TELEWATT VS-110 Revision und Diskussion

      Hallo lowfly,

      das kann man so pauschal nicht sagen.
      Bei der integralen Perfektion des Äußeren, der Schaltungstechnik und der konstruktiven Realisation der Technik im Inneren der Geräte trifft dieser hohe Anspruch im HiFi-Bereich erst sehr spät auf die Japanischen Hersteller zu und dort in vollem Umfang lediglich auf besimmte Marken.
      Und selbst die mussten viele Jahre des Kaizen hinter sich bringen, bis sie diesen Status erreicht hatten. Dabei nahmen sie sich die Qualität Deutscher und Amerikanischer Geräte ganz klar zm Vorbild, um es diplomatisch zu sagen.

      Die früheren Jahre, hier meine ich die 60er und die ersten 2/3 der 70er ließen zwar kontinuierliche Fortschritte bei der Schaltungstechnik und bei der Wertigkeit der Gehäuse und Frontplatten und auch beim haptischen Eindruck erkennen, der konstruktive Aufbau (Platinen, layout, Verdrahtung ja das gesamte Desing der inneren Konstuktion sowie die verwendeten Bauteile im Inneren kamen diesen Ansprüchen und den Deutschen Standards nicht im Entferntesten nahe!
      Katastrophal zusammengeschusterte Drahtverhaue mit Konstruktionsfehlern, mittelmäßigen Bauteilen und reichlich Klebstoff und durch einen suboptimalen olefaktorischen Eindruck gekennzeichnete Produkte waren die Regel. Man konnte es einfach _noch_ nicht.

      Der Benutzer, der ein Gerät anfasst, es anschaut, damit Musik hört und die Messwerte betrachtet, merkt davon freilich nichts.

      Bei den Deutschen Herstellern - zumindest bei den meisten - ging die Entwicklung leider in die andere Richtung. Die Stärken, wie etwa der vorbildliche, haltbare, servicefreunliche, übersichtliche, logische und wertige Aufbau der Elektronik mit hochwertigen Bauteilen, wurden zunehmend vernachlässigt, Schlendrian und Sparwahn nahmen zu, man verließ sich, wie du oben sagst, auf seine alten Meriten.

      So schnitten sich irgendwann um das Jahr 1980 herum die Trendlinien und Japan hatte die Nase vorn. Das muss man neidlos anerkennen. Auch den Amerikanern, den eigentlichen HiFi Pionieren war es ca. 10 Jahre zuvor genauso gegangen.

      Der FM 2000 ist der beste Beispielfall: In Design, Haptik und Optik ist er dem Sansui 9900 klar unterlegen, Was die Situation im Inneren angeht, liegt der K & H meilenweit vorn.
      Die Empfangsleistung ist bei beiden hervorragend, mit einem kleinen Vorsprung beim K&H.
      Achim
      Ich gebe auch mal meinen Senf dazu.

      Normalerweise sollte man als Admin Offtopic vermeiden und hoffe, es gibt keine Wellen.
      Gerade ältere Geräte japanischer Herkunft sind teilweise fürchterlich verbaut, Reparatur ist mit erheblichem Zeitaufwand verbunden. Ich spreche jetzt teilweise von Funkgeräten oder meinem anderen Hobby, Tonbandgeräte. Bei den HIFI-Klassikern, die Achim geläufig sind, habe ich nicht so den Überblick.

      Die Japaner waren darauf angewiesen, die Geräte so zu bauen, daß sie den Transport überstehen. Auch durfte möglichst kein Garantiefall entstehen. Rücktransport nach Japan ist teuer, dauert lange und verärgert ernsthaft den Kunden. Damit man konkurrieren konnte, baute man so, daß alles einige Jahre ausfallsicher arbeitete. Nur nicht für die Ewigkeit, da wurde gespart, eher gezielt kalkuliert.

      Bei den deutschen Herstellern und vermutlich auch bei einigen anderen Europäern, sieht man einen anderen Weg. Ende des letzten Jahrhunderts wurden Geräte recht servicefreundlich hergestellt. Kam es zu einem Garantie- oder Reparaturfall, konnte das nicht selten am selben Tag der Radio- und Fernsehladen erledigen, bei dem man auch das Gerät kaufte.

