Neues (Anfänger-)Projekt, Wildbad W

      Hallo Hans,

      habs gerade gelesen. Das ist arg missverständlich ausgedrückt - eigentlich schon fahrlässig!

      Am G1 ist sowieso klar, mit "Anode der Gleichrichterröhre" meint der Autor ver_mut_lich den AM-Demodulator (z.B. Anode einer Diode in der EABC) , nicht etwa die Netz- bzw. Anodenspannungsgleichrichterröhre!

      Das ist doch ein prima Beispiel dafür, dass es wichtig ist, sorgfältig zu formulieren. Es gibt anderenfalls schnell (lebensgefährliche) Missverständnisse, wenn Laien über Google auf die Beiträge stoßen. Daher bin ich auch hier immer möglichst penibel, was bisweilen nicht so recht verstanden wird...
      Achim
      nightbear postet
      ich vermute, Christian hat irgenwie unterbewusst geahnt, dass da möglicherweise etwas nicht stimmt und hat deshalb hier gefragt.
      So ist es. Es ist mir suspekt meine Finger ins Radio zu stecken, wenn 5mm weiter der Tod in Gewand von 200V DC lauert.


      Was mich eben so stört: Da versucht er, sich im Netz schlau zu lesen, um hier nicht allzu dumme Fragen zu stellen, und bekommt das dann auch noch unterschwellig vorgeworfen? *kopfschüttel* Im Übrigen habe ich im Post 63, 65, 74 und 77 gefragt.


      Achim, ich habe mit einem Digital Multimeter von Reichelt gemessen.
      http://www.reichelt.de/?ARTICLE=81096;

      Willst du darauf hinaus, dass die neuen Geräte hochohmiger sind als die aus den 50ern und daher ggf. eine höhere Spannung als im Schaltplan angegeben anzeigen könnten?
      Ich habe gegen Masse gemessen. Ich glaube am Massepunkt des 50+50 mueF (IPAD ;) ) Elkos.

      Christian
      Hallo zusammen,

      da ich in den letzten Tagen nur wenig Zeit gefunden habe, konnte ich erst heute wieder etwas weitermachen:

      Geplant war, die Sieb- und Ladeelkos, sowie den Gleichrichter zu ersetzten. Die Kapazitäten der Becherelkos sind laut Messgerät weit vom Nennwert entfernt, d.h. ca. zweifache Kapazität.
      Den 32µF habe ich ersetzt, die 2x 50µF Siebelkos wollte ich nach Gleichrichtertausch erneuern.

      Ich habe diesen also ausgebaut und durch eine Diode (Der weiße Ring um die Diode zeigt in Richtung Elkos) und einen in Reihe geschalteten 82 Ohm, 5Watt Widerstand ersetzt. Das Radio spielte. Im Keller konnte ich ohne MW Antenne zahlreiche Sender empfangen. Ist der schlechte MW Empfang tatsächlich nur ein Problem der zu niedrigen Versorungsspannungen? Nun, UKW Empfang war wie immer, d.h. 2 oder 3 Sender im Keller, mehr ist nicht drin. Allerdings ist der UKW Empfang im EG mit Antenne ja okay. Soweit, so gut.

      Der Widerstand wird heiß, sind 5W ggf. zu wenig?
      Die gemessenen Spannungen waren mit 82 Ohm zu hoch, so dass ich einen 150 Ohm, 9W Widerstand eingebaut habe.

      Zum Spannung Messen bin ich danach nicht mehr gekommen, denn ich bekam Rauchzeichen aus dem UKW Schaltersatz.

      Ein Analyse des Tastensatzes ergab, dass mehrere Schalterzungen regelrecht schwarz sind, andere nicht. Schwarz ist gar nicht okay, oder? ;) Mir ist zwar schon länger bewusst, dass die Kontakte des Tastensatzes nicht sauber sind, bisher hat das jedoch nichts ausgemacht.
      Nach Rückbau des Originalgleichrichters sind jedoch keine Rauchsäulen mehr zu sehen. Das Gerät spielt nach wie vor. Allerdings habe ich mich nicht mehr getraut, es längere Zeit eingeschaltet zu lassen.

      Ich bin nun ein wenig verzweifelt, wie und ob ich weitermachen soll. Sind die Rauchzeichen ggf. durch die höheren Spannungen entstanden? Ich denke, ich werde mir Bremsenreiniger besorgen und versuchen, die Kontakte zu reinigen. Ein erster Versuch mit Isopropanol war nur wenig erfolgreich. Die benutzen Wattestäbchen sind zwar dreckig, die Kontakte sehen immer noch übel aus.

