Blaupunkt: Selen oder Silizium

      Hallo!

      Hab hier einen netten kleinen von Blaupunkt in der Mache; ein Paris aus den 60ern. Bin gerade dabei den durch zu schauen ob ich da was tauschen muß. Dabei ist mir folgender Gleichrichter aufgefallen:



      Der Gleichrichter ist ein B250 C75 und relativ klein für einen Selentyp; könnte es sich schon um einen Siliziumgleichrichter handeln?

      Er gehört zu diesem Gerät:



      Viele Grüße
      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      das sollte in jedem Fall noch ein Selen-Gleichrichter sein. Mit Silizium war man Mitte der 60er noch (zumindest für Großserie) soweit (oder es war noch zu teuer).

      Man findet ja sogar in den ersten Transistor-Recievern noch den einen oder anderen Selen Typ in einer kleinen Plastik-Package (dort aber nur für Niederspannung).
      Miß doch einfach den Spannungsabfall über eine Diodenstrecke, dann weißt Du sofort Bescheid. Bei Silizium sind es nur ca. 1,4 Volt, bei Selen (und ca. 250 Volt Eingangsspannung) sollten es um die 15 Volt sein (Daumenpeilung).
      Gruß, Gunnar
      Moin,
      das war einer der Hoehepunkte der Se-Gleichrichtertechnik, den Schlusspunkt findet man z.B. im Grundig Stereomeister 300/3000, wo der Plattensatz in einem fliessgepressten Aluminiumgehaeuse mit Kuehlflansch vergossen ist.
      Hoehepunkt deshalb, weil es gelungen ist, einen relativ leistungsfaehigen Gleichrichter (250V/75mA) in einem sehr kleinen Gehaeuse unterzubringen, der bei Grundig verwendete ist geradezu winzig, wenn man ihn mit denen vergleicht, die 10 Jahre zuvor gebaut wurden.

      Den Se-Glr. erkennt man auch an den 5 Anschluessen, von denen zwei miteinander verbunden sind. Hier muessen Anfang und Ende des Plattenstapels miteinander verbunden werden, um den "Brueckengleichrterring" zu schliessen. Andere Bauformen (Flachgleichrichter) brauchen diese Verbindung nicht, sie entsteht automatisch beim Aufbau des Gleichrichters. Die AEG-Saeulenglr. haben die Verbindung intern.

      Lange wurden diese Gleichrichter nicht mehr gebaut, sie erschienen, als es mit der Roehrentechnik zuende ging. Fuer hohe Spannungen setzte sich der Si-Gleichrichter durch, fuer Spannungen bis etwa 80V gab es bis etwa Anfang der 80er noch Selengleichrichter, sie hatten fuer einige Anwendungsfaelle noch Vorteile, bis auch sie durch Si-glr. voellig abgeloest wurden.

      Se-Glr. wurden noch recht lange dort eingesetzt, wo kleine Spannungen mit hohen Stroemen gleichgerichtet werden mussten z.B. Schweissgleichrichter oder Ladegleichrichter. Eine grosse Masse mit grosser Oberflaeche machte die Dinger robust, weil sowas Zeit braucht, um zu ueberhitzen. Bei Si-Glrn hat man das Problem, die Waerme schnell von der (im Vergleich winzigen) Sperrschicht wegzubekommen. Etwas, was man zuverlaessig im Griff haben muss...

      73
      Peter
      hf500 postete
      ...hat man das Problem, die Waerme schnell von der (im Vergleich winzigen) Sperrschicht wegzubekommen. Etwas, was man zuverlaessig im Griff haben muss...

      73
      Peter
      ...weshalb auch Transistoren bei Spitzenüberlast vergleichsweise schnell die Grätsche machen während Röhren noch lange durchhalten.

      Gruß, Dieter
      Hallole!

      Vielen Dank für die Aufklärung! Da bin ich aber erstaunt! Das Ding ist so klein, das ich schon dachte es wäre ein früher SI-Gleichrichter. Naja, die Technik hat sich damals ja auch weiterentwickelt und nicht nur heute. Allerdings habe ich festgestellt, daß man in den 60ern schon angefangen hat einzusparen. So sind viele Messingteile nicht mehr massiv, sondern ist nur noch beschichtetes Blech. Da muß man beim polieren aufpassen, daß man die Messingschicht nicht abpoliert! :D Auch sind die Holzgehäuse nicht mehr aufwendig geklebt, sondern getackert.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Moin,
      das lag mit daran, dass dem Publikum zu der Zeit ein Fernseher wichtiger war. Trotzdem hatte Blaupunkt noch 7 Radios im Programm, die auf dreieinhalb Chassis basierten. Einmal steckte das Chassis in einem traditionellen Gehaeuse, das anderemal in der damals modernen "Flachen Form" wie das Paris.
      Es steht im GH-Katalog 1964/65, ist ein 6/10 Kreiser mit 5 Roehren. Daneben gab es noch 6/10 Kreiser mit drei Roehren und den Granada (auch 6/10 Kreise mit Stereoendstufe und ww. Decoder. Das aber nur in der traditionellen Form.

      Dann gab es noch 10 Fernsehmodelle, vier Kofferradios und natuerlich die 11 Autoradios.

      73
      Peter