GRUNDIG 5005

      Hallo,

      nach Vorstellung der GRUNDIG-Spitzensuper aus den Jahren 1950 und 1952 folgt nun das 1951er Spitzenmodell. Optisch stellt es wohl das beeindruckensde Tischgerät dar, daß GRUNDIG je gebaut hat. Alleine desshalb sollte es in keiner GRUNDIG-Sammlung fehlen. Selbst ein 5010 kann sich noch dahinter verstecken.
      Und technisch hat es auch einiges zu bieten. HF- Vorstufe und hohe Empfindlichkeit auf allen Wellenbereichen sind selbsverständlich. 2 große Tieftöner in Verbindung mit einem Hochtöner sorgen für beste Klangqualität.
      Jeweils 9 Kreise auf AM und FM.
      Gegentakt-Endstufe mit 2X EL41 und ECC40.
      Insgesamt 10 Röhren.
      Preis: 698,--DM im Jahre 1951!





      Der 5005:


      Das Gehäuse sieht auf den Bildern besser aus als es in Wirklichkeit ist. Der Lack ist stark rissig und auf dem Deckel bereits leicht gelöst. Furnierschäden sind aber keine vorhanden.













      Das Skalenglas ist leider rückseitig nicht so sauber wie beim 495W. Der Aufdruck ist hier allerdings weniger wischempfindlich. Vorsichtiges reinigen kann nicht schaden.























      FRAGE: Warum sind hier zwei Erdungsbuchsen vorhanden?

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      welch ein schönes und in der Tat beeindruckendes Gerät! Dem Zustand zu entnehmen, muß es immer recht pfleglich behandelt worden sein, besonders die Rückwand sieht noch super aus - nicht verzogen oder anderweitig durch Feuchtigkeit gezeichnet.
      Dann ist auch sicher kaum Korrosion im Innenraum.

      Was mir immer wieder auffällt ist die noch eindeutig vorhandene Dominanz der "längeren Wellen" auf der Skala. LW / MW / KW stark vertreten, und obwohl auch in der Typbezeichnung stolz mitgeführt, UKW am unteren Ende zusammengedrückt.

      Bin schon gespannt auf Deine sicher toll werdende Restauration!
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      der Gerätezustand ist mittelmäßig (bis gut). Die Rückwand sieht wirklich noch gut aus. Sonst ist leider etwas Korrosion vorhanden (Chassis, Trafos und Lautsprecher). Die Gehäuselackierung ist stark rissig und löst sich bereits an einer Stelle. Die Restauration folgt aus Zeitgründen zu einem späteren Zeitpunkt. Zuerst kommt der Freiburg 3DS dran. Ich sprach ja schon oft davon...
      Dieses wichtige GRUNDIG-Gerät wollte ich auf diesem Wege aber schon mal einem breiteren Publikum vorstellen.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      ein wunderschönes Radio, besonders das Furnierbild. Hier hat man sich damals viel mühe gegeben, absolut symetrischer Aufbau und dazu noch die eingelssenen helleren Intarsien, ein wahres Schmuckstück. Wie Du weist besitze ich das gleiche Gerät in eben so schönem Furnier, nur war das Chassis in einem erbärmlichen Zustand, die Rückwand total durch Feuchtikeit verzogen, so das sie nicht mehr zur rückseitigen Öffnung passte. Das Chassis zum Teil angerostet und Lautsprecherkörbe korridiert, ein pulverartiger weiser Belag. Zu allem Unglück war auch noch der Ausgangsübertrager defekt, die GK-Wicklung war unterbrochen, somit war eine Klangregelung nicht mehr möglich. Gottseidank gibt er Firmen die Trafos neu wickeln können, was denn auch in Auftrag gegeben wurde. Nun spielt das Gerät klanglich richtig gut, nur ist der Empfang auf FM nicht der Beste und ich werde mich bei Gelegenheit mal darum kümmern müssen und einen Neuabgleich durchführen, habe ja mitlerweile einen AS-5F.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Die AM-Dominanz auf der Skala von Geräten aus den ersten Jahren nach der Einführung von FM liegt einfach daran, dass idR für jeden nur ein UKW-Sender erreichbar war, selten waren es zwei. Daher spielte noch etliche Jahre der AM-Empfang die Hauptrolle, bei der Jugend noch länger, der der einzige Sender mit jugendgerechter Musik war damals (bis Mitte der 60er Jahre) Radio Luxemburg im 49m-Band der Kurzwelle (6075 kHz)!
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Franz und Heino,

      die Korrosion der Lautsprecherkörbe ist bei den frühen Grundig-Geräten ein Problem. Meine Theorie darüber habe ich im 495W-Bericht niedergeschrieben. (Metallverunreinigung bei der Schmelze. Später standen die Geräte dann feucht).

