Sabine NOS

      Eine Sabine - New Old Stock, ein nahezu ungebrauchtes Gerät, wie direkt vom Werk. Hat jemand Erfahrungen mit der Alterung von Kondensatoren, die ihr Dasein passiv verbrachten?

      Irgendwie bringe ich es nicht übers Herz, Hand an dieses schöne Ding zu legen.

      Hier ein paar Photos:





      Hier ein paar Photos von den Kondensatoren:





      Normalerweise müssen sie raus, aber auch wenn sie nicht durch den Betrieb einer Alterung unterlegen sind?
      Chris postete
      Ist es zufällig diese hier:

      http://cgi.ebay.de/320576479751 ? :)


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Glaub ich kaum, denn dort fehlt das Saba Schild.
      Aber zurück zum Thema. Ich würde auch alle altersschwachen Kondensatoren ersetzten. Dennoch ein sehr schönes Gerät

      Gruß Julian
      Bilder: http://tinyurl.com/sabajulian
      Hallo Felix,

      grundsätzlich müssen in deinem Gerät alle Papierkondensatoren und vor allem die Wima "Malzbonbons" gewechselt werden.
      Ich habe in deinem unteren Bild einmal diese Kondensatoren gekennzeichnet und soweit möglich schaltungsmäßig zugeordnet.



      Die im Schaltbild rot gekennzeichneiten Kondesatoren müssen dringend raus, weil sie Schaden anrichten können; so ist z.B. C76 der berühmte "AT-Killer", er kann im Kurzschlußfall für das Verschmoren der Anodenwicklung des Ausgangsübertragers verantwortlich sein. C73, der Koppelkondensator zur Endröhre kann diese im Fehlerfall überlasten, dass sie unbrauchbar wird.

      Die anderen sollten aber auch gewechselt werden, selbst wenn sie keine direkten Folgeschäden verursachen.

      Mitten in deinem oberen Bild sich auch noch zwei typische Kandidaten zu erkennen - ein Malzbonbon und der etwas rosa schimmernde Papierkondensator.

      Besonders wichtig ist es auch die (alle!) Kondensatoren dieser Gattung im Netzteil auszutauschen. Und wenn du an diesem Gerät arbeitest, solltest du immer einen Trenntransfomator verwenden, weil es sich hierbei um ein Allstromgerät handelt, das heisst: ein Pol der Netztspannung ist direkt mit dem Chassis verbunden! Also bei Arbeiten an diesem Gerät ist mit erhöhter Vorsicht vorzugehen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      @ Julian:

      Stimmt... hab ich nicht drauf geachtet. Ist mir nur so in den Sinn gekommen, da die Sabine bei eBay ja erst vor kurzem ausgelaufen ist.


      Teerpapierkondensatoren musst du grundsätzlich immer ersetzen. Selbst wenn sie NOS sind.
      Hatte mal nen Haufen WIMA's, alle NOS:
      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=3403
      Hatten aber auch alle sehr schlechte Werte!


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993
      Vielen Dank für die Hinweise. Die Blasen an C73 waren mir auch aufgefallen, habe aber auf Klebereste gehofft.

      Der grüne Widerstand ist ein 1 Watt-Typ (Kathode UL84), der aber 0,6 Watt leisten muss - er wird also sehr heiß und auch nach den ersten Stunden bereits eine Färbung aufweisen.

      Das Netzkabel ist aber wohl Original - genau das hat auch meine andere Sabine. Der Netzstecker ist aber auf Schuko umgerüstet.

      Der Klang ist auch etwas Bassschwach, was ich auf C66 (Gegenkopplung) und C70 (Mittenabsenkung an der Anzapfung der Lautstärkeregelung) zurückgeführt habe. Sicherlich haben sie ihre Kapazität erhöht und beschneiden nun die Tiefen.

      Hat eigentlich jemand schon mal versucht, das Gerät mit 220 V Gleichspannung zu betreiben? Ein Brumm ist allerdings auch bei Wechselstrom nicht wahrnehmbar.

      Meine erste Prüfung war, welcher Netzpol an die Phase gehört, diese markiert, um sicher zu stellen, dass das Gehäuse an den Nullleiter kommt.

      Gruß Felix
      Hallo Felix,

      den letzten Absatz können wir leider nicht so stehen lassen, da er zu lebensgefährlichem Leichtsinn anstiften kann.

      Den Netzstecker so "zu drehen, dass der Neutralleiter am Chassis liegt", ist zwar nette Kosmetik, führt aber dazu, dass die gegen jegliches Fremderdungspotential bestehende lebensgefährliche Berührungsspannung von 230V~ nun nicht mehr am Chassisblech liegt, sondern an unzähligen anderen Bauteilen im Gerät auf und unter dem Chassis.

      Das gilt übrigens nicht nur für Allstromgeräte sondern auch bei den Geräten mit Netztrafo liegen bei abgenommener Rückwand jede Menge Kontakte im Primärbereich des Netzteils blank!

