Netzschalter überbrücken

      Hallo Heino,
      genau so habe ich gemessen. (Siehe Bild)



      Ich muß doch mal unten rein; direkt nach dem Gleichrichter und C73/C74/R73 geht die Leitung +1 an die Mittelanzapfung des AÜ (mit rtrs bezeichnet) hier sollten laut Schaltplan 250-255Volt anliegen. Mal schaun, was da anliegt. Mir gehts haupsächlich darum den Gleichrichter, der nur bis 250Volt ausgelegt ist, nicht zu zerstören. Der funktioniert noch prima und Ersatz ist schwer zu bekommen. Der Spannungswahlschalter steht richtig bzw. die Kabel sind auch richtig positioniert angelötet, sonst würde die Heizspannung ebenfalls nicht stimmen.

      @ Achim: Die 58mA ist der Strom, der durch den Gleichrichter fließt; also das komplette Gerät incl. Anodenstrom (ohne den Heizstrom).

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Um den Gleichrichter brauchst Du Dich nicht zu sorgen! Diese Selengleichrichter sind sowieso Schrott und niemand würde so einen wieder einbauen. Gängige Praxis ist es, den Gleichrichter zu öffnen, zu entleeren und mit 4 Siliziumdioden zu befüllen und dann etwa 100-120 Ohm in die + Leitung einzulöten, um die Spannung auf den Planwert zu bringen.
      Ist an Deiner Meßstelle am Gleichrichter der Elko noch angeschlossen oder nicht?
      Wenn dort tatsächlich ein Strom von gut 50mA fließt, ist ansich eine Spannung von über 300V völlig unmöglich und ein Meßfehler naheliegend.
      Oder steht der Spannungswähler etwa auf 150V?
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Also für mich sind da wenig Aufreger.

      Hinter dem R73 sollen 255 V anliegen, davor fehlt eine Spannungsangabe. Durch R73 fließen die Gesamtströme der Zweige +1 bis +5. Somit fallen am R73 ca. 25 V ab. Macht zusammen 280 V am GR. 5% höhere Netzspannung, macht 294 V. Meßgerät mit 10M Ri, schon sind wir bei weit über 300 V am Gleichrichter.

      Das würde mich nicht nervös machen.

      Gruß, Dieter
      Dieter hat praktisch vorneweg genommen, was ich hier antworten wollte. Habe etwas recherchiert und in einem alten Valvo Büchlein Antworten gefunden. Die Spannungen im Schaltplan beziehen sich auf 220Volt Netzspannung. Nun habe ich das Verhältnis genommen zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung. Wenn bei 220Volt Eingang am Ausgang 235Volt anliegen, dann müßten bei 230Volt ca. 247Volt anliegen; gemessen habe ich 250Volt. Diese 250Volt liegen am Eingang des Selengleichrichters an. Selengleichrichter (wenn sie noch gut sind) haben ein Verhältnis von Eingangs- zu Ausgangsspannung von 1,2. Mit 250Volt sind wir dann bei 300Volt Gleichspannung angekommen; gemessen habe ich 295Volt Gleichspannung. Bis dahin scheint alles im "grünen" Bereich zu sein. Muß dazu sagen, daß ist die Leerlaufspannung ohne Last! Das einzige, was daran komisch ist, das ist das ansteigen der Spannung unter Last auf 325Volt. Normalerweise bin ich es gewöhnt, das die Spannung bei Last etwas absinkt. Da es bisher nicht "geknallt" hat, laß ich mal eingeschaltet und probier ob ich Sender rein bekomme.

      Gegen die Selengleichrichter habe ich eigentlich nichts; solange die funtionieren, lasse ich die drin. Der Selengleichrichter in dem Gerät hat noch gute Werte. Das Verhältnis zwischen Ein- und Ausgangsspannung ist praktisch wie bei einem Neuteil und somit Top! Verbrauchte Selengleichrichter bringen teilweise nur noch 60% ihrer Leistung und damit zu niedrige Spannungen. In diesem Fall muß getauscht oder durch die Ersatzschaltung ersetzt werden. Ich hab noch andere Geräte, die schon seit 60 Jahren mit so einem Selengleichrichter problemlos laufen. Eigentlich könnte man auch eine Gleichrichterröhre einbauen; die gibt es noch problemlos.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Harry Schrotter postete
      Gegen die Selengleichrichter habe ich eigentlich nichts; solange die funtionieren, lasse ich die drin.

      Gruß Frank
      Derselben Meinung wäre ich auch, wenn man abschätzen könnte, wie lange die Dinger funktionieren. Du baust dir ja nicht extra eine Spannungsüberwachung ein...