      Auch bei meinem 5005 sind die Körbe leider weißlich aufgeblüht. Beim 495W, der mit Sicherheit feucht gestanden hat, ist komischerweise alles in Ordnung.

      Ich habe das weiße Pulver mit einem Glasfaserpinsel entfernt. Die goldfarbene Lackierung ist dabei weitestgehend erhalten geblieben -erstaunlich.
      Ein anschließendes abreiben mit Ballistol hat nochmal Besserung gebracht.

      Anfang der 90er Jahre habe ich Radio Luxmburg störungsfrei, laut und deutlich auf Mittelwelle gehört. Das gehört mittlerweile ja leider der Vergangenheit an.

      Daß man Anfang der 50er Jahre nur so wenige UKW-Sender empfangen konnte wußte ich nicht.

      Gruß Udo
      Kriegsverlierer sind manchmal auch Gewinner.

      Sendefrequenzen waren schon immer knapp. Nach dem Krieg hatte Deutschland nur noch wenige der damals begehrten AM-Frequenzen auf LMK. Dafür bekam Deutschland UKW zugeteilt, damals scheinbar nutzlose Frequenzen wegen der geringen Reichweite. Man bedenke, ein heutiger starker UKW-Sender geht nicht weiter als 200 km.
      So wurden nach und nach UKW-Sender als Ersatz für die alten Rundfunkfrequenzen aufgebaut. Die Reichweite war damals gering. Das lag an der teureren und aufwendigeren Sendetechnik und auch an den nicht ganz so empfangsstarken Empfängern. Der Hauptgewinn war jedoch die Klangqualität mit 15 kHz Audiobandbreite und ein paar Jahre später auch Stereoaussendungen.
      Damals beim TV-Empfang war es ähnlich. Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, der heute allgegenwärtige Sat-Empfang mit 1000 Programmen war damals noch nicht. Wir waren damals schon privilegiert, da wir eine Hochantenne hatten und damit ARD, ZDF und zwei dritte Programme empfingen. Oma mit ihrer Zimmerantenne bekam nur ARD.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Moin,
      ich bekam seinerzeit zwei Erste (West und Nord), das Zweite und zwei Dritte (alle UHF) mit eingeschobener und eingeklappter Teleskopantenne am 31cm Portabel-TV, privilegiert durch Standort ;)

      @schabu,
      auf 6075kHz ist die DW eingegangen, Radio Luxemburg starb auf 6090kHz; moeglicherweise war damals MW 1439, spaeter 1440kHz, beliebter ;)

      @
      Udo, viele schoene Bilder von aussen, aber keins von innen. So schlimm? ;)
      Ich moechte wissen, ob ich das Chassis von so einem Radio habe. So eins fand ich vor einer kleinen Ewigkeit in einem Muellcontainer, Netztrafo fehlt auch, und wurde mit dem Schulbus nach Hause gekarrt.

      Die Furnierarbeit ist tatsaechlich beeindruckend.

      73
      Peter
      Hallo,

      weitere Chassisbilder folgen:






      Der Verkäufer des 5005 machte darauf aufmerksm, daß der Lautstärkeregler eine Macke hat und knackst. Er könne ihn aber leider nicht tauschen, da ihm das nötige know how fehlt. Er war der Meinung, daß ein neues Poti rein müsste.

      Wegen des schönen Gehäuses habe ich das Gerät trotzdem genommen.

      Nach reiflicher Überlegung habe ich es dann am Regeltrafo hochgefahren. Das Knacksen des Potis hörte sich fürchterlich an und ich vermutete, daß es tatsächlich einen größeren Defekt hat und ersetzt werden muß. Dann hätte ich ein Problem gehabt.
      Nach ausspülen des Potis mit Tuner 600 (natürlich bei ausgeschaltetem Radio), hin-und herbewegen der Achse und anschließender Wartezeit zum verdunsten des Mittels habe ich einen zweiten Einschaltversuch gestartet.

      Der 5005 legte mit enormer Lautstärke los. Das Poti funktionierte wieder. Ich war über die Klangfülle und Empfangsstärke auf UKW sehr überrascht. Es hatte ja noch keine Restaurierung stattgefunden.
      Und obwohl die Folie des Elektrostaten völlig zerfetzt war, wie sich später rausstellte, hat man ihn kaum vermisst.
      Ich freue mich auch darüber, daß der empfindliche Ausgangsübertrager bei diesem Gerät einwandfrei arbeitet.



      Warum der Trafo "so dicke Backen hat" ist mir ein Rätsel. Äußerlich ist kein Rost festzustellen.



