Philips Jupiter 662 Truhe

      Werte Freunde,

      am Montag rettete ich eine Philips 662 Truhe vor dem Wertstoff-Hof und der Presse. Da diese nicht allzu monströser Größe und relativ leichten Gewichts ist, nahm ich sie mit.
      Ich will nun nicht den Eindruck erwecken, ich würde abtrünnig (3 Philips Geräte, die ich in den letzten Wochen überholte), aber Otto und Dieter sind mit der Vorstellung Ihrer Philips - Projekte schuld daran, dass ich der Marke Philips neugierig gegenüber stehe ;)

      Das Gerät ist soweit wieder flott.
      Jedoch 2 Sachen stören bzw. sind wohl fehlerhaft:

      1. Netzsirren auf allen Wellen und TA
      2. Klangregelung

      zu 2. Ich vermisse die Bässe und die Höhen lassen sich gar nicht regeln, sprich es klingt als wären diese immer voll präsent.
      Beim Bass hört man nur marginal eine Anhebung bei Vollausschlag.

      Ich habe hier 2 Bilder vom Gerät und einen Schaltbildauszug zur Veranschaulichung hochgeladen.

      Es handelt sich hierbei um die "eisenlose" Endstufe mit 800 Ohm Lautsprechern.
      Für Anregungen und Ideen bin ich sehr dankbar!







      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      schön, dass wir dich neugierig auf Philips gemacht haben, ich persönlich bin von den großen Geräten zumindest voll überzeugt !!

      Zudem freue ich mich, dass du eines dieser seltenen Geräte gerettet hast, die kleinen technischen Unzulänglichkeiten kriegen wir locker gelöst, falls es nicht wie bei einer Capella bei mir der Fall war:

      Der große Basslautsprecher hatte vermutlich Windungsschluß, auf jeden Fall nicht mehr die 800 Ohm, dadurch war das Klangbild total besch...

      Der probeweise Tausch mit einem anderen LS brachte den Beweis.

      Gruß, Dieter

      Edit: Ach ja, in den Fachbüchern wird häufig bemäkelt, dass man "eisenlose" Endstufe schreibt, was ja de facto nicht ganz stimmt. Der korrekte Ausdruck wäre "transformatorlose" Endstufe.
      Hallo Ivica,

      bei den "eisenlosen" Philips Endstufen ist keine Gegenkopplung vorgesehen. Die Klangstellung erfolgt prinzipiell nur durch Absenkung der Höhen und Tiefen im Signalweg. Die wannenförmige "Vorentzerrung" wird hier -bei der Truhe 662- ausschliesslich durch die Beschaltung des LS-Stellers bewirkt. Sie ist daher stärker als bei anderen Schaltungskonzepten von der Stellung des LS-Stellers abhängig. Bei max. Lautstärke-, Höhen- und Bass-Einstellung hat der gesamte NF-Teil eine frequenzlineare Übertragungsfunktion.

      Soviel zur Einleitung. --Nun zum eigentlichen Problem: Da der Höhen-Steller keine Wirkung zeigt, scheint dies an einer mangelnden Verbindung vom Schleifer (R51) über 4,7nF (C92) nach Masse zu liegen. Dies wiederrum kann an fehlender Kontaktierung J19/J20 und s1/s2 liegen.

      Und wenn ich dein erstes Foto betrachte, sehe ich unterhalb der schwarzen Drossel eine leere Röhrenfassung, welche darauf hinweist, dass die fraglichen Kontakte total fehlen könnten...

      Falls du den Stecker nicht bewusst wegen des Fotografierens abgezogen hast, solltest du einen 9poligen Stecker zur Fahndung ausschreiben. Nachdem dieser aufgegriffen wurde, empfiehlt es sich diesen dann in der freien Fassung "einzukerkern". Der gesuchte Stecker muss an dem Klangregister Tastensatz aufzutreiben sein. Ich hoffe ja, dass der Tastensatz incl. Stecker noch vorhanden ist.

      Auf diese Weise sollte sowohl das Klangregelproblem als auch das "Surren" behoben sein, welches bei fehlendem Stecker auf Einstreuung von 50/100Hz Netzresten in offene hochohmige Schaltungsteile zurückzuführen ist.