      Ich habe beim letzten Dauertestlauf schon gedacht, dass es irgendwie leicht angekoppelt aus dem Radiogehäuse riecht, vermutlich erste Anzeichen der jetzigen Problematik.

      Gruß,
      Christian *verzweifelt*
      HAllo Christian,

      genau so wird es sein: Die höhere Betriebsspannung fördert die Bildung von Kriechstrecken.
      Du solltest sobald es möglich ist mit einem passenden Vorwiderstand die Sollwerte wiederherstellen.
      Hinzu kann im Sommer Kondensfeuchte bei schwüler Witterung kommen.
      Wasser ist ungünstig, daher auch keinen Isopropylalkohol mit Wassergehalt verwenden, sondern nur >99%igen.

      Bremsenreinier empfehle ich persönlich nicht, Du hast ja keine Probleme mit den Bremsen des Radios.

      Wir haben in verschiedenen Threads genaue Anleitungen, wie verfahren werden muss, wenn bereits Verkohlungen entstanden sind.

      Kein Grund zur Verzweiflung jedenfalls :)
      Achim
      Hallo Achim,

      danke für Deine Aufmunterung!

      Ich habe gerade an einem Schalterkontakt mal testweise mit Kontakt 60 und Wattestäbchen versucht, die Kohle abzubekommen. Keine Chance!
      Mit der Suchfunktion war ich nicht sehr erfolgreich. Die meisten scheinen den Tastensatz zu demontieren und mit eine Glaspinsel zu hantieren. Das würde ich gerne vermeiden.

      Eine Frage zum Gleichrichter: Der Lastwiderstand wird nach der Diode eingebaut, oder? Sind 5W ausreichend? Besser 10W, oder?

      Gruß,
      Christian
      Hallo Christian,

      mit Wattestäbchen und Kontakt WL oder hochkonzentriertem Isopropanol kannst Du den Staub und andere Verschmutzungen gut von den Pertinaxleisten entfernen. Kontakt 60 ist dabei ungeeignet, da es nicht wieder verfliegt, sondern in das Material eindringt und dort bleibt.

      Mein Vorschlag: Zuerst mit Q-Tips und WL alles gründlichst reinigen. Dann musst Du alles Material, das verkohlt ist, restlos abtragen. Eine Zahnarztturbine (ohne Wasserstrahl) wäre dafür gut, aber wer hat die schon zu Hause. Am besten sind kleine (1-2mm) , an der Klinge noch scharfe Schraubendreher, Glasrdierer, Schlüsselfeilen etc.
      Wenn alles vorsichtig ausgeräumt ist, ohne Anschlusslitzen von Spulen zu killen, alles mit Druckluft ausblasen und mit einem Foen oder Heissluftgerät ausgiebig durchtrocknen.

      Den Widerstand kannst Du vor oder auch hinter die Diode legen.
      Achim
      Hallo Achim,

      ich war mit dem Kontakt 60 nur auf dem Metall! Anschließend habe ich mit Isopropanol nachgereinigt. Weiter oben in einem Post hatte ich geschrieben, dass ich die Kontakte mit WD40 beträufelt habe. Ob mich das JETZT schon einholt. *grins* Verkohlt waren die Kontakte allerdings schon vorher.

      Ich bestelle jetzt erstmal WL und ein paar Lastwiderstände. Dann habe ich Urlaub, d.h. es kann dauern bis ich wieder weitermachen kann.

      Mir fällt gerade ein: Zum Säubern der Kontakte könnte man bestimmt auch Stahlwolle verwenden. Das muss ich mal testen.

      Christian
      Hallo Christian,

      da müssen wir jetzt ganz genau unterscheiden zwischen

      - den Kontaktferdern selbst, die aus Metall bestehen und an die die Leitungen angelötet sind,

      -dem Trägermaterial, also den gelochten Pertinaxstreifen, die in der Mechanik des Tastensatzes fest eingebaut sind und

      - Den Kontaktschiebern, also den beweglichen Schienen mit angesetzten Metallplättchen

      Bei den letzten Posts wird die Unterscheidung gerade etwas unscharf ;)

      Auch müüsen ein paar aussagefähige Bilder her...
      Achim
      Hallo Achim,
      hier zwei Bilder.
      Ich habe gerade nochmals einen Test gemacht mit Diode und 150Ohm R.
      Es qualmte und funkte kurzzeitig, hörte dann aber auf. UKW Rauschen war zu hören.
      AM-Empfang war vorhin tot. Hoffentlich habe ich nicht noch mehr gehimmelt.
      :(

