TG 674 Vorstellung und Prospektauszug

      Die 674 ist das letzte Tonbandgerät von Saba und war nocheinmal ein Versuch, ein Gerät für gehobenere Ansprüche zu bauen. Sie ist sehr schwer, innen über und über voll mit Technik - hier würde ich beinahe von 'verbaut' sprechen. Manchmal etwas unzugänglich bei Reparaturen. Dafür kommt man im Regelfall mit handelsüblichen elektronischen Bauteilen zurecht, wenn's mal klemmt. Der Bandzugkomperator der TG 674 hat eher Alibifunktion, das ist wirklich nicht viel, obwohl es durchaus den Bandzug regelt. Ein Papst-Motor und Woelke-Köpfe sorgten zumindest auf dem Papier für ordentliche technische Daten. Alle Geräte hatten einen eingebauten Verstärker 2 oder sogar 4 Lautsprechern. Es gab sie nämlich in 2 Varianten, einmal mit 4, einmal mit 2 Lautsprechern. In den Prospekten ist von der Anzahl nicht die Rede. Auch die Anzahl Glühbirnchen war bei der 2-LS-Version reduziert.

      Die Tasten sind brutal schwergängig, Markenzeichen: teilweise weisse Starttaste (weil die Farbe ab ist)! Die Umschaltung der Geschwindigkeit bedarf bei einigen Geräten eines Vorschlaghammers. Wird das Gerät hochkant betrieben, muss man es festhalten, wenn man eine Laufwerksfunktion wählen möchte. Die Gleitschieberegler sind prima und tragen ihren Namen zu recht. Der Knebelschalter für die verschiedenen Funktionen wie Aufnahme/Wiedergabe/Trick ist heute bei jedem 2. Gerät abgebrochen. Er ist derart dämlich in das Gerät gebaut, dass man sogar eine Platine zerbrechen könnte, bzw. beim Versuch die Platine auszubauen, diese zerstören könnte. Viele Leute haben den Knebelschalter abgebrochen, weil sie sich nicht erinnern konnten, dass für die Aufnahme zusätzlich eine Taste zu drücken war...und die Tasten gingen ja eh schwer, dann muss auch dieser Knebelschalter schwer gehen, also gib ihm... Man hat zumindest bei der Bedienung den Eindruck, dass es gegenüber den Modellen der späten 60er keinerlei Entwicklung gegeben hat. Dabei zeigte Saba schon in den 50ern mit der TK 85 (Weihnachtsbaum), dass Tipptastensteuerung möglich ist. Später konnte das auch die SH 600...

      Etwas besonderes war wohl die zuschaltbare Aufnahmeautomatik, wie es sie z.B. auch bei Uher gab. Ideal ist das manuelle Ein und Ausblenden bei eingeschalteter Aufnahme Automatik, bei der man die Regler bis zum Anschlag hochschieben kann, ohne zu übersteuern. Einfach Automatik und Manuell gleichzeitig drücken. Ausserdem hatte dieses Gerät Hinterbandkontrolle. Die Spulenarretierung ging leicht, passte auch gut, ist aber insgesamt viel zu klein und ein wenig hakelig. Die Tonwelle war geriffelt. Ob das dem Band so zuträglich war, weiss ich nicht. Aber es ist ein Grauen, diesen Docht zu reinigen. Das Laufwerksgeräusch ist auch bei der 674 zu hoch, das scheint ein Reibrad-immanentes Problem zu sein - zumindest ist und bleibt die Philips 4504 bei den bis 18cm Maschinen Referenz.

      Das Zählwerk ist leider unbeleuchtet und läuft m.E. viel zu schnell. Die Umspulgeschwindigkeit ist relativ hoch. Das Gerät ist sehr zuverlassig und versprüht einen gewissen Charme. Die Mikrofoneingänge erlauben nicht jedes Mic. Die Aussteuerungsinstrumente sind das absolute Grauen: winzig, sehen minderwertig aus, wie Battrieprüfgeräte und viel zu langsam und ungenau. Der Verstärker ist kräftig und der Sound aus den eigenen Lautsprechern in meinen Augen unübertroffen! Ich hatte damals eine TG 674 nagelneu erworben und mich sofort über das Rauschen gewundert. Egal, welches Band ich nahm, die Kiste rauschte. Das machen die gebrauchten bei mir auch heute noch, was den Betrieb dieser Decks an der Wohnzimmeranlage ausschliesst, es sei denn, man regelt die 'Höhen' weg.

