Saba Meersburg WII entkernt

      Weiter gings gestern:

      - alle Seilzüge sind mittlerweile montiert
      - das Skalenglas ist ebenfalls montiert

      nun hat das ganze schon ein Bild.

      3 Fragen habe ich:

      1. Auf KW habe ich guten bis sehr guten Empfang.
      MW & LW schweigen? (ich habe die Tastensatzverdrahtung komplett überprüft und keinen Fehler feststellen können, auch die Beschaltung von ECH81 und EF85 samt der ZF Filter)

      Benötige ich für diese Wellenbereiche eine spezielle Antenne?
      Oder ists tatsächlich ein versteckter selbstgebastelter Fehler?
      Ich müsste doch zumindest ein Rauschen hören, oder?


      2. bzgl. des Klangbildwählers:

      In Stellung 3/4/5 höre ich einen erhöhten Erdungsbrumm (nicht allzu dramatisch, aber deutlich mehr als in Stellung 1/2). Ist das der Normalfall?

      Von Stellung 4 auf 5 ist kein bzw. ein nahezu nicht hörbarer Unterschied zu hören?

      3. Begriffdefinition von der "Schmal" bzw. "Breit" Taste:
      Bei gedrückter "Breit" Taste höre ich eine Höhenanhebung und wenn mich nicht alles täuscht, ein etwas "räumlicheres" Klangbild, stimmt das so in etwa?
      Bei "Schmal" ists eher etwas dumpfer.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      hier erst einmal eine mögliche Vorgehensweise zu Punkt (1). Bei ausbleibendem MW-LW-Empfang sollte man zunächst überprüfen, ob der Oszillator in diesen Bereichen schwingt. Dies kann man auch ohne Oszilloskop feststellen, indem man die Gitterspannung an der Oszillatortriode ECH81 pin9 misst. Dazu sollte man das Messgerät über einen Widerstand von ca. 100K mit dem Gitter kontaktieren; das heisst, der 100K muss direkt auf kurzem Weg (quasi als Tastkopf) mit dem Gitter verbunden werden - er dient dazu kapazitive Rückwirkungen auf den Oszillator zu minimieren und Frequenzverwefungen gering zu halten.

      Wenn der Oszillator arbeitet, sollte das Messistrument eine negative Gleichspannung anzeigen; ihre Größenordnung beträgt bei KW ca. -3V bei Mittelwelle -3.... bis -6V und bei Langwelle etwa -6V.

      Falls der Oszillator schwingt, kannst du als nächstes über einen etwa 1nF Kondensator das G1 pin2 der Hexode berühren; wenn du jetzt die Abstimmung durchdrehst, sollten einige starke Sender hörbar sein -das kannst du im MW und auch im LW Bereich testen. --- Da du den 1nF Kondensator mit der Hand berührst, wirkst du als Antenne, welche unter Ungehung der Eingangskreise das Signal direkt auf das Hexodengitter der Mischröhre einkoppelt... so könnte man bei Funktion auf einen Fehler im Eingangskreis ( zweikreisiges Bandfilter) schließen.

      Über Punkt (2) kann ich nichts konkretes sagen, weil ich kein MB-WII zum "Gegenhören" habe.

      Zu Punkt (3) kann ich sagen, dass die Bandbreitenumschaltung vorwiegend in den AM-Bereichen wirksam ist, weil sie die AM ZF-Bandbreite umschaltet. Aufgrund der geringeren Bandbreite im "Schmalbetrieb" entspricht dies einer Höhenbeschneidung, welche im Vergleich zur breitbandigen Wiedergabe durchaus einen veränderten Höreindruck vermitteln kann. Bei UKW wird lediglich der von der Trioden Anode der EABC80 pin9 nach GND geschaltete 5nF Kondensator wirksam, welcher die Höhen absenkt - und damit auch einer Bandbreitenbeschneidung entspricht.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      vielen Dank für Deine Antwort.
      Ich bin gemäß Deiner Beschreibung vorgegangen:

      An Pin9 der ECH81 messe ich ca. -6,3V bei MW (bei LW: ca. -7V / KW: ca. -7V)

      Der Test an Pin2 mit dem 1nF in der Hand ergab leider keinen Erfolg bzw. ich bekam keinen Sender hinein, lediglich ein erhähtes Rauschen war zu vernehmen.