      Also ich bin mit den Kontakt 60 an den Kontaktfedern sowie an den Metallplättchen auf den Schienen gewesen.
      Das WD40 habe ich mit einer Spritze in kleinsten Menge versucht aufzubringen. Ich befürchte aber, dass sich das Öl verlaufen hat.
      Es ist zwar nicht sicher, ob das WD40 die Ursache ist, aber wer nicht hören will, muss fühlen. ;)

      Das ist die UKW Schiene:

      U2 und U3 sind zu sehen.
      U2 ist verkohlt und setzt den ZF-Filter auf Masse.
      U3 scheint zu qualmen/funken und müsste eigentlich bei UKW Empfang geöffnet sein. Da es bei UKW Empfang an der Stelle qualmt, kann man nur auf Kriechströme/Kurzschluss schliessen, oder?

      Das ist der TA Schalter. Sieht auch übel aus.


      Christian *deprimiert*
      Das Pertinax sieht gut aus - ich sehe keine Verkohlungen. Allerdings sc heint es so, als hätten verschiedene Wderstände und Kondensatoren verbotene Kontakte aufgenommen. Da sollten einige mal so auseinandergebogen werden, das sie außer der Lötstelle keine Kontakte mit anderen Drähten haben.
      Oder täusche ich mich da?
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Heino!

      Da berührt sich (leider) nichts. Ich habe soeben kontrolliert und ein wenig herumgebogen.

      Die Kontaktfedern sind doch schwarz?! Die sind vielleicht nicht verkohlt, sehen aber so nicht in Ordnung aus, oder?

      Kurios ist: ich habe gerade wieder eingeschaltet. Es hat 15 Sekunden gequält und einmal gefunkt. Dann war es vorbei. UKW war da. MW auch wieder! Wenn ich die Taster, obwohl sie bereits eingerastet sind, testweise nochmals betätige, kracht es aus dem Lautsprecher.

      Der 32µF Elko muss doch mit Minus an das Chassis und mit Plus eben da wohl vorher auch Plus war? Ich habe nämlich mit Diode/Widerstand und neuem Elko stärkeren Brumm als vorher. Allerdings steht der Tausch des 2x50µF noch aus.

      Ich habe die Spannungen gerade nachgemessen. Am Netzteil und der EL41 sind fast exakt Sollspannungen! :o)

      Christian
      Äähhh - das soll jetzt aber hoffentlich nicht heißen, dass Du das Gerät VOR Abschluss der oben genannten Arbeiten wieder ans Netz genommen hast??

      Die Umsetzung des Hartpapiers zu Kohlenstoff ist irreversibel!

      Ausnahme, es macht einem nichts aus, alle Kontaktträgerstreifen zu ersetzen.

      Die Kontaktfedern werden schwarz, das ist normal, sie sind versilbert.

      Das ist aber nicht das Problem, sondern die mit jedem Einschalten weiter der Zerstörung ausgesetzten Pertinaxstreifen.

      Jeder muss sich hier klar werden, ob er guten Rat sucht und anzunehmen bereit ist, oder ob er nur der staunenden Forumsgemeinde die successive Zerstörung eines Radios vorführen will...

      Wenn der erste Fall zutrifft, spuck in die Hände und beginne mit den erforderlichen Arbeiten.
      Achim
      Hallo Christian,