      Nachsatz: Ich habe mir die Schaltung noch einmal angeschaut - da hängt bei fehlendem Tastensatz nicht wirklich etwas in der Luft. Falls das Surren nach dem Einstecken immer noch vorhanden ist, könnte das dann möglicherweise an einem Kapazitätsverlust eines Netzteilelkos liegen.

      Nebenbei sind die Philips-Röhrengeräte keine schlechte Wahl. Selbst wenn sie wegen ihrer oft eigenartigen mechanischen Konstruktionen nicht an die von Saba gewohnte Präzision heranreichen, überzeugen sie doch durch gute Empfangsleitungen und Klangeigenschaften. Auch die von Philips verwendeten Lautsprecher können zu einem überraschend ausgewogenen Hörerlebnis führen, obwohl deren Membranen nicht grün eingefärbt sind.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Dieter,

      Deinen Hinweis mit dem LS-Tauschbin ich nachgegangen:
      Ich habe noch ein Schlachtgerät:einen Philips 1002, ebenfalls mit hochohmigen LS.
      Das Klangbild bleibt das Gleiche.

      Hallo Peter,

      ich hatte das Gerät sowohl im eingebauten (angeschlossenes Klangregister), als auch ausgebauten (abgezogenes KR) Zustand im Betrieb: ohne Unterschied.

      Der orginale Netzelko (50µ+50µ+50µ) ist noch im Gerät. Das muss noch überprüft werden, wie auch Dein erster Hinweis bzgl. C92 und der Kontaktierung.

      Vielen Dank Euch für die Erläuterung!
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      wenn das Klangbild nicht zufriedenstellend ist, sollte die Beschaltung des Lautstärkepotis überprüft werden - durch diese wird, wie bereits in der Einleitung gesagt, der Klang "vorgeformt". Ist das Poti bezüglich der Abgriff-Kontaktierungen ok.?

      Dies kann man mit dem Ohmmeter messen; Schleifer gegen den jeweiligen Abgriff - beim Drehen am Poti muss dann auf der Höhe des betreffenden Abgriffs ein Widerstandsminimum (<1k) erkennbar sein.

      Wie weit muss der LS-Steller "aufgedreht" werden? Ist die Gesamtversärkung ausreichend? Vielleicht dazu einmal die Spannung an der Trioden-Anode der EABC80 nachmessen. Vielleicht diese auch probeweise einmal austauschen.

      Leider habe ich kein Gesamtschaltbild des Gerätes aus welchem die Funktion der Klangtasten hervorgeht. Soviel kann man aber sagen: Der Höhenregler ist definitiv nur mit dem KR aktiv; es kann mit s1,s2,s2 auch auf eine fest vorgegebene Höhenabsenkung mittels C72 (1nF) umgeschaltet werden (Höhenregler dabei unwirksam), während der Bassregler mit dem KR bei einigen Einstellungen (j6/j7) und (s20/s21) überbrückt wird (max. Bass). Es gibt daher Stellungen des Klangregisters bei denen beide bzw. ein Klangsteller unwirksam sind.

      Es kann auch nicht schaden die Spannungen an den EL86 nachzumessen; besonders die Anodenspannung an der "unteren" EL86 gibt über die Gesundheit der Endstufe Auskunft; lt. deinem Schaltbild etwa 140V.

      Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Fehlersuche und hoffe das Gerät wird dich bald mit seinem erlesenen Klang verwöhnen.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Ivica,

      schön, dass du wieder gesund zu Hause bist. Ich habe mir die Schaltbildauszüge noch einmal angesehen und dabei die Klangtastenpositionen zugeordnet. Dabei kam heraus, dass die Klangstellpotis NUR in der Tastenstellung Konzert aktiv sind. Die resultierenden Frequenzgänge sind im folgenden Bild zu sehen. Gezeigt ist der Zustand bei voll aufgedrehtem Bass- und Höhenpoti. Mit den Potis lassen sich dann der obere bzw. untere F-Bereich kontinuierlich abschwächen.
      Und man sieht auch deutlich, wie der erzielte F-Gang bei diesem Gerät sehr stark von der LS-Poti Stellung abhängig ist. Die dargestellten Kurven sind die F-Gänge, wenn der Potischleifer an den einzelnen Anzapfungen steht. Der Eingangspegel beträgt bei allnen Simulationen 0dB.



