SANSUI TU-9900 Tuner - Eine Legende lebt

      Nein.
      Abgesehen davon, dass sich einige Hundert Kohlemassewiderstände im TU-9900 befinden, gibt es eigentlich nur bei ganz bestimmten Herstellern bei bestimmten Modellreihen Probleme. (z.B. Vitrohm Anfang der 60er)

      Die Japanischen Exemplare hier stehen für mich absolut nicht unter Verdacht.

      Da an diesem konkreten Fehler vor Jahrzehnten schon Reparaturversuche stattgefunden haben, gehe ich davon aus, dass das ein Ausrutscher war, der Widerstand also schon sehr frühzeitig zufällig ausgefallen ist und nicht im Rahmen der Alterung.

      Kohlemassewiderstände haben ganz allgemein Vor- und Nachteile.
      Unter den Vorteilen ist die Induktionsarmut zu nennen, unter den Nachteilen ein (ggf. in bestimmten Situationen) etwas höheres Rauschen, eher höhere Toleranzen und - je nach Hersteller - Widerstandsveränderungen durch Alterung.
      In Phono- oder Mikrofonvorverstärkern hat man sie daher nicht so gerne.

      Warum Snsui sie hier so flächendeckend eingesetzt hat und nicht nur im HF- / ZF-Teil, vermag ich nicht zu sagen.

      Viele Amerikanische, Englische und Japanische Hersteller haben damals überwiegend Kohlemassewiderstände verwendet. Hatten sie ihre Gründe? Waren es Kostengesichtspunkte?

      Ulkigerweise werden diese Widerstände heute "in der Szene" sowohl verteufelt als auch als High End NOS Bauteile angeboten.

      Handelsüblich sind sie durchaus auch heute noch, haben also noch ihren Platz in bestimmten Anwendungen:

      http://de.mouser.com/Passive-Components/Resistors/Carbon-Composition-Resistors/_/N-5g9p/

      Im Revox A76 oder Grundig RT100a (die ich hier stehen habe) und auch im K&H FM2002, wurden keine Kohlemassewiderstände eingesetzt. (vielleicht in der UKW-Box?)
      Achim
      Hallo Achim.

      Die Ur-Idee der Aussage im Post 080, sah ich kommen. ASBEST, URANIUM, lauter Modetrends im Radiobau!. Der Deutsche ist ein Bedenkenträger!

      Da muessten die Japaner und Amerikaner ja bekloppt sein, sowas mieses einzubaúen.

      Diese modernen Widerstaende haben mit denen von 1960 nur die "Type- Kohlemasse" gemeinsam.

      So sehen ich das. Von den VITROHM habe ich Daten und Bilder,
















      von denen die Du verlinkt hast, lese ich Komform mit MIL Normen: RC07, RC20, RC32 ohne im Moment die MIL- Daten zu kennen.

      Zerlege halt den defekten , dann wird man sehen. Mit der Feile seitlich mit
      45 ° an einer Kappe anschleifen.

      hans
      Hallo Hans,

      Ich gebe Dir recht, wenn Du sagst: Der Deutsche ist ein Bedenkenträger. Dies trifft tatsächlich in vieler Hinsicht zu. In einem Artikel in der Focus stand mal Folgendes: ".....Die Deutschen prüfen bis zum geht nicht mehr. Sie tragn Bedenken vor bis zum geht nicht mehr. Während die Chinesen machen, können die Deutschen nur verzögern...."

      Da ich speziell mit dem Begriff Kohlemassewiderstand nichts anzufangen wusste, fand ich unter dem link:

      http://www.elektronikinfo.de/strom/widerstand.htm#Kohlemassewiderstand

      zu diesem Bauteil eine Erklärung. Die war eben in der Bewertung der Qualität dieses Teils nicht so positiv. Ob die Erläuterung allerdings sooo korrekt ist vermag ich nicht zu beurteilen. Aber da habe ich natürlich als Laie dann schon gewisse Bedenken bekommen - und daraus resultierte auch meine Frage dazu :)
      ---
      Jürgen
      Hallo Jürgen,

      auf den Artikel trifft man so ziemlich zuerst im Netz. Er differenziert aber nicht zwischen den verschiedenen Generationen, Herstellern und Typen dieser Widerstände. Daher sehr subjektive Aussagen.

