Kathodenspannung EL12, Grundig 5010

      Hallo,

      nach kompletter Restaurierung meines Grundig 5010 ist die Kathodenspannung der beiden EL12 zu gering.

      Hier einige Messergebnisse mit Metex Digital-Multimeter:

      Netzeingangsspannung 220V über Feutron-Stelltrafo geregelt.
      Vorwiderstand des durch Dioden ersetzten Gleichrichters:
      68R. Er wird sehr heiß, Berührung ist nicht möglich.

      Spannung am 1.Siebelko 285,2V (Soll 285V)
      Spannung am 2.Siebelko 268,3V (Soll 275V)

      Stromstärke am 1.Siebelko 139mA (Soll 142mA auf UKW)

      Röhrenheizspannung 6,48V

      Kathodenspannung 1.EL12 9,64V (Soll 10,8V auf UKW)
      Kathodenspannung 2.EL12 9,75V

      Die Kathodenwiderstände wurden ersetzt.
      Alle anderen Widerstände um die EL12 herum wurden nachgemessen und sind in Ordnung.
      Die Röhren sind alle neu.
      Das Radio spielt sehr laut und deutlich. Der Empfang auf UKW ist sehr gut.
      Der Schalldruck des Tieftöners ist enorm. Man spürt einen deutlichen Luftstoß.
      Der Bass ist sehr stark.

      Woran könnte die zu geringe Kathodenspannung liegen?
      Wie macht sich überhaupt eine zu geringe Kathodenspannung bemerkbar?
      Das Radio spielt ja laut und deutlich.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      zunächst einmal sind das gerade mal 11% weniger als die Sollspannung. Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Röhren, auch wenn sie NOS sind, sich in den 50+ Jahren elektrisch verändert haben.

      Um Vermutungen anzustellen, woher diese leichte Verschiebung sonst noch kommen könnte, wäre es gut zu wissen, auf welcher Position der Spannungswähler des NTR steht, ob der Gleichrichter ersetzt wurde und ob Du einen Vorwiderstand eingebaut hast. Den Innenwiderstand Deines Messgeräts in den betroffenen Bereichen musst Du auch nachschauen.
      Wir müssen ja wissen, ob als Anodenspannung tatsächlich der Wert herrscht, den auch Grundig gemessen hat.

      Aber wie gesagt, ich bin sicher, da kommt nicht viel bei raus...

      Die Kathodenspannung ergibt sich als Folge eines Spannungsteilers, der aus AÜ, der Röhre selbst und dem Kathodenwiderstand gebildet wird. Hier nehmen also neben der Ua mehrere Bauteile Einfluss auf den Wert - insbesondere die Röhre mit ihren elektrischen Daten selbst.
      Achim
      Hallo Achim,

      der Spannungswähler des NTR steht auf 220V. Die Netzspannung beträgt auch ca.220V (siehe Post1). Der Gleichrichter wurde durch 4 Dioden 1N4007 + Parallelkondensatoren ersetzt.
      Der Vorwiderstand beträgt (nur) 68 Ohm. Ist es normal, daß er so heiß wird? Beim Freiburg WIII kann ich ihn noch berühren, hier nicht.

      Wie ermittelt man den Innenwiderstand des Messgerätes?

      Gruß Udo
      Hallo zusammen,
      Achim hat die wesentlichen Punkte bereits angesprochen. Von meiner Seite daher nur kurz diese Anmerkungen:
      - Innenwiderstand des Meßgerätes sollte hier vernachlässigbar sein, da Digital-MM mit sehr hohem Innenwiderstand (s. BDA des Meßgerätes).
      - Verlustleistung am 68Ohm-Widerstand: es fließen ca. 0.14A -> Spannungsabfall am Widerstand ca. 9,5V -> Verlustleistung ca. 1,3W. Da wird auch ein 5W-Zementwiderstand schon recht warm, wenn er allein durch Konvektion gekühlt wird.
      Welche Werte lassen sich denn im Freiburg WIII messen ?

