbung gestört - eine weitere räumliche Dimension wird ja nicht aufgemacht!
      Es hätte genügt, in der Werbung von erweiterter Höhenabstrahlung zu sprechen - aber das taugt als Schlagwort nicht besonders - 3D klingt da schon viel sensationeller.

      Freiburg 3DS im 3D-Betrieb:

      Achim
      Bevor es hardwareseitig beim Freiburg 3DS weitergehen kann, möchte ich noch, wie angekündigt, einige Schaltungsdetails etwas näher betrachten. Insbesondere die einzelnen Funktionsgruppen der Automatic sind hier interessant! Der 3DS ist ja das erste "richtige" Automaticgerät von Saba in dem Sinne, dass nicht nur der Transport der Abstimmmechanik durch einen Motor erfolgt, was es 1937 beim SABA 980WLK schon gab, sondern indem ein echtes automatisches Aufsuchen, Scharfabstimmen und Nachregeln der einzelnen empfangbaren Sender möglich war. Gerade hierin liegt der Unterschied zu anderen motorischen Abstimmungen etwa bei Grundig. Ein weiterer Vorteil dieser Schaltung liegt in ihrer Fernbedienbarkeit.
      Die Entwicklung sowohl des ersten motorabgestimmten Saba Radios 980WLK, das auch den "Rüttelbetrieb" zur Reibungsaufhebung bereits enthielt, als auch der späteren ausgereiften Automaticgeräte ist untrennbar mit dem Namen Eugen Leuthold verbunden, einem Saba Entwickler, der etwa auch die MHG Schaltung und andere Feinheiten erdacht hat.

      Um die Automaticschaltung zu realisieren, waren zunächst grundlegende Voraussetzungen im Netzteil zu schaffen, weshalb ich hiermit beginnen möchte.
      Hier das Schaltbild des 3DS:



      Im Bereich der Anodenspannungserzeugung fällt im Vergleich zu den Vorgängermodellen der Verzicht auf einen Widerstand in der Minusleitung zur halbautomatischen Gittervorspannungserzeugung auf, zu erkennen am direkt auf Schaltungsmasse liegenden Minusanschluss des Brückengleichrichters.

      Die nur einfach mit 50µF geglättete Spannung A1 ist rot markiert. Sie hat den stärksten 100Hz Brumm und dient nur brummunempfindlichen Funktionen wie etwa dem Haltemagnet der Automaticwippe.

      Eine bessere Siebung erfährt die violett markierte Spannung mit der Siebkette 200 Ohm und weiteren 50µF. Auch sie hat noch deutlichen "Ripple", dient aber nur der Anodenspannungsversorgung der Endröhren - da es sich um eine Gegentaktschaltung handelt, löschen pos. und neg. Brummhalbwellen sich prinzipbedingt aus, so dass auf bessere Siebung guten Gewissens verzichtet werden kann.

      Sauberer gesiebt wird die Spannung A2 (gelb) mit der Siebkette aus Drossel, 200 Ohm und weiteren 16µF.
      Sie wird, meist über weitere Tiefpässe, für die heiklen Aufgaben in der Schaltung verwendet.


      Weiterhin ist (grün) eine Sekundärspannung von 270V~ zu sehen. Sie dient der Versorgung der Automaticmotoren mit Leistung (nicht der Steuerung) und entfiel bei späteren Modellen, die diese Energie aus der Anodenwicklung bezogen.

      Der Heizkreis H1 für die Mehrzahl der Röhren und die Beleuchtung ist klassisch einseitig an Masse liegend ausgeführt.

      Die Besonderheit des separaten Heizkreises H3 hatten wir schon gesehen, er dient exklusiv der Heizung der brummempfindlichen Vorstufentrioden der ECC83 und ist daher zentral an Masse gelegt.

      Die Innovation ist ist nun die Wicklung "a-b" mit Mittelanzapfung: Sie erfüllt mehrere Funktionen. Ihre Wechselspannung ist türkis markiert, es stehen an a und an b jeweils 16V~ gegen Masse (Anzapfung) mit 180° versetzter Phase zur Verfügung, da die Mittelanzapfung wechselspannungsmässig über den 50µF Elko an Masse liegt. Diese Spannungen werden zur Automaticsteuerung gebraucht, wie wir sehen werden.
      Die Wicklung "b" ist nun über den Seleneinweggleichrichter Glr.2 und einen 2KOhm Vorwiderstand (und die Hälfte der H3 Wicklung) an Masse gelegt, damit erfolgt eine Einweggleichrichtung. Der Weg der Gleichspannung ist blau markiert. Die Siebung der in Bezug zum Massepotential negativen Gleichspannung erfolgt mit der Siebkette 50µF, 25K, 50µF.
      Es resultieren die Spannungen -V1 und -V2.
      Sie dienen der festen, anodenstromunabhängigen Gittervorspannungserzeugung für einen Teil der Röhrensysteme aber auch der Stummschaltung im Automaticbetrieb und als Richtspannungen bei der Regelspannungserzeugung des AM-ZF Verstärkers (R).

