Siemens Schatulle P48 Reparaturbericht

      Am Wochenende werde ich mit der Revision des Netzteils beginnen. Natürlich bleibt die Röhrengleichrichtung erhalten, zwei EZ80 sind schon schön anzusehen. Somit erübrigen sich Gleichrichterersatz und Verbratwiderstand...

      Die Elkos werde ich komplett ersetzen, ebenso die angekohlten Widerstände und Kondensatoren im Netzeingang, Uwe möchte ja noch ein wenig in seinem Haus wohnen...



      Gruß, Dieter
      Aaaah! Die verkohlten Widerstände sind die 4 Anodenwiderstände der EZ80.

      Mir fällt auf, dass die Siemens Geräte dieser Zeit eine ganz eigene Welt waren, was die Bauteilauswahl angeht. Widerstände und Kondensatoren aus eigener Produktion. Die Potis kenne ich von keinem anderen Hersteller.

      Den Knoten in der Netzzuleitung (sofern original) und die Umlenkung des Skalenseils über einen Drahtbügel hätten andere Hersteller vermutlich etwas eleganter gelöst ;)

      Und es ist ausgesprochen beruhigend, so ein seltenes und aufwändiges Gerät in guten Händen zu wissen :)
      Achim
      Moin,
      das ist ja das Seltsame. Eine Firma, die im Prinzip fast jedes Teil des Geraetes selbst herstellte (das konnte sonst nur Telefunken und Philips) und dann ein Aufbau, der dem Maschinenbauer in mir nicht so recht gefallen will....
      Oder liegt es daran, denn die Aufbauten bei TFK und Philips haben mich auch nicht so richtig ueberzeugen koennen (die Ausnahme sind bei Philips die CD-spieler der ersten beiden Generationen. Hier haben sie endlich mal fast alles richtig gemacht.).

      73
      Peter
      Hallo Achim,

      ich glaube das wird sich durch den gesamten Bericht wie ein roter Faden ziehen: Die Diskrepanz zwischen dem Anspruch an ein Spitzengerät und der in vielen Bereichen mangelhaft ausgeführten Realisierung.

      Ich mag die Höhenregelung gar nicht mehr betätigen, das Scharren am Drahtbügel ist seilzersetzend.

      Der Knoten in der Netzzuleitung ist original, der Staub zwischen den Adern läßt keinen Zweifel zu. So hat man eben neben der Zugentlastung mittels Schelle noch einen draufgelegt...

      Gruß, Dieter
      So hat jeder Hersteller seine eigene Handschrift, die sich oft über viele Jahre nicht ändert.

      Bei Telefunken im HiFi-Bereich kann ich die konstruktiven Schwächen bestätigen, im TV-Bereich nicht.

      Philips hat Vieles über die geniale Schaltungstechnik wieder herausgerissen, die frühen CD-Player aber mit Druckgussschwenkarmlaufwerk - ja DAS war was!

      Bei der großen P48 Schatulle habe ich den Eindruck, dass sie weniger für den HighFidelen Musikenthusiasten zu Hause, sondern eher für Konferenz- oder Versammlungsräume, sprich den öffentlichen Bereich gedacht war, wo man mit großem Klangvolumen Rundfunksendungen übertragen wollte.

      Ich bin gespannt Dieter, was für Details noch ans Licht kommen.
      Achim
      Gestern und heute habe ich mich dem Netzteil gewidmet. Die beiden EZ80 machen auf dem RPG wie erwartet einen guten Eindruck, werden also wieder zum Einsatz kommen.

      Nun hatte ich mir schon 4 neue Elkos zurecht gelegt, konnte aber meiner konservativen Einstellung gegenüber Bauteilewechsel nicht nachgeben und habe die alten Siemens Becher abgelötet und formiert.

      Das Ergebnis ist phanstastisch: alle 4 Elkos liegen nach 6 Stunden Formierung unter 50 µA Leckstrom !! Die bleiben natürlich drin, damit erspart sich die P48 die berühmte Doppelmoral, alt oben, neu unten im Netzteil.






      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter und Achim.

      Ungern gehe ich hier dazwischen.
      Aber der Aussage von Dieter, muss ich bei allem Respekt doch widersprechen.
      Legende wie der Reststrom wie er hier gemessen wird, halten sich im www, heutzutage ewig.

      Es faellt mir sehr schwer, zu glauben das ein oder die Elkos dieser Groesse mit 50uF (Kapazitaet) einen Reststom von 50uA haben sollen.
      Wenn sie ausgetrocknet sind, ja. Aber mit Sollwerten der Kapazitaet oder mit +/ - 20 bis 30% Abweichung, stelle ich das hier in Frage. ;-((
      hans
      Hans,

      du darfst überall dazwischen gehen, denn deine Beiträge sind Qualität !!

