Siemens Spitzensuper 51 SH 906 W

      Hallo Peter,

      Du hast natürlich recht, daß die Restauration hier mit viel Arbeit verbunden ist.

      Der Vorteil gegenüber den Saba-Radios ab 1952 ist allerdings die Ersparnis der oft mühsamen Reinigung des Tastensatzes. Häufig verbunden mit dem Ausbau von Kontaktzungen und Schiebern, weil man die verkohlten Stellen sonst nicht richtig entfernt bekommt.

      Die Kontaktzungen des Siemens sind durch die Messerkontakte selbstreinigend. Sollten sie dennoch einmal verschmutzt sein, stellt sich die Reinigung als einfach dar.

      Schwierig wäre sicherlich das ersetzen von Keramiktrimmern mit späterem Neuabgleich.
      Und die neuen Kondensatoren in die alten Hüllen zu setzen, wenn man das so möchte. Macht man es nicht, würde später gähnende leere unter dem Chassis herrschen.

      Gruß Udo
      Kleine Idee von mir bezüglich der Keramiktrimmer.

      Suche einen heraus, der besonders schlimm aussieht. Bei dem reinigst Du oben die Schicht vorsichtig mit einem Glasfaserpinsel. Ist die Silberschicht nicht durchgefressen, würde ich auf Austausch verzichten. Wenn es oben lediglich schwarz ist, die Silberschicht jedoch durchgängig, stört das wenig. Innen wird es besser aussehen.
      Du hast vermutlich den Skineffekt im Hinterkopf. Hier ist er noch nicht wirklich interessant. So etwa ab UKW sollte man ihn nicht mehr vernachlässigen. Laut Wiki ist die Eindringtiefe in Kupfer bei 100 MHz 6,6 µm und bei 500 kHz (~ZF AM) 94 µm.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo in die Runde,

      da melde ich mich doch noch zum Thema "Silberbeschichtung"...

      Bei diesen Trimmern ist die Silberschicht durch einen kombinierten chemisch-thermischen Vorgang tatsächlich wie Achim richtig bemerkt hatte eingebrannt worden. Dazu wird z.B. eine Silberoxalat-Lösung aufgetragen (mehrfach + trocken lassen) anschließend mit einem geeigneten Reduktionsmittel (die Keramik-Grundstoffe unterstützen dabei) versetzt, und gebrannt. Dadurch wird aus der Silbersalzverbindung reines Silber, daß auf der Keramik annährend molekular festgebacken ist. So bekommt man sehr schön dünne Beläge von definierter Dicke hin (Serienkonstanz!).

      Nun kommt aber die Luft mit ihren ganzen Beimengungen ins Spiel. Ärgerlich ist bei Silber immer die sich unvermeidlich bildende Sulfid-Schicht (durch die Oxidation des Silbers nicht mit Sauerstoff sondern mit Schwefel zu Ag_2_S). Das war ja auch der Grund, warum früher nur ungern Eier mit Silberlöffeln gegessen wurden.
      Was bedeutet das aber für unseren Trimmkondensator? Hier hat Andreas den Skineffekt ins Spiel gebracht. Da kann ich euch denke ich z.T. beruhigen. Wenn sich die Schicht einmal gebildet hat, ist sie zwar elektrisch nicht mehr leitend (das ist bei Kontakten sehr schlecht) aber sie passiviert das Silber vor weiterer Zersetzung, da das schwarze Silbersulfid fast komplett wasserunlöslich ist und auch fast luftundurchlässig. Die Schicht dürfte normalerweise nicht über einige Picometer dick sein, also etwa Faktor 1000 unter den von Andreas geposteten Eindringtiefen.
      Und wie bekommt man die Schicht wieder runter? Da gibt's 2 Wege, entweder chemisch oder mechanisch.
      Chemisch kann man das Silbersulfid wieder zurück zum Silber reduzieren, man muß nur ein Opfer-Metall anbieten, und in einer Ionenlösung läner erhitzen. (altbekannter Trick: Angelaufener Silberlöffel mit Salz in Alupapier wickeln, in einen Topf mit Wasser und einige Zeit drauf rumkochen). Das scheidet, denke ich, für den Trimmer aus, das Wasser komplett aus der Keramik zu kriegen ist sehr schwer (aber nicht ganz unmöglich)! Ist aber die eigentlich Beste Methode.
      Mechanisch opfert man halt einen kleinen Teil der Silberschicht.

      Interessant wäre mal, zu ermitteln, ob es tatsächlich einen Effekt durch die Sulfidschicht gibt. Eigentlich wäre sie bei den Trimmern die perfekte "Schutzlackierung", viiiiiel besser als Zaponlack. Man darf ja auch nicht vergessen, daß Zaponlack als Polymer auf dem Metall ein Dielektrikum darstellt (daß zudem sehr viel dicker als die Sulfidschicht ist).

      Interessante Diskussion in jedem Fall. Wenn jemand einen defekten, angelaufenen Trimmer zur Verfügung stellt (aus welchem Gerät auch immer) könnte ich mal einen Versuch starten, das wieder zu Silber zu reduzieren. Und nacher wieder trocken zu bekommen!
      Gruß, Gunnar
      Moin,
      um das angelaufene Silber der Trimmer habe ich mir praktisch nie Gedanken gemacht. Ich hatte keinen Grund dafuer, die Trimmer waren fast immer in Ordnung, einige ganz wenige waren mechanisch defekt, der Rest musste nur in Ausnahmefaellen nachgestellt werden, wobei offen ist, was den Neuabgleich erforderlich machte. Wenn mich der schwarze Belag stoert, poliere ich ihn mit einem Wattestaebchen herunter, so gut es geht. Wenn Gunnar recht hat und die Sulfidschicht, einmal ausgebildet, einen Korrosionschutz darstellt, kann man sich auch das sparen.

      Irgendwo habe ich mal gelesen, die Sulfidschichten bekaeme man mit Zyanid herunter... eine wenig gesundheitsfoerdernde Angelegenheit.

      Eine dielektrische Schicht auf der Oberseite des Belages ist fuer den Kondensator bedeutungslos. Sein Dielektrikum ist die runde Keramikscheibe, die den Silberbelag traegt. Man kann sie also vorsichtig zaponieren, nur darf nichts davon unter den Rotor gelangen. Dann kann sich die Kapazitaet des Kondensators aendern, die Verluste vergroessern und schlimmer, man hat ihn womoeglich verklebt.

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      Peter
      Zitat:
      Zitronenfalter postete:

      Achims Bemerkung bzl. UKW-Abstimmteil des Drehkos hat mich neugierig gemacht. Falls möglich, versuche doch einmal, das besser erkennbar einzufangen.
      Weiter Gutes Gelingen bei diesem schönen Projekt !


      Hallo Eberhard,

      ich hoffe, daß Dir das Bild weiterhilft. Ansonsten sag mir bitte bescheid. Dann versuche ich mitte der Woche ein noch besseres Bild aufzunehmen.

      Gruß Udo





      Hallo Gunnar und andere Radiofreunde,

      leider habe ich trotz intensiver Suche keinen Keramiktrimmer gefunden, nur Philips-Tauchtrimmer.
      Vermutlich habe ich sie nie aufgehoben weil in den interessanten Aufsätzen von Herrn Profit aus der Funkgeschichte, bei den entsprechenden Geräten darauf hingewiesen wird, daß sie alle erneuert werden müssen.

      Quelle: Z.B. FG 101, S.101 unter Restaurierung "...daß alle Scheibentrimmer zu erneuern sind."

      Falls von Euch jemand einen Scheibentrimmer übrig hat, würde ich ihn gerne gegen finanziellen Ausgleich in Empfang nehmen. Ansonsten werde ich privat nochmal versuchen einen aufzutreiben. So schwer kann das ja nicht sein.

      Gruß Udo
      Hallo Udo (und natürlich alle weiteren geneigten Mitleser),

      ich kann auch mal schauen, ob ich so einen Trimmer beschaffen kann, das interessiert mich dann schon, ob man da etwas erreicht, und das Teil bei der Prozedur nicht kaputt geht. Übrigens stimmt es, daß man sowohl mit Cyaniden als auch mit Cyanaten eine Reduktion erreichen kann, das ist bei Silber aber etwas schwieriger. Es kommt immer darauf an, wie /chemisch) stabil das Produkt ist. Man muß immer ein in der elektrochemischen Reihe niedrigeres Element anbieten, um die Reduktion zu erreichen. Bei der "Reduktion" über die Cyanide wird übrigens das Silber(sulfid) nicht wieder abgeschieden, sondern mit der Lösung entfernt. Da wäre ich etwas vorsichtig, es bleiben da immer Lücken im Kristallverbund, die Oberfläche wird größer. Folge ist eine beschleunigte Reaktion mit der Luft.

      Rein chemisch gesehen spricht nichts gegen den Verbleib der Sulfidschicht auf dem Silber. Das Silbersulfid ist von der Enthalpie gesehen sehr stabil (der Chemiker spricht von einem "toten Hund"), fast Luft- und Wasserundurchlässig und eine Durchkorrosion des Silbers ist recht unwahrscheinlich.

      Inwieweit die Veränderung der Kapazität durch Skin-Effekt etc. da schädlich ist, muß man einfach mal empirisch ermitteln. Aber der Trimmer ist ja dazu da, um eingestellt zu werden...
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      mich würde die Sache mit der "Silberrückgewinnung", oder besser gesagt Reduktion, auch interessieren. Wer den Trimmer zuerst auftreibt kann sich ja hier melden.

      Gruß Udo


      Hallo,

      auf den folgenden Bildern sieht man die enorme größe der Teerkondensatoren anno 1950. Hier im Vergleich mit den Becherelkos.
      Obwohl jede Spannungsstufe ja bekanntlich Geld kostet, hat man in diesem Radio sehr spannungsfeste Modelle mit 450V eingesetzt. Vielleicht auch weil Siemens selbst der Produzent war.








      Gruß Udo
      Elkos mit Kondensatoren zu vergleichen ist wie Äpfel mit Birnen...

      Alleine im Aufbau des Dielektrikums und der Struktur dessen liegen Welten !!

      Man beachte, dass Elkos grundsätzlich in der Bauform "rauh" hergestellt wurden, d.h. die Kondensatorplatten wurden absichtlich nicht glatt gehalten, um die Oberfläche und damit die Kapazität zu vergrößern.

      Will damit nur sagen, der Vergleich der Bilder täuscht den Unwissenden.

      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter und andere Interessierte,

      das sollte kein technischer Vergleich zwischen Elkos und Wickelkondensatoren sein.

      Vielmehr wollte ich anhand der danebenliegenden Elkos zeigen, wie weit die Miniaturisierung der Wickelkondensatoren heute fortgeschritten ist.

      Damals hatten sie noch (fast) die Größe von Becherelkos. Wie groß sie heute sind wissen wir ja.
      Vielleicht hätte ich das noch etwas besser verdeutlichen sollen.

      Nachtrag: Achim war schneller. Genau so ist es.

      Gruß Udo