Kaufen für die Müllhalde - Sendung auf ARTE

      Liebe Freunde der antiken Technik,
      gestern abend brachte ARTE eine sehr interessante Sendung zum Thema beabsichtigte Kurzlebigkeit von Produkten, Titel der Sendung "Kaufen für die Müllhalde". Vieles war mir bereits klar, aber daß es seine Anfänge bereits in den 20er Jahren des 20. Jhdts genommen hatte, sowie die Tatsache, wie tief wir alle "drin stecken", hat mich doch überrascht und erschreckt.

      Laut ARTE-Seite gibt es noch Wiederholungen der Sendung am 18. und 24 Februar - SEHENSWERT !

      Link: http://www.arte.tv/de/programm/242,day=4,dayPeriod=evening,week=7,year=2011.html

      Gruß Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Ich bin auf die Sendung auch mehr zufällig beim Durchzappen gestern Abend gestossen und konnte nicht mehr davon los......
      Erstaunt hat mich auch die Glühbirne im Livermore Firehouse, die seit 1901 kontinuierlich am Leuchten ist, bis auf wenige kurzfristige Unterbrechungen bei
      Stromausfällen oder einem Umzug in ein Neues Gebäude. Wenn man von solcherart Zeitzeugnissen an Dauerhaftigkeit sieht und hört, bleibt einem als Dauerkaufgebrauchwegwerfundwiederkaufdressiertem glatt die Klappe offen stehen. :ugly2: da gehört noch ein Smiley für Fassungslosigkeit rein, aber ich hab keins gefunden.... Die Preise für seltene Erden und Rohstoffe für die Elektronikindustrie sollen ja mittlerweile gut angezogen haben
      --Hans--
      Meine Zeit war die Zeit, als man noch Zeit hatte, sich Zeit zu nehmen...
      Kopf hoch,au wenn de Hals dreckig isch ;( .....
      Betriebswirtschaftlich gesehen handelt es sich um die "Strategie" der geplanten Obsoleszenz.

      Das Obsoletwerden eines Produktes kann durch verschiedene Faktoren eintreten, die mehr oder weniger über die Produktgestaltung und die Maßnahmen des Marketing beeinflusst werden können.

      geplante Obsoleszenz gehört zum Werkzeugkasten einer jeden Marketingstrategie.

      Es gibt eine technische Obsoleszenz, die etwa durch den technischen Fortschritt bedingt ist.
      Davon zu unterscheiden ist die Obsoleszenz, die durch geänderte Trends, Moden und optischen Verschleiß verursacht wird.

      Gerade bei der Letzteren lässt sich marketingtechnisch hervorragend Einfluss nehmen!

      Man kann den Herstellern gar nicht verübeln, dass sie das versuchen, man kann es aber dem Konsumenten vorwerfen, dass er den Unsinn mitmacht.
      Er kann ja auch langfristig Produkte verwenden, die "aus der Mode sind".

      Warum tut er es nicht??

      Häufig fehlt ihm einfach nur das Selbstbewustsein zu seiner Überzeugung zu stehen, zu sagen: "Ja, ich benutze immer noch das Smartphone, das ich 2009 gekauft habe!"

      Des zugrundeliegende gesellschaftliche Problem ist aber, dass der Mensch heute nicht mehr danach beurteilt wird, WAS er mit seinem PC arbeitet, sondern danach, mit WELCHEM PC er das tut.
      Er wird auch nicht danach beurteilt, WELCHE Musik er hört, sondern WOMIT er sie hört.
      Nicht mit WEM er über WAS am Telefon spricht, macht ihn zum coolen Typen sondern ob er dazu ein I-Phone 3G oder I-Phone 4 benutzt!

      Inhalte und Sinn und Zweck der menschlichen Aktivitäten sind irrelevant geworden - die Hilfsmittel der eigentlichen Handlung sind wictiger.

      Geht es noch verrückter? Wohl kaum.

      Was mich persönlich angeht, kann ich sagen, je mehr der Wahnsinn des dem letzten Minitrend Hinterherhechelns um sich greift, umso mehr macht mir das gegenteilige Verhalten Spaß.

      Ich habe miene Sachen gerne lange. Nicht dass ich anspruchslos wäre, ich mag gute Qualität. Ich hinterlasse auch gerne im Laufe der Jahrzehnte meine Gebrauchsspuren an den Dingen, sie wachsen mir ans Herz.