      - Kathodenspannungen allgemein: schon öfter habe ich Werte in Schaltpläne auf Konsistenz überprüft: sofern Anoden- und Kathodenspannung nebst Werten der daranhängenden Bauteile angegeben sind, hat man ja eine Redundanz der Angaben. Rechnet man dann aber aus, ob die Spannungen konsistent sind, so findet man fast immer, daß dem nicht so ist.
      Bei einer anderen Gelegenheit hatte Hans (Decoder) schon darauf hingewiesen, daß in den alten Saba-Schaltplänen immer angegeben ist, mit welchem Instrument und in welchem Meßbereich die Werte ermittelt wurden. Und daß diese Werte mit einem modernen Multimeter nicht herauskommen, weil der Innenwiderstand in den Spannungsmeßbereichen sehr viel höher liegt.
      Ich bin jetzt nicht sicher, inwieweit dies für andere Hersteller auch zutrifft, da oft die Angabe der Meßgeräte fehlen - jedenfalls habe ich diese Inkonsistenz der Spannungs-/Stromangaben in Schaltplänen immer wieder feststellen müssen.

      Viele Grüße
      Eberhard
      Viele Grüße
      Eberhard
      Hallo Udo,

      o.k., dann stimmt die Netzspannung schon mal.
      Dein Messgerät wird im Zweifel einen höheren Innenwiderstand haben als die damals üblichen Vielfachmessgeräte.
      An der Kathode könnten sich dann höchstens zu hohe Werte messen lassen.

      Grundig gibt im Schaltbild übrigens an, dass die Kathodenspannungen im 12V-Bereich eines UVAs gemessen wurden, alle anderen Werte im 600V-Bereich.

      Meines Erachtens bleibt als Ursache für die gemessene etwas nach unten abweichende Kathodenspannung hier nur die Röhre selbst übrig. Ihre Emission ist vermutlich etwas geringer als damals bei fabrikneuen Exemplaren. Daher haben Deine Röhren im Betrieb einen höheren Innenwiderstand, was dazu führt, dass über A-K der Röhre mehr Spannung abfällt, über dem Rk weniger - und diese niedrigere Kathodenspannung misst du dann. Meine Vermutng wäre, dass es am Alter (der Röhren) liegt.
      Achim
      Man muss hier auch daran denken, dass die beiden Endröhren die Hauptlast des Anodenspannungsversorgung darstellen.
      Wenn die röhren nun gealtert sind, steigt die Anodenspannung infolge der geringeren Belastung an. Setzt man die Anodenspannung mit Vorwiderstand herab, stimmt danach die Anodenspannung, die Kathodenspannung ist aber gesunken.

      Das Ganze ist interdependent, es kann sogar sein, dass sich mit einem anderen Vorwiderstand dann zwar eine etwas zu hohe Ua einstellt, die Kathodenspannung aber stimmt.

      Sollte man alles nicht überbewerten.
      Achim
      Hallo in die Runde !

      Also ich meine, man sollte die Kirche im Dorf lassen. Abweichungen von 10% in welche Richtung auch immer sind absolut in Ordnung. Da würde ich gar keinen Gedanken mehr dran verschwenden !

      Entscheidend ist doch, wie Udo schreibt, dass das Radio sauber klingt, nicht verzerrt, die Bässe voll sind und alle Werte in der Norm liegen.

      Selbst die Dutzende von Widerständen in dem Gerät ändern heimlich alterungsbedingt ihren Wert, wer kann da schon von "fabrikneuen" Spannungswerten ausgehen. Let the music play !!

      Gruß und einen schönen sonnigen Sonntag,

      Dieter
      Zitat:
      deltamike postete:

      Selbst die Dutzende von Widerständen in dem Gerät ändern heimlich alterungsbedingt ihren Wert, wer kann da schon von "fabrikneuen" Spannungswerten ausgehen. Let the music play !!

      Hallo Dieter,

      ja, ich habe es eben mal richtig krachen lassen. Der Sound ist umwerfend. Die Tischplatte vibriert.
      Ich denke mittlerweile, daß man mit der etwas zu niedrigen Kathodenspannung gut leben kann.
      Den Vorwiderstand werde ich wohl noch durch einen 50W Typ ersetzen. Er wird mir zu heiß.

