TELEWATT VS-110 Revision und Diskussion

      nightbear schrieb:

      Was haltst Du überhaupt von diesem Gerät, was Klang und Leistung betrifft? Bislang hast Du dich dazu ja nicht festgelegt.


      Ich hatte 2011 mal einen VS110 reparieren dürfen. Verändern durfte ich nichts und der Kunde hat auch EL503 dafür besorgt.
      Ich durfte Sicherungen in die Katodenleitungen einlöten.
      Signalquelle war ein AV-Pre der in den Fernreglereingang ging. Der Kunde hatte sehr große geschlossene Boxen daran. Der Klang war ufb, der Kunde sehr glücklich. Ich wollte danach erst recht auch einen haben.

      Im vergangenen Jahr habe ich einen anderen VS110 im Tausch für eine Reparatur bekommen. Gemacht habe ich noch nichts dran, bis auf die Messung gestern und das Umlöten vom L+R Ausgang. Es ist auch im wesentlichen technisches Interesse an dem Konzept was im VS110 verwirklicht wurde.

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      Für die Kaltgerätebuchse hatte er eine Schelle gemacht. Aber man könnte auch die Hatpapierplatte größer machen und die Buchse da mit draufsetzen. Werde ich wohl tun. Am Chassis und Gehäuse möchte ich nichts ändern. Muss das eigentlich wirklich SK1 sein? Mal sehen was das VDE-Prog

      Ich übergege noch wie man die Gegenkopplung immer von da abnimmt, wo der Lautsprecher angeklemmt wird. Oder halt erstmal nur für 8Ohm. Dann sind ja auch die Summen- und Differenzausgänge inbegriffen.

      Dann gilt es noch das Schirmgitterproblem zu lösen und das Katodyn zu vervollständigen Klick.
      Und die EL503 muss ich auch noch prüfen. Wenn schlecht, EL504.
      Herstellerseitig ist ja Schutzerdung realisiert. Das wird man beibehalten müssen, da bei 2-poligem Anschluss heute wieder andere Kriterien für die Isolation und die Spannungsfestigkeit des Netztrafos und anderer netzspannungsführender Bauteile gelten.

      Eine größere Pertinaxplatte, die alles trägt, ist sicher eine gute Idee, wenn man wenig verändern will bzw. rückbaufähig ausführen will. Die alten Schraubklemmen werden unter der Platte weiter genutzt, können bleiben, nerven aber nicht beim Umklemmen.
      Die Kaltgerätebuchsenanschlüsse müssen dann allerdings hinten isoliert / abgedeckt werden.

      Auf UL baust Du aber nicht um oder? Da ginge doch wieder Leistung verloren.
      Achim

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      nightbear schrieb:

      Auf UL baust Du aber nicht um oder? Da ginge doch wieder Leistung verloren.
      Aus diesem Grund nicht: Beitrag #240
      Was aber machbar wäre, ist eine Katodengegenkopplung von der, wie wir nun wissen , symmetrisch ausgeführten 8Ohm Wicklung. Die schreit ja förmlich danach! Das würde ca. 14Vs mehr an Steuerspannung kosten. Die Katodengegenkopplung von der Lautsprecherwicklung her ist ein Leckerbissen in jeder Hinsicht, der den Namen Ultra-Linear wirklich verdient hätte.

      Ich werde mal die Treiberstufe mit der ECC808 mal in LTspice schieben und sehen was sich machen lässt.

      Update 27.02.

      Das ist, entgegen der Meinung der Fachleuthe, machbar mit der ECC83/808. Man braucht dazu wirklich keine PCF.
      Im Bild das Resultat der Simu (unvollständiges Katodyn). Ich denke aber nicht, dass man eine so feste Gegenkopplung über Alles haben will, wenn die Endstufe schon eine Katodengegenkopplung besitzt. Das werde ich noch überprüfen. Dazu muss ich mehr Infos zum Übertrager ausmessen.
      Ich habe auch die Originalschaltung und eine vervollständigte, elektrisch völlig gleichwertige, Katodynschaltung simuliert. Dabei wird ein neues Verfahren angewendet. Das bringe ich dann im Katodyn-Blog. Die Originalschaltung ist bei Übersteuerung ein wirklicher Röhrenkiller. Kann man sehr schön sehen.
      Dateien

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      Auf meiner - auch nur noch sporadischen - Auswertung meiner Persönlichen Nachrichten hier, stolperte ich über diesen Thread und seine Anfänge, und möchte zugunsten von Achim mein bescheidenes Restmaß verbleibender Teilnahme an der Frage der Phono-Entzerrung in die Schale werfen. Obwohl schon "Decoder" eigentlich alles Wichtige und Richtige dazu genannt hat.