      Ich habe daraufhin nochmals meine Verdrahtung überprüft, jedoch wiederum keinen Fehler feststellen können.

      Wie soll ich nun bzgl. der Fehlersuche weitervorgehen?
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      so wie es aussieht, scheint der Oszillator zu schwingen; nur ob er es auch auf der richtigen Frequenz tut, kann man so nicht festsellen - da wäre es gut wenn du einen F-Zähler hättest.

      Bei schwingendem Oszillator würde ich jetzt, wie schon in post061 angedeutet, einen Fehler in Eingangskreis vermuten - aber da hätte sich beim Berühren des G1 (pin2) der ECH81 eigentlich in irgendeiner Weise Empfang einstellen müssen.

      Jetzt könnte man nur noch die Eingangskreis-Spulen auf Durchgang testen: Das liesse sich durch eine Ohmmessung vom mittleren Drehkondensator und vom äussern nach GND (Chassis) überprüfen. An beiden sollten sowohl auf MW als auch auf LW Werte im einstelligen OHM-Bereich angezeigt werden.

      Nur hätte trotzdem der Berührungstest etwas bringen sollen; ich sehe hier im Moment nicht allzuviel "Sonne" und weiss jetzt auch keinen wirklich guten Rat aus der Ferne mehr ohne Einsatz weiterer Messmittel.

      Vielleicht kannst du auch noch den 1Meg Widerstand (Gitterableitwiderstand) am U11r und den 2Meg in der Regelspannungszuführung überprüfen - das ist aber mehr eine Verzweiflungstat, denn von einem Defekt eines dieser Widerstände sollte auch KW betroffen sein...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Besten Dank, Peter.
      Ich sehe hier momentan auch keine "Sonne".
      Ich werde nochmals tief Luft holen, 10 Kniebeugen machen und dann entspannt auf ein Neues die Verdrahtung überprüfen.
      Irgendwo habe ich mir sicher wieder einen Bock geschossen, nur diesmal sehr gut versteckt.

      Edit:

      einen Teilerfolg kann ich zumindest schon einmal vermelden:
      2 haardünne Anschlüsse einer Schwingspule auf MW waren verkehrt herum angelötet (erst nach mehrmaliger Überprüfung und dank eines Ersatzchassis fiel mir der Fehler auf). Ergebnis: ich empfange zumindest einen Sender einigermassen ok.

      Das geht sicher noch besser, aber immerhin Empfang.
      Auf LW schweigt es nach wie vor.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Dann muß wohl mal etwas nachgestimmt werden. Geh mal bei MW ganz nach rechts (so zwischen 500 und 600kHz) und dreh vorsichtig am Kern der Oszi-Spule. Das ist die ganz vorne hinter der Skala liegt, für MW die zweite von rechts. Wenn Du schon dort keinen Sender findest, solte das Rauschen erheblich lauter werden. Dort bleibt dann der Kern stehen und Du suchst mal nach anderen Sendern. Gegen Abend gehst Du dann an die andere Seite, so 1400 - 1600 kHz, und stellst dort mit dem Trimmer über der Spule lauter. Dann solltest Du guten Empfang bekommen. Das ganze kann man 2-3x wiederholen!
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Noch sind einige kleinere Arbeiten zu tun:
      Einen Schritt ging es weiter:
      Gehäuse gereinigt, Lautsprecher geflickt (kleiner Riss in der Membran: ein Teebeutel und verdünnter Leim halfen aus).
      Testeshalber habe ich das Chassis das erste Mal seinem angestammten Platz zugeführt:







