Saba Meersburg WII entkernt

      Hallo Ivica,

      deine Vorgehensweise bei den "Wartungsarbeiten" an den Tastensätzen ist erbarmungslos ultimativ. Ich habe bisher nur in Einzelfällen die Kotaktfedern aus den Pertinaxträgern gelöst, weil es nicht ganz einfach ist anschließend wieder den ursprünglich festen Sitz zu erzielen. Aber so wie es sich darstellt, hast du dieses Problem gut gelöst. Hast du denn dazu eine besondere Technik erdacht, oder ist es am Ende doch so einfach wie es aussieht?

      Auf jeden Fall ist es beeindruckend, wie du die Wiederherstellung des Gerätes bis ins letzte Detial betreibst - und der Tastensatz ist bei den genannten Modellen wirklich ein zentrales Problem, besonders an den Kontakten welche Betriebsspannungen schalten. Dort hat man sehr häufig mit Schmorstellen zu kämpfen, welche nur durch radikale Reinigung und restlose Beseitigung des angeschmorten -verkohlten- Materials in den Griff zu bekommen sind.

      Und das Besondere an deinen Berichten ist, dass man daran erkennen kann, wie du neu erworbenes Wissen mit Freude am Hobby entschieden in die Tat umsetzt und zu Fertigkeiten gelangst, welche oft nur nach langjähriger praktischer Erfahrung zu erwarten wären - ich denke aber, dass dein handwerkliches Geschick und die damt verbundene Kreativität zu deinen natürlichen Begabungen gehören.

      Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und anhaltende Freude an deinem Projekt.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Ivica, widerum vielen Dank für die Detailfotos des Tastensatzes.

      Was denkst du / ihr: Werde ich den Tastensatz bei meinem neuen Freiburg WIII auch so demontieren müssen ?
      (vor dem Ausbau und Wiedereinbau habe ich etwas Bammel wegen der vielen Kabel)

      Mein Chassis sieht ja noch sehr gut aus, aber die Pertinaxschienen werkeln ja im verborgenen :ei:
      Hallo Ivica,

      Dein WII dürfte längere Zeit feucht gestanden haben. Feuchtigkeit und das sinnlose Einbringen von Sprays sind die Ursachen für die Schmorstellen am Tastensatz.

      Im Fall Deines WII machst Du das ganz folgerichtig! Nur so lässt sich eine ungetrübte Funktion dauerhaft garantieren. Es wäre noch zu überlegen, die Pertinaxstreifen längere Zeit im Ofen bei ca 100° zu trocknen, um Feuchtigkeitsreste auszutreiben. Ich mache das bei Baugruppen, bei denen Reflow- oder Reballingarbeiten anstehen so. (Die Restfeuchte würde die BGAs sonst bei Löttemperatur zum Platzen bringen.)

      Den Preis für das absolut konsequente Vorgehen wirst Du in Form von reichlich Lötarbeit beim Zusammenbau zahlen müssen.
      Ich bin aber sicher, dass dich das nicht schreckt ;)

      Weiterhin viel Erfolg! Und wenn Du Hilfe brauchst...
      Achim
      Schrottsammler postete
      Hallo Ivica, widerum vielen Dank für die Detailfotos des Tastensatzes.

      Was denkst du / ihr: Werde ich den Tastensatz bei meinem neuen Freiburg WIII auch so demontieren müssen ?
      (vor dem Ausbau und Wiedereinbau habe ich etwas Bammel wegen der vielen Kabel)

      Mein Chassis sieht ja noch sehr gut aus, aber die Pertinaxschienen werkeln ja im verborgenen :ei:
      Hallo Heiner,

      das ist nicht unbedingt ein Muss.
      Ich denke erfahrungsgemäss sind die Leisten um die "Rauschunterdrückung" (mit den hochohmigen Widerständen: 16M/ 2x 12,5M) anfällig und genau in Augenschein zu nehmen.
      Wenn Du Dir einen Komplettausbau zumutest, sei Dir Hilfe gewiss.
      Ich habe ein offenes FB W3 Chassis direkt in Griffweite, so dass wir bei Fehlern bzw. Fragen stets ein funktionierendes Pendant haben.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      nightbear postete
      Es wäre noch zu überlegen, die Pertinaxstreifen längere Zeit im Ofen bei ca 100° zu trocknen, um Feuchtigkeitsreste auszutreiben. Ich mache das bei Baugruppen, bei denen Reflow- oder Reballingarbeiten anstehen so. (Die Restfeuchte würde die BGAs sonst bei Löttemperatur zum Platzen bringen.)
      Hallo Achim,

