Telefunken 750 GWK

      Hallo zusammen,

      da ihr immer euere Projekte vorstellt will ich das auch mal tun. Im Moment bearbeite ich einen 750 GWK der ziemlich verbastelt ist. Das Gerät wurde von Gleichstrombetrieb auf Wechselstrom umgebaut. Daher ist kein Plan vorhanden, sondern ich bin gerade dabei die Unterschiede, die noch nicht umgebaut wurden zu finden so dass dann hinterher ein 750 WK dasteht. Ein Geduldsspiel.
      Interessant, aber auch tückisch ist das Holzchassis, weil nicht überall Masse ist wo ein Kabel am Chassis befestigt ist.
      Dass die Kabelfarben alle gleich sind und sich schon einige an dem Gerät versucht habe erleichtert die Arbeit nicht wirklich. Aber ob ihr das gleubt oder nicht ganz zaghaft gehts schon wieder. Aber es pfeift.

      Hier drei Bilder.


      zeigt die Oberseite.



      die Unterseite


      und der völlig verbaute Wellenschalter.

      Ich werde den Plan noch hochladen, denn ich habe auch eine Frage zum Gerät.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Total uriges Teil !! Habe ich mal bei einem befreundeten Sammler gesehen. Hat ganz seltsame Tasten und einen Urdox-Stabi verbaut. Dass er ein Holzchassis hat, war mir damals gar nicht bewußt. Ich muß zugeben, es ist das erste Radio mit Holzchassis, das ich sehe.

      Den würde ich mir auch gerne ins Regal stellen.

      Ich hoffe, du kriegst den wieder super hin, Albrecht.

      Gruß, Dieter
      Hallo Albrecht,
      das Gerät erinnert mich sehr an meinen Siemens Gross-Super 93GWK. Stahlröhrenbestückung, mit CL4-Endröhre, CY1-Gleichrichter und einem Urdox.
      Auch dort ist das Chassis aus Holz mit Pertinax-Auflage - man beachte das Baujahr 1939 ! Stahl wurde wohl für Panzer etc. benötigt.
      Mir ist nicht erinnerlich, daß der Wellenschalter schlimm verbaut wäre, aber es liegt auch schon etwas zurück, daß ich unter das Chassis geblickt habe.

      Gruß Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Hallo und Danke für den Zuspruch,

      mittlerweile habe ich auf EL11 umgebaut, also andere Fassung eingebaut, weil die CL4 für Wechselstrombetrieb ungeeignet ist. Anstelle der CL4 war eine umgesockelte Russenröhre drin. Also habe ich auch noch den Ausgangstrafo getauscht. Jetzt spielt es schon auf Zimmerlautstärke. Aber es pfeift halt noch.
      Auch dieses Gerät ist Bj 39. ja da war der Stahl sicher schon für Rüstungszwecke verplant.
      Was wirklich die Arbeit hemmt sind diese starren abgeschirmten Kabel, alle mit derselben Farbe. Ich habe schon Nummern an die Leitungen gemacht und streiche gerade im Schaltplan alle Teile und Verbindungen ab nachdem ich sie geprüft habe. Und löte auch alles nach. Wo es noch Probleme geben dürfte sind die keramischen Trimmer, ich glaube die sind nicht mehr gut.
      Aber zuerst kontrolliere ich fertig, dann kommt die Funktion dran.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Wie sieht es bei Deinem Gerät mit dem Mehrfach-Kondensatorblock aus ? In meinem Siemens scheint er völlig hinüber zu sein - aufgequollen usw. Den heftigen Brumm im sehr kurzen Probebetrieb habe ich damals auf den Defekt dieser C´s zurückgeführt - möglicherweise voreilig, da nicht weiter nachgeforscht.

      Kannst Du noch erläutern, was Dich zu der Annahme leitet, die CL4 sei für Wechselstrombetrieb ungeeignet ?
      Umstellen auf EL11 - müßte dies nicht Änderungen im Netzteil voraussetzen ?