      Ein Berühren des Gerätes oder der Schaltung ist während des Betriebes N U R bei Anschluss über einen den einschlägigen Vorschriften genügenden Trenntransformator möglich. Auch dann selbstverständlich nur "einhändig"!

      Auf Messfehler bei der Bestimmung von Außenleiter und Neutralleiter und die Gefahren durch bewegliche Verlängerungsleitungen will ich hier gar nicht eingehen.

      Btte bedenke, dass auch andere Leser die Threads mitlesen. Am Ende macht noch jemand so einen Irrsinn nach!

      Man sieht das heute im Zeitalter netztrennender und schutzisolierter Niederspannungsnetzteile leicht zu locker.
      230V können - gerade bei nasser / verschwitzter Haut - sehr schnell tödlich sein.
      Ich war selbst zwei Mal Zeuge solcher Unfälle...
      Achim
      Da hat Achim absolut Recht !

      Wenn es nicht gerade um die Reparatur eines mit 6 Volt betriebenen Kofferradios geht sondern um ein Gerätes, welches mit einem Kabel samt Stecker im Wechselstromnetz betrieben wird, hat die Sicherheit absoluten Vorrang.

      Die ständigen Hinweise mögen übertrieben erscheinen aber auch ich möchte mein Möglichstes tun, um Stromunfälle zu vermeiden. Von einem evtl. tötlichen Ausgang wollen wir hier erst gar nicht reden.

      In meinem Studentenpraktikum fuhr ein Arbeiter mit einer Hebebühne an die 15 kV Leitung einer Industrieversorgung. So ein Erlebnis prägt sich ein, auch auf 230 Volt heruntertransformiert...

      Also Jungs, paßt bitte auf !!!

      Viele Grüße, Dieter

      Nachtrag: mir fiel gerade noch ein, was mein alter Fernsehmeister, bei dem ich Ferienarbeit gemacht hatte immer gesagt hat, wenn ich an einem laufenden Fernseher hinten am werkeln war: "Betrachte das Gerät immer so, als würdest du gerade eine geladene und entsicherte Pistole säubern!!"
      Hallo Felix,

      ich gehe davon aus, dass du den C73 bereits ausgetauscht hast - er kann nämlich für eine übermässige Erwärmung des Katodenwiderstandes (R38) verantwortlich sein und durch Verlagerung des Arbeitspunktes der Endröhre (UL84) auch den Klang negativ beeinflussen; die Spannung über dem Katodenwiderstand darf bei intaktem C73 nicht größer als die im Schaltbild angegebenen 10,5Volt sein. C66, in der Gegenkopplung ist bei UKW ohnehin kurzgeschlossen und somit in diesem Falle nicht für das Klangbild verantwortlich...

      Aber du wirst das wirklich noch sehr schöne Sabinchen schon wieder zu einem voll funktionsfähigen Mädel aufbauen, es wird dir sehr dankbar sein wenn du alle "bösen" Kondensatoren erneuerst.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Zur Sicherheit - ich baue seit nunmehr 40 Jahren Röhrenverstärker und restauriere Geräte aus dieser Zeit. Ich bin mir bewusst, was ich da tue.

      Um junge Bastler nicht abzuschrecken, würde ich die Gefahr nicht so dramatisieren. Immer Netzkabel raus, bevor man das Gerät öffnet und bevor man Hand anlegt die Restspannung der Elkos prüfen. Wenn man das so macht, wird auch nichts passieren. Dann gibt es auch kein Restrisiko.

      Am Wochenende werde ich anfangen, die Kondensatoren zu tauschen. Mir ist noch aufgefallen, dass der Klangregler etwas schwer geht. Das ist auch bei einer anderen Sabine im Keller der Fall (die leider Schrott ist, weil eine Umlenkrolle zerbrochen ist). Ist das typisch? Hilft Öl oder ist die Welle nur stramm eingepasst?

      Gruß
      Felix
      Felix, da muss ich erneut deutlich widersprechen.

      Nicht das Warnen vor der Gefahr ist das Problem, sondern deren Verharmlosung.

      Dein Rat, vor dem Berühren den Netzstecker zu ziehen und die Elkos zu entladen klingt freilich schon viel vernünftiger als der obige fahrlässige Hinweis mit der Polung des Netzsteckers.
      Wir haben hier allerdings auch Restaurationen von Röhrenfernsehern, da ist es mit dem Ziehen des Netzsteckers und Entladen der Elkos noch lange nicht getan.

      Mich wundert, dass Du in 40 Jahren Beschäftigung mit diesem Hobby nie mit den Grundregeln professionellen und sicheren Arbeitens in Berührung gekommen bist.

      Versteh es bitte richtig: Du kannst das alles selbstverständlich zu Hause so handhaben, wie Du magst, es lesen aber andere hier mit, die man nicht ins Messer laufen lassen sollte.
      Achim
      Das ist eine sehr schöne Sabine!!!!