      Und ich stehe dazu.
      Achim
      Übrigens, mir fällt gerade ein- Nach Neujahr fand ich bei uns oben am Sportplatz bei den Glascontainern eine kleine Mini-anlage, komplett mit zwei kleinen Boxen, Radioteil- CD und Cassette mit Aufnahmefunktion. Das Zeug stand dort neben den Containern seit kurz vor Weihnachten rum, hat auch paar mal drüber geregnet und geschneit. Ich hab das dann doch mal Anfang Februar mit heim genommen, auf die Heizung gestellt, gereinigt, ein bischen nachgelötet. Bis auf das CD-Teil läuft alles und das kann ich mir an einem Tag mit ein bischen Muse vornehmen, dann ist auch der CD- Player drauf wieder fit.
      Meine Zeit war die Zeit, als man noch Zeit hatte, sich Zeit zu nehmen...
      Kopf hoch,au wenn de Hals dreckig isch ;( .....
      Bei den Autos ist die Entwicklung allerdings gegenläufig. War 1954 ei Käfer mit etwas über 100000 km technisch am Ende und rostig, halten die heutigen Autos bei regelmäßiger Wartung 500 000 km und rosten kaum noch.
      Alles, was weniger als 1000€ kostet wrd hingegen als Wegwerfware produziert. Bei Arbeitskosten von 100€ pro Stunde ist halt eine Wartug oder Instandsetzung wrtschaftlich sehr fagwürdig. Leider.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Heino,

      was die Betrachtung der heutigen Autos angeht liegst Du zwar
      hinsichtl. der genannten Laufleistung durchaus richtig aber hinsichtl.
      deren Nutzungsdauer verhält es sich m.E. etwas anders.
      Das "moderne" Auto kann zwar in 5 Jahren locker 500 tkm runterspulen
      (was "Brezel's Käferlein" nicht konnte...) aber wenn nach 15 Jahren***
      im "Computer-gesteuerten-HighTecMobile" sämtliche Isoliermaterialen
      versprödet für Feuchtigkeit im "vollelektronischen Herzen" gesorgt haben,
      dürften auch dort die Lichter ausgehen. Und dann wird es teuer.
      Und wenn dann keine entsprechenden
      Ersatzteile ( oder Schaltpläne, CPUs, Programmquellcode und was sonst dazu
      gehört, um einen Bordrechner nachzubilden) zu finden sind, bleibt
      die Karre auch unbelebt stehen, bzw. wandert dort hin, wo Generationen
      zuvor die "Käferleins" auch hin gekommen sind. Die Hersteller haben
      den Verschleiß nur in andere Baugruppen "verlagert".

      Gruß

      Peter

      PS: ...übrigens: "nicht jeden Mist gleich mit machen" ist auch meine
      Devise.


      ***...das können natürl. auch ein paar Jahre mehr sein - je nach
      Qualität des PKW.
      Saba Daba Dooooo
      Das ist ein ganz wichtiger Aspekt: Jedes technische Gerät, das heute ein eigenes Betriebssystem hat (und das ist die Regel), kann vom Hersteller, sofern proprietäre Closed Source Software verwendet wird, nach Belieben obsolet sprich unbrauchbar gemacht werden. Er braucht nur keine Updates mehr zur Verfügung zu stellen, neue Komponenten, Schnittstellen oder Peripheriegeräte nicht zu unterstützen, abgelaufene Zertifikate nicht zu erneuern, Bugs nicht zu fixen und schon hat der Benutzer eine unfähige Krücke vor sich, die durch eine Neuanschaffung ersetzt werden muss.

      Einziger Ausweg ist, darauf zu achten, dass Open Source Software verwendet wird und dass das Gerät so weit verbreitet ist, dass sich genügend Freiwillige finden, die eine Weiterentwicklung betreiben oder sogar zusätzliche Features implementieren. So kann man die vom Hersteller angepeilte Lebensdauer um ein Vielfaches übertreffen.
      Beispiele gibt es etwa bei:

      - Handys / Smartphones
      - WLAN-Routern und Access Points
      - SAT / CaTV Receivern und Set Top Boxen
      - Embedded Systemen
      - PCs / Notebooks

      Es gilt also zuerst zu recherchieren und dann zu kaufen. Beim Recherchieren genügt es nicht, Computerbild zu lesen oder auf vermeintlich gut informierte Loser, die zur digitalen Boheme zählen, zu vertrauen.
      Der Konsument hat es in der Hand!

