Freiburg 3DS oder Das Geschenk

      Hallo zusammen,

      Ich bin neu hier im Forum und auch nicht ganz freiwillig hier.
      Angefangen hat es vor zwei Jahren, als ich von Volker ein restauriertes
      Meersburg 8 für meine Mutter gekauft habe.

      Unvorsichtigerweise habe ich den "schönen" Klang erwähnt - und schwupps -
      haben mir meine Kinder zum 60ten Geburtstag ein Freiburg 3DS geschenkt.
      (Eigentlich komme ich ja aus der - hier so oft geschmähten - HiFi-Ecke und baue selber seit 40 Jahren Lautsprecher).

      Mein Freiburg 3DS ist in einem technisch überholten Zustand. Es funktioniert zumindest auf UKW wunderbar. Das magische Auge leuchtet kräftig und der Sendersuchlauf funktioniert einwandfrei.
      Alle alten Kondensatoren wurden durch gelbe "Chinaböller" bzw. neue Elkos ersetzt. Der Selen-Gleichrichter und die Selen-Diode sind noch drin, scheinen ihren Dienst aber klaglos zu verrichten.

      Das Gehäuse ist unbeschädigt, aber der Lack hat teilweise starke Risse.

      Auf der Suche nach Infos über mein neues Radio bin ich dann auf dieses Forum gestoßen, das wirklich eine Fülle von Informationen bereitstellt - Respekt!

      Aufgrund der optischen Gehäusemängel habe ich Chassis und Lautsprecher ausgebaut, die vordere Zierleiste entfernt (war trotz Heissluft nicht ganz einfach) und das Gehäuse abgebeizt.
      Jetzt überlege ich noch, ob ich es selber lackiere oder Franz eine PM schicke!

      Zur Technik hätte ich allerdings zwei Fragen:

      1. Lautsprecher
      Einer der großen Lautsprecher (CU1645) zeigt, bedingt durch die 60-jährige Walkarbeit, im Übergangsbereich von Konus zu Sicke erste ganz leichte Auflösungserscheinungen. Es ist noch kein wirklicher Schaden, aber bei weiterer Benutzung des Radios wird es bald zum Bruch der Pappe kommen.

      Gibt es eine flexible Sickenbeschichtung, die man hier aufstreichen kann?

      Die Firma Peiter Akustik bietet ein Sickenbeschickungsmittel an. Hat jemand Erfahrung damit gemacht?

      2. Krachen
      Beim Umschalten, fast egal welcher Art, UK-MW-TA usw. kracht es lautstark aus den Lautsprechern, ebenso beim Ausschalten. Ich nehme an, dass ich die Kontakte der Schaltleisten reinigen muss.
      Wie komme ich mit möglichst wenig Aufwand an die Schaltleisten (es gibt keine Revisionsöffnung)?

      Gruß,
      Hermann
      sps postete
      ...komme ich ja aus der - hier so oft geschmähten - HiFi-Ecke...
      Das - - ist aber nicht wahr!

      Zur Frage mit dem Tastensatz: Wenn keine öffnung in der Frontplatte ist (und man sie nicht nachrüsten möchte) gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten

      - Den Tastensatz ausbauen, die Schieber ausbauen, alles reinigen und - mit Korrosionsschutz - wieder einbauen

      oder

      - mit Chemie arbeiten, sprich möglicht gründlich mit Reinigungssprays reinigen und danach alles wieder auswaschen

      Persönlich bevorzuge ich die erste Methode.
      Achim
      Hallo Achim,

      Ich würde bevorzugen, den Tastensatz auszubauen, um die Schieber und Kontakte zu reinigen.

      Muss ich dafür alle (gefühlten 173) Kabel ablöten die ganze Einheit mit den daran befestigten Elektronikteilen ausbauen oder kommt man nach Ausbau der Tastenmechanik auch ohne Komplettoperation an die Schieber?