      Im Gegensatz zu japanischen Herstellern war die Ersatzteilversorgung für deutsche Geräte über viele Jahre gesichert. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, als ich vor gut 20 Jahren einen japanischen Halbleiter benötigte, kein Exot. Das war mit einiger Telefoniererei verbunden und auch nicht wenigen km mit dem Auto.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      decoder postete
      Achim.

      Bei den HiFi- Amps mit Transitoren hatte wir immer einen zwei stufigen VV vom dem LS- Regler. Haben die norm mit den 220kohm eingehalten.

      Die Japaner gingen vom Input-Waehler direkt zum LS- Regler.
      Der hatte 50 kohm

      Signal/Noise hat sich ich Hoehen abgespielt wo nichts war. 90 bis 105 dB unter Signal.

      Wir konnten da immer mithalten, bis auf den Max. Pegel 5 Volt war die Norm bei uns, 2 Volt die DIN.
      Die Japaner konnten 10 und 20Volt was der Regler leistungsmaessig aushielt.

      So sehe ich den Umbau hier. Auf dem Papier schoen, sinnvoll? No!

      Es geht um den Umbau hier und dazu Argumente dafür und dagegen sonst nichts!

      Hallo die Runde, nachdem ich namentlich angesprochen bin, muss ich wohl oder übel was dazu sagen.
      Wie man aus einer Diskussion, in der es wie oben zu sehen ist, um Sinn oder nicht, von 90 und 105dB S/N ging und ob man 5 Volt oder 10 bis 20 Volt braucht, jetzt wieder wie bei den DIN. Buchsen contra RCA (cinch)
      eine Diskussionserweiterung herbeifuehrt, was habe die Deutschen im Vergleich zu den Japanern falsch oder weniger richtig gemacht?
      ist (wie ein Lieblingswort von mir) "wenig zielführend" lediglich Selbstdarstellung.

      Ich bin üeberhaupt nicht an einer Phantom Diskussion interssiert.
      mit tieffliegenden Stealth- Bombern schon garnicht, es führt nämlich zu garnichts, ausser Ärger.
      Mir sind hochfliegende F104 lieber, oder eben Zahlen und Fakten aus denen dann wohl Meinungen entstehen sollten. Ich habe nicht üebersehen, dass keine der F104 mehr fliegt, wie heisst der Fliegerspruch: " am Himmel blieb keiner" ausser als Nostalgie.

      Wir werden es bald lesen können. Ich bin Kummer gewöhnt.

      hans
      Hallo die Runde,

      aus der heutigen Zeit zurückblickend ist ja eine wesentlich abgeklärtere und sachlichere Diskussion möglich als früher. Die Tatsachen sind mittlerweile klarer und die Prozesse sind abgeschlossen.

      Historisch betrachtet bin ich der Auffassung, dass die Japanischen Hersteller (und dazu zähle ich jetzt diejenigen, die schon früh in den Unterhaltungselektronikmarkt eingetiegen sind wie Hitachi, Sansui, Sanyo, Kenwood, Yamaha, Sony, Technics) den Markt bis weit in die 70er Jahre hinein in erster Linie über den Preis (ermöglicht durch eingeschränkte Material- und Verarbeitungsqalität sowie niedrige Löhne) und die aus damaliger Sicht attraktivere Optik aufgerollt haben.
      Verarbeitungsqualität, Servicefreundlichkeit und Haltbarkeit spielten untergeordnete Rollen.
      Kein Wunder, dass mancher Europäische Anbieter diese Konkurrenz nicht sonderlich ernst genommen hat.

      Dann setzte etwa ab dem Jahr 1977 eine Phase ein, in der die besseren Japanischen Hersteller richtig Gas aben. In dieser Phase wurde mit Material und Arbeitszeit nicht gespart, dire Qualität stieg sprunghaft, die Produkte wurden wertiger und haltbarer. Ich bin sicher, dass man in dieser Zeit in Japan wenig Geld mit diesen Produkten verdient hat, aber man gewann Marktanteile auch bei qualitätsbewusten Konsumenten.
      Nach Erreichen der Marktführerschaft und dem Ausscheiden vieler Konkurrenten wurde auch in Japan wieder gespart, aber es gab nun nichts anderes mehr zu kaufen.

      Außer Grundig mit der Fine Arts Serie vermochte Mitte - Ende der 80er Jahre kein Hersteller mehr in diesem Konzert mitzuspielen.