      Ein interessantes Detail fällt auf: Die Kathode des Gleichrichters liegt über den Vorwiderstand UND die eine Hälfte der Heizwicklung H3 an Masse.
      Wozu das? -> Baustelle, Hilfe willkommen...
      Achim
      Hallo Achim,

      das oben geschilderte Detail, dass die Kathode des Gleichrichters über eine 6,3V Halbwicklung an Masse führt ist logisch nicht so richtig nachvollziehbar. Es sei denn man beabsichtigte eine Korrektur der negativen Hilfsspannungen, ohne dabei die Wechselsteuerspannungen a-b zu verändern - also nur das "unterlegte" Gleichspannungspotential zu beeinflussen. Also handelt es sich möglicherweise um eine Feinkorrektur, welche auf diese Weise realisiert wurde.

      Noch eine kleine Anmerkung zur Gitterspannungserzeugung. Es gibt da vier Arten:

      1. Die Automatische: Sie entsteht mittels eines Katodenwiderstandes, dessen Spannungsabfall (infolge des Katodenstromes) mit umgekehrten Vorzeichen über den Gitterableitwiderstand (ca. 560k bis 1M) als Gittervorspannung wirksam wird. Diese Spannung stellt sich automatisch auf einen, durch die Größe des Katodenwiderstandes und Katodenstromes, bestimmten Wert ein. Damit können auch auch Alterungserscheinugen der Röhre ausgeglichen werden ohne dass sich deren Arbeitspunkt wesentlich verschiebt.

      2. Durch Gitteranlaufstrom: Hierbei wird durch einen hochohmigen Gitterableitwiderstand (ca. 10M) der Gitteranlaufstrom der Röhre ausgenutzt, welcher über dem Gitterableitwiderstand eine negative Vorspannung hervorruft. Dieses Verfahren wird vorwiegend in NF-Eingangstufen angewendet.

      3. Die Halbautomatische: Sie wird im Netzteil gewonnen, indem der Minuspol der Anodenstromversorgung über einen recht niederohmigen Widerstand (100 bis 500 Ohm) an Masse gelegt wird. Infolge des durch diesen Widerstand fließenden Anodenstromes fällt an diesem eine negative Spannung ab, welche dann über entsprechende Spannungsteiler, Siebglieder und Vorwiderstände den einzelnen Röhrengittern zugeführt wird. Da durch den "Vorspannungswiderstand" meistens der gesamte Anodenstrom fließt reagiert die daran abfallende Spannung nicht konkret auf jede Röhrenalterung.

      4. Die feste Vorspannung: Sie entsteht durch Gleichrichtung separat zur Verfügung stehender oder abgeleiterer Hilfsspannungen des Netztrafos. Diese Spannungen sind dann unabhängig vom Anodenstromfluß verfügbar. Diese Methode wird bei B-Endstufen genutzt und wenn man außerdem noch weitere negative Hilfsspannungen für andere Zwecke benötigt; z.B. Stummschaltung...

      in dem hier vorliegenden Fall handelt es sich daher um eine feste Vorspannungserzeugung.

      Dann gibt es noch gemischte Gittervorspannungskombinationen, wie beispielsweise bei der hier, im 3DS, verwendeten Gegentaktendstufe. Hier wird nämlich die Automatische Vorspannungserzeugung (90 Ohm) mit der festen Spannungszuführung (-0,6V) kombiniert. Möglicherweise um eine max. hohe Ausgangsleistung zu erzielen, ohne dabei auf die arbeitspunktstabilisierende Wirkung des Katodenwiderstandes zu verzichten, oder nur um hier gleichzeitig die negative Vorspannung für die EABC80 bereitzustellen, oder beides... wer weiss schon so genau, was die Entwickler sich bei solchen Schaltungen im einzelnen dachten und ausprobiert haben.

      Gruss, Peter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      natürlich feste, gegenüber vorher halbautom G-Vorsp.Erz. (hab es korrigiert).