      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Ein Problem, in Post 060 bereits angesprochen, bereitete mir die letzten 2 Tage Kopfschmerzen: der Klangbildwähler funktionierte prinzipiell, jedoch in den "Basslagen" mit erhöhtem Brummen und seit gestern mit hochfrequenten "Gepfeife".
      Die mehrmalige Prüfung der Verdrahtung brachte keine Fehler meinerseits zutage, auch der AÜ und dessen Verdrahtung erwiesen sich als korrekt.
      Ich habe dann in meiner Verzweiflung den Gegenkopplungstrafo aus dem Ersatzchassis eingebaut und es stellte sich volle Funktion ein.

      Jetzt sind es nur noch wenige Schritte zur Vollendung/Abschluss des Projekts.
      Erste Hörproben fielen sehr positiv aus. Ich finde der Meersburg W2 hat ein dezentes / elegantes Klangbild mit schöner Präsenz.

      Es werden noch Bilder des fertigen Geräts folgen.
      An dieser Stelle herzlichsten Dank für die Hilfe und vor allen Dingen für die Aufmunterung, die mir durchaus als Motivationsschub halfen, das Projekt zum Abschluss zu bringen!
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Und hier die abschliessenden Eindrücke vom Meersburg W2:
      Auch wenn diese Restauration technisch/wissenschaftlich nicht sehr erkenntnisreich ist, hoffe ich dennoch keinen sinnlosen Speicherplatz verheizt zu haben.
      Für mich war es eine große Herausforderung, diese Restauration bis zu diesem Punkt voranzutreiben. Besonders bemerkenswert finde ich die Klangregelung des Meersburg W2 über den Klangbildwähler:











      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      der Meersburg WII gehört zu meinen SABA Favoriten. Vor ca. 5 Jahren habe ich bei meinem Exemplar alle Papierkondensatoren ersetzt und gestaunt, wie empfangsstark er dann war und wie gut er mit seiner "sigle ended" EL34 Endstufe klingt.

      So radikal und konsequent, wie Dein ME WII jetzt runderneuert ist, sollte er wieder in vollem Umfang seine ehemalige Leistungsfähigkeit erreichen. Beeinträchtigungen durch Verschmutzung und gealterte Widerstände sind ja ebenfalls eliminiert.
      Eine sehr konsequente und im Ergebnis schöne Revision. Du wirst wahrscheinlich feststellen, dass ein Freiburg WII / III zwar spektakulärer im Sound ist, wenn es aber um das unaufdringliche und ermüdungsfreie Radiohören über einen längeren Zeitraum geht, der Meersburg ein hervorragendes Radio ist.

      Ausdrücklichen Respekt meinerseits hat Du für die komplette Demontage und das Wiederzusammensetzen des Klangbildwählers. Das ist nicht trivial, wie ich aus eigener Erfahrung weiß!
      Achim
      Servus Achim,

      schön in dieser Form von Dir zu hören. Ich freue mich sehr Deine Meinung hierzu zu lesen.
      Herzlichen Dank!
      In der Tat muss ich Dir in Sachen "unaufdringliches & ermüdungsfreies Radiohören"
      absolut beipflichten: der Meersburg WII hat ein feines transparentes und eben kein, wie man es von den Sabas sehr gut kennt, bassbetontes Klangbild.
      Höre ich Schallplatten darüber, so schalte ich gerne die Bassregister dazu, beim Radiohören ist mir bisher Stellung 1 des Klanbildwählers die Liebste.