      So würde ich relativierend zu lowflys Ausführungen davon ausgehen, dass "Kaizen" erst ein Thema war, als es opportun wurde und man es sich aufgrund der über den Preis erstrittenen Marktmacht leisten konnte.
      Achim
      Hallo Achim, hallo Hans,

      meiner Meinung ist die Umgehung der ersten Verstärkerstufe aus dem Blickwinkel der Störgeräusche auf jeden Fall sinnvoll. Und ich denke, dass man auch auf den Verstärkungsfaktor von 1,318fach, bezüglich der sich ergebenden Vorteile verzichten kann.

      Das Signal wird jetzt über 33k direkt dem Gitter von Rö3 zugeführt. Als Folge ergibt sich ein etwas niedrigerer Eingangswiderstand, welcher auch von der Position des Balance-Potis abhängig ist. Jedoch bei den heute in der Regel recht niederohmigen "Signalquellen" sind auch hier keine Probleme zu erwarten.

      Bezüglich des Frequenzganges wird bei den Hochpegeleingängen im Prinzip das Eingangs R/C Glied C1-R7 nur verlagert. Bei TA-Betrieb könnte man das zusätzliche RC-Glied als Rumpelfilter nutzen; man kann es aber auch so dimensionieren, dass auch die Rumpelgeräusche nicht geschwächt werden.

      Um jetzt genaue Aussagen über die Bemessung der Koppelzeitkonstante machen zu können, muss zunächst der Eingangswiderstand von Rö3 bestimmt werden. Dazu benötige ich aber noch ein wenig Zeit...

      Man sagt ja immer wer mißt, mißt Mist - ich glaube aber Nachdenken und Rechnen ergibt oft noch Schlimmeres. Da kann aus harmlosen Dingen ein Monster werden. Die Rö3-Stufe sieht auf den ersten Blick ganz einfach aus, aber sie beinhaltet zwei Gegenkopplungen - eimnal eine Stromgegenkopplung in Form des unüberbrückten Katodenwiderstandes und zusätzlich eine Spannungsgegenkopplung in welcher der Balance Steller einbezogen ist. So gestaltet sich das Ganze doch etwas verwickelter.



      Hier ist nur die Verstärkung unter Berücksichtigung der Stromgegenkopplung dargestellt; sie ist etwa 20,5fach bei einem Ausgangswiderstand von ca. 37,6KOhm. Zur Ermittlung des Eingangswiderstandes muss auch die "äussere" Spannungsgegenkopplung einbezogen werden - folgt im nächsten Beitrag-
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      eine weitergehende theoretische Fundierung der Entscheidung Umgehung ja oder nein wäre natürlich sehr wünschenswert. Dabei bin ich für Deinen Input sehr dankbar!

      Die Verstärkung der Stufen wird "gefühlsmäßig" jedenfalls nicht benötigt. Wenn ich jetzt ein Tonband-Rec-Out Signal aus der DIN-Buchse eines 9241 einspeise, bin ich schon bei 3-4° aufgedrehtem Lautstärkeregler an der Schmerzgrenze.

      Ja so sind wir wieder mitten im "Kaizen" bei der VS-110 Revision...
      Achim
      Hallo Heino,

      eine eingangsseitige Symmetrierung würde ja an der Verschlechterung des Geräuschspannungsabstandes, die in den beiden Vorstufen entsteht, nichts ändern. Da ist die Umgehung der Stufen wirksam.

      Symmetrische Eingänge sind zwar in der Studiotechnik verbreitet, hier bleiben wir bei den im HiFi-Bereich durchweg etablierten asymmetrischen RCA-Eingängen.
      Achim
      Hallo Achim,

      um die Geschichte etwas "geschmeidiger" darzustellen, habe ich zur Veranschaulichung der "äusseren" Gegenkopplungsmassnahme wieder die OP-Darstellung gewählt. Hier sieht man jetzt schön den aufgrund der Gegenkopplung "heruntertransformierten" Eingangswiderstand P3+R21, welcher resultierend mit ca. 77kOhm wirksam wird. Dazu liegen die von dir in post150 erwähnten Widerstände 33k + 8,2k aus Sicht des Generators und auch des vorgesehenen Trennkondensators, welcher am Punkt "X" eingefügt werden soll in Reihe.