      Ich sehe gerade, dass ich aus dem Lautsprecher 1674CU45 einen CU1645 gemacht habe - Entschuldigung!

      Hermann
      Hallo Hermann,

      Eine Vorbemerkung: Auch schadhafte (Papier-) Kondessatoren mit verschlechtertem Isolationswiderstand können die Ursache für Krachen
      beim Umschalten sein. Du solltest sicher sein, wirklich a l l e (blauen) Kondensatoren durch einwandfreie Neuware ersetzt zu haben.

      Der Ausbau des Tastensatzes ist wirklich ein mühsames Unterfangen! Es gilt, alle elektrischen und mechanischen Verbindungen zum Restchassis zu trennen und beim Wiedereinbau keine Fehler zu machen.
      Sehr viele Verbindungen bestehen zum ZF-Verstärker, aber auch der oberirdisch verlegte Kabelbaum trifft beim 3DS an mehreren Stellen durch Bohrungen im Chassis mit etlichen Verbindungen auf den Tastensatz und die Automaticwippe.

      Sorgfältiges Dokumentieren und Ausführen aller Arbeiten sowie ein gerüttelt Maß Erfahrung sind erforderlich.
      Auch sollten die Zuleitungen nach dem Wiedereinbau am AM-HF und ZF-Teil wieder in derselben Position liegen wie vorher.
      Ist der Tastensatz draußen, sind die Schieber und auch die Gabelkontakte in die sie eingreifen perfekt zugänglich.

      Bevor es soweit kommt bzw. als alternative Methode würde ich empfehlen, zu versuchen, das Problem durch gezielten(!) Einsatz von Chemie zu lösen.

      Wenn das Chassis richtig herum steht, sind weite Teile der Schieber von oben durch Löcher im Chassisblech zu sehen.
      Wenn Du hier mit einem feinen Pinsel einige Tropfen Kontakt 61 an die mit Pfeilen markierten Positionen bringst, wird, sofern hier nicht alles verstaubt ist, die Flüssigkeit durch Adhäsion und Schwerkraft durch die Spalten im Träger unter den verschränkten Laschen nach unten sickern und genau dahin gelangen, wo man es braucht: an die Enden der Kontaktschwerter.

      Man sollte das immer für einen Schieber machen und den Prozess durch "endloses" Betätigen der betreffenden Drucktaste befördern.



      Möglicherweise kommst Du so zum Ziel ohne die häufig anzutreffenden Chemie-Ferkeleien.

      Edit: Ich habe mir die Fotos gerade noch mal angesehen - leider sind durch die Langlöcher im Chassis von oben nur mit langjähriger Praxis als Gynäkologe alle relevanten Stellen zu erreichen. Vielleicht kann man die übrigen Kontakte von unten direkt einpinseln...
      Achim
      Hallo Achim,

      vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort.

      Ich werde mir den Tastensatz und die Kondensatoren noch mal genau anschauen und dann entscheiden, welchen Weg ich bei der Behebung der Schaltgeräusche einschlage.

      Jetzt warte ich noch gespannt auf Antworten zu meiner Frage bezüglich der Sickenbeschichtung. Ich weiss, dass der Lautsprecher dann nicht mehr in Originazustand ist. Aber ich habe lieber einen leicht veränderten Lautsprecher als einen der defekt ist.