      Der 2K Vorwiderstand ist ja wohl nur zur Strombegrenzung für das kleine "C2" Selengleichrichterchen da. Beliebig verringern kann man ihn nicht, vielleicht sollte die Gleichspannung etwas angehoben werden, da hat man die 3,15V~ noch mit dazugepackt.
      Spätere Versionen kamen ohne dieses Konstrukt aus.
      Achim
      Hallo Achim,

      auch von mir herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Gerät und Danke für den spannenden Live-Bericht!

      nightbear postete
      Der 2K Vorwiderstand ist ja wohl nur zur Strombegrenzung für das kleine "C2" Selengleichrichterchen da. Beliebig verringern kann man ihn nicht, vielleicht sollte die Gleichspannung etwas angehoben werden, da hat man die 3,15V~ noch mit dazugepackt.
      Spätere Versionen kamen ohne dieses Konstrukt aus.
      Der Meersburg 7 holt sich seine negativen Spannungen nur über "b", die Selen-Diode geht über den Widerstand direkt auf Masse. Interessanterweise hat der Widerstand nur 1k. Die Spannung am ersten 50uF Kondensator ist mit -15.5V angegeben. Zusätzlich werden über eine Siebkette noch -8V und -1.2V erzeugt.
      Die Diode ist auch eine E25C2. Ist die eigentlich irgendwie Saba-spezifisch? Im Internet findet man so gut wie keine Informationen.
      Möglicherweise waren die Ingenieure beim 3DS noch etwas vorsichtiger, was das Langzeitverhalten dieser Kleinsignal-Selendiode angeht und erst später hat man den "Schutz"-Widerstand verkleinert.

      Gruß
      Michael
      Hallo Michael,

      Danke fürs Feedback!

      Beim 3DS ist es ja so, dass der Lautstärkemotor, wie noch zu zeigen ist, direkt aus der a-s-b Wicklung gesteuert wird, die Mittelanzapfung s ist der eine Pol der Steuerwicklung, a und b werden je nach gewünschter Drehrichtung auf den anderen Pol aufgeschaltet.
      Diese Wicklung des Netztrafos muss also genau zum Motor passen. Ich vermute, man hat dann doch etwas mehr Gleichspannung gebraucht, eine höhere ~ hätte nicht mehr zum Motor gepasst, also die Bastelei mit der halben H3.

      Der Selengleichrichter mit seinen 2mA Nennstrom ist nun kein Kraftpaket, die kurzzeitig beim Einschalten oder im Fehlerfall erlaubte Belastung kennen wir nicht, gut möglich, dass man sich, wie Du vermutest, erst mal auf der sicheren Seite bewegt hat. Beim 6-3D war dieselbe Kombination, beim 7er 1K und beim 100er dann eine Diode mit 5mA und 1K Vorwiderstand.

      Ob die höhere erzielte Gleichspannung beim 7er durch den niedrigeren Vorwiderstand oder eine andere Auslegung der Wicklung zustande kommt, wäre zu klären.

      Überhaupt könnte ich mir gut vorstellen, dass der Schwenk von der halbautomatischen auf die feste Gittervorspannungserzeugung überhaupt durch die Automatic erzwungen wurde. Was die nichtautomatic Radios anging, lief es mit der halbautomatischen ja einwandfrei aber was wäre, wenn die Gittervorspannungen der empfindlichen Röhren in der Steuerung der Automatic in Abhängigkeit vom Anodenstrom (aller anderen Röhren) schwimmen? Möglicherweise hätte das die Stabilität der Automaticfunktionen gestört.

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      Die Lautstärkeregelung kann man an dieser Stelle schon einmal vorstellen.
      Sie hat folgende Besonderheiten verglichen mit der Senderabstimmung:

      - die Motorsteuerung erfolgt ausschließlich über die Fernbedienung
      - eine Selbsthaltung oder ein Regelkreis zur Optimierung existieren nicht
      - ein Rüttelbetrieb ist nicht erforderlich
      - die Steuerwicklung des Motors wird direkt mit einer Wechselspannung angesteurt, nicht mittels einer Verstärkerstufe.

      Bei den Motoren der Automatic handelt es ich um Asynchronmotoren mit Ferraris Läufer. Danke an Hans / decoder für den Hinweis!
      Diese Motoren haben als Rotor eine Aluminiumhülse, was eine geringe Trägheit und Feinfühligkeit bei Steuerungsfunktionen ermöglicht. Hinzu kommen Laufruhe und Geräuscharmut.
      Die Drehbewegung wird mit einer geeigneten Ansteuerung der 4 Statorspulen mit geeigneten Wechselspannungen ausgelöst. Dabei gilt es 2 Spulen (gruppen) zu unterscheiden.
      Einerseits liegen die für das "Arbeitsmagnetfeld" zuständigen Spulen über einen vorgeschalteten Kondensator permanent an der 270V~ Versorgungsspannung. Durch diese Spannung allein entsteht noch keine Drehbewegung. Allerdings entstehen Wirbelstöme im Sinne einer Wirbelstrombremse wenn der Rotor von Hand gedreht wird. Der Laustärkeregler ist etwas schwergängiger als bei ausgeschaltetem Gerät.