      Ich denke aber ein Bild sagt mehr als 1000 Worte... Kleiner Scherz: Um die Praxisnähe zu unterstreichen, habe ich möglichst viele "Originalbauteile" verwendet.



      An der OP-Darstellung erkennt man recht gut, dass die Verstärkung der Stufe auch vom Generatorwiderstand abhängt. Der Einfluss ist jedoch bei RG bis 10kOhm zu vernachlässigen. Diese Abhängigkeit nutzte man früher gerne, um die Verstärkung automatisch an unterschiedliche Signalquellen anzupassen, denn oft galt, je hochohmiger die Quelle war, um so mehr Spannung gab sie ab...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Achim,

      bei unserem Beispiel ergibt sich ein für die Zeitkonstante wirksamer Rix von 118,6 kOhm. Um jetzt aber den richtigen Koppelkondensator zu ermitteln, müssen wir berücksichtigen, dass dieses RC-Glied nicht der einzige Hochpass im Übertragungsweg ist. Da am Ende die Summe aller Hochpässe bei der angestrebten unteren Grenzfrequens einen Abfall von 3dB ergeben sollen, müssen wir alle Koppelkondensatoren auf eine tiefere Frequenz, der korrigierten Grenzfrequenz fu' dimensionieren. Dazu gibt es eine Formel. Wenn wir bei z.B. acht Hochpässen eine untere Grenzfrequenz von 30Hz anstreben, ergibt sich folgende Rechnung:



      Der gerechnete Fall ist der ungünstigste, wobei RG=0 angenommen ist; er beeinflusst aber in den üblichen Größenordnungen 1-10k das Ergebnis ohnehin nicht merklich. ----Abschliessend kann man daher sagen, dass unter Berüchsichtigung aller Randerscheinungen (Risiken und Nebenwirkungen) die von dir beabsichtigte Änderung den gewüschten Erfolg erbringen sollte.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Vielen Dank Peter!

      Nun bin ich doch motiviert, zuerst die Variante mit Vorstufenumgehung zu realisieren. Ich hoffe, morgen dafür Zeit zu haben.

      Da am Eingangswahlschalter ohnehin alles neu aufgelegt werden muss, da die Verbindungsleitungen zum Panel nun geschirmt sind, kann ich auch gleich diese Version schalten. Man spart sogar eine Schalter Ebene mit 2 x 1x5 Kontakten :)

      Dann bin ich selbst gespannt auf das Ergebnis und werde berichten.
      Achim
      sagnix postete
      Hallo Achim,

      um die Geschichte etwas "geschmeidiger" darzustellen, habe ich zur Veranschaulichung der "äusseren" Gegenkopplungsmassnahme wieder die OP-Darstellung gewählt. Hier sieht man jetzt schön den aufgrund der Gegenkopplung "heruntertransformierten" Eingangswiderstand P3+R21, welcher resultierend mit ca. 77kOhm wirksam wird. Dazu liegen die von dir in post150 erwähnten Widerstände 33k + 8,2k aus Sicht des Generators und auch des vorgesehenen Trennkondensators, welcher am Punkt "X" eingefügt werden soll in Reihe.

      Ich denke aber ein Bild sagt mehr als 1000 Worte... Kleiner Scherz: Um die Praxisnähe zu unterstreichen, habe ich möglichst viele "Originalbauteile" verwendet.

      An der OP-Darstellung erkennt man recht gut, dass die Verstärkung der Stufe auch vom Generatorwiderstand abhängt. Der Einfluss ist jedoch bei RG bis 10kOhm zu vernachlässigen. Diese Abhängigkeit nutzte man früher gerne, um die Verstärkung automatisch an unterschiedliche Signalquellen anzupassen, denn oft galt, je hochohmiger die Quelle war, um so mehr Spannung gab sie ab...
      Wie heisst es in der Musik, thats live!
      Alles zum Besten ohne Ratespiele und Voodo.
      Auch ich verwende im Kopf bei NF-Technik immer die OP-amp Darstellung, da sieht man quasi den Strom. Das mit der erwaehnten Anpassung von Gain und Max. Input mittels Rv un R Gk ist echtes Insiderwissen.
      Peter, ich sitze hier mit einer Wollmuetze, werde diese kurz lueften, diese Wissen ist selten. Dann man tou .
      Hans
      Hallo Peter,

      ich habe das Ziehen des Hutes (Pudelmütze) heute unterwegs nachgeholt!