      Ich kann nur danach gehen, was mein Meßgerät sagt, und dieses habe ich schon mehrfach mit einem Philips Digital verglichen, die Anzeige ist o.k. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass anfangs ein höherer Strom fliest und dieser sich dann auf einen Konstantwert nach einigen Stunden einpendelt, wenn die Formierung beendet ist.

      Andere (wenige) defekte Becherelkos, die sich nicht mehr formieren ließen, blieben i.d.R. bei einem Konstantstrom von 20-30 mA, was eben dem Strom durch die Glühlampe entspricht.

      Kennst du eine andere Methode, den Leckstrom zu messen ? Ich würde ungern die aus meiner Sicht guten Elkos überbrücken.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter.

      Die Methode die Du anwendest geht in Ordnung weil regelgerecht.

      Die 50uA nach wie vor fraglich. Ich kenne keinen 50uF 350V der unter 1mA
      (1000 uA) Reststom aufweist. Nimm doch bitte einen neuen (von Heute) und messe den in dem Aufbau von Dir.

      Wenn es aber trotzdem so ist, dann ist es mir nur recht so.

      EDIT: Ich will ja nur vemeiden, dass in Zukunft jeder Elko der nicht diese Werte aufweist, als defekt oder unbrauchbar angesehen wird.

      Bis dann! hans
      Hallo Dieter.

      Die Methode die Du anwendest geht in Ordnung weil regelgerecht.

      Die 50uA nach wie vor fraglich. Ich kenne keinen 50uF 350V der unter 1mA
      (1000 uA) Reststom aufweist. Nimm doch bitte einen neuen (von Heute) und messe den in dem Aufbau von Dir.

      Wenn es aber trotzdem so ist, dann ist es mir nur recht so.

      Woher kommen meine Bedenken?

      Die DIN- Daten der Hersteller sagen aus.
      Ein neuer Elko ( groesser 1000 uColumb) muss abgenommen werden wenn er den Bedingungen folgt:
      C nenn x U nenn =/> 1000 uC
      Ira = 0.03* C nenn* Unenn + 20uA. Bei einem 50uF 350V sind das 545uA

      Der Betriebsreststrom nach 1 Std, soll sein:
      Ir = 0,02 *Cnenn*Unenn +3uA. Bei diesem 50uF / 350 V sind das 353 uA.

      Wohlgemerkt „Farbrikfrisch“
      Hier (P48) waere das "Nagelneu" ;)
      Gruss hans -
      Hallo Hans + Achim,

      ich habe den Versuch nochmal gestartet, diesmal mit einem anderen Meßgerät und einem Voltmeter dazu. Die Prüfspannung lag bei guten 300 Volt.

      Der P48 Prüfling 50µ/350V zeigte die gleichen Werte wie gestern, diesmal sofort nach 30 Sekunden. Eine Folge der Formierung vom Donnerstag.

      Ein nagelneuer Prüfling 68µ/450V fing mit 0,1 mA an, nach ca. 5 Minuten pendelte er sich auf unter 10 µA ein. Eine kleine Nachformierung braucht wohl jeder Elko, auch die neuen.

      Der P48 Prüfling:



      Der neue Prüfling:



      Gruß, Dieter
      Nein Hans, warum auch.

      Ich könnte mir vorstellen, dass die DIN-Vorgaben einfach nur Mindestwerte darstellen, die von fast allen Bauteilen unterschritten werden. Das kann uns nur recht sein.

      Ich würde zu gerne zum Vergleich einen defekten Elko an den Messaufbau hängen, aber die sind schon alle entsorgt...

      Ein weiteres Indiz, das ich vergaß zu erwähnen ist, dass die P48 Elkos durch die Bank kalt blieben. Das erste Zeichen für einen lecken Elko ist ja die Erwärmung durch die umgesetzte Wirkleistung die sich bekanntlich bis zur Desintegration steigert !!

      Gruß, Dieter
      Moin,
      Dieter, Du hast recht. Die DIN gibt die Mindest- (oder eben Hoechst-)werte an, die das Bauteil noch einhalten muss, um als "Gut" bezeichnet zu werden. Besser darf es immer sein.

      Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass die grossen Elkos im Netzteil ziemlich zuverlaessig sind. Sie haben ein grosses Volumen, damit auch reichlich Elektrolyt und kuehlende Oberflaeche. Die Brummstrombelastung haelt sich durch die vergleichsweise hochohmigen Netzgleichrichter in Grenzen und damit die spezifische Beanspruchung insgesamt.

      "Schlimmer" dran sind da die kleinen Elkos an der Katode der Endroehre(n), sie werden oft genug an die Fassung geloetet und "gebacken". Den Ratioelko sollte man auch ersetzen.

      Wenn man jetzt noch genauer wissen will, was mit den Elkos los ist, kann man deren Kapazitaet nachmessen, ideal waere noch eine Messung des ESR, die Bewertung bedingt aber Erfahrung damit, was fuer den betreffenden Kondensator noch als gut anzusehen ist.

      73
      Peter