      Gruß,
      Hermann
      Hallo Hermann,

      eine Empfehlung wäre,sich um entsprechenden Ersatz zu bemühen,verwendbar sind ebenso die Lautsprecher aus den WII/III Modellen.Diese Lautsprecher sind hin und wieder auch einzeln zu bekommen (Ebay).Eine Reparatur der Sicke halte ich für nicht möglich,da es sich hierbei weder um eine Schaumstoff noch um eine Gummisicke handelt,welche reparabel sind.
      --
      Peter
      Hallo in die Runde,

      die Reparatur einer Wellsicke aus Pappe ist ein wirklich schweres Unterfangen. Wenn die bereits derart angegriffen und brüchig ist, daß man Angst haben muß, dass sie bei starker Auslenkung reißt, hilft da diese Sickenbeschichtung leider nichts.
      Die Beschichtungsmittel haben zwei Funktionen: Erstens sollen sie die Sicken geschmeidiger machen, und zweitens eventuelle Resonanzen in den Sicken unterdrücken. Daher gibt es auch Spezialbeschichtungen für Gummisicken. Vielleicht kennt die auch hier jemand schon, bei etlichen hochwertigen Lautsprechern ist ein feiner Strich davon im Übergang von der Sicke zur Membran aufgestrichen.
      Weiterhin wird generell eine Beschichtung bei Textilsicken (v.a. bei PA-Chassis) eingesetzt. Das dient der Resonanzminimierung und Dichtigkeit der Sicke.

      All das hilft bei einen so alten Chassis leider nichts, und selbst wenn die Sicke noch intakt ist, sollte man die nicht unbedingt beschichten. Dadurch verändert man die Parameter des Lautsprechers, das kann schon mal zu Mißklang führen, vor allem bei dieser Art Chassis mit extrem niedriger bewegter Masse.

      Du könntest bei den schlimmsten Stellen mit viel Geduld die Teebeutel-Reparatur versuchen, die könnte hier Erfolg bringen. Wenn Du das extrem feine Gewebe des Teebeutels mit Tapetenkleister (nicht mit Leim!!!) und feinem Pinsel aufbringst, bekommst Du die Stabilisierung und hast gleichzeitig ein Material an diese Stelle aufgebracht, daß dem Membranmaterial recht ähnlich ist (Zellulose). Nimm doch einfach die Suchfunktion, zum Thema Teebeutel ist schon das eine oder andere geschrieben worden.
      Gruß, Gunnar
      Tapeworm664 postete

      Du könntest bei den schlimmsten Stellen mit viel Geduld die Teebeutel-Reparatur versuchen, die könnte hier Erfolg bringen. Wenn Du das extrem feine Gewebe des Teebeutels mit Tapetenkleister (nicht mit Leim!!!) und feinem Pinsel aufbringst, bekommst Du die Stabilisierung und hast gleichzeitig ein Material an diese Stelle aufgebracht, daß dem Membranmaterial recht ähnlich ist (Zellulose). Nimm doch einfach die Suchfunktion, zum Thema Teebeutel ist schon das eine oder andere geschrieben worden.
      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=1988

      :)


      Viele Grüsse,
      Christopher
      Skype Adresse: ChrisN1993
      Danke für eure Antworten.

      Eine Beschichtung der Sicke wird sicher kaum mehr zur bewegten Masse beitragen als die Teebeutel-Reparatur. Aber wahrscheinlich habt ihr darin Recht, dass beide Methoden im Bereich der Sicke nicht oder nur unzureichend wirksam sein werden.

      Langfristig sehe ich mich dann wohl nach Ersatz um - erstmal funktioniert der Lautsprecher ja noch.

      Gruß,
      Hermann
      Moin,
      Reinigen der Wellenschalter mit K61 etc:
      In vielen Faellen hilft es schon, die Schalter mit den o.g. Mitteln zu behandeln. Man kann auch vorsichtig die Schalter direkt einspruehen, wenn man herankommt.

      Nur muss nach dieser Aktion eines unbedingt gemacht werden, naemlich die Schalter gruendlich mit Kontakt WL ausspuelen und vollstaendig trocknen lassen. Das "vollstaendig" ist hier wichtig, denn die Pertinaxstreifen der Sabaschalter neigen dazu, leitend zu werden und dann brennt es bei den Kontakten, die Betriebsspannungen schalten. Die Isolierteile dieser Wellenschalter muessen daher unbedingt trocken sein.

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      Peter