      Hallo Hans,
      ich will noch etwas Bildmaterial nachliefern.

      Zuerst der TR610, der früher einmal ersetzt wurde. Die 3 Anschlussdrähte sind noch auf voller Länge und nicht geknickt oder abgekantet, daher wurde er sicher nicht im Werk eingebaut.



      Der Widerstand mit dem von 56K auf 44K erniedrigtren Wert:



      Ein 2K7 Kohlemassewiderstand ist mir beim (vorsichtigen) auf die Seite Biegen zerbrochen. Hier sieht man die Flächen der Bruchstelle:



      Man sieht auch in der dem Anschlussdraht gegenüberliegenden Bruchstelle Metall, das in der Kohlemasse eingebacken ist.

      Bei Bedarf kann ich auch noch einen Widerstand anschleifen.
      Achim
      Achim.
      Im Post 083 habe ich die VITROHM Zeichnung und zwei Muster von mir eingebaut

      Dort sieht man die Draehte gehen in die Kohle hinein, und koennen nicht wie dein Muster abrechen. Meine Camera zeigt das nur mangelhaft.
      Die Zeihnung aber mit viel Nachdenken, schon.

      Die Teile liegen wie in natura. Das ist eine VIT 2 Watt Type






      Dort im Innern wirds es wohl so sein, dass es einen Nebenschluss gibt.
      Den diese werden oefters Nieder- als Hochohmig.

      Ansonnsten weis ich auch nichts mehr.

      Bei SIEMENS fallen die roten Schichtypen am Mag. Auge auch aus.
      Das habe ich im RMorg auch erklaert, glauben tut`s auch keiner.

      http://www.radiomuseum.org/forum/defekte_hochohmwiderstaende.html

      post 2 http://www.radiomuseum.org/forum/grundig_4090_konzertgeraet_magisches_auge_em34.html


      Oder die 16Meg bei FR und BOD WIII

      hans
      Hallo Hans,

      diese tief eingeführten Drähte wie beim Vitrohm sind hier definitiv nicht der Fall. Hinter der Metallpille ist Schluss.

      Aus den vielen Jahren Reparaturpraxis weiss man, dass es bei jedem Widerstandstyp, jeder Bauform und jedem Hersteller auch Ausfälle gibt. Mal sind es hochohmige Werte bei (zu hoher) Gleichspannungsbelastung, mal sind es Widerstände in Ablenkschaltungen durch hohe Impulsbelastung, dann ist es eine Vitrohm Generation, die in den späten Saba Röhrenradios war.

      Nicht ein einziger Defekter ist mir bei den Beyschlag, wo man an den Enden das Lötzinn sieht, untergekommen.

      Die Japanischen Widerstände wie hier beim Sansui aus den späten 70ern sehe ich (heute) nicht als Wackelkandidaten auf breiter Front. Das hätte sich sonst im Englischsprachigen Raum schon herumgesprochen.
      Stichwort "composition carbon resistor Sansui / Japan)"

      Was in 20 Jahren ist...was dann mit UKW ist...

      Ich mache nächste Woche zur Sicherheit noch weitere Testmessungen bei den höheren Werten.

      Anekdote am Rand: Liest man in Amerikanischen HiFi-Foren und Seiten, die sich mit der Aufwertung von "Vintage HiFi" Geräten befassen, wo ja meist technische Laien das Sagen haben, finden sich bei den Sansui Tunern (beim 9900) in erster Linie Empfehlungen, alle möglichen Elkos durch solche mit mehrfacher Kapazität zu ersetzen. Kein Wort zu den Elkotypen und zu alternativen Kondensatoren, Hauptsache viele µF.
      Dann wird dringendst und an erster Stelle der Ersatz der Gleichrichter im Netzteil durch Schottky(!) Dioden empfohlen.
      Es ist eine wahre Freude, diesen Stuss zu lesen.