      Hier sieht man deutlich die Lautsprecherkorrosion:




      Und hier derselbe Lautsprecher nach der Behandlung:




      Gruß Udo
      Moin,
      auf einem der Bilder kann man aber Rostspuren am Netztrafo erkennen. Wahrscheinlich hat er den Gilb tief zwischen den Kernblechen, da kann man nicht viel machen. Da man kaum selbst die Bleche neu isolieren kann (koennte Kunststofflack gehen?), waere die beste Moeglichkeit, den Kern ganz zu ersetzen. Wenn man einen Trafo ohne "dicke Backen" haben will ;-), denn technisch ist es solange nicht notwendig, solange sich die Wirbelstromverluste nicht unzulaessig entwickelt haben.

      73
      Peter
      hf500 postete
      Moin,
      auf einem der Bilder kann man aber Rostspuren am Netztrafo erkennen. Wahrscheinlich hat er den Gilb tief zwischen den Kernblechen, da kann man nicht viel machen. Da man kaum selbst die Bleche neu isolieren kann (koennte Kunststofflack gehen?), waere die beste Moeglichkeit, den Kern ganz zu ersetzen. Wenn man einen Trafo ohne "dicke Backen" haben will ;-), denn technisch ist es solange nicht notwendig, solange sich die Wirbelstromverluste nicht unzulaessig entwickelt haben.

      73
      Peter
      Um es ganz einfach zu sagen: wenn der Trafo nicht übermäßig heiß wird, haben auch dicke Backen nicht viel Unheil angerichtet. Häufig ist als Isolation eine Papierlage zwischen den Blechen, welche unter Feuchtigkeitseinfluß aufquellen kann. An den verschraubten Ecken sind die Schrauben stärker...

      Gruß, Dieter
      Hallo,

      heute geht es unter`s Chassis:









      Was auffällt ist die Enge die hier noch herrscht. Ein Bauteil sitzt neben dem anderen. Ein paar Jahre später waren die Chassis halb leer. Die beiden silberfarbenen Kondensatoren entsprechen schon der neuen Normenreihe. Sie wurden wohl mal im Rahmen einer Reparatur ersetzt.




















      Ein UKW-Kästchen in offener Bauweise sieht man nicht alle Tage:






      Im folgenden Bild ist ein kleiner Drehkondensator zu sehen. Wofür wird er benötigt?





      Gruß Udo
      Moin,
      ja, Lufttrimmer hat was. Diese Ausfuehrung ist auch teurer als die im LMK-Teil verwendeten Philips-Tauchtrimmer.
      Das UKW-Teil ist auch gemaess den damals verschaerften Stoerstrahlungsvorschriften gebaut worden, man hat eine Schirmwand drumherumgezogen. Zu beachten ist im UKW-Teil beim ZF-Filter der abgewinkelte Draht, der beidseitig an Masse liegt. Stoerstrahlung? Kopplung des Filters? Fuer den UKW-Drehko hat man die "kontaktlose" Variante aufgegeben, sie braucht auf dem Drehko auch reichlich Laenge, die nicht unbegrenzt zur Verfuegung steht. Fuer die anvisierte Lebensdauer sind auch die Schleiffedern gut, und sie funktionieren heute immer noch. Moeglicherweise reduziert der geerdete Rotor auch die Oszillatorausstrahlung.

      Btw.

      Auf der Stationsskala gibt es bei 740kHz den Sender Gleiwitz noch, er scheint den Krieg also ueberlebt zu haben. Als dieser Sender '39 "ueberfallen" wurde, um einen Kriegsgrund zu liefern, sassen sie in Berlin vor dem Radio und warteten auf die Melungen der "Eroberer", die via Sturmmikrophon ihre Tat in die Welt posaunten. Daraus wurde nichts, Gleiwitz war ein relativ kleines Gleichwellen-Provinzsenderchen, das in Berlin nicht mehr gehoert werden konnte...

      73
      Peter
      3DS Udo postete
      ...
      FRAGE: Warum sind hier zwei Erdungsbuchsen vorhanden?
      ...
      Doppelt hält besser!

      Ernsthaft, ich habe da durchaus einen Verdacht.
      Erde ist ja nicht gleich Erde. Man darf nicht Schutzleiter Elektroinstallation mit "Erde" für Hochfrequenz verwechseln. Nicht selten ist jedoch der Schutzleiter auch als HF-Erde gut geeignet. Früher waren Schuko-Dosen eher unbekannt.
      In erster Linie hat man vermutlich als Erde eine Wasserleitung angeschlossen. In heutiger Zeit bieten sich durchverlötete Kupferrohre gut dafür an. Es gibt aber auch einige Antennen, die selbst eine "Erde" besitzen, häufig sagt man dazu Gegengewicht. Dafür war vermutlich die zweite Buchse Erde gedacht. Anbei ein simples Beispiel, Groundplane mit Radialen, die das Gegengewicht, die "Erde" bilden.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Groundplane-Antenne

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com