Holzgehäuse lackieren

      Hallo alle zusammen.

      Nach dem Kondensatorentausch ist das Gehäuse von meinem Meersburg 8 Automatic nun auch endlich fertig lackiert. Hier mal ein Bericht wie ich dabei vorgegangen bin.

      Zuerst einmal das verwendete Werkzeug und die verwendeten Materalien:
      Kork-Schleifklotz zum Planschleifen
      Farbspritzpistole Metabo FB2200 mit 1,5 mm Düse
      Kompressor mit Druckminderer und Wasserabscheider, eingestellter Arbeitsdruck 3,5 bar
      Kunststoffspachtel

      Grüneck Power Abbeizer
      Anlauger (Salmiakgeist) zum Neutralisieren des Abbeizers
      Nass-Schleifpapier mit den Körnungen 320 / 400 / 600 / 2000 und 5000
      Hesse Lignal Edelholzbeize Nussbaum BE 35-20006 (WN213-0336)
      Goldmetallic Autolack aus der Sprühdose von Multona Farbnummer 0563
      Hesse Lignal Isoliergrund DG417
      Hesse Lignal Brilliant-Lack DV489
      Hesse Lignal Härter DR470
      Hesse Lignal Verdünnung DV490
      3M Schleifpaste Finesse-It

      So, und los geht`s:
      Zuerst habe ich mit einem Heissluftfön den Messing-Zierrahmen entfernt. Dazu habe ich die Zierleiste gleichmässig erhitzt und an der Stelle an der die Klammer war angefangen die Leiste mit einem Schraubenzieher abzulösen. Beim erhitzen vorsichtig arbeiten um das Furnier nicht anzubrennen. Ist ein kleines Stück abgelöst kann man anstelle des Schraubenziehers besser ein kleines Messer benutzen. Dabei niemals mit Gewalt vorgehen um die Zierleiste nicht zu beschädigen. Ich denke mal Ersatz wird schwer zu beschaffen sein.

      Als nächstes habe ich mir die Maße der Zierstreifen aufgeschrieben damit ich nachher noch weiß wo die hingehören. Dann habe ich den alten Lack des Gehäuses mit Grüneck Power Abbeizer entfernt. Zum entfernen der angelösten Farbe habe ich einen Kunststoffspachtel benutzt um das Furnier nicht zu beschädigen. Diesen Vorgang solange wiederholen bis die Farbe restlos entfernt ist.
      Anschließend mit Schwamm und Wasser die Oberfäche abwaschen und trocknen lassen.
      Danach die Oberfläche mit Anlauger behandeln um evtl. noch vorhandene Abbeizerreste in den Holzporen zu neutralisieren.
      Nach dem Trocknen habe ich das Furnier mit 320er Schleifpapier leicht angeschliffen um die hochstehenden Holzfasern zu entfernen. Beim Schleifen immer sehr vorsichtig umgehen da das Furnier sehr dünn ist und besonders an den Kanten und Rändern sehr schnell durchgeschliffen ist. Anschließend habe ich das Gehäuse mit Hesse Lignal Edelholzbeize Nussbaum BE 35-20006 (WN213-0336) gebeizt.

      So, jetzt geht es an’s lackieren:
      Grundiert habe ich das Gehäuse mit Hesse Lignal Isoliergrund DG417. Mischungsverhältnis 5:1 mit Hesse Lignal Härter DR470 plus 10% Verdünnung Hesse Lignal DV490.
      2 x Nass in Nass mit 30 Minuten Zwischentrocknung.
      Nach 48 Stunden Trocknung Nass-Schliff mit Schleifpapier 320er Körnung.
      Dabei wieder sehr vorsichtig schleifen da man sehr schnell durch die Grundierschicht schleift und dann an dieser Stelle auch schnell die Edelholzbeize mit abgeschliffen wird.

      Diesen Vorgang habe ich dann noch einmal wiederholt. Dann habe ich 2mm breite Goldzierstreifen aufgeklebt und musste feststellen das diese doch nicht so hauchdünn waren wie beschrieben. Ich hätte noch unzählige Grundierschichten auftragen müssen um nachher eine ebene Oberfläche zu bekommen. Ich habe mich dann dazu entschieden die Zierstreifen auch aufzulackieren. Die aufgeklebten Zierstreifen habe ich aber noch draufgelassen und an den Rändern mit diesem Klebeband abgeklebt:

      http://www.ebay.de/itm/271003148161

      Anschließend habe ich die aufgeklebten Zierstreifen wieder entfernt. Dabei vorsichtig ziehen damit keine Klebstoffreste auf dem Gehäuse bleiben. Dann die Zierstreifen mit dem Lack aus der Sprühdose auflackieren.
      Nach dem Trocknen der Farbe habe ich das Abklebeband entfernt und die Zierstreifen vorsichtig mit 600er Schleifpapier nass angeschliffen um die Kanten zu glätten.