      Dagegen sieht man hier eine schöne Arbeit bei einem sehr schönen Tuner (man versteht nur leider den Text nicht) Da würde ich aber fast wetten dass die alten ELNAs noch topfit sind :)

      http://amp8.com/sub/radio/tr-tuner/accuphaseet-100.htm
      Achim
      Die Amis denken etwas anders...

      Ein Freund von mir wunderte sich, warum eine bestimmte Messgeräteserie, die er in mehrere Länder exportierte, häufig reklamiert wurde, jedoch nur von amerikanischen Kunden. Ständig war die Netzteilschaltung im Gerät defekt, bzw. andere Fehler, die auf zu hohe Betriebsspannung schließen ließen. Da es um Geld ging, flog er selbst zum Kunden, um sich die Sache vor Ort anzuschauen. Alle Geräte wurden über hochwertige einstellbare Labornetzteile versorgt. Nur hatten die Deppen die Netzteile nicht auf 24 Volt eingestellt, sondern auf Anschlag, gut 30 Volt. Begründung des Labormenschen:
      "Wir gingen davon aus, daß ihre Geräte mit mehr Spannung noch besser funktionieren."

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hier ist als Nachtrag noch die Liste der Messwerte der Elektrolytkondensatoren im TU-9900:

      http://saba-forum.dl2jas.com/bildupload/TU9900Elkos.pdf

      Man sieht, die Ausrutscher in den ESRs, die Kapazitäten sind meist nicht zu beanstanden.
      Da eine Vielzahl der "kleinen" Elkos zur Abblockung nach MAsse verwendet werden, halte ich die ESR-Werte für unnötig hoch und auch funktionsbeeinträchtigend.

      Man beachte zum Vergleich die unten genannten Werte der heutigen Neuware, die jetzt verbaut ist.
      Achim
      Lieber Achim und die anderen Leser!

      Heutige Neuware 105 °C oder mehr ist nicht wirklich mit alten Elektrolytkondensatoren zu vergleichen, da hat sich sehr viel getan. In den 80ern war 85 °C Standard, davor 70 °C. Die hatten nicht wenig Verluste und dafür auch recht große Gehäuse zwecks Wärmeabgabe. Heutige Elkos sind meist für Schaltnetzteile konzipiert.
      Folienkondensatoren wie WIMA MKS können sich ein Kunststoffgehäuse leisten, da sie bei vernünftiger Betriebsbedingung praktisch keine Eigenwärme produzieren, sieht man ja indirekt an den von Achim ermittelten Werten ESR.

      Aktuelle Elektrolytkondensatoren, meist 105 °C, sind nicht das Patentrezept, da muß man etwas aufpassen. Nicht selten erkauft man sich die schönen Werte bei Temperatur und ESR mit einem hohen Leckstrom, da bitte aufpassen!

      Elektrolytkondensatoren im Signalweg mit hohem Leckstrom können eine Verstärkerstufe in einen unbrauchbaren Arbeitspunkt bringen.
      Achim bevorzugt bei kleinen Werten WIMA MKS, die keinen mit einem üblichen Multimeter messbaren Leckstrom haben und bei NF keine nennenswerte Verlustleistung produzieren und fast nicht altern. Vor 30 oder mehr Jahren waren Folienkondensatoren im Bereich µF nicht denkbar, die jetzt kaum größer sind als damalige Elektrolytkondensatoren.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo Tunerfreunde,

      nachdem die Frage der richtigen Kondensatoren gelöst und die Frage, was ist mit den Kohlemasswiderständen, erörtert wurden, geht einem (gemäßigten) Perfektionisten wie mir ein Zweifel oder ein möglicher Makel ja nicht mehr aus dem Sinn.
      Einige Stichproben bei den Widerständen ergaben Werte außerhalb der Toleranz, dann weiß man ja überhaupt nicht, wie sie sich unter Spannung, bei Erwärmung und in 5 oder 10 Jahren verhalten.
      Nun möchte ich dieses anspruchsvolle Gerät auch nicht ausliefern, ohne wirklich alles erledigt zu haben, was für einen dauerhaften(!) störungsfreien Betrieb bei voller Leistung nötig und auch förderlich ist. Also müssen die Widerstände raus.