      Mitnichten gibt/gab es nur "eine" und noch dazu "verbindliche" Zeitkonstanten-Normierung für das abspielen von Schallplatten.
      Im Gegenteil war die Vergangenheit geprägt von unzähligen Haus-Schneidekennlinien. JEder der Schallplatten pressen konnte, machte das so wie er es für richtig hielt, bzw. so wie sein Schneidgerät das vorgab.
      Vor der elektrischen Aufnahme riß man einfach in die Scheibe was der Tricher dem Schneidstichel lieferte, die sog. lineare Schneidkennline (man traut sich das ob des erbärmlichen Ergebnisses kaum auszuschreiben).
      Es folgte, nachdem man Aufnahmen elektrisch beeinflussen konnte, in Europa die X-Over-Technik mit einer Umschaltung vom Schnitt konstanter Amplitude auf konstante Schnelle bei ca. 250Hz, die sog. 250er Kurve. In den USA machte man es genauso nur bei ca. 500Hz (Kennlinie 500). Aber selbst bis in die Sechziger Jahre hinein hielten sich nicht alle Firmen an diese Regelung, eigenwilligste Schnitte waren die Regel, nicht sie Ausnahme.
      Ich will das nicht zu sehr ausmalen, sonst langweilt es die "Ich schlafe immer beim 2. Absatz ein Leser" oder wird wieder anderswie begackert.
      Auf jeden Fall hatten sich bis zum Ende der Schellackära um 1960 herum (in kleinen Studios wurden bis in die Siebziger noch Schellacks direkt geschnitten, in so einem Ministudio nahm bspw. Elvis ein Geburtstagsliedchen für seine geliebte Frau Mama auf und begründete damit seine Weltkarriere) unzählige, heute teilweise garnicht mehr dokumentierte Kennlinien gehalten.
      Die Welt einigte sich inzwischen unter dem Antrieb der heute jedem schonmal beim Musikdownload erwischten Penäler bekannte RIAA auf die scheinlegendäre RIAA-Schneidkennlinie.
      Diese ist - mal wieder nach art eines Systemkrieges entstanden - da schlugen RCA-Schlägertrupps in den USA Musikautomaten und Schallplatten der Konkurrenz zu Brei usw. usf. Die RIAA im Entwurf von 1955 enthielt folglich die Grundzüge aus der alten RCA-Schneidkennlinie. Die Deutschen hatten den Krieg verloren, auch den Systemkrieg und so ging das Pendent, die CCIR-N78 sowie die CCIR-M45 klanglos unter, aber nicht so schnell, denn neue Schneidmaschinen sind teuer gewesen. Die Maschinen wurden teilweise erst Mitte der Sechziger ausgetauscht, als für den Stereo-Mikrorillenschnitt mit V-Anordnung eh andere oder mechanisch umgebaute Maschinen notwendig wurden. Bis dahin konnte es sein das englische und deutsche Pressungen der gleichen Aufnahme vollkommen andere Klangfärbungen besaßen. Schön zu hören in Beatles-Aufnahmen auf 7"-Vinyl von Odeon oder EMI.