      Gruß Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Oh je... Da hast du ja ordentlich Arbeit bei so einem verbastelten Teil.
      Aber so wie es aussieht, wird das Ding wieder zu einem anständigen Radio.:)

      Zum Holzchassis: Hatte nicht Siemens Ende der 30er Jahre auch mal ein Holzchassis?
      Mir fällt das Modell jetzt nicht ein, aber ich glaube, sowas schonmal gesehen zu haben...:?
      Hallo Eberhard,

      Ja, der Block steht noch auf dem Prüfprogramm. Aber ich denke das diese Cs hinüber sind.
      Ja es ist so, dass das Netzteil komplett umgebaut worden ist. ABer nicht von mit. Ein Transformator und eine AZ1 verrichten nun ihren Dienst. Naja die CL4 war schon ersetzt, durch diesen Russenröhrenumbau. Anodenspannung jetzt ca 250V. Das ist zuviel für die CL4. Auch sind die Widerstandsverhältnisse im Anodenkreis unterschiedlich, daher der Ersatz des AT.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Nun habe ich den Block ausgebaut. Alle Cs darin sind hinüber. Auch ist der Block schon aufgequollen und die Anschlussplatte ist gewölbt.



      und eine anderre Ansicht



      Die alten Cs wollten nicht so einfach herausgehen, da musste ich dann mit der Säulenbohrmaschine und einem Forstnerbohrer ran.



      Jetzt ist alles draußen. Die Anschlussplatte ist mir leider zerbröselt. Da habe ich nun eine neue Pertinaxplatte eingesetzt. Heute Abend wird eingelötet.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Da ist jetzt Ruhe drin! In dem stabilen Metallgehäuse werden die Burschen schön unter Druck geklemmt haben.

      Die alten Radiotechniker sprachen immer von "Blockkondensator". Ich war immer der Meinung, damit seien Kondensatoren gemeint, die eine Spannung "abblocken". Möglicherweise hatten sie aber diese früher üblichen Kondensatorenblöcke im Sinn.
      Achim
      Ja, die Cs hier gingen nicht anders heraus. Warmmachen, oder auskochen ist normalerweise das Mittel der Wahl. Das Ausbohren ist halt ne Sauerei. Ob das "Block" nun für abblocken steht, oder die Bauform benennt ist mir auch nicht bekannt. Für mich ist die Form entscheidend, denn damit unterscheide ich diese Bauform von den allseits bekannten Formen.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Eigentlich sieht man nur Späne - aber ich denke, daß bei meinem Siemens 93GWK auch genau dieses Bauteil zuallererst renoviert werden muss.
      Ohne jetzt die Schaltbilder verglichen zu haben, möchte ich wetten, daß unsere Geräte bis auf die Tastenreihe technisch identisch sind.
      Es wäre schön, wenn Du am Ende Deiner Restauration noch mit Bildern und Worten darstellen könntest, wie diese Tastenmechanik arbeitet.

      Sollte Dir im Laufe der Rückbau-Arbeit eine Verdrahtung unklar sein, kann ich gerne Fotos meines Chassis beisteuern - das sollte noch unberührt sein (hat angeblich jahrzehntelang auf einem bayrischen Dachboden geschlummert).

      Gruß Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Hallo Eberhard,

      erst mal danke für das Angebot mit Bildern auszuhelfen. Vielleicht muss ich da sogar darauf zurückkommen. Ich habe gerade im RM.org nachgesehen:

      http://www.radiomuseum.org/r/siemens_kammermusik_gs_93gw_k.html

      Ja, es scheint tatsächlich, bis auf die Tasten, identisch zu sein. Für mich war immer Telefunken und AEG nährungsweise Identisch und Siemens eigenständig. So kann man sich täuschen.

      Die Tastenmechanik ist nicht ganz trivial. Ob die überhaupt geht weiß ich noch nicht. Umgeschaltet wird mit jeder Taste die Vorkreis und die Oszillatorspule. Dann ist auch der Bandfiltereingang unwirksam. Jede der Tasten überstreicht auch nur einen bestimmten Bereich im MW, oder LW Bereich. Um überhaupt die Tasten zu aktivieren muss der Drehschalter an der Seite auch auf D, wie Drucktasten stehen. Der TA ist übrigens auch mit einer Taste zu schalten.

      Der C-Block war völlig hinüber. Zuerst habe ich überlegt, ob ich einfach neue Cs einlöte, es sind ja nur 3 Stück und den Block blind lege, aber es geht aus Platzgründen nicht. Ist halt etwas gefummel.

      Nochwas zum Umbau: Die CL4 hat eine Ra von 4,5kOhm 45mA bei 200V Ua - die EL11 hat 7kOhm 36mA bei 250V. Da ich aber nicht 50V über einen Widerstand verbraten möchte habe ich auf die EL11 umgebaut. Drin war was Russisches, was eher der EL12 entspricht. Da hat gar nichts mehr gepasst. Immerhin hat er schon gut mit TA gespielt.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Hallo zusammen,

      weitere durchgeführte Arbeiten:

      Der Kondensatorblock wurde mit neuen Cs gefüllt und die gebrochene Pertinaxplatte durch eine Punktrasterplatine ersetzt. Danach konnte der Block wieder zugelötet und eingebaut werden. In dem Zug habe ich wirklich jeden Widerstand und jeden Kondensator geprüft. Einige Widerstände mit stark abweichenden Werten wurden gefunden und ersetzt. Ein Widerstand hatte keinen Durchgang mehr, nach dem Ausbau fiel die Kappe ab.