      Ärgerlicher ist, dass bei hohen Temperaturschwankungen die Bremse schon mal das Vorspulen behindert. Dann geht der linke Bandteller einfach zu schwer. Das Gerät ermöglicht Multiplay (Mono) und Echo. praktisch ist die überaus grosszügig dimensionierte Stoptaste. Die Tonkopfabdeckung könnte leichter abzunehmen sein (Halterungsnasen können brechen). Die Abdeckklappe der Anschlüsse ist wackelig, hakelig. Sie sorgt nicht nur für Klappergeräusche, sie kann auch von den Kabeln aufgedrückt werden. Bei vielen Geräten ist daher heute diese Klappe bereits Geschichte.



      An der Optik des Gerätes scheiden sich die Geister. Die einen finden sie hoffnungslos veraltet, die anderen sachlich, nobel oder aufwendig. Schaut man ganz genau hin, so erkennt man geriffelte Oberflächen, teilweise Glaspartien. Irgendwie hat dieses Gerät - besonders im Dunkeln bei beleuchteten Schiebereglern - einen ganz besonderen Charme.

      Fazit: ein treuer Freund, ideal als Beistellgerät bei Grillfeten oder neben dem PC zur Unterhaltung, weniger geeignet in einer guten, modernen Anlage, auch weil der Klang etwas optimiert ist. Ideal für deutsche Bigband-Aufnahmen, James Last - den sollte man sich mal über dieses Gerät gönnen -, die Shadows oder z.B. Les Humphries!

      Ps.: Dank an Rainer, der etliches beigesteuert hat!!!
      TB-Dani postete
      Da steigt der Habenwillfaktor;)
      Sieht mir schon eher nach pathologischer Gier aus ;)

      Auch mir gefallen so manche Dinge - aber alleine um des Besitzens willen ist es m.E. nicht gerechtfertigt, Sachen zu hamstern welche Anderswo und in evtl. sachkundigeren Händen besser aufgehoben wären.

      Es ist zugegeben nicht eben leicht auf interessante Geräte zu verzichten - außer der fällige Obulus überschreitet bei weitem das Budget :D

      Das kommt bei mir auch öfter vor als mir lieb ist :)


      MichaelZ.
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      Auch wenn ich diese Maschinen irgendwie mag, weil ich selber lange eine TG664 eingesetzt habe muß ich Andreas hier in allen Punkten zustimmen.

      Mich hat am meisten das laute Laufgeräusch, direkt gefolgt von den extrem schwergängigen Tasten gestört. An die umständliche Bedienung konnte ich mich schnell gewöhnen, den Geschwindigkeitsumschalter brauche ich eh bei keiner Maschine. Der wird einmal auf die schnellste Geschwindigkeit gestellt und nie wieder angerührt.

      Das Bild ist nur beigefügt, weil es mein Originalgerät ist. Damals für eine meiner ersten eBay Auktionen vor 5 Jahren abfotografiert und mit einem nicht wirklich guten Scanner eingescannt.



      Gruß
      Michael K.
      Leute, ich muss mal einige Fragen stellen, lacht mich bitte nicht aus wegen meiner "Unwissenheit". Ich habe gar keine 674, sondern eine 664 und komme halt mehr aus dem Grundig-Lager, aber vielleicht kriege ich ja doch einige Antworten:

      1. Wo liegt denn überhaupt der Unterschied zwischen 664 und 674 ?
      2. In welchem Zeitraum (etwa) wurde die 664 gebaut ?
      3. Gab es auch eine Halbspur-Stereo-Version dieser Geräte, oder hat Saba (wie auch die meisten anderen deutschen Hersteller in den 70ern) fast ausschliesslich Vierspur-Geräte gebaut ?
      4. Gab es farbliche Varianten ?

      Schwergängige Tasten kann ich bei meinem Exemplar nicht beklagen, geht alles wie geschmiert, auch die Geschwindigkeits-Umschaltung.......

      Gruss
      Thomas
      Warum lachen, den Produktionszeitraum musste ich auch erstmal nachschlagen ;)

      zu 1)

      Optisch: das 674 hat eine schwarze Front, das 664 ist unten silber, oben schwarz. Das 674 bekam erstmals sog. Long-Life-Köpfe spendiert. Die Tasten der 674 sind schwergängiger. Unter der Haube sollen einige technische Kleinigkeiten verändert worden sein, ansonsten sind die Geräte relativ gleich.

      zu 2)

      das 664 wurde zwischen 1973 und 1975 gebaut, 1975 wurde das 674 eingeführt. Das 674 tauchte 1977 zuletzt in einem SABA-Katalog auf und war damit das letzte TB von SABA...

      zu 3)

      Es gab nur sehr wenig 2-Spur-Geräte von SABA, z.B. die 600 SH oder das 524.

      zu 4) das 664 gab es in nußbaum und in weiß, wobei die Frontplatte unverändert blieb. Das 674 gab es nur in nußbaum und hatte eine komplett schwarze Front.
      Zit.Highlander