      Dumpfe Spontankäufe willenloser uninformierter Konsumlemminge im BLÖD-Markt am Wochenende sind genau der feuchte Traum der Industrie.
      Achim
      DANKE Achim - gutes Statement !

      Ich habe auch gerade so ein Musterbeispiel der Obsoleszenz auf demTisch:
      die Nintendo DS lite II meiner Tochter, nix geht mehr.
      Ich kann von Nintendo ein Austauschgerät für 'nur' 60 EUR bekommen, obwohl warscheinlich nur die F1 Sicherung kaputt ist.
      Nach kleiner Recherche im Netz: http://www.youtube.com/watch?v=jC_57fYL9KM&feature=related
      bekommen die aber nicht mein Geld - genau wie bei dem Canon-Drucker :D
      --
      Gruss - Heiner
      Hallo Heiner,
      Ja der Nintendo DS ist schon was ... der meiner Schwester (1. Generation) funktioniert auch nicht mehr. Der Rahmen um dieses Touchdisplay hat sich durch Hitze e.t.c. verformt, so dass das Display nicht mehr richtig reagiert.
      Welch ein Glück, dass ich nur die Gameboy-Zeiten mitgemacht habe, meinen Advace SP (das Vorgängermodell vom DS ohne Touchdisplay) hält sich immer noch wacker und es macht Heute noch Spaß den raus zu kramen und damit mal kurz zu spielen ;)
      Aber was ich noch zu den Autos sagen möchte. Heino hat nicht ganz recht.
      Ein Käfer der späteren Generationen kann auch ganz gerne eine Ewigkeit halten.
      Wichtig ist aber bei jedem Auto gutes Öl und regelmäßige Wartung, man wird es kaum glauben, aber der "wahre" Volkswagen ist und bleibt wohl für immer der Golf 2 ... der ist wirklich unzerstörbar, so viel Hohlraumversiegelung wie der hat kein anderer. Selbst nach 15 Jahren fließt das Zeug noch hinten aus der Kofferraumklappe. Achtet mal darauf, wenn ihr das nächste Mal so einen seht ;)
      Leider war das Modell aber ein Hauptopfer der Abwrackprämie.
      Der kleinere Benzinmotor wurde auch oftmals Kaffeemühle genannt, so lange der einen Tropfen Öl hat, hat man keine Probleme damit.
      Ich denke, die Autos aus den 80ern und frühen 90ern werden wohl mit die besten gewesen sein .... solide Qualität und kaum Elektronik, die kaputt gehen kann.



      Viele Grüße,
      Thorben
      Mein Name ist Hase, ich weiß bescheid! :)
      Die oben erwähnte Livermore-Kohlefadenlampe entdeckte ich vor rund drei Jahren, ich war so fasziniert, dass ich mir in der darauffolgenden Zeit eine kleine Sammlung mit Kohlefadenlampen zugelegt habe. Meine älteste dürfte wohl auch schon über 90 Jahre sein und produziert ein Licht, welches an Schönheit nicht zu überbieten ist.

      Am 18.5. 1966 erwarb mein Grossvater einen Rasenmäher Typ Wolf "Kabelfix" mit automatischer Kabelaufwicklung. Dieser Mäher dient uns über drei Generationen und wird noch heute jeden Sommer regelmässig auf unserem grossen Rasenstück von mir benutzt und ist noch kein einziges Mal repariert worden.

      DAS nenne ich Langlebigkeit par excelllence...

      Gruss,
      Christoph
      Mit unserem Hobby, der Reparatur oder Restauration von alten Radiogeräten, leisten wir ebenfalls einen kleinen Beitrag gegen die geplante Obsoleszenz.

      Für alle, die den Beitrag nicht kennen und sich dafür interessieren nochmals ein Link zum Film. Die alten Links sind ja leider auch schon ein Opfer der Obsoleszenz geworden. :D

      http://www.youtube.com/watch?v=tI798T2tRrQ

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
    • Benutzer online 1

      1 Besucher