      wenn Du jetzt damit meinst, daß nur die metallischen Kontaktstreifen schwarz sind, und nicht das Pertinax, ist das Problem nicht so dramatisch, wie wenn die Pertinaxstreifen verkohlt sind.
      Wie Achim richtig angemerkt hat, sind die Kontakte versilbert, auf denen bildet sich mit der Zeit immer eine schwarze Schicht, das ist aber kein Abbrand! Der Belag ist eine Schicht aus Silbersulfid, die sich in zwei Stufen aus Kontakt mit der Umgebungsluft bildet. Ähnlich wie das "Anlaufen" von Silberbesteck. Und das Silbersulfid hat die unangenehme Eigenschaft, ein recht ordentlicher Isolator zu sein. Wenn Du also einschaltest, hast Du durch die Isolierschicht einen sehr schlechten Kontakt, nur an einigen Stellen wird der Belag beim Schalten mechanisch weggescheuert. Durch den erhöhten Übergangswiderstand erwärmt sich die Kontaktfläche punktuell sehr stark, und es kommt auch zu Überschlägen (hohe Spannung!). Und wenn das weitergeht, wird der Kontakt so heiß, daß das Pertinax darum gleich mit verschmort.
      All das schädigt die Kontakte weiter! An jeder der Überschlagstellen bilden sich kleinste Krater, aus denen Metall dann wirklich abbrennt. Wenn man das länger macht, bleibt von der Versilberung nicht mehr viel übrig.
      Silbersulfid auf den Kontakten wird man eigentlich ausschließlich mechanisch los. Es ist in Wasser so gut wie überhaupt nicht löslich (verglichen mit einem Fingerhut voll im Bodensee) und in anderen Lösungsmitteln auch nicht. Die ganzen Reinigungssprays unterwandern es nur, und es lässt sich leichter von der Metalloberfläche abbekommen. Einzig vernünftiger Weg ist daher die Reinigung mit Glashaarradierer, danach kann man die Kontakte z.B. mit Kontakt 61 oder auch dem Sprühöl 88 (mit Wattestäbchen sparsamst aufbringen) vor zu schneller erneuter Belagbildung schützen.

      Also, wie Achim dringend empfohlen hat, keine Experimente mehr machen, sondern die Kontakte ordentlich reinigen, alle Bauteile in der Umgebung prüfen und dann erst wieder einschalten.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      nach dem lesen Deines Beitrags versteht der Leser sehr gut die gesamte Problematik im Bereich der durch chemische Vorgänge gestörten Kontaktgabe an den Kontakten der Schaltleisten und deren Folgen.

      Hinzu kommt ja häufiig das Problem von verkohlten Bereichen des Pertinaxmaterials durch Stromflluss bei hoher Spannung (Ua), durch Hitze (siehe Deine Ausführungen) und den Einfluss von Feuchte bzw. anderer chemischer Substanzen wie K60.
      Zwischen zwei Kontaktfederpaaren liegt auf dem Pertinaxstreifen ein quadratisches Fenster. An seinen Rändern oben und unten treten Kriechstrecken auf, die zu einer langsamen Umsetzung des Basismaterials zu Kohlenstoff führen. Je weiter der Vorgang (bei jedem Betrieb) fortschreitet, umso besser leitet das Material und umsomehr beschleunigt sich der weitere Zerstörungsprozess.
      Im folgenden Bild habe ich einen so gefährdeten Bereich umrandet:



      Hier ist nun ganz entscheidend, dass man nicht durch Zuwarten und fortgesetztes in Betrieb nehmen zu einem Punkt kommt, ab dem ein komplettes Abtragen der verkohlten Bereiche zu einem Unbrauchbarwerden der Schaltleiste führt, da von ihr einfach nichts mehr übrig ist. Ganz ähnlich wie bei Karies an einem Zahn.

      Daher ist das (einzige) Rezept: Abschalten, die Bereiche mit zersörtem Perinax abtragen / ausräumen, reinigen und dann intensiv Feuchtigkeit durch Wärme austreiben (siehe oben).

      Achtung! Auf dem Bild rechts erkennt man die feinen Litzen der Kreisinduktivitäten. Hier gilt es äußerst vorsichtig vorzugehen.
      Achim
      Hallo zusammen,

      vielen Dank für die Warnungen!

      Ich war tatsächlich der Meinung, das es sich bei den schwarzen Kontaktfedern um Verkohlungen handelt, die ich natürlich auch auf den Kontaktflächen selbst vermutet habe.
      Dass das Pertinax selbst das Problem ist und sozusagen zu Kohlenstoff "umgewandelt" wird, habe ich nicht gewusst. Auch beim Lesen anderer Therads ist mir das nie klar geworden.
      Erst jetzt verstehe ich WIRKLICH, warum ihr wiederholt (!) und mit Nachdruck vor Kontaktsprays im Zusammenhang mit den Kontakte an den Pertinaxstreifen vehement warnt!

      Ich werde das Gerät nicht mehr einschalten, bis ich die Kontakte gereinigt habe!
      Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass ich den Verschleiß so maßgeblich beschleunige!

      Auf den ersten Blick sieht das Pertinax aber (zum Glück) ziemlich gut aus.
      Es wäre aber ausreichend, das Silbersulfid nur an den Kontaktflächen zu entfernen? Und mögliche Verkohlungen selbstverständlich.

      Nochmals: Vielen Dank für die Hinweise!

      Christian *ascheaufmeinhauptstreu*