      Im Gegensatz zu Netzteilelkos haben die Selens eben nicht die wieder formierende und damit häufig selbstheilende Eigenschaft. Wenn es knallt, wars der Elko (eher selten), wenn es stinkt wars der Gleichrichter (schon häufiger...)

      Gruß, Dieter
      Naja, die Selengleichrichter gehen eigentlich in erster Linie (Wie alle Halbleiter) kaputt, wenn man sie überlastet. Von den inneren Werten dieses Selengleichrichters ist der noch fast "neuwertig"; er hat ein gutes E/A-Spannungsverhältnis von knapp 1.2. Das entspricht praktisch einem Neuteil! Verbrauchte Selengleichrichter liefern teilweise nur noch 80 oder teilweise sogar 60% der Nennspannung. Mir "gefällt" eine Gleichrichterröhre in einem solchen Radio besser als ein Halbleitergleichrichter. Eine Röhre ist nicht so empfindlich gegen eine höhere Betriebsspannung wie ein Halbleiter. Auf Grund der höheren Netzspannung wird der Selengleichrichter mit 250Volt~ am obersten Limit betrieben. Darum neige ich dazu bei Röhrenradios mit Selengleichrichter einen neuen Trafo einzubauen, welcher für 230Volt ausgelegt ist. Das originale Netzteil verpacke ich korrosionsgeschützt und lagere es ein. Falls ich mal ein solches Radio verkaufe, bekommt der neue Besitzer das originale Netzteil dazu. Er kann dann entscheiden, ob er das Radio mit dem neuen oder alten Netzteil betreiben möchte. Ich denke das ist ein guter Kompromiss: Man hat jederzeit die Möglichkeit das Radio mit geringem Aufwand in den originalen Zustand zu versetzen.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Da muss ich jetzt auch mal "Naja" sagen.

      Zunächst einmal gehen Halbleiter nicht "kaputt". Sie fallen aus, werden unbrauchbar, halten die ursprünglichen Spezifikationen nicht mehr ein.

      Weiterhin sind der normale zeitabhängige Alterungsprozess und die Schädigungen von Selenhalbleiterübergängen infolge von chemischen Einflüssen und kurz- oder langfristigen elektrischen und / oder thermischen Überlastungen wesentlich komplizierter als die obige mit Faustformeln unterlegte Heuristik nahelegt.
      Es gibt genau zu diesem Thema schon eine Reihe qualifizierter Aussagen und weiterführende Links dazu hier im Forum.

      Der generelle Ersatz des Netztrafos bei Röhrenradios, die heute an 230V~ betrieben werden sollen ist möglicherweise ein netter Zeitvertreib für Zeitgenossen mit akuter Langweile, vom technischen Standpunkt her jedoch barer Nonsens. So etwas sollte nicht mit dem Anspruch einer allgemeingültigen Empfehlung unkommentiert stehen bleiben.

      Anderenfalls müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass bei einem Anstieg der Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels um 1°C das Gehäuse durch ein solches mit tropenfesten Eigenschaften zu ersetzen ist, dasselbe gilt natürlich auch für eine Vielzahl weiterer Komponenten eines Röhrenradios...
      Achim
      Haha! Achim scheint ein wenig zornig zu sein! Aber Recht hat er natürlich! Praxisfremde Spitzfindigkeiten bringen uns Röhrenradiorestaurateure nicht weiter.
      Harry, beib cool. Dies ist keine Attacke gegen Dich!
      nicht, dass hier wieder ein Kleinkrieg ausbricht! Hatten wir doch alles schon überwunden!;)
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Heino,

      nein, das soll keine Attacke gegen Frank sein, ich will nur vermeiden, dass jeder Einsteiger in Zukunft zuerst einmal einen neuen Netztrafo einbaut, weil er das Radio an 230V betreiben will ;)
      Du weißt ja, was hier in den Threads so steht, wird häufig von Ratsuchenden wichtig und auch wörtlich genommen. Das ist für uns daher auch eine Verpflichtung, möglichst die 'best practise' zu präsentieren.
      Achim
      Hallo Leute, ein Kleinkrieg soll es natürlich nicht geben! Natürlich gibt es auch verschiedene Meinungen und Ratschläge wenn eine Gruppe von Leuten zusammen kommt. Ist ja auch gut so, wäre auch schlimm wenn alle das gleiche tun würden. Belassen wir das mal so. Der überbrückte Netzschalter wird demnächst auch nicht mehr überbrückt sein. Dank Ivica kann der nun repariert werden; er hat mir ein Ersatzteil geschickt. Das was ich über den Selengleichrichter geschrieben stammt aus Fachliteratur u.A. aus einem Valvo- Tabellenbuch aus den 60ern, welches nicht nur Röhren enthält sondern auch Informationen über Halbleiter aus dieser Zeit.

      Viele Grüße

      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!