      Ich würde ihr die schwarzen Kondensatoren von den Wüstens gönnen. Die sind zwar teuer als die gelben, sehen aber viel besser aus. Ich habe auch den subjektiven Eindruck, dass der Klang mit diesen Schwarzen besser ist. Scheint jedoenfalls bei meiner Sabine so zu sein.
      ... und alles wird gut! Viele Grüße Franz
      felix5 postete
      Um junge Bastler nicht abzuschrecken, würde ich die Gefahr nicht so dramatisieren.
      Sorry Felix, aber wenn es um das Leben junger, unerfahrener Bastler geht, steht man schon in der Pflicht, auf die Gefahren hinzuweisen.

      Dramatisiert wurde m. E. überhaupt nichts, lediglich sachlich auf die latenten Gefahren hingewiesen.

      Gruß, Dieter
      felix5 postete
      Mir ist noch aufgefallen, dass der Klangregler etwas schwer geht. Das ist auch bei einer anderen Sabine im Keller der Fall (die leider Schrott ist, weil eine Umlenkrolle zerbrochen ist). Ist das typisch? Hilft Öl oder ist die Welle nur stramm eingepasst?
      Kauf dir mal im Baumarkt Bremsenreiniger.
      Dann einfach in eine Öffnung vom Poti reinsprühen, oder wenn es offen ist, dann einfach draufsprühen und zig mal hin und her drehen.

      Danach sollte es wieder gehen.


      Beste Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993
      Die Restaurierungarbeiten sind beendet. Der Klang ist nur rund und satt.

      Hier ein Photo vom jetzigen Zustand:



      Einige der Kondensatoren hatten allerdings Werte, die nicht dem Schaltbild entsprachen. So war der Dicke mit den Blasen in Wirklichkeit C81, war aber ein 25 nF-Typ. In der "L" sollte es ein 2,5 nF sein, erst ab "M" war es dann ein 22 nF. In einem anderen Schaltbild ist es ein 25 nF, aus diesem stimmen dann aber andere Werte nicht. "Konstrukrionsänderungen vorbehalten"

      Unzufrieden bin ich noch mit dem Brummen. Auf TA gestellt verschwindet das Brummen bei einer Lautstärkeeinstellung knapp oberhalb der Zimmerlautstärke.

      Ich werde das mal mit Gleichstrom versuchen.

      Gruß
      Felix
      Hallo Felix,

      entschuldige, dass ich den C81 falsch zugeordnet habe (ich habe nämlich keine Sabine in meiner Reichweite). Meine Angabe bezog sich in diesem Fall auf die Nähe zur UL84, werde das im Bild noch nachträglich ändern, wir wollen ja keine bewußten Fehlinformationen bestehen lassen. Wo war (ist) den der C73 nun wirklich versteckt? ...ist es etwa dieser an der rückseitigen Pertinaxplatte?

      Mit dem Brummproblem könntest du in diesem Fall einmal versuchen, ob es etwas bringt, den Kondensator C71 mit einer Abschirmung zu versehen - ihn evtl. mit einem dünnen Konservendosenblech zu ümhüllen und dieses an Masse legen. Er liegt nämlich recht frei in der Luft und könnte die Brummstörung "einfangen". Habe jetzt deinen Text noch einmal gelesen und fühle mich etwas verunsichert - verschwindet das Brummen jetzt wenn du lauter stellst? Dann wäre die beschriebene Massnahme wahrscheinlich wirkungslos.

      Der Wert von C81 ist nicht besonders kritisch, er dient zur Unterdrückung der Oberwellen, welche durch die Gleichrichtung entstehen; sein Fehlen würde wahrscheinlich kaum auffallen und seine Dimensionierung lässt sich nicht konkret nachvollziehen, da hatte man einigen Spielraum zum Probieren und Basteln.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,
      wenn ich mich recht erinnere - ohne das Gerät jetzt nochmals aufzuschrauben - dann ist es der an der Rückseite. Es gab nur noch einen zweiten 10 nF (C79), und der ist direkt am Poti angelötet.

      Das Brummen kann man leichter in der TA-Schalterstellung bewerten und dann nimmt das Brummen vom Linksanschlag der Lautstärke aufdrehend zunächst ab, bis nahe unhörbar und nimmt dann wieder stark zu. Über die Gegenkopplung wird das Brummen also zunächst zunehmend ausgelöscht, bis es dann durch die abnehmende Gegenkopplung über das Aufdrehen am Lautsärkepoti wieder anschwillt.

      Natürlich wird es einen Grund gegeben haben, C71 abzuschirmen. Ich werde daher deinen Rat zunächst als erstes versuchen. Das Wirken der Lautstärkeregelung zeigt doch, dass sich eine Brummen zwischen UC80 und UL84 einstreut, das mit dem Grad der Gegenkopplung beeinflusst wird. Eine Erhöhung der Siebkette (C82 und C 83) hat auf jeden Fall nichts gebracht. (Diese Aufrüstung kann man also getrost vergessen, auch wenn sie bei einem Einweggleichrichter nahe liegt.)

      Gruß
      Felix