      Die Entknackung der Pre-Out / Power-In Schnittstelle habe ich heute nach Hans´ Vorschlag mit einem kleinen 470K Array realisiert.




      Darauf habe ich den Eingangswahlschalter komplett freigelegt, ausgewaschen und neu geschmiert.



      Es zeigte sich, nachdem der Schmutz entfernt war, dass die weiter zur Front liegende Ebene 2 x 1x5 Schaltkontakte hat, die Ebene nach hinten hat 2 x 1x5 Kontakte, wobei - und das ist aus dem Schaltbild nicht ersichtlich - immer für beide Kanäle alle nicht belegten Eingänge auf Masse geschaltet werden.

      Was ist der Zweck dieser Zwangserdungs-Maßnahme? Potentialbildungen auf den inaktiven Eingängen bis unmittelbar vor dem Umschalten zu neutralisieren? Hierfür müssten ja jetzt die 1 MOhm Widerstände nach Masse ausreichen.
      Irgendwie ist mir nicht wohl bei der Vorstellung, Hochpegelquellen mit mehreren V Ausgangsspannung dauerhaft kurzzuschließen...
      Achim
      Hallo Achim,

      ich glaube, die nicht benutzten Eingänge wurden kurzgeschlossen, um ein Übersprechen zu vermeiden. Wenn ich die Leitungsführung der Eingänge richtig gesehen habe, werden diese unabgeschirmt auf einem recht langen Weg nebeneinander von den Eingangsbuchsen zum Eingangswahlschalter geführt; dabei kann es bei hochohmigen Quellen zu unerwünschen kapazitiven Kopplungen kommen.

      Ein direktes Kurzschliessen der Signalquellen würde mir auch Unbehagen bereiten. Man könnte sie jedoch über z.B. 10k Widerstände "hochohmig" machen und danach kurzschliessen. Man kann es aber, auch ganz sein lassen, weil bei den heute meistens niederohmigen Quellen kein Übersprechen mehr zu befürchten ist.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      das ist plausibel. Die Zuleitungen liefen auf ca 40-50cm dicht an dicht parallel.
      Jetzt ist ja die Verkabelung neu und jeder Eigang hat seine eigene geschirmte Leitung.

      Ich werde dann die vordere Schalterebene ohne Massefunktion verwenden und jeden Eingang am Schalter über 1M nach Masse legen, damit die Umschaltung zwischen Phono und den übrigen Eigängen nicht knackt.



      Da fällt mir ein: Weiß jemand, welche RIAA Entzerrungsnorm nun letztenlich endgültig etabliert wurde - die US oder die Europäische?
      Achim
      Hallo an alle,
      RIAA ist ein komplexes Thema. Die Diskussion über die korrekte Entzerrung wird seit vielen Jahren geführt und ist immer noch nicht beendet. Insofern hat sich immer noch kein echter Standard etabliert. Mein Wissensstand, kurz zusammengefasst:
      Die europäische RIAA-Norm sieht eine Entzerrung mit 3180/318/50µs vor, die amerikanische mit 3180/318/75µs.
      Darüber hinaus gibt es viele weitere Entzerrerkurven. Die bekanntesten sind DIN-RIAA-Kurven mit und ohne Rumpelfilter, die "Neumann-Konstante", zudem in die RIAA-Kurve integrierte Rumpelfilter, die bei 10 Hz und andere, die bei 20 Hz einsetzen. Einige Firmen legten die RIAA-Entzerrung offensichtlich nach eigenem Ermessen aus bzw. wichen von der amerikanischen oder europäischen Norm ab. Sie versahen also, ob gewollt oder ungewollt, ihre Geräte mit einem Eigenklang. Das könnte auch die Behauptungen vom individuellen "Kabel-Klang" erklären, der auf eine mehr oder weniger gelungene Anpassung des Gesamtsystems Abtaster/Phonokabel/Phonovorstufe zurückgehen würde. EMT-Plattenspieler hatten nicht von ungefähr einen fest integrierten Entzerrer-Vorverstärker, der präzise auf die verwendete Tondose, die Kabel, den Arm zugeschnitten war.
      LPs, die nach amerikanischem RIAA-Standard geschnitten wurden, könnten bei Wiedergabe nach europäischem Standard mehr oder weniger hörbare Bass-oder Höhenbetonungen und umgekehrt Bass- oder Höhenabsenkungen haben.
      Die ideale Lösung wäre, die von Klein + Hummel vorgesehene Wahlmöglichkeit zwischen Europa- und US-Entzerrung zu erhalten, also mit einem (internen oder auf der Rückseite des Panels angebrachten) Schalter je nach Schallplattenherkunft oder -Label die eine oder andere Entzerrung wählen zu können. Wenn das, wie ich vermute, zu aufwendig ist, plädiere ich für die europäische Kennlinie.
      Es gibt viele Artikel und Forenbeiträge zum RIAA-Thema. Die Computerzeitschrift c´t hat vor Jahren einen Selbstbauvorschlag für einen Phono-Entzerrer veröffentlicht, der auf die Problematik in der Praxis eingeht.