      besten dank für diesen Hinweis!
      Wie lange sollte ich die Streifen im Ofen lassen?
      Sollte ich hierfür bereits angebrachte Kontaktzungen wieder entfernen?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Zusammen,

      slowly but surely geht`s voran:
      ein Teil der Leisten ist wieder nach munterem Backen bei 100 Grad im Ofen eingebaut, um nicht ganz die Orientierung (trotz Ersatzchassis in Augenweite) zu verlieren.




      Nun geht`s an die Leisten, die die einzelnen Wellenbereiche schalten.
      Diese sind mit Kunststoff am Träger "verschweißt". Diesen werde ich vorsichtig aufbrechen müssen und nach getaner Arbeit werde ich das Ganze mit einem Tropfen Sekundenkleber bzw. Heißkleber wieder fixieren.



      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Ein kleiner Nachtrag:

      es ist wie Peter richtig beobachtete wirklich nicht ganz ohne die Kontaktzungen wieder festsitzend zu montieren.
      Ich biege diese wirklich nur so weit auf, daß sie so eben "herausschlüpfen" können.
      Bei der Rückmontage bediene ich mich 2er Zangen. Damit kriege ich die Zungen im Prinzip fast immer fest bzw. wenn mit Spiel, dann lediglich in minimalster Form.
      Saba wird da sicher anders zu Werke gegangen sein, zumal man an den Verschlüssen der Zungen bei genauer Betrachtung oft kreisrunde Druckstellen sieht, was darauf hindeutet, dass die Kontaktzunge mit einer Art Stanze und dosiertem Druck fixiert wurde.

      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      wenn du die "Schweißstellen" vorsichtig dosiert mit dem Lötkolben erwärmst, lassen sich die Kontakträger geschmeidig abdrücken. In der Regel bleibt bei dieser Vorgehensweise so viel Material erhalten, dass man dieses nach anschließend erfolgtem Einbau wieder "Schweißlöten" kann.

      Danke für dein Detailfoto zur Montage der Kontaktgabeln. Es ist schon bemerkenswert, wie weit sich die Saba Tastenaggregate, zwecks Reparaturarbeiten, zerlegen lassen - und vor allem: man bekommt sie wieder zusammen. Zudem sind sie sehr solide konstruiert, bei den meisten anderen Fabrikaten ist man schnell am Ende, wenn es Probleme mit dem Tastensatz gibt.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      Oh, vielen Dank für Deinen Hinweis mit der Erwärmung durch einen Lötkolben. Ich habe nun noch genau 2 Möglichkeiten an diesem Gerät zu üben. Den ersten Wellenbereich habe ich bereits mit Heisskleber versiegelt (Fotos folgen). Aber so wie Du es beschreibst, klingt das defintiv nach einer eleganteren Lösung.

      Ich habe in meiner kurzen amateurhaften Karriere als Röhrenradiorestaurateur fast ausschliesslich Saba Fabrikate instandgesetzt, als dann mal ein kleiner Grundig daher kam und eine Siemens Schatulle, weiss man die Sabas ob Ihrer übersichtlichen und soliden Konstruktion umso mehr zu schätzen.

      Edit: und hier die versprochenen Bilder:





      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Moin Ivica,

      wenn ich einige hier so beobachte dann weiß ich was mir am meisten fehlt, ZEIT.

      Ich habe übrigens deine Kontakleiste in meinen W3 eingebaut. Am Ende ist auch so
      eine Art Schweißpunkt zur fixierung. Ich habe den Lötkolben auf 250° eingestellt
      und einen kleinen Schraubendreher unter die Kontaktleiste geschoben und nach erwärmung abgehebelt.
      Die Leiste habe ich dann ca.2mm abgehebelt und dann den Kunststoff abkühlen lassen, dann gibt es einen schönen runden Stift.
      Zum festschweißen habe ich ein Cuttermesser oben aufgedrückt und mit dem Lötkolben auf 300° erhitzt und plattgedrückt. Sieht ganz gut aus.