      Die Wiederherstellung des Klangbildwählers wäre mir sicher nicht ohne vergleichbarer Vorlage aus dem Ersatzchassis gelungen. Die Verdrahtung ist schon sehr aufwendig. Diesen Teil der Restauration habe ich versucht, gut zu Bebildern und hoffe, damit zumindest einen visuell brauchbaren Beitrag geleistet zu haben.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica (und Mitleser),
      ich freue mich, daß Du so ein gutes Endergebnis erreichen konntest !
      Zwei kleine Fragen habe ich noch, auch wenn sie sich nur auf den Gebrauch des Gerätes beziehen:
      1. Die UKW-Skala sieht recht zusammengedrängt aus im Vgl. mit z.B. Fb WIII. Ist die Sendereinstellung im heutigen dichten Netz dennoch feinfühlig genug möglich ?
      2. Wie ist Dein Eindruck von der Wirkung des Klangbildschalters in der Praxis, insbes. bei Wiedergabe von klassischer oder Jazzmusik ? Wie fast alle Hersteller hat ja SABA auch kurze Zeit später auf getrennte Bass- und Höheneinsteller umgestellt.
      Ich habe zwar irgendwo noch meinen Meersburg W (und auch Bodensee W), aber da dort recht große Breitbänder ohne Hochtöner verbaut sind, ist es etwas schwierig, einzuschätzen, inwieweit der Klangbildschalter dort womöglich bescheidenere Ergebnisse liefert als getrennte Einsteller es ermöglichten.

      Beide Fragen hätte ich eigentlich schon längst mal bei der Diskussion von Fb WII und WIII stellen können, aber sie kamen mir jetzt spontan wieder in den Sinn, als ich sah, daß SABA auch bei diesem Gerät so konstruiert hat.
      Viele Grüße
      Eberhard
      Hallo Eberhard,

      zu 1: der UKW Skala, wie richtig ansprichst, ist zwar ein sehr schmaler Platz beschieden worden, aber, wie ich persönlich finde, problemlos für die Sendeeinstellung.

      Dieses Modell hat als Besonderheit eine "K-Lupe", die sich die Hälfte der UKW- Skala teilt. Ich denke, so wie ich es von den FB W3 Modellen kenne (ich selber besitze welche mit bzw. ohne Lupe) wird es auch beim ME W2 auch Modelle mit bzw. ohne derselbigen geben

      zu 2: Um hierauf eine vernünftige Aussage treffen zu können, muss ich mich wirklich noch etwas durch meine Plattensammlung hören, aber sicher gibt es einige Forumsmitglieder, die dazu sehr wohl etwas sagen können.
      Ich werde aber sicher zu gegebener Zeit berichten.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica, vielen Dank für den schönen Bericht ;)
      Das Gerät gefällt mir sehr gut, auch wenn ich es noch nicht restauriert gehört habe - aber das kommt sicher auch noch.
      Besonders die verdrahtung und die Kondensatoren sind sehr fein.
      Der Klang wird sicher 'optisch' noch besser mit einer guten EM.
      (off topic: könnte man den blauen Elko mit der Haube eines Filters tarnen ?)

      --

      Gruss - Heiner
      Servus Heiner,

      stimmt, die EM ist nicht mehr die fitteste, aber hier gibt es tatsächlich noch Bedarf an Nachbesserung:
      Die EM71 war ursprünglich von einem Papierzylinder umschlossen, um die Einstrahlung der Skalenbeleuchtung zu reduzieren. Dieser war porös und unbrauchbar. Ich habe bis jetzt noch keinen Ersatz dafür hergestellt.
      Ich denke ersetzt man diesen adäquat, so stellt sich sicher eine bessere Leuchtkraft der EM71 ein.

      zum offtopic: ich werde dies nicht verbergen. Es gibt ja diese Sieb-Elkos auch im Alumantel im "orginalgetreuen Look", ich hatte jedoch nur diesen von Fischer & Tausche zur Hand. Man kann ruhig deutlich sehen, welche Arbeiten am Gerät vollzogen wurde. In den meisten Fällen kann man den orginalen Elko weiter verwenden, hier aber war das Gerät so derart vergammelt und feucht eingelagert, dass selbst das Alu des Becherelkos bereits Korrosionsspuren aufwies, deshalb hatte ich den ohne vorherige Messung entsorgt.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.