      Nun zur Schaltung:



      Man sieht den "Arbeitsstromkreis" in blau (grün im Schaltbild des Netzteils), den Steuerstromkreis in rot für Lautstärke < bzw. in rot/grün für Lautstärke >.

      Die Steuerwechselspannung wird direkt aus dem Netztrafo (dort türkis markiert) über den Wippenschalter der Fernbedienung den Steuerspulen zugeführt. Ihre Phasenlage ist je nach Drehrichtung um 180° verschoben.

      Diese Steuerspannung mit ihrer entsprechenden Phasenlage bezogen auf die Phasenlage der Arbeitswicklung in Zusammenarbeit mit dem Magnetfeld der Arbeitswicklungen (unter Mitwirkung der durch den vorgeschalteten Kondensator bewirkten Phasenverschiebung) führt zu einem Drehfeld, das über die im Aluzylinder entstehenden Wirbelströme zu einem Transport des Zylinders in die gewünschte Richtung führt.
      (Die weitern Details der Vorgänge im Motor fallen in den Bereich der Kollegen des Fachbereichs Elektrotechnik)

      Als ich diese Lautstärkeregelung das erste Mal bedient habe, war ich begeistert, wie präzise und feinfühlig sie arbeitet. Nicht umsonst finden Ferraris-Motorenn auch in der Flugzeugsteuerung und bei Stromzählern Verwendung.
      Achim
      Eine kleine Anekdote am Rande:
      Heute gab es beim Freiburg Mikrophoniealarm. Nach einer gewissen Betriebsdauer war das mechanische Transportgeräusch der Abstimmung im Lautsprecher zu hören. Auch ein Beklopfen des Chassis mit dem Schraubendrehergriff wurde sauber im Lautsprecher wiedergegeben.

      Mein Verdacht fiel natürlich unmittelbar auf die empfindliche ECC83 in der NF-Vorstufe - aber Fehlanzeige, sie war es nicht.
      Nachdem ich festgestellt hatte, dass die Mikrophonie nur bei UKW auftrat, geriet die UKW Box ins Visier, sie war auch besonders klopfempfindlich.
      Ursache war die (Oszillator / Mixer) Triode EC92. Es handelte sich um eine Valvo NOS. Mit Ersatz durch eine unbenutzte No-Name Röhre war der Fehler behoben.

      Jetzt fehlt nur noch die theoretische Erklärung, wie die mechanische Schwingung über Oszillator, FM-ZF und Demodulator zum NF-Signal wird!

      (Die frühen UKW-Variometerboxen besassen einen Filz am Glasstab, um Rückkopplung über den Lautsprecher zu verhindern - das dürfte derselbe Zusammenhang sein.)
      Achim
      (Die frühen UKW-Variometerboxen besassen einen Filz am Glasstab, um Rückkopplung über den Lautsprecher zu verhindern - das dürfte derselbe Zusammenhang sein.)
      --
      Hallo Achim und Leser. Richtig!
      Normalerweise, ist die Oszillator- Frequenz stabil, und der Sender ist Frequenzmoduliert, das heisst, seine Frequenz pendelt um einen Mittelwert.
      z.B. 90Mhz. Diese Aenderung (delta HF) wird als ZF- Aenderung (delta ZF) weítergeleitet zum Ratio, der macht daraus die NF.
      Wenn jetz auch der Oszillator um seine Mittenfrequenz (90+10,7) pendelt, weil die EC92 die Frequenz aendert, ist das eine zweite FM- Modulation.
      Das ergibt dann vom Lautsprecher mit Luft- oder Koerperschall, die akustische Rueckkopplung kurz Mikrophonie benannt.

      Gruss hans
      Hallo Hans,

      das passt!
      (Erst hatte ich überlegt, ob sich das Signal irgendwie durch ZF und Demod. mogelt - Blödsinn...)

      In so einem Fall braucht man dann auch gar nicht in der Vorstufe zu suchen, da nur die Osz.-Röhre und ggf. die frequenzbestimmenden Bauteile des Schwingkreises in Frage kommen.
      Ein Abklopfen ist für die konkrete Eingrenzung nämlich zu ungenau.


      Das Chassis ist inzwischen bis auf die Skalenseile, Tasten, Messingschiene Frontplatte und Drehknöpfe fertig:



      Ungefähr zur selben Zeit wartet das fertig restaurierte Gehäuse bei Franz auf seinen Versand. Der optische Eindruck spricht für sich selbst, man versteht, warum seinerzeit eine Schutzhülle aus Stoff migeliefert wurde.





      Sobald es (heil) hier angekommen ist, können sich Gehäuse und Chassis nach 55 Jahren dann zum zweiten mal vereinigen. Vorher sind beim Chassis allerdings noch einige abschließende Arbeiten zu erledigen.
      Achim