      Als Ersatz kommen Vishay Metallfilmwiderstände MRS25 mit 1% Toleranz und 0,6 Watt zum Einsatz.

      http://www.vishay.com/docs/28724/mrs16m25.pdf

      Natürlich müssen die einzelnen Platinen für den Ersatz so vieler Bauteile ausgebaut werden. Leider hat Sansui hier der damals bei mehreren Herstellern anzutreffenden Unart gefrönt, Wire-Wrap und Lötung zu kombinieren :(

      Zunächst einige Bilder der fertigen Sektionen als da wären:

      Netzteil - jetzt auch mit frischer hochwertiger Wärmeleitpaste unter den Längstransistoren:



      Der FM-Demodulator:



      Das AM-Teil:





      Und die abgeschlossene rechte Hälte:



      Das Grauen in Form des vollgepferchten Stereodecoders / NF-Bausteins steht mir noch bevor.

      Dann gibt es einige Widerstände an der UKW-Box, sie sind in der Toleranz, da hier induktionsarmut sinnvoll ist, werde ich sie lassen.

      Die Frage, ob die Widerstände im UKW-ZF-Teil ersetzt werden sollten, treibt mich noch um. Ob hier die Induktivitäten der Metallfilmwiderstände stören?
      Achim
      Guten Morgen Achim,
      Guten Morgen die Runde,

      nachdem ich gerade Deine wiederum beeindruckende Doku über den Einsatz dieser Metallfilmwidertände gelesen habe und auch die Frage die Du Dir am Schluss stellst, habe ich mal mit den 3 Stichworten *Metallfilmwiderstände Induktivität UKW* gegoogelt und bin unter anderem auf auf den folgenden Dialog gestoßen:

      http://www.hifi-forum.de/viewthread-71-2738.html

      Da trifft jemand die folgende Aussage:

      "Es ist tatsächlich schwierig, bezüglich des Stromrauschens definitive Aussagen von Herstellern zu bekommen. Da das Stromrauschen ein Phänomen an der Kontaktierungsstelle von zwei leitenden Materialien ist, kann man im Grunde auch keine generellen Aussagen über Widerstandstypen treffen.

      Nach meiner Erfahrung kann es auch zu einzelnen Ausreißern kommen, in einer Serie ansonsten rauscharmer Widerstände. So kenne ich einen Fall in dem bei SMD-Widerständen (Metallfilm 1%) immer wieder einzelne Geräte ein deutlich erhöhtes Rauschen zeigten. Es scheint damit zusammenzuhängen daß der Widerstand durch die Montage und Verlötung mechanischen Spannungen ausgesetzt ist, die sich auf die Kontaktstelle zwischen Endkontakt und Widerstandselement auswirken, und dort zu vermehrtem Rauschen führen können.

      In Audio-Kreisen haben aus diesem Grund die zylinderförmigen SMD-Widerstände (MiniMelf o.ä) einen besseren Ruf als die normalen Chip-Widerstände. Offenbar ergibt die Endkontaktierung als Kappe eine bessere Verbindung als die Endmetallisierung bei SMD-Chips."

      Wäre Letzeres vielleicht ein für Dich interessanter Ansatz?

      OK, es gibt natürlich viele weitere Aussagen zu dem Thema, die ich aber nicht bewerten kann. Sollte ich also hier falsch liegen, bitte ich um Nachsicht - noch mehr Verwirrung stiften möchte ich auch nicht ;)
      ---
      Gruß & Gute Nacht
      Jürgen
      Pistentiger postete
      Da trifft jemand die folgende Aussage:

      "Es ist tatsächlich schwierig, bezüglich des Stromrauschens definitive Aussagen von Herstellern zu bekommen. Da das Stromrauschen ein Phänomen an der Kontaktierungsstelle von zwei leitenden Materialien ist, kann man im Grunde auch keine generellen Aussagen über Widerstandstypen treffen.

      Nach meiner Erfahrung kann es auch zu einzelnen Ausreißern kommen, in einer Serie ansonsten rauscharmer Widerstände. So kenne ich einen Fall in dem bei SMD-Widerständen (Metallfilm 1%) immer wieder einzelne Geräte ein deutlich erhöhtes Rauschen zeigten. Es scheint damit zusammenzuhängen daß der Widerstand durch die Montage und Verlötung mechanischen Spannungen ausgesetzt ist, die sich auf die Kontaktstelle zwischen Endkontakt und Widerstandselement auswirken, und dort zu vermehrtem Rauschen führen können.

      In Audio-Kreisen haben aus diesem Grund die zylinderförmigen SMD-Widerstände (MiniMelf o.ä) einen besseren Ruf als die normalen Chip-Widerstände. Offenbar ergibt die Endkontaktierung als Kappe eine bessere Verbindung als die Endmetallisierung bei SMD-Chips."
      Solche Quellen sind genauso dubios wie sie unzuverlässig sind! Nichts weiter, als rein subjektive Einschätzungen und Spekulationen. Werden Widerstände ordentlich hergestellt und sachgerecht verbaut, dann ist deren Rauschverhalten ein vernachlässigbarer Faktor, sich darüber den Kopf zu zerbrechen ist sinnlose Haarspalterei. Abgesehen davon, was soll das werden, etwa eine Doktorarbeit in Radiotechnik!? Wenn nach eigener Einschätzung der Einbau von Metallfilmwiderständen im UKW-ZF-Teil als kritisch erkannt worden ist, dann werden eben die besten Kohleschichtwiderstände eingebaut die es gibt, Punkt. Sich darüber graue Haare wachsen zu lassen ist völlig überflüssig, da der Tuner deswegen nicht besser oder schlechter funktionieren wird.
      Hallo anonymer Wellenreiter,

      jeder, der hier Projekte, seien es Reparaturen oder Rastaurationen vorstellt und mit Bildern dokumentiert, hat seine eigenen Überzeugungen, Prinzipien und Ziele, nach denen er arbeitet.
      Wenn Dir dieser Stil im Einzelfall nicht gefällt, oder er Dich provoziert, solltset Du demonstrieren, wie man besser arbeitet oder Deine Kritik sachlich fundieren. Anderenfalls ist sie genau das, was Du oben anprangerst, nämlich subjektive Einschätziung und Spekulation.
      Fragen wie "...was soll das werden, etwa eine Doktorarbeit in Radiotechnik!?" entlarven den Fragesteller jedenfalls als populistischen Laien, der die Masse hinter sich glaubt, wenn irgendwo der kleinste gemmeinsame Nenner verlassen wird.
      Achim
      Hallo Jürgen,

      doch nun zurück zur Sache!

      Zunächst sei angemerkt, dass hier im TU-9900 keine SMD und auch keine MELF Bauteile vorkommen. Auf diese Bauteile beschränkte Eigenarten können wir also getrost vernachlässigen.

      Ganz allgemein zur Thematik Kohlemassewiderstände finden sich hier im Forum verschiedentlich fundierte Beiträge von Peter (hf500), der die Hintergründe detailliert dargestellt hat.

      So wird ein Kohlemassewiderstand unter hohem Druck aus einer Mischung von Graphitpuder und Füllmaterial hergestellt. Je nach Mischungsverhältnis folgt ein bestimmter Widerstandswert.
      Man kann ihn wegen der vielen elektrischen Übergänge zwischen Leiter (Graphit) und Isolator (Füllmaterial) auch als definierten Wackelkontakt auffassen, im Gegensatz zu einem normalen Kohle- (schicht) Widerstand, bei dem die Länge des Wendels den Widerstandswert bestimmt.
      Diese Wackelkontakteigenschaft führt dazu, dass höhere Widerstandswerte ein größeres Rauschmass aufweisen, als konventionelle Typen, was in empfindlichen Schaltungen, wie etwa Mikrofon- oder Phonovorverstärkern störend ist.
      Eine sprunghafte Änderung des Widerstandswertes in Abhängigkeit von der anliegenden Spannung, die bei Kohlemassewiderständen schlechter Qualität oder bei gealterten Exemplaren auftreten kann, hat in Audioverstärkerschaltungen Verzerrungen zur Folge.

      Die Vorteile der Kohlemassetechnologie liegen in ihrer Induktionsarmut, daher der häufige Einsatz im HF-Bereich und ihrer höheren Impulsbelastbarkeit, was zu ihrer Verwendung in der Fernsehtechnik (Ablenkschaltungen, Bildröhrenperipherie) geführt hat, auch wenn sonst durchweg andere Widerstände zum Einsatz kommen.

      Leider ergeben sich durch die Problematik der Kontaktierung und die Beschaffenheit des Materials beim Kohlemassewiderstand weitere Risiken für
      - die Stabilität im Zeitablauf
      - die Stabilität bei Temperaturänderung
      - die Widerstandsänderung in Abhängigkeit der Betriebsspannung
      - die Toleranz

      Nur diese zuletzt genannten Aspekte habe ich zur Entscheidungsgundlage gemacht.
      Nachdem bereits eine Funktionsstörung in der Monoumschaltung vorlag, die auf einen defekten Kohlemasswiderstand zurückging und sich bei einer Stichprobe weitere Exemplare fanden, die nicht mehr im Toleranzbereich liegen (Messwerte folgen), und auch nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob die Kontaktierung der von Sansui verbauten Widerstände dem letzten Stand der Technik entspricht (siehe weiter oben im Thread), waren für mich die Zweifel an diesen Bauteilen zu hoch.
      Das bedeutet nicht, sie mit den reihenweise ausfallenden Vitrohm Kohlemassewiderständen aus den frühen 60ern auf eine Stufe zu stellen. Ich bin vielmehr aufgrund der Messwerte in der Stichprobe nicht mehr hinreichend sicher, dass sie langfristig in diesem konkreten Tuner keine Funktionsstörungen oder Funktionsbeeinträchtigungen verursachen werden.

      Hinzu kommt, dass hier einige Bereiche der Schaltung, die durch Abschirmhauben gekapselt sind, im Betrieb eine starke Erwärmung erfahren. So trat der genannte Monofehler erst nach ca. 15 Minuten auf. Auch diese Tatsache spricht gegen 30 Jahre alte Kohlemassewiderstände, die für ihre temperaturabhängigkeit bekannt sind.

      Wenn jetzt ein Saba Peggy oder Sandy auf dem Tisch stünde, hätte mich das allles nicht beunruhigt.
      Bei einem Sansui TU-9900, einem der leistungsfähigsten Tuner seiner Zeit, sehe ich die Sache allerdings etwas enger.
      Meine Überzeugung bei Reparaturen ist, nicht nur aktuell akute Fehler zu beseitigen, sondern auch alle zukünftig zu erwartenden Probleme bereits vorab zu vermeiden. Heute spricht man dabei gerne von Proaktivität.

      Ich will sicherstellen, dass dieses Gerät bis zum Ende seiner Lebenszeit - oder dem des UKW-Rundfunks - störungsfrei und bei voller Leistungsfähigkeit funktioniert.
      Achim
      Hallo Jürgen.

      so eine Arbeit ist ja ein Prozess oder ein Weg, bei dem nicht vor Beginn der Arbeiten alles feststeht.
      Es gilt, das erforderliche Maß an Flexibilität zu besitzen, um Anpassungen an der Vorgehensweise vorzunehmen, wenn neue Informationen dies nahelegen.

      Input von Mitlesern, auch Kritik, ist dabei essentiell, sofern sie sich nicht auf verächtliche Kommentare beschränkt.
      Für ein optimales Ergebnis ist sie jedenfalls förderlich.
      Achim