      Hallo Ivica,

      sowohl der 10n als auch der 0µ1 sind Kathodenkondensatoren der EF85.
      Zur Sicherheit kannst Du den 0µ1 wieder durch ein abgeschirmtes Exemplar ersetzen.

      Zum 2n5: Im Gerät ist 2n5 im Schaltbild steht 4n
      Ich würde wieder 2n5 einbauen, da der Kondensator Einfluß auf das der EF85 folgende Ratiofilter hat.
      Er ist über den zweiten 10n die Fußpunktkapazität des Eingangskreises sowohl des Ratio- als auch des letzten ZF-Filters für AM. Wenn man ihn also ändert, kann es sein, dass beide Eingangskreise verstimmt werden.
      Achim
      Hallo Ivica,

      der 2n5 (4n) Kondensator dient in Verbindung mit dem 10n Kondensator vom Fußpunkt des Diodenfilters zur "Schirmgitterneitralisation". Dies bedeutet einen kapazitiven Spannungsteiler, an dessen masseseitigem Ende eine HF-Teilspannung auf das Schirmgitter gegengekoppelt wird. Damit wird die Verstärkung der ZF-Stufe ein wenig herabgesetzt, wodurch sie stabiler arbeitet - geringere Schwingneigung.

      Da würde ich empfehlen wieder die vorhandenen 2n5 einzusetzen, denn es ist denkbar, dass sich in der Praxis (Serie) dieser Wert als vorteilhafter erwies und diese Änderung nicht im Schaltbild vermerkt wurde.

      Bei dem 0µ1 Kondensator scheint es sich möglicherweise nicht um eine abgeschirmtes Exemplar zu handeln, sondern um einen 2 fach 0µ1 Kondensator - ein Teil welches bei Saba in älteren Geräten häufiger auftauchte. Es könnte daher sein, dass der eine 0µ1 als Katodenkondensator diente, während der andere µ1-Kumpel zur Siebung hätte dienen können... da will ich mich jetzt aber nicht konkret festlegen.

      Habe eben gesehen, dass Achim bereits eine ähnliche Antwort verfasst hatte, so wurde die Sachlage eben aus zwei Blickwinkeln angegangen; nach dem Motto: doppelt genäht hält besser.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Achim, Hallo Peter,

      vielen Dank für Eure hilfreichen Hinweise, die ich gleich auch in die Tat umsetze:



      Ich habe statt dem 5nF wieder einen 2n5 Keramikkondensator eingelötet.
      Desweiteren habe ich mir in Ermangelung eines passenden abgeschirmten Kondensators selbst einen gebastelt:

      1. Abschirmfolie/ doppelseitiges Klebeband/ ein Stück Draht und eben der Kondensator:



      Den Abschirmdraht sollte man vorher an die Abschirmfolie anlöten, dann erst an den Kondensator kleben:





      Das Einzige, was am Orginalkondensator noch lesbar ist, ist der Wert und die Spannungsfestigkeit : 0,1µ/500V, vor dem Wert ist auch noch ein Aufdruck erkennbar, was vielleicht auf Peter`s Vermutung, es handele sich hierbei um einen Doppelkondensator, hinwiese.

      Im Schaltplan kann ich einen Doppel 0,1µ Kandidaten nicht erkennen?

      Edit: es ist defintiv ein Doppelkondensator 2 x 0µ1/500V
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Peter,

      es freut mich, dass wir bei dem 2n5 einer Meinung sind :)

      Ich vermute darüber hinaus, dass Du mit dem Doppelkondensator Recht hast!

      Das vorhandene Bauteil hat einen Masseanschluss (für beide Cs gemeinsam), ein Kondensator geht an die Kathode der EF85, der zweite Kondensator geht an den Filteranschluss rechts - dann wäre er der Fußpunktkondensator am Eingangskreis des Filters VOR der EF85!

      Also Ivica - wahrscheinlich musst Du den Geschirmten wieder ausbauen und 2 einzelne 0µ1 einbauen.
      Ein abgeschirmter Kondensator ist, wenn eine Seite fest an Masse liegt, auch wenig sinnvoll - man hätte dann damals einfach den Außenbelag masseseitig angeschlossen.
      Achim