Nordmende Tannhäuser 59

      Hallo Sammlerkollegen,

      momentan scheint Nordmendezeit zu sein. Erst der Phonosuper, dann der Tannhäuser 55 und nun kam das Flaggschiff, der