      Dadurch dass das Gerät stark umgebaut wurde war es notwendig die gesamte Schaltung zu überprüfen. Der Siebelko war direkt auf das metallene Hilfschassis geschraubt und daher auch Masse des Elkos und Gerätemasse vereint. Dadurch war aber die Schaltung mit der halbautomatischen Vorspannungserzeugung nicht mehr vorhanden. Also habe ich den Siebelko mit eier Pertinaxscheibe isoliert und eine Minus-Lötfahne am Elko angebracht. So kann dann über den 27 Ohm Widerstand gegen Masse eine negative Spannung gewonnen werden. Zu dem Widerstand habe ich auch noch einen kleinen Elko zu Siebung dieser Spannung geschaltet. Einige schlechte Lötstellen habe ich noch nachgelötet und dann das Gerät nur mit den Röhren EF11 und EL11 sowie der AZ1 betrieben. Über den TA Eingang funktionierte das Gerät mit brummen. Die Masse ist überhaupt der Knackpunkt des Gerätes. Alle Masseverbindungen und Abschirmungen der Kabel habe ich dann nochmals kontrolliert, nachgelötet und dann alles an einen zentralen Massestützpunkt geführt. Dann war der Brumm weg und die Wiedergabe einwandfrei. Einen Bock habe ich auch noch eingebaut und aus Versehen einen 68kOhm Widerstand anstelle eines 6,5kOhm Widerstand eingelötet. Alles was ich sonst an Widerständen einlöte messe ich nach, da habe ich das vergessen. Danach waren alle Spannungen im 10% Bereich der angegebenen Werte.
      Der Empfang ist dennoch relativ schlecht und daher steht nun noch der Abgleich an. Zuvor muss ich aber noch die Bandfilter aufbekommen, denn auch da stecken noch die alten Kreiskapazitäten drin und die sind sicher nicht mehr gut. Darüber dann aber wenn es fertig ist. Dann mache ich noch ein paar Bilder.

      Grüße
      Geht nicht - gibt's doch!
      Was lange währt wird endlich gut.
      Schon seit einiger Zeit ist das Gerät fertig und läuft einwandfrei. Selbst die Festsendertasten funktionieren einwandfrei.
      Jetzt habe ich ein paar Tage Urlaub und dachte ich schließe den Thread ab.

      Die Hauptarbeit war noch die Instandsetzung des Tastenaggregates. Dadurch dass das Chassis auf wirklich keiner Seite steht legt man es nach dem Ausbau so hin, wie es eingebaut ist. Dadurch sind auch die feinen Spulendrähte der Abstimmspulen in Mitleidenschaft gezogen worden.

      Das Tastenaggregat wurde ausgebaut und komplett zerlegt gereinigt und wieder zusammengebaut und die beschädigten Spulen mit 0,1mm CU draht wieder repariert. Die Spulenenden habe ich mit Lack festgelegt.

      Hier wieder zusammen- und eingebaut:



      Nochmal ein Blick in das fertige Gerät:



      Den Netztrafo habe ich ebenfalls ersetzt, und auch das Netzteil neu verdrahtet.

      Immerhin funktioniert nun alles einwandfrei, genau so wie es sein soll. Faszinierend ist der Tastensatz. Schade, dass es immer weniger MW Sender gint.

      Viele Arbeiten, die ich durchgeführt habe sind hier nicht mehr aufgezählt. Zu Umfangreich waren die Arbeiten und diese haben sich auch über einen leider viel zu langen Zeitraum hingezogen. Wer noch Fragen hat darf diese gerne stellen.

      Grüße

      Albrecht
      Geht nicht - gibt's doch!
      schabu postete
      Das wäre auch ein Projekt für einen verschärften Strafvollzug. Wer es schafft, dem wird die Hälfte der Strafe erlassen. Wer es vor Ablauf der regulären Strafe nicht schafft, muß solange einsitzen, bis das Gerät fertiggestellt ist.:peitsche:


      Ich habe das Gefühl, ich gehöre zur zweiten Sorte! Ich muss es jedenfalls immer fertigbringen. Bisher hat das auch ausnahmslos geklappt! Manchmal lohnt es sich aber wirklich, ein bis zwei Nächte zu überschlafen, dann fallen einem die Schuppen von den Augen und man sieht wieder Land, wie wir Fischköppe sagen.

      Gruss,
      Reinhard