      :"....Viele Leute haben den Knebelschalter abgebrochen, weil sie sich nicht erinnern konnten, dass für die Aufnahme zusätzlich eine Taste zu drücken war...und die Tasten gingen ja eh schwer, dann muss auch dieser Knebelschalter schwer gehen, also gib ihm... "

      Gute 20 Jahre vorher tauchte das Problem der abgebrochenen Knebel beim SKL-Tonmeister auf. Nur mit dem kleinen Unterschied, daß dort der Aufnahmeschalter nach Betätigung mechanisch verriegelt wurde und nur durch schalten auf Start und anschließend auf Halt konnte die Verriegelung gelöst und dabei automatisch auch auf Wiedergabe umgeschaltet werden.

      Genial einfach - nur hätten die Schaltknebel aus Stahl sein müssen um einer Fehlbedienung zu widerstehen.

      Aus mir unverständlichen Gründen hatten es da wohl die SABA-Konstrukteure versäumt aus Fehlern Anderer zu lernen!
      Viele Grüße aus der Lausitz von MichaelZ.
      V=Vorband, N=Nachband, auch Monitorfunktion oder Hinterbandkontrolle genannt. Sie dient bei der Aufnahme dazu, die fertige Aufnahme zu kontrollieren. Das Gerät hat 3 Tonköpfe, an denen das Band vorbeiläuft: zunächst löscht der Löschkopf das Band, dann bringt der Aufnahmetonkopf die Information auf das Band. Schließlich läuft das Band am Wiedergabetonkopf vorbei. Hier kann man das, was gerade auf das Band gebracht wurde, abhören. Dadurch kann man z.B. verdreckte Tonköpfe und schlechtes Bandmaterial sofort entlarven.

      'Herkömmliche' bzw. einfache Tonbandgeräte lassen nur das Signal während einer Aufnahme hören, welches halt am Tonbandgerät anliegt.

      Ganz oben im Forum findest du den Menüpunkt 'Downloads'. Dort kannst du dich registrieren und z.B. das Manual für das nahezu baugleiche TG 664 (kostenlos) herunterladen.
      Hallo Leute,

      meine 674 hatte anfangs die gleichen Probleme wie von Andreas beschrieben.
      Außerdem funktionierten die eingebauten lautsprecher nicht, weil die Kontakte der Lautsprecherbuchsen defekt waren.

      Das letztere Problem habe ich zunächst durch überbrücken der Kontakte gelöst, später habe ich fast identische Buchsen eingebaut.

      Die schwergängigen Bedienelemente sind dann eher unkonventionell gängig gemacht worden.

      Das Gerät ist zusammen mit drei anderen Bandgeräten aus dem Regal abgestürzt und war nun reparaturbedürftig.

      Ich habe solange an der gesammten Mechanik gelöst und wieder befestigt, geschoben und gebogen, bis die Tasten und die Aufnahmeumschaltung annähernd Butterweich funktionierten.

      Habe das Gerät heute erst noch benutzt und bin wirklich fasziniert.

      Allerdings verbaut ist sie immer noch..... :(

      Gruß Thomas
      Hallo

      auf der Suche nach der BDA der Saba Tg-674 bin ich auf dieses wundervolle Forum gestoßen. Ihr habt mir sehr weitergeholfen, da die Tonbandtechnik vor meiner war (leider).

      Ich hab das schöne Gerät vor Ewigkeiten geschenkt bekommen, weil die damaligen Lehrer meiner Schule dachten es wäre kaputt. Naja einmal die Tonköpfe gereinigt und schon lief alles wieder.

      Das Gerät ist, so wie ich das hier gelesen habe verdammt gut in Schuss.
      Außer dem Hebel zum Umschalten von Wiedergabe und Aufnahme ist alles inkl. Rückenklappe dran. Die Tasten sind auch alle wunderbar in Ordnung.

      Ich hab mir mit meiner Band den Spass erlaubt und wir haben mal was aufgenommen damit! 2 Uher M534 angeschlossen und aufgenommen.
      Wir waren über die erstaunlich guten Aufnahme wirklich verwundert. Ich habe dann mal angefangen mich ein bisschen schlau zu machen, mir gerade die passenden Stecker gelötet und den ersten Song auf den Computer gezogen.

      Es ist wirklich wundervoll und ich habe einen heiden Spass am Gerät!

      Eine Frage habe ich dennoch! Was ist der Unterschied zwischen den 3 Modi: Abspielen (ist eig. klar), REC und PB ?

      Vielen Dank
      Grüße

      PS: Huch da habe ich aber ein altes Thema wieder ausgegraben! Ich hoffe das ist nicht schlimm. Ich fands euch schön mitzuteilen.