      Eine Kleinigkeit habe ich noch:
      Das magische Auge wird im Rhytmus der Musik heller und dunkler. Auch auf UKW.
      Ist das bei Deinem Gerät auch so?

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      17W sind hier wirklich sehr reichlich. Es ist ja so, dass bei einem Widerstand mit 17W nicht etwa weniger Wärme entsteht als bei einem mit 5 Watt - es ist immer dieselbe Wärme, die aus dem Widerstandswert und dem Spannungsabfall resultiert.
      Beim 17W Widerstand ist nur die Fläche, über die die Wärme an die Umwelt abgegeben wird, größer.

      Wenn die EM nur bei großer Lautstärke in der Helligkeit schwankt, ist es bis zu einem gewissen Grad normal, da die Anodenspannung bei hoher Last etwas einbricht. Verstärkt wird der Effekt allerdings noch zusätzlich durch das Vorhandensein des Vorwiderstandes, der der Spannungsquelle einen höheren Innenwiderstand beschert.
      Achim
      Die gemessene Spannung an der Kathode ist ja auch nicht das "Ergebnis" der Beschaltung, sondern Voraussetzung für die Erzeugung einer G1-Vorspannung.

      Wie Achim schon schrieb, können Röhrentoleranzen aber auch die Toleranzen in den Kathodenwiderständen eine unkritische Beeinträchtigung der Gittervorspannung bedeuten, was wiederum eine ebenfalls unkritische Verschiebung des Röhrenarbeitspunktes verursacht.

      Also für meine Begriffe besteht hier kein Handlungsbedarf !

      Gruß, Dieter
      Zitat:
      nightbear postete:

      es wäre interessant zu wissen, wie sich das Gerät ohne Vorwiderstand aber in Position 240V verhält!

      Hallo Achim,

      in der Tat wäre das interessant zu wissen, aber ich habe es leider versäumt zu prüfen.
      Da ich den Vorwiderstand eben erst verlötet und hinter dem Bassregler versteckt habe, möchte ich ihn ungern nochmal rausnehmen.
      Bei der 240V Stellung wäre die Röhrenheizspannung ja auch geringer.

      Ist es nicht auch so, daß der Vorwiderstand das Gerät schont weil sich die Spannung nicht so schnell aufbaut?

      Gruß Udo
      Der Widerstand "schont" höchstens den Netztrafo im Moment des Einschaltens vor hohen Strömen.
      Das restliche Radio wird nicht geschont, da beim Einschalten die Röhren noch kalt sind und keinen Strom ziehen, läuft die Ua trotz Widerstand auf Maximum.

      Der 68 Ohm Widerstand - egal wie versteckt er ist - ist doch irgendwo in der Schaltung angeschlossen. Du brauchst die beiden Anschlüsse nur mit einem Stück Draht / Messstrippe überbrücken.
      Achim
      Zitat:
      nightbear postete:

      Der 68 Ohm Widerstand - egal wie versteckt er ist - ist doch irgendwo in der Schaltung angeschlossen. Du brauchst die beiden Anschlüsse nur mit einem Stück Draht / Messstrippe überbrücken.

      Hallo Achim,

      na klar, soweit habe ich garnicht gedacht. Ich werde es morgen ausprobieren und berichten.

      Gruß Udo
      Hallo Achim,

      die Sache hat mir keine Ruhe gelassen und so habe ich die Messungen heute noch durchgeführt.

      Netzspannung ungeregelt: 231,1V
      Anodenspannung 1.Siebelko: 299,6V (Soll 285V)

      Netzspannung über Stelltrafo (in Stufen) 219,1V:
      Anodenspannung 1.Siebelko: 282,2V
      Heizspannung: 5,93V (ca.6%Abweichung)

      Netzspannung über Stelltrafo: 223,0V
      Anodenspannung 1.Siebelko 288,7V
      Heizspannung: 6,09V (ca.3% Abweichung)

      Was empfiehlst Du mir?

      Gruß Udo