      In der Stellung "Jazz" sind zwar die Klangpotis unwirksam: Aber jetzt gibt das Gerät alles, was es an Höhen und Tiefen anbieten kann - die Höhen sind jetzt gegenüber Konzert etwas weiter nach oben verlagert und noch einmal um ca. 6,8dB (Faktor 2,18) angehoben (bezogen auf den unteren Ls-Potizapfpunkt - blaue Kurve)



      Man erkennt an den Kurven aber auch, wie wichtig es bei diesem Gerät für das Klangbild ist, dass die angebotenen Signalpegel in dem, für die Wirksamkeit der physiologischen F-Gang Entzerrung, optimalen Bereich liegen.

      Daher auch meine, in einem vorherigen Post gestellte, Frage nach der allgemeinen Verstärkung des Nf-Teiles und der Empfangsleistung des HF-Teiles - kurz, wie weit das LS-Poti "aufgedreht" werden muss.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      Du hast vollkommen. Nach eingehender Prüfung ist mir auch aufgefallen, dass nur in Stellung "Konzert" der Bass bzw. Höhenklang manuell geregelt werden kann.
      Die Spannungen an der "unteren" EL86 stimmen mit den im Schaltplan überein: ich messe 137V Anondenspannung.
      Um auf Deine Frage präzise antworten zu können, muss ich mich noch intensiver mit dem Gerät am Wochenende beschäftigen.
      Folgendes habe ich festgestellt:

      Externen Plattenspieler angeschlossen: Cannonball Adderley (Jazz) aufgelegt:
      in Stellung "Jazz" sind ab einem Viertel aufgedrehten LS-Poti die Höhen fast nicht auszuhalten.

      Das "Surren" ist nachwievor störend und behindert einen einwandfreien Hörtest.
      Ich habe festgestellt, dass es von der Stellung des LS-Poti abhängig ist.
      Bei Linksanschlag hört man lediglich das uns bekannte "normale" Netzbrummen.
      Ich gehe von einer mangelnden Abschirmung aus.(?)
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,

      wenn das Brummen von der Lautstärke abhängig ist, muss es sich in der Tat um eine unerlaubte Einstreuung wegen mangelnder Abschirmung handeln. Falls du den C82 zum Gitter der EABC80 nicht abgeschirmt hast, solttest du das versuchweise einmal tun. Weiterhin sollten auch alle abgeschirmten Leitungen zum und im Bereich des Klangtastensatzes "abgeleuchtet" werden. Verdächtig sind Bereiche, bei denen es durch annähern der Hand zu Brummerscheinungen kommt...

      Bei meinem 1002 z.B. ist das Lautstärkepoti mit einem eigenen "Blechkästchen" abgeschirmt (vielleicht wurde bei deiner Truhe mal etwas weggelassen). Leider habe ich keine weiteren Philips Geräte an welchen ich die speziellen Kostruktions und Anschirmmerkmale nachschauen kann. Aber ich denke, du wirst das Problem schon aufspüren.

      Dein vorläufiger Höreindruck beweist die besondere Höhenanhebung im Jazz-Modus. Es sieht auch so aus, als würde die Gesamtverstärkung korrekt sein, weil bereits im ersten Drittel bei ausreichender Lautstärke das volle Klangvolumen ansteht.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      exakt! Auch dieses Philips Modell verfügt über ein Blechkästchen, welches als Abschirmung des LS-Potis dient, was auch bei der unmittelbaren Nähe zum Netztrafo von Sinn ist.
      Die vielen abgeschirmten Leitungen im "Unterleib" des Geräts werde ich mir mal genauer anschauen: die sind bereits sehr steif und machen rein optisch nicht besten Eindruck.

      Herzlichen Dank für Deine Mühe, den Frequenzgang so anschaulich darzustellen!!!
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Etwas weiter gings heute:

      ich habe den LS Poti zerlegt und gereinigt (eine dankbare Aufgabe, da sehr gut auszubauen und zu zerlegen).
      Eine Besserung brachte der Ersatz des abgeschirmten LS- Kabels, welches zum Klangregister führt. Aber so richtig zufrieden bin ich noch nicht.





      Der Plattenspieler (Philips AG1003) scheint mechanisch zu funktionieren, jedoch ist der Tonabnehmer wohl defekt. Ich vermute ein Kristall-Tonabnehmer. Das Innere ist ausgefüllt mit klebriger Masse. Kennt Ihr den? Mir scheint eine Reparatur aussichtlos.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Hallo Ivica,
      nein, das habe ich noch nicht gemacht. Neulich fiel mir auf dem Elektromüll nur ein alter Philips in die Hände, da habe ich dann den AG3016 abgezogen. Der war allerdings auch schon ausgelaufen und die "Nadelkissen" - ich nenn´die Auflagen jetzt mal so - zerbröselt.
      Es gab aber Nachfolger, siehe Liste. Habe es abfotografiert mangels Scanner.