      Quellen:

      www.smartdevicesinc.com/riaa.html
      www.midimagic.sgc-hosting.com/mixlabls.htm
      www.diyaudio.com/forums/analogue-source/188876-riaa-equalization-standard.html
      www.heise.de/ct/artikel/Kurven-kriegen-288350.html


      Viele Grüße Hannes
      Hallo Hannes,

      dann lasse ich die Schaltung in Position "Europa" ;)

      Den Eingangswahlschalter habe ich fast fertig beschaltet.
      Zuerst kam eine veritable Oazillatorschaltung dabei heraus. Der Phonovorverstärker schwang ohrenbetäubend bei einigen Kilohertz.
      Der Grund war schnell gefunden: Die Gegenkopplungen waren überkreuz verschaltet. Die GK des rechten Kanals lief auf die Kathode der Vorstufe des linken Kanals und vice versa. Da nun das Grundrauschen und Brummen beider Kanäle nicht absolut identisch ist, steht einer Mitkopplung nichts im Weg.

      Der Schalter von oben betrachtet:



      und die Unterseite



      Man erkennt die zusätzlich nötig gewordenen Bauteile, es wird stellenweise doch ziemlich eng.

      Obwohl nun alle Leitungen geschirmt sind, besteht zwischen den Signalquellen ein minimales Übersprechen, das man im letzten Drittel des Lautstärkereglers ganz leise hört. Hier reichen die wenigen cm. freie Litze bzw. die Kontakte des Drehschalters. Auch ein manuelles an Masse Legen der Zuleitungen wirkt sich praktisch nicht aus. Nun ja - das haben andere Verstärker auch, hier ist es wohl eine Folge der freien Verdrahtung und vorher eher noch ausgeprägter gewesen.

      Was sich nun aber eindeutig verbessert hat, ist der Brummspannungsabstand.
      Achim
      Hallo700 postete

      Die europäische RIAA-Norm sieht eine Entzerrung mit 3180/318/50µs vor,…..
      Ich kenne nur eine Definition der RIAA Schneidekennlinie, die mit den Zeitkonstanten 3180, 318 und 75 µs.
      Wobei es selbstverständlich ist, das keine unendlich tiefen oder auch hohen Frequenzen geschnitten werden können, irgendwo weitere nicht definierte Zeitkonstanten existieren müssen.
      Was anderes ist die Schneidekennlinie nach Neumann im Prinzip auch nicht.

      Als RIAA Entzerrung sind mit auch nur die oben genannten Zeitkonstanten bekannt, bzw. bei der IEC-RIAA erweitert um eine Zeitkonstante mit 7950 µs (Hochpass).

      Weil die meisten Bilder eh auf meiner Festplatte schlummern.

      Aus den drei Zeitkonstanten (3180 µs, 318 µs, 75 µs) errechnete Kurve:



      Aus einer Schaltungssimulation, als Grundlage die Schaltung des Grundig V5000:



      Eine real gemessene Kurve, keine Simulation! Entzerrer des Yamaha A1020 (Phono In > Rec Out):



      Zum Schluss die schnell erstellte (hoffentlich korrekte) Simulation des VS110 Entzerrers,
      Rot = Stellung Europa
      Grün = Stellung USA



      Gruß Ulrich