      Spielt man die falsche Kennlinie, dann hört sich die Wiedergabe unter Umständen sogar verschlissen und verbaucht an, so wichtig ist der "kleine" Unterschied in den Zeitkonstanten. Das ist auch der Grund, warum heute das Abspielen von Schellackplatten oft von Naserümpfen und dummen Aussagen über ein krankes Klangbild begleitet werden. In Wahrheit fährt man "den falschen Sprit", sprich die falsche Entzerrungs-Zeitkonstanten. Dank dem "flat"-Anteil ist dieser Fehler auch nicht mit den üblichen Klangstellern zu korrigieren, Baxandall in HIFI ist nicht mehr kompatibel zu der Ausgangsintention mit der der "Kuhschwanz" einst entwickelt wurde, denn das war ursprünglich wirklich ein Schallplatten-Entzerrer und zwar einer für die weitverbreiteten piezoelektrischen Tonabnehmer-Systeme. Mit der richtigen Technik ist es übrigens problemlos möglich aus zeitgenössischen Aufnahmen und mit zeitgenössischem Gerät eine Klanggüte aus Piezosystemen heraus zu hören wie es jeder der schonmal einen "Mister Hit" gehört hat bei seiner Ehre und dem leben seiner Mutter abschwören ließe. Denn der einstige "Kristall-Tonabnehmer" erkennt prinzipbedingt den richtigen X-Over-Punkt von sich aus, das wird der Moving-Magnet-Abnehmer niemals lernen, prinzipbedingt. Man muß also nur noch die Hochtonabsenkung leicht anpassen. "Hi-Cut" und das geht gut per Gehör mit dem Kuhschwanz, jeder alte DUAL-Koffer kann das anschaulich am Audio-Beispiel ohne komplizierte Formeln darstellen. Grundsätzlich ist auch dieser Übergang im Piezo-Tonabnehmer schon vordefiniert, es wird eine natürliche Resonanz der Kristalle über die Aufhängung der Plättchen (mechanischer Equalizer) in die richtigen Bahnen gelenkt.

      Aber kommen wir zurück zu "Klown und Humpel".
      Hier ist ein Entzerrer eingebaut der die Schneidkennlinien "CCIR" und "RCA/NARTB" abbilden kann. Er tut das in der Schalterstellung "USA" mit der heute noch brauchbaren Kennlinie die der RIAA-Norm von 1955 zugrunde liegt, das Netzwerk enthält schon alle auch heute noch sinnvollen Komponennten, also den X-Over bei 500Hz, der die Bäße anhebt, den Sub-Cur bei ca. 35Hz (die Norm will eigentlich 50Hz, aber 35Hz tun den Zweck und lassen die Bäße voller erscheinen, genauso wollen das viele Konstrukteure und ihre Bosse haben), sowie den Hi-Cut bei ca. 2000Hz, diese Normabweichung dient den seidigeren Höhen ohne Zischlaut-Überhöhung bei moderenen höhenlastigen Aufnahmen, wie wir wissen sind die Norm-Zeitkonstanten dafür 3180/318/75uS - irgendwie will meine Tastatur hier das mju nicht abbilden obwohl es woanders klappt. Für die CCIR-Einstellung in Stellung "Europa" wird hier fäschlich nur der Hi-Cut verbogen, sodaß er mehr in Richtung 50uS kommt, aber leider erst ab einer zu hohen Übergangsfrequenz. Es würden also CCIR-Platten etwas heller klingen, der Rest derEinstellung ist leider verkehrt für Schllackplatten, die Tiefenanhebung erfolgt bei zu hohen Frequenzen, ist nicht mit umschaltbar.
      (Die angaben gelten für ideale Bauelemente, Röhren sind wie wir wissen keine idealen Bauelemente, es wird also mehr oder weniger Abweichungen in den Eckfrequenzen real auftreten, ob die berücksichtigt sind weiß nur der Entwickler und der der es nachmißt).
      Zum Nachmessen des Entzerrer-Vorverstärkers reicht das allbekannte Rezip-RIAA von Elektro hinter einem Sinusgenerator und ein Auswertegerät (NF-Millvoltmeter bspw.), das geht dann wenn die Anordnung und die Geräte ok sind innerhalb einer akzeptablen Abweichung.

      Ich denke, Achim, du weißt jetzt endgültig die einzig richtige Einstellung des ominösen "deutsch/ausländisch" Schalters, USA ist wie so oft die richtige Orientierung. Nachrehnen der Zeitkonstanten ist ja auch kein Problem, die Werte stehen ja im Plan, die Kreisfrequenz wie bei der f-Eck-Rechnung bleibt außen vor, der -3dB-Eckpunkt ist die Zahl für Sub-Cut, X-Over, Hi-Cut usw. und R//C geht genauso leicht wie R//R oder C//C (richtet sich an die Ungeübten, die Gracks hier wissen das auch ohne meine "Anregungen")
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.