Wenn der Blitz einschlägt

      Hallo allerseits,

      in einer alten Funkschau (1952-14/273) fand ich folgenden aufschlussreichen Bericht über die Auswirkung eines durch Blitzeinschlag „modifizierten“, netzseitig eingebauten, Enstörkondensators.

      Eine amerikanische Fachzeitschrift stellte im Rahmen ihrer monatlichen Quizfragen nach einer tatsächlichen Begebenheit folgende Aufgabe: Durch einen nahen Einschlag bei einem kräftigen Gewitter erlöschten die elektrischen Lampen, während gleichzeitig die Skalenlampen eines ausgeschalteten Empfänger zu leuchten begannen. Daraufhin wurde das Radiogerät eingeschaltet, mit dem Erfolg, dass die Deckenlampe des Zimmers anging. Beim versuchsweisen Einschalten einer Stehlampe gab es im Empfänger einen Knall, der mit einer Rauchwolke verbunden war. Die Lampen verlöschten und der Empfänger verstummte. Daraufhin wurden die Haussicherungen untersucht und eine defekt gefundene Sicherung ausgewechselt mit dem Ergebnis, dass wieder alle Lampen brannten und auch das Radio wieder einwandfrei funktionierte.

      Die Lösung dieser etwas rätselhaften Angelegenheit war einfacher, als man zunächst vermuten möchte: Wie das Bild zeigt wurde durch den Blitzschlag die erdseitige Haussicherung ausgelöst und der netzseitige Entstörkondensator des an der Wasserleitung geerdeten Empfängers durchgeschlagen.



      Dadurch konnte der Empfänger über Erde Strom bekommen, obgleich er nicht eingeschaltet war. Der Kondensatorkurzschluss war niederohmig genug, um beim Einschalten des Empfängers auch noch die Deckenlampe mit Strom zu versorgen. Als man dann aber noch die Stehlampe dazu einschaltete, wurde die Kurzschlussbrücke des Kondensators überlastet, dass sie explosionsartig verdampfte. Da der schadhafte Kondensator aber nun unterbrochen war, zeigte auch der Empfänger nach Ersatz der Haussicherung normales Betriebsverhalten und ließ sich wieder wie üblich durch seinen Netzschalter ein- und ausschalten. ---(Electronics, März 1952)
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      der Fall zeigt, wie kritisch beim Ersatz der netzseitigen Entstörkondensatoren vorzugehen ist - insbesondere die Bedeutung eines definierten(!) Selbstheilungsverhaltens.
      Daher sind die "normalen" als Ersatzteile üblichen Kondensatoren hier ungeeignet, gefährlich infolge lebensgefährlicher Berührungsspannungen und auch infolge von Brandgefahr und folgerichtig unzulässig.

      Der oben beschriebene Fall hätte sich jedenfalls in keinem hiesigen Stromnetz ereignen können, da Überstromschutzorgane nur in den 3 Außenleitern vorhanden sein dürfen, und daher eine Sicherung niemals im PEN-Leiter liegen darf!
      Ihr Ausfall würde infolge von hinter ihr liegenden Verbindungen zwischen PE und N 230V auf alle an die Schutzleiter angeschlossenen Bauteile (Gerätegehäuse etc.) verschleppen.

      Aus diesem Grund wird der PEN ab der in Sternschaltung geschalteten Sekundärwicklung des letzten Transformators immer wieder geerdet. So am Mittelpunkt der 3 Trafowicklungen, wahrend der Leitungsführung, an Verteilern und Abzweigen und schließlich am Hausanschluss im Keller mit Fundamenterder und zus. Potentialausgleich.
      Grund: Jede Unterbrechung des PEN führt sonst zu Lebensgefahr bei allen nachgeordneten Verbrauchern.
      Achim
      Achim, perfekt !!

      So langsam bewegen wir uns auf die Gebiete der Energietechnik zu, ein etwas weiter Exkurs für dieses Forum, aber für mich ein Heimspiel !! Eingeweihte werden jetzt die Schlagworte "Nullung" und "Erdung" klingen hören.

      Na ja, Peter hat den Beitrag bei "Sonstiges" eröffnet, insofern sind wir nicht sooo weit off topic...

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      man sieht ja, die energietechnischen Fragen ragen bis in unser Hobby hinein - und die Wenigsten haben diese Materie im Studium kennengelernt wie Du. So kommt es immer wieder zu Fehleinschätzungen oder sogar gefährlichen Irrtümern.

      Das Stichwort zur hiesigen Stromverteilung ist: "TN-C Netz"

      Vielleicht sollten wir mal eine Grafik und eine kurze Erklärung hier irgendwo unterbringen.
      Achim
      Hallo Achim, hallo Dieter,

      die in der Funkschau geschilderte Situation könnte ich mir in einem deutschen Netz auch nicht vorstellen. Und ich denke, dass es bei uns selbst in den 50igern in dieser Form nicht möglich war, denn ich kann mich auch nicht daran erinnern jeweils eine Sicherung im N-Leiter gesehen zu haben.

      Aber an Geräte mit einpoliger Netztrennung kann ich mich schon erinnern. Und die gab es selbst bei den letzten Saba Freiburg Automatik Geräten noch; die schalten mit ihrem Stromstossrelais auch nur einen Leiter.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Puuh Achim,

      das könnte in Arbeit ausarten.

      Viele Hobbyelektroniker sind ja schon überfordert zu erklären, warum aus den 4-Bündelleitern einer 380 kV Dreiphasenüberlandleitung plötzlich einphasig 230 Volt Wechselspannung aus der Steckdose kommt.

      Ist ja auch keine Pflichtlektüre, aber es würde z.B. den sinnvollen Einsatz eines Trenntrafos erklären (viele Mitleser wissen garantiert nicht, warum man ihn einsetzt).

      Gruß, Dieter
      Hallo Achim, Dieter,

      gute Idee, das hier mal anzubringen, das würde sicherlich dem einen oder anderen, der einfach vor sich hinbastelt, und der festen Ansicht ist, aus der Steckdose kommt ja irgendwie der Strom her... die Augen etwas öffnen. Man kann hieran sicher deutlich klar machen, wie der Strom ins Haus kommt, nach wo das Potential abfließt, wo der PE / N aufgetrennt wird usw.
      Ich denke das ist auch wichtig, um die Gefährlichkeit des Stroms klarzumachen, besonders, wenn es in der Installation nicht zum Besten bestellt ist. Schnell liegt gefährliche Spannung an einem Gehäuse und es knallt.

      Eine Erklärung incl. Schaubild wäre sicher toll hier, das Netz (ich meine jetzt das Internetz) gibt dazu nicht immer alle Fakten her.
      Gruß, Gunnar
      deltamike55 postete
      ...
      Viele Hobbyelektroniker sind ja schon überfordert zu erklären, warum aus den 4-Bündelleitern einer 380 kV Dreiphasenüberlandleitung plötzlich einphasig 230 Volt Wechselspannung aus der Steckdose kommt.

      Ist ja auch keine Pflichtlektüre, aber es würde z.B. den sinnvollen Einsatz eines Trenntrafos erklären (viele Mitleser wissen garantiert nicht, warum man ihn einsetzt).

      Gruß, Dieter
      Das weiß ich auch nicht, eine Steckdose hat 220 Volt, wusste Oma schon!

      Naja, etwas geschummelt. :)
      Dieter, schreibe mal eine gute Abhandlung, Du bist ja da direkt vom Fach. Das mit den Überlandleitungen ist nicht so interessant, jedoch erwähnenswert. Erkläre die Netze alt und neu. PE, PEN, klassische Nullung sind die Stichwörter.
      Was ist ein FI?
      LSS, was bedeutet die Abkürzung und was ist mit den Zahlen und Buchstaben gemeint?
      Warum sollte ich einen Trenntrafo benutzen?
      Fachwissen sollte dafür ein geeignetes Unterforum sein.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Das kann ich gerne tun, wird aber etwas schwierig, den Stoff von einigen Trimestern Lastverteilung und Hochspannungstechnik hier unterzubringen.

      Wenn schon alle Netze angesprochen werden sollen, dann ufert es aus: IT-, TT-, TN-C-, TN-C-S-, TN-S-Systeme, you name it, dazu noch Nullung mit/ohne Schutzleiter, Erdung, PE alt, PEN neu, auweia, das wird viel !! Stern-/Dreieck Generatoren, Sternpunkterdung, das alles müßte da rein.

      Ich versuchs mal, es wird nicht vollständig aber dafür hoffentlich verständlich sein.

      Gruß, Dieter