      Den Tonkopf von mir kannst Du bei Bedarf haben. Zum Ausprobieren oder Basteln.

      Gruß Mattes.
      Hallo Ivica,

      du hast da ja "armdicke" abgeschirmte Leitungen verwendet; die kommen mir recht unhandlich vor. Für NF-Anwendungen gibt es die bestimmt auch dünner...

      Bei der Neuanlage müssen auch die ursprünglichen Erdungspunkte beachtet werden. Meistens sind die Abschirmgeflechte nur an einem Ende an Masse gelegt - dies sollte man beibehalten, sonst können sich aufgrund unerlaubter Mantelströme störende Brummschleifen bilden.

      Insgesamt glaube ich nicht, dass das Hauptproblem die abgeschirmten Leitungen sind . Da muss es noch ein weiteres Problem geben. So wie es aussieht ist der Klangtastensatz vom Chassis abgesetzt untergebracht. War der möglicherweise abgeschirmt? Sind die Masseleitungen und Abschirmungen dorthin ok? Ist das metallenene "Gerippe" des Tastensatzes korrekt geerdet?

      Haben die Bauteile des Siebgliedes R49 (100K) und C91 (0,1µ) ihre vorgeschriebenen Werte? Hierbei sollte das Störgeräusch allerdings nicht vom LS-Poti abhängig sein - kannst aber trotzdem mal nach den Teilen sehen.

      Vielleicht hilft es auch wenn du einmal versuchsweise die geerdete Bodenplatte unter dem Chassis anbringst. Ich denke das ist diese mit dem Schaltbild versehene Abdeckung; sie müsste auf der anderen Seite mit Alufolie beklebt sein, die muss dann an Masse gelegt werden.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Vielen Dank, Peter.
      Deine Anregungen bringen wieder etwas Schwung in die Fehlersuche.
      Was die "armdicken" abgeschmierten Leitungen anbelangt, hast Du recht:
      das sieht nicht so dolle aus, ich hatte nur ein derartiges Mikrophonkabel zur Hand.
      Ich lasse es jedoch erstmal so, da die Lötarbeit an der Klangregisterbuchse fast gynokologische Geschicklichkeiten erfordert.
      Ich überprüfe sogleich die von Dir erwähnten Punkte.
      Gruss, Ivica, harter Knochen - weiche Birne.
      Die Aufspürung und Beseitigung von Brummeistreuungen ist immer eine sehr undankbare Aufgabe, weil ihr oft die unmöglichsten Ursachen zugrunde liegen.

      Vielleicht "hängt" auch nur eine Netztleitung ungünstig in der Nähe des hochohmigen NF-Bereich umher?

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      Nur so, out of order: Wenn man an Philips Geräten arbeiten muss erkennt man, dass die Saba Geräte doch wesentlich servicefreundlicher und einen besser durchdachten Eindruck vermitteln. Bei einigen Philips Geräten hat man den Eindruck, folgender Vorgehensweise bei der Konstruktion: 'Eigentlich hatten wir die Klangregler vergessen oder gar nicht vorgesehen, na ja dann schrauben wir sie einfach noch irgendwo am Chassis fest'.

      Das sieht alles ein weinig gebastelt aus. Und das man dann kaum eine Position findet, in welcher man das ausgebaute Chassis einigermassen zuverlässig "Parken" kann war für die Konstrukteure wohl von untegeordnetem Interesse.

      So hatte ich mein 1002 Chassis durch Unterlegen von Bedienknöpfen, Lötzinnrollen usw. einigermassen stabil eingeparkt, aber bei einer etwas unbedachten Positionsänderung stürzte das Teil voll auf das etwas herausragende Ratio-Filter und ich konnte nur unter "Einsatz meines Lebens" verhindern, das das Teil danach noch vollends zu Boden ging.

      Über den damit verbundenen Ärger übersieht man oft schon mal die doch recht guten klanglichen und empfangstechnischen Leistungen dieser Produkte.
      Freundliche Grüsse, sagnix