Saba HiFi Studio 8120 Receiver

      Hallo Sabanauten,

      der SABA HiFi Studio 8120 Receiver war seinerzeit eine Art 8080 für die dickere Brieftasche.
      Seit langem steht bei mir ein Exemplar des 8120 G (also Baujahr um 1971) in üblem Zustand herum und wartet auf seine Wiederindienststellung.

      Heute habe ich ihn endlich geöffnet und entblättert, um festzustellen, dass das Innere stark verschmutzt ist (bin ich ja gewohnt) und dass zwei Knöpfe auf den Drucktasten vorne fehlen.
      Diese Tasten bestehen aus den üblichen silbernen Druckknöfen, haben aber eine Verlängerung aus schwarzem Kunststoff.
      Die Aufnahme an den Druckschaltern ist glücklicherweise nicht beschädigt.

      Daher beginnt der Thread mit einer Suchanzeige und einem Bild der betroffenen zwei Knöpfe:



      Wer kann sachdienliche Hinweise zur Ergreifung solcher Knöpfe geben oder hat gar welche in seinem Besitz?

      Gleich geht es weiter mit einem Fotoüberblick des unreparierten Gerätes...

      Die Draufsicht auf den rechten Teil des Chassis,



      die linke Seite,




      das Netzteil für die Endstufen,




      den Bereich unter der Treiberplatte mit dem restlichen Netzteil und links unter dem Abschirmkästchen dem Phonovorverstärker,



      den luxeriösen 10(!)fach Preomat,



      die Reglerplatte,



      und die Rückseite mit den damals nicht selbstverständlichen 8 Endstufentransistoren



      Die angegebene Ausgangsleistung von 2 x 40 Watt Sinus-Dauerton-Leistung und 2 x 60 Watt Musikleistung an 4 Ohm erscheint bei dieser Bestückung absolut realistisch und seriös gemessen.
      Achim
      Ein schönes und interessantes Gerät - ordentlicher und sauberer Aufbau ohne viel Schnickschnack.
      Es gibt für einen Achim aber auch etliche Baustellen, die man schon erkennen kann, habe ich recht? Ich denke da an die vielen im Signalweg eingebauten Tantal-Kondensatoren, die bei diesen Baureihen (so auch in meinem 8080 und 8100) gern Probleme machen. Was auch bei diesem 8120 auffällt ist das Sammelsurium an verschiedenen Widerständen. Hier schien es schon angefangen zu haben, daß eingebaut wurde, was gerade da war.

      Und die Skalenlämpchen sind ja schön schwarz... leuchten die noch?

      Auf jeden Fall schon mal viel Erfolg bei der Restaurierung, das wird sicher wieder ein tolles Gerät!
      Gruß, Gunnar
      Hallo Gunnar,

      ich lasse mich mal überraschen, was alles zu tun ist.
      Die Schieberegler werden wohl infolge von "Tantalrestströmen" kräftig kraspeln.

      Auch auf der Grundplatte sieht man bei einigen Elkos sehr schön, wie sich das ausgetretene Elektrolyt kreisförmig auf der Platine verteilt hat.



      Dann gibt es Selengleichrichter, ausgeleierte Sicherungshalter, jede Menge Reinigungsarbeiten, defekte Lämpchen...

      Interessant scheint mir die aufwändige Schaltung zu sein: Eine leistungsfähige Endstufe, die UKW-Box des 8080, ein für LMK und UKW gleichermaßen aufwändiger ZF-Verstärker (UKW mit TAA450), der "moderne" Decoder mit MC1305P, der Berührungssensor am Abstimmknopf zur automatischen AFC-Steuerung...
      Achim
      Zur Überarbeitung und weil sie bei der Reinigung und Reparatur der Grundplatte im Weg ist, werde ich zuerst die Treiberplatine ausbauen.

      Man fragt sich natürlich sofort, wie kommt eine Endstufe mit 8 Endtansistoren (2N3055) mit nur 4 Emitterwiderständen aus?
      Kommt sie nicht, weitere 4 Stück sind direkt an den Kühlkörpern eingebaut. Man hat hier wohl einfach modifizierte Treiberbausteine der kleineren Receiver verwendet.

      Ein BC303-5 fehlt. Ich hatte ihn für meinen VS80 gebraucht.



      Im Laufe dieser Arbeiten hoffe ich auch Hinweise auf den Zustand der Elkos zu bekommen.
      Achim
      Da bin ich schon gespannt auf die Fortsetzung, da mein 8120 zwei kleine Probleme hat: Erlöschen der Stereoanzeige bei Einschalten von AFC und auch sonst immer wieder, obwohl die Feldstärkeanzeige vollen Empfang anzeigt (und auch Stereo wiedergegeben wird)
      Das Design ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber was Ausstattung und Klang angeht, braucht sich der 8120 nicht zu verstecken, auch der UKW-Empfang an analogem Kabelanschluß ist ohne Probleme möglich
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Also das Design ist heute zwar gewöhnungsbedürftig aber nicht schlecht.
      Die Aufteilung und Gestaltung der Front etwa gefällt mir sehr gut, allerdings sind die eigentliche Frontblende und die Schiebepotiknöpfe aus Kunststoff.
      Dafür sind die Drockknöpfe aus Metall, die Skala ist aus Glas, was beim Modell des Folgejahres schon wieder geändert wurde.
      Das Gehäuse in der Nussbaumausführung gefällt mir persönlich nicht, ich mochte schon immer lieber schwarz. Daher werde ich das Gehäuse wohl schwarz lackieren oder beschichten.
      Mal sehen, wie sich das mit der grauen Front so macht...

      Heute begannen die Arbeiten am Treiberbaustein. Beim Ausbau stellte sich heraus, dass die Anschlussdrähte ziemlich stümperhaft angelötet waren und wohl schon Reparaturen in diesem Bereich erfolgt sind. Ein Tansistoranschluss war so schlecht gelötet, dass kein Kontakt bestand. Der Staub deckte eben Vieles zu. Der Techniker, der dabei am Werk war, bekommt von mir noch die goldene Zitrone für das übelriechendste und fließunfeudigste Lot der letzten Jahrzehnte :(
      Die Nahaufnahmen von um 45° verkippt eingebauten Transistoren und einseitig durch die Platine durchgenagelten Widerständen spare ich mir hier, ich hatte das ja schon mehrfach angesprochen.
      Bei Saba Geräten der 70er und 80er hat man manchmal den Eindruck, dass in der Platinenfertigung bemerkenswerte Toleranzen geduldet oder in Kauf genommen wurden.



      Der Baustein erfährt nun die bei mir übliche Behandlung mit Ersatz der Elkos und Trimmpotis, Ersatz der beiden Koppelelkos im Eingang durch WIMA MKS, Reinigung, Ausrichtung der Bauteile und so weiter.

      Die Lötseite sieht nicht so überzeugend aus, es sollte wohl unbedingt der Weltrekord im Zinnsparen gewonnen werden. Hauchdünn ist die Lotschicht und an den Anschlussdrähten eingeschrumpft, wie mit Druckluft weggeblasen. Ein Großteil der Lötstellen muss nachgearbeitet werden.
      Glücklicherweise ist in dieser Hinsicht auf den Grundplatinen alles in Ordnung.
      Achim
      Mir fällt noch das eine (!) total angelaufene Trimmpoti rechts vorn auf. Vom Typ passt es nicht zu den anderen auf der Platine. Ist das schon durch einen Reparaturversuch dort reingekommen, oder stammt es wohl schon aus der Restekiste bei der Bestückung? Interessant wäre, wodurch es so einen starken Sulfidübezug bekommen hat. Ist der Elko daneben auch ausgelaufen? Das hatte ich auch schon mal, daß ausgelaufener Elektrolyt so etwas ausgelöst hat.

      Aber die Potis gehören sowieso alle erstetzt. Diese offene Bauart ist ja immer wieder ein Auslöser von Problemen.
      Gruß, Gunnar
      Die vier Trimmpotis waren alle noch die Originalbestückung.

      Hier zeigt sich wieder, dass es bei Saba üblich war, für die beiden Kanäle bei Stereogeräten auch Bauteile unterschiedlicher Hersteller oder verschiedene Bauformen einzusetzen.
      Solange die Teile neu und elektrisch einwandfrei sind, ist das ja auch gar kein Problem. Wenn sie unterschiedlich altern, stellen sich freilich Kanaldifferenzen ein.


      Gerade bei dem Trimmermodell, das schwarz angelaufen ist, lässt häufig die Federspannung des Schleifers nach, während das an den anderen drei Positionen eingebaute Modell sehr haltbar ist.
      Allerdings sind alle 4 stark verschmutzt und im Interesse der Langzeitstabilität und damit ein zuverlässiger und stabiler Abgleich möglich wird, müssen sie ersetzt werden.
      Achim
      Hallo Achim,
      sehe ich das richtig, das hier sowohl Silizium- als als auch Germanium-Transistoren verbaut sind (T802?)??
      mein Gerät hatte ich nach Erwerb nur einmal offen, um eine Grundreinigung zu machen, überarbeitet ist noch gar nichts, aber oxidierte Potis und die schludrige, z.T. "zusammengesuchte" Bestückung kann ich aus dem Gedächtnis noch bestätigen
      (Stammen die roten Markierungen an diversen Bauteilen von dir?)
      Gewöhnungsbedürftig bezüglich des Design meinte ich so, dass das Gerät im ersten Moment unaufgeräumt wirkt, inzwischen habe ich mich daran "gewöhnt" und finde es (auf den zweiten Blick) mit Ausnahme des Grautons der Front ganz gut und doch übersichtlich, eine schwarze Lackierung hatte ich auch erwogen, aber dann aufgegeben, da das Gerät als "Spielgefährten" einen Dual 1228 in umgebauter CK5-Zarge, ein Philips N4418 und ein Dual C901, alle in Nußbaumfurnier hat
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo Jörg,

      ja, Germanium ist auch mit an Bord. Zum Beispiel T172 und T173 (AC125) in der UKW-ZF Regelung.

      Die Markierungen mit Filzschreiber finden sich an Elkos und Transistoren. Sie sind bei Saba gemacht worden. Ich _vermute_ sie wurden bei der Kontrolle auf richtige Polarität bzw. richtigen Einbau nach dem Bestücken oder nach dem Löten angebracht.
      Manchmal sind sie auch schwarz oder grün, aber immer an allen Elkos (seltsamerweise nicht bei Tantalelkos).

      Bevor es an die Überarbeitung der Grundplatine geht, werden die Bausteine ausgebaut und revidiert. Für die Treiberplatine sind Teile im Zulauf, also war der Phonovorverstärker dran. Er ist auf einer eigenen Platine aufgebaut, hat ein Metallgehäuse zur Abschirmung und erinnert an den später beim 92xx eingesetzten Phonovorverstärker.



      Man beachte die sensationell überdimensionierten (senkrecht stehenden) Kohleschichtwiderstände!
      Das hat natürlich, wie neulich im Sansui T-9900 Thread deutlich wurde, seinen Grund:
      Je höher die Nennbelastbarkeit eines Widerstands, desto geringer sein Rauschen.
      Auch sonst hat Saba dieses Detail sehr solide und technisch einwandfrei gelöst. Da wurde ein hoher Geräuschspannungsabstand bei Phono angepeilt.

      Hier nun noch der fertige Baustein



      und das Schaltbild:

      Achim
      Hallo Jörg,

      ja, das sind MKS2 - aus der Miniaturserie. Hier in 10µF 50V- bei einer Größe von ca 10 x 8 x 15mm.
      Leider sind sie nicht mehr bei allen Händlern im Sortiment (Reichelt=nein, Conrad=ja, Farnell =ja) und leider liegt der Kurs bei rund € 4 das Stück.

      Ich bin bei Audioschaltungen inzwischen ein großer Freund dieser Kondensatoren. Man kann von 0 bis 10µF alles damit ersetzen.
      Die elektrischen Daten sind hervorragend und Elkos oder Tantalkondensatoren überlegen. Dazu kommt noch eine viel niedrigere Toleranz und hohe Alterungsbeständigkeit.

      Auch halte ich einen negativen Einfluss auf den Klang bei diesen Kondensatoren für am wenigsten wahrscheinlich.

      Zudem ist es ein Deutsches Produkt und die haben bei mir - zumal bei gleicher oder höherer Qualität - Vorfahrt.

      Morgen ist der sog. Zusatzverstärker an der Reihe.
      Diese Baugruppe erhält die FM-ZF aus einem Abgriff im regulären ZF-Verstärker, der sehr früh liegt.
      Der Zweck des Zusatzverstärkers, der ein eigenes TAA450 ZF-IC hat und eigene Filter, womit er eigentlich einen eigenen parallelen ZF-Verstärker darstellt, besteht darin,

      - über einen eigenen nachgeschalteten Diskrimininator die automatische Tuner-Feinabstimmung zu steuern,

      - das Abstimmanzeigeinstrument anzusteuern,

      - die ZF-AGC zu steuern und

      - die Schaltschwelle des Stereodecoders zu steuern.

      Eine Menge Funktionen also, die oft einfach vom regulären ZF-Verstärker mit ein wenig zusätzlicher Beschaltung miterledigt werden, hier aber völlig separat und unabhängig mit erheblichem Aufwand geregelt sind.
      Das hat klare Vorteile, da die eigentliche UKW-ZF Schaltung nicht beeinflusst oder belastet wird und sich ausschließlich um die saubere und stabile Signalverarbeitung des Empfangssignals kümmern kann.
      Auch hochwertige Tuner gehen denselben Weg. Man staunt, welcher Aufwand dann für diese peripheren Funktionen erforderlich ist.
      Hier beim 8120 hat man ihn nicht gescheut.

      Der ausgebaute Baustein:



      Ich werde ihn reinigen, die 3 Trimmpotis ersetzen und den 5µ Tantalelko ersetzen.
      Der Baustein hat bei meinem Gerät keine Abschirmhaube. Ich bin nicht sicher, ob das so richtig ist, da die beiden Massekontaktfedern auf der Grundplatine vorhanden sind.

      Bei der noch zu besprechenden Technik, wie den AM- und FM-ZF-Verstärkern wird sich zeigen, dass beim 8120 ein ganz beachtlicher schaltungstechnischer Aufwand betrieben wurde. Ich bin dabei sehr positiv überrascht.
      Achim
      Hallo Lutz,

      die Knöpfe kann man einwandfrei reinigen, wenn man die Kunststofffrontplatte abnimmt (wie auf meinen Bildern).
      Man muss nur die Schiebereglerknöpfe und den Senderwahlknopf abziehen und 4 Schrauben lösen. Dann kommt man an alle Knöpfe prima heran.

      Die Knöpfe der Drucktasten sind aufgesteckt und sehr fest verriegelt, damit sie beim Auslösen nicht wegkatapultiert werden.
      Ich schaue heute mal nach, wie man sie elegant abnehmen kann.
      Achim
      Der Zusatzverstärker ist inzwischen fertg geworden



      Es zeigt sich doch, dass so ein 8120 im Zusatnd wie der in meinem Besitz befindliche eine Menge Arbeit macht!
      Die aufwändige Schaltung führt dazu, dass Grundplatte und Bausteine mit einer großen Zahl Bauelemente teilweise recht dicht bestückt sind. Gereinigt will auch alles sein...

      Bei einzelnen Bereichen bin ich allerdings schon weit fortgeschritten.

      So zum Beispiel der Bereich NF-Verstärker / Filter



      und das allgemeine Netzteil



      Prinzipiell ist die rechte Seite der Grundplatte fertig. Es fehlen noch3 Elkos, die nicht vorrätig waren.



      als Nächstes kommen der Treiberbaustein, die Reglerplatte, der Sensorverstärker und natürlich die linke Seite der Grundplatte an die Reihe.
      Achim
      Und weiter geht es mit einem Blick in den geöffneten AM-ZF-Vertärker. Er ist hier aufwändiger realisiert als in den anderen 8xyz Modellen und als separater
      Filterzug parallel zum FM-ZF (im Hintergrund) aufgebaut.
      Im Eingang arbeiten zwei FETs, das ganze ist für einen AM-Teil ziemlich üppig ausgeführt.
      Zwischen den beiden Filterreihen liegt der Stereodecoder, hier nicht als separater Baustein wie etwa beim 8080. Der Decoderbereich ist noch in Arbeit...




      Der UKW-ZF-Verstärker ist schwer zu fotografieren, da die Gehäuserückfront im Wege ist.
      Leider kann man die Bausteine hier nicht ohne Weiteres ausbauen, da die Platinen durch gefräste Schlitze in der Grundplatte gesteckt, und dort verlötet sind. Das ist keine sehr servicefreundliche Lösung, andererseits sind vorwiegend ausfallunfreudige Bauteile in den ZF-Verstärkern und alle Filter, die abgeglichen werden können, sind von oben zugänglich.



      Auch der AM-HF-Bereich ist fertig gereinigt und überholt:



      Stereodecoder und Treiberplatine muss ich noch abschließen. Bis man bei diesem Receiver von vorne bis hinten durch ist, hat man allerhand zu tun.

      Edit:

      Oops! Sowas darf eigentlich nicht passieren (das bringe ich morgen in Ordnung).

      Achim