      Danach habe ich noch 2 mal Grundierschichten wie oben beschrieben aufgetragen. Nach der letzten Grundierschicht abgestufter Nass-Schliff 400er / 600er Korn. Die ganze Oberfläche sollte jetzt Plan erscheinen und alle Poren geschlossen sein. Ansonsten noch 1x oder 2x grundieren. Bei mir haben vier Grundierschichten gereicht.

      Anschließend habe ich das Gehäuse mit Hesse Lignal Brilliant Lack DV489 ablackiert. Mischungsverhältnis 3:1 mit Hesse Lignal Härter DR470 plus 10% Verdünnung Hesse Lignal DV490. Das ganze habe ich dann 1 Woche trocknen lassen und anschließend mit 2000er Schleifpapier und zum Schluss mit 5000er Schleifpapier nass geschliffen.

      Der Meister der Tischlerei, in der ich mir auch den Lack besorgt habe, hatte mir angeboten das ich das noch ausstehende Polieren/Schwabbeln bei ihm in der Werstatt machen könnte.
      Ich habe es dann aber selbst probiert und habe es nicht mit einer Poliermaschine gemacht sondern von Hand. Als Polierpaste kam Finesse-It von 3M zum Einsatz. Und hier das Ergebnis:











      Es war zwar jede Menge Arbeit, und mal eben schnell gemacht ist sowas auch nicht, aber der ganze Aufwand hat sich auf jeden Fall gelohnt.

      --
      Gruß
      Manni
      Hallo Manni,

      sehr saubere Arbeit :respekt:

      Im Grunde genommen mache ich es so ähnlich, nur verwende ich einen HS Lack und grundiere nur einmal ganz am Anfang mit Glou Schellschliffgrund um dem Holz die Saugfähigkeit zu nehmen. Nach einem Zwischeschliff erfolgen mehrere Schichten mit zweikomponenten HS- Klarlack (HS = High-Solid-Lacke besitzen einen hohen Feststoffanteil von bis zu 80 Prozent. Ihr Lösemittelgehalt liegt zwischen 10 und 20 Prozent). Dies hat den Vorteil dass der Lack bei der Trocknung nur wenig schrumpft, Poren schnell schließt und direkt hohe Schichtdicken ermöglicht.
      So z.B. gibt es keine Probleme bei der Einbettung der aufgeklebten Zierstreifen. Ein weiterer Vorteil den der hohe Feststoffanteil im Lack bietet ist die hohe Festigkeit gegen Abrieb und Kratzerbildung beim Reinigen.

      Edit: Dir ist es gelungen den Übergang von Front- und Seitenteilen zum Deckel mit Beize zu färben. Manchmal gelingt dies aber nicht ,da sich an der Stufenfalz Leimreste befinden und die Beize dort nicht angenommen wird. Das hellere Unterholz kommt dann stellenweise zum Vorschein, was sich dann als unsaubere Kante darstellt. Diesen sichtbaren Teil des Unterholzes wurde damals schon mit einer brauenen Deckfarbe überzogen. Wird also die Annahme der Beize verweigert bleibt einem nichts anders übrig als dies Kante sauber mit Linierband (genau wie bei Deinen Goldstreifen) abzukleben und mit brauer Deckfarbe zu lackieren.

      Und noch etwas: Die Holzleiste im unteren Teil der Schallwandöffnung entferne ich aus dem Gehäuse, ebenso wie die umlaufende Messingleiste mit viel Wärmezufuhr. Vorher wird aber noch der Filzstreifen mit dem Cutter sauber von der Holzleiste abgetrennt. Die Leiste wird genauso behandet wie der Rest des Holzgehäuses und lestztendlich nach Fertigstellung wieder zusammen mit dem Filzstreifen eingeklebt.
      Was man noch erwähnen sollte, die Klebefläche der umlaufenden Messigleiste sollte man vor dem Lackieren mit Klebeband sauber abdecken. Dies erleichtert dann das spätere Einkleben der Messingleiste, denn die Klebefläche wird unweigerlich beim Lackieren mit beschichtet. Der Nachteil, wenn man das nicht abklebt, ist dass durch den aufgebauten Lack die Messingleiste nicht mehr in den Rahmen passt und man den Lack wieder von der Klebefläche entfernen muss.

      Sieh das bitte nicht als Kritik an Deiner Arbeit, es soll lediglich nur dazu dienen den Arbeitsaufwand zu veringern.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz
      Aha, jetzt weiß ich auch warum der Abbeizer genau an diesen Stellen so eine dunkelbraune Färbung angenommen hat.
      Ich habe ja versucht die kleine Holzleiste abzubekommen aber die ist so bombenfest verklebt und noch zusätzlich vernagelt. Ich hatte einfach Angst das mir die dünne Leiste kaputtgeht. Obwohl, wenn ich jetzt mal drüber nachdenke, da war doch irgendwas mit Heißluftfön?:mauer:
      Naja, ich könnte das mit der Holzleiste ja noch machen, aber dann müsste ich mir noch wieder den Lack besorgen, der ist nämlich restlos alle. Daher lasse ich es so.
      Mit dem abkleben der Klebeflächen hast du schon Recht, da musste ich schon 1 Stunde investieren um die wieder sauber zu bekommen.
      Ich bin froh das der größte Teil der Arbeit fertig ist. Jetzt noch die Messingteile behandeln und den Schallwandstoff reinigen und dann kann ich alles wieder zusammensetzen.
      Alles in allem hat es großen Spaß gemacht, so ein altes Schätzchen wieder flott zu machen. Das Radio wird dann einen Ehrenplatz im Wohnzimmer bekommen.
      --
      Gruß
      Manni
      Hallo Manni,

      Glückwunsch zu der Super Gehäuse - Aufarbeitung !
      Das sieht richtig super aus...
      Was ich mal noch fragen wollte, für den Fall dass ich mir so eine umfassende Arbeit auch mal zumute: Wo bekommt man die von Dir verwendeten Farben, etc...
      Bei meinen letzten Besuchen in Baumärkten ist mir diese Marke zumindest nicht aufgefallen. Da gibt es immer nur CLOU.

      Gruß
      Florian
      Gruß Florian
      Hallo Manni

      Wunderschöne Arbeit!! Mein neuerworbenes Meersburg 7 wird es wohl nicht so schön haben da die Anschaffung des Werkzeugs und der Farben den Rahmen sprengen würde und ich es dann vieleicht auch noch verderben würde. Ist ja doch ne ganz andere Art Baustelle.
      Kannst auf jeden Fall stolz drauf sein, Respekt!!

      Gruß Ronald
      Hallo Manni!

      Das sieht ja besser aus als neu! Eine Frage hätte ich dazu an Franz bezüglich der umlaufenden Messingleiste. Demnächst steht bei mir ebenfalls eine Neulackierung an; die Messingleiste ist bei dem Gerät stark angelaufen, fast schon schwarz. Meine Frage: Kann man nach dem aufpolieren der Messingleiste nicht das ganze lackieren ohne die Messingleiste abzunehmen? Die Messingleiste hätte dann ebenfalls eine Lackschicht gegen erneute Korrosion. Man lackiert ja auch Messingteile damit sie nicht anlaufen. Oder sollte man die Leiste grundsätzlich abnehmen und separat behandeln?

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      im Prinzip ja (Antwort von Radio Eriwan), nur würde bei den vielen Lackschichten jedesmal die Messigleiste mit lackiert. Bedingt dadurch würde die Leiste von der Optik viel größer erscheinen wie sie in Wirklichkeit ist, im Kantenbereich sammelt sich viel Lack und das Zwichenschleifen würde zudem noch erschwert.
      Die Zeit die Du investierst um die Leiste vom Gehäuse zu trennen und später wieder einklebst machst Du beim Zwichenschleifen 3 mal wieder wett.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
      Hallo Franz, dann probier ich das mal aus. Bei der Breisgau 8 hab ich die Leiste entfernt (War schon zur Hälfte weg) und es war tatsächlich zum abschleifen besser. Der Unterschied war, daß die Leiste von der Breisgau gerade war während sie bei den Tischgehäusen vier Biegungen hat. Ich probiers mal aus und sehe dann wie es wird. Vielen Dank für den Tip.

      Mit welchem Kleber klebst Du die Leisten wieder an?

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo Frank,

      zum Kleben benutze ich Kontacktkleber (Patex Classic), beide flächen bestreichen und minimum 15 Minuten ablüften lassen, dann passgenau zusammenfügen und einmal kurz und fest mit den Händen anpressen.
      Vorsicht! nicht zuviel Kleber verwenden, ersten dauert die Ablüftzeit zu lange und zudem quillt der Kleber beim anpressen zwichen Leiste und Gehäuse hervor.
      Nur wer gegen den Strom schwimmt gelangt zur Quelle, tote Fische schwimmen mit dem Strom!

      Gruß "Plastik" Franz
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