VS 2160 / Hybridendstufe

      Hallo Achim,

      genau wegen dieser hohen Betriebspannung finde ich, daß die Schaltung generell einen "überreizten" Eindruck macht. Für den STK0059 wird +-38V empfohlen, max. sollen dort +-53V anliegen. Da liegt der STK0080 zwar bezgl. der empfohlenen Spannung noch nicht optimal, aber zumindest die max. +-65V lassen ihn im sicheren Bereich laufen. An der zur Verfügung stehenden Spannung kann man ja leider erstmal nichts ändern.
      Das mit dem R=100 Ohm statt 10 Ohm kann natürlich schon den nötigen Unterscheid machen, aber in der originalen Applikation war man schon so schlau, mit dem 2SA608 und 2SC2274 gleich sehr spannungsfeste Typen einzusetzen (80V).
      Weswegen ich mir um den 2SA798 Sorgen mache ist ja der IST-Zustand in der Schaltung:


      Hier liegt damit doch eine Spannung von in jedem Fall über 50V von E nach C. Laut Datasheet dürfen es max. 50 Volt sein.

      Was also tun? Über einen höheren Widerstand hoffen, daß genügend Spannung abfällt und die Schaltung stabil bleibt (es wird ja schon durch die WZ210 eine stabilisierte Spannung geschaffen), oder Ersatz des (der) Transistoren?
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      dann würde ich sicherheitshalber Transistoren mit einer höheren Vce max. einbauen.

      Der STK0080 jedenfalls scheint den Ruf "problemlos" zu haben.
      Er ist auch etwa im Fisher RS-2010, dort hat man allerdings R-L Kombinationen im Ausgang vorgesehen.

      Meine Vermutung ist ja, dass der olle 0059 zu nahe am Limit fährt und bei hoher Aussteuerung und / oder an niedrigen Impedanzen sein Leben lässt, da die periphere Schaltung etwas zu abgespeckt ist, was die oben genannten Punkte angeht.
      Achim
      Ich habe mal nach geeigneten Doppeltransistoren gesucht.

      Zwei BCxxx zusammenkleben ist zwar zur Not eine Lösung, jedoch keine schöne. Die thermische Kopplung ist nur unzureichend gegeben. Auch sind Doppeltransistoren normalerweise selektiert nach Verstärkung und Spannung Basis-Emitter.
      Aktuell wird man nur noch SMD finden. Der BC856(B)S ist halbwegs beschaffbar. Nicht mit den anderen Transistoren BC856 verwechseln, die Einzeltransistoren sind!
      Praktisch der gleiche Transistor heißt BCM856S.
      Recht gut selektiert zu sein scheint der DMMT5401 von ex Zetex.

      Bei bedrahteten Transistoren ist der 2SA1349 bekannt, der aber nicht mehr hergestellt wird. Man bekommt ihn noch, sind aber langsam Liebhaberpreise.
      Anbei einige andere Transistoren, die passen sollten, jedoch schwer beschaffbar:
      BFX36
      2N3800 ... 2N3817
      2N4015 ... 2N4025
      2N5795
      2N5796

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Vielen Dank Andreas,

      ich habe jetzt mal den Gockel bemüht, Du hast dabei recht, die Verfügbarkeit ist sehr mäßig. Ich denke beim Ersatz des 2SA798 werde ich dann doch auf die Lösung mit 2 Standard-Transistoren zurückgreifen. Es soll ja auch darüber die Möglichkeit der Modifikation für zukünftige Reparaturen aufgezeigt werden.

      In der Liste oben hatte ich jetzt noch einen Fehler, den 2SA798 werde ich durch 2 selektierte Exemplare des BC 556 (B) ersetzen. Der BC 560 hat ja auch nur 50 Volt Spannungsfestigkeit. Aus der Original-Applikation sieht man ja, daß thermischer Gleichlauf an der Stelle wohl nicht unbedingt erforderlich ist, dort werden 2 Stück 2SA608 eingesetzt. Trotzdem werde ich die Transistoren wohl mit einem Stück Kupferblech o.ä. zusammenzwängen.

      @ Jürgen: Nach der Standard-Applikation von Sanyo sollte der STK0080 in der Schaltung ohne Veränderungen genauso gut laufen wie der STK0059. Hoffen wir mal das Beste. Übrigens hatte mein VS2160 auch bei geringer Lautstärke keine Verzerrungen geliefert, die zerschossenen Endstufen haben einfach nichts mehr gemacht, nur der Treiber hatte noch einen geringen Output geliefert. Bei etwas mehr Belastung verzerrt der natürlich extrem!

      In dieser Woche stelle ich mal meine Liste zusammen und besorge die ersten Teile, dann geht's in den nächsten Tagen weiter.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar.

      Das mit den Verzerrungen war wirklich nicht bei großen Lautstärken. Wie gesagt ab Zimmerlautstärke war es dann deutlich hörbar. Egal mit welchem Musikmaterial gespeist.

      Und das hat auch der hiesige Radiomensch nicht hinbekommen. Geld genug hats trotzdem schon gekostet. Und ich denke durchs Schwingen ist eine STK wieder hochgegangen.

      Gruß Jürgen
      Hallo in die Runde,

      heute habe ich es tatsächlich geschafft, den 2160 mal hervorzuholen und wenigstens etwas zu zerlegen. Da inzwischen so viel zu dem Verstärker geschrieben wurde, gibt es hier erstmal eine kleine Vorstellung. Der gesamte Verstärker ist so wie man ihn in der Hand hat zugekauft. Hersteller ist Sanyo, schon häufiger vermutet, belegt ist es durch den baugleichen Sanyo DCA 611, der nur eine etwas dünnere Frontplatte hat.

      Hier die Frontansicht:



      Innen ist es typisch japanisch, Anfang der 80er. Generell solider Aufbau, aber z.T. nicht bis ins Detail durchdacht, manches wirkt provisorisch. Die Platinen sind ordentlich aufgebaut, vernünftige Potis und Schalter verbaut; die Elkos sind durchgängig Rubycon, eigentlich nicht schlecht. Verdrahtung etwas wild und gewöhnungsbedürftig in Wire-wrap-Technik.





      Doch kommen wir nun zur Endstufe, zuerst aus der Vogelperspektive. Hier fällt im rechten Bereich auf, daß die Platine auch eine andere Eingangsbeschaltung zulassen würde, die ich aber bisher nicht in Schaltplänen vergleichbarer Sanyo-Verstärker gefunden habe. Hier ist offensichtlich die erste Sparmaßnahme gemacht worden.



      Generell ist der Aufbau mit massiven Kühlkörpern und gut gelöteter Platine schon recht schön, aber wie im Thread bereits erwähnt, ist hier bei der Schaltung wohr etwas zu sehr gespart worden.
      Interessant ist neben dem Hybrid-Klotz (hier ist noch der defekte STK0059 drin) die Anwendung von Doppeltransistoren, leider ein nicht ausreichend spannungsfester Typ. In der Applikation ist an dieser Stelle eigentlich kein besonderer Typ vorgesehen, daher werde ich den 2SA 798 durch 2 Stück BC556 ersetzen.



      Die Platine hat auf der Unterseite neben 2 Kondensatoren auch noch 2 Lötbrücken (die orangen Drähte) - diese hatten auf der Oberseite keinen Platz mehr, sie sind zwar eingezeichnet, aber würden bei Bestückung mit dem Kühlkörper kollidieren.
      Kann mir vielleicht jemand sagen, warum die in so schicken Schleifen gelegt sind? Nötig ist das doch wohl nicht...



      Zuletzt für heute Abend noch ein Bild von dem Bereich des Gleichrichters. Hier ist ein recht wildes Gewusel zusammengebaut worden. Der Brückengleichrichter ist zwar ordentlich auch mit Keramikkondensatoren gebrückt, aber der Drahrverhau darum ist nicht so schön. Vor allem das kleine Platinchen mit der Diode und dem Elko für die Hilfspannung sieht sehr provisorisch aus.



      So, für heute ist's genug, morgen geht's ans Messen und Tauschen der ersten Teile.
      Gruß, Gunnar
      Und heute ging's gleich etwas weiter. Zuerst musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß der neue STK 0080 andere Befestigungsbohrungen als der STK 0059 hat! Damit scheidet leider 1:1 Tausch auf dem Kühlkörper aus! :(
      Ergo habe ich die Patine, die mit Kontaktkleber (!!!) an die Kühlkörper geklebt war, ansonsten eben nur mit den Pins der STK's befestigt, komplett ausgebaut und werde die Kühlkörper mit neuen Bohrungen versehen müssen.

      Wo die Platine schon mal vor mir lag, geht es ans Tauschen der ersten Elkos. Die großen 100µF (im Bild sieht man auch schön eine thermische Belastung durch den zu nah angebogenen Widerstand) werden auf 220µF erhöht, wie schon vorher beschrieben.
      Weiter sieht man im Bild eben diesen 10 Ohm Widerstand. Dieser ist lt. der Sanyo-Spezifikation ein Sicherungswiderstand (im Schaltbild mit "Fuse" gekennzeichnet) aber im SABA Schaltbild ist keine Rede davon! Hier muß man also aufpassen, es sind R27 bis R30! Und auch gut zu sehen ist der Doppeltransistor 2SA798.



      Diesen Doppeltransistor habe ich jetzt nachgebaut. Zwei möglichst gut selektierte BC556 (Uce 65 Volt) werden mit der flachen Seite mit Sekundenkleber aneinander geklebt, das gib schon mal einen recht guten thermischen Kontakt. Die Beinchen werden so gebogen, daß die Abfolge B-C-E-C-B wie beim Original erreicht wird.




      Aktueller Stand für heute Abend:
      Die Elkos sind bis auf die beiden 100µF "unipolar" gewechselt, diese muß ich noch mal suchen. Die übrigen grünen Kondensatoren machen noch einen guten Eindruck, Stichprobenmessung zeigt einwandfreie Werte. An die Transistoren gehe ich morgen ran, gewechselt werden Exemplare die defekt und / oder außerhalb ihrer SOA betrieben werden.



      Eins ist mir noch beim direkten Vergleich der Schaltbilder aufgefallen. Bei SABA wird über dem R23 (eingekreist) ein 7pF Kondensator aufgeführt. Den gibt es weder im Sanyo-Schaltbild noch in meinem Verstärker. Könnte der ggf. nachträglich in die Serie eingeflossen sein, und zur Erhöhung der Stabilität sinnvoll sein? Dann würde ich dort einen kleinen Kerko vorsehen.



      Am Wochenende geht's hoffentlich weiter...
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      die R27-R30 könnten Japanische Metalloxidwiderstände sein, die sich ja zur Abschaltung im Fehlerfall eignen. Ich denke, die sind o.k.

      Der 7pF im Gegenkopplungszweig kann natürlich aus Gründen der Stabilität eingebaut worden sein, damit höchste Frequenzen stärker gedämpft werden. (Er überbrückt den 56K Widerstand für hohe Frequenzen.)
      Sein Fehlen könnte sogar die Ursache für das Desaster bei einigen dieser Endstufen sein!

      Als Ersatz für die 10µ (nur die im Signalweg) empfehle ich - Ihr wisst schon was jetzt kommt - WIMA Miniatur-MKS.
      Achim
      Hallo Freunde,

      heute bin ich ein kleines Stück weiter gekommen, die Teile wandern wieder an ihren Platz...
      Nachdem die Endstufe durchgemessen und an den neuralgischen Punkten neu bestückt ist, sind nurn neben der Erhöhung der Kapazitäten auf der Platine (100 auf 220µF, wie in der Applikation) auf die Unterseite noch in die +/- Betriebspannung je ein 10µF Elko + eine 100nF Folie gekommen, um hier noch etwas stabilere Verhältnisse zu schaffen. Diese sind direkt an den Pins des Hybrid-Moduls angelötet.



      In der Gegenkopplung ist der Widerstand R23 / R24 mit einem kleinen 7 pF Kondensator gebrückt worden.



      Die Wire-Wrap Anschlüsse sind zum leichteren Austausch Platinensteckern gewichen:



      Und die dünnen Drähtchen der Spannungszuführungen habe ich durch etwas dickere Verbindungen ersetzt. Hier sind diese noch nicht fest aufgesteckt, dort kommen in die Zuleitung beim Test noch Schutzwiderstände rein.



      Damit ist es fast soweit für den ersten Start. Ich hoffe es bleibt alles Ganz!

      Eine Frage wirft sich mir aber noch auf: Warum sind in der Spannungsversorgung 6,3 AT Sicherungen eingesetzt? Für einen Verstärker dieser Größenordnung sollten doch 2,5 A locker ausreichen. Den Einschaltstoß des Elkos sollten diese doch auch verdauen.

      Ich werde weiter berichten.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Achim,

      die 2 Stück 6,3 A Sicherungen sind in den Zuführungen vom Trafo zum Gleichrichter, für beide Endstufen.



      Ah, ich habe glaube ich einen kleinen Denkfehler, die Sicherungen müssen jeweils eine Halbwelle mit vollem Strom aushalten...

      Soweit ich noch weiß, ist der VS 2160 mit 80 Watt an 4 Ohm angegeben, wie aber hier schon diskutiert, scheint das nicht sinnvoll zu sein.

      Edit:
      Sanyo gibt den baugleichen DCA 611 mit 60 Watt an 8 Ohm an. Somit sollten max. 80 Watt an 4 Ohm stimmen.
      Was natürlich der STK0080 in der Schaltung macht, ist noch nicht ganz klar, mehr Leistung wird aber wahrscheinlich nicht herauskommen (auch wegen des Netzteils).
      Gruß, Gunnar
      Du kannst kleinere Sicherungen einbauen, wenn sie im Fehlerfall schneller auslösen sollen.

      Grobe Rechnung, der Verstärker zieht bei Volllast aus dem Netzteil 320 Watt, 160 Watt out plus 160 Watt Verlustleistung. Bei 100 Volt sind das dann 3,2 A. Somit würde T3,15A reichen, die einige Zeit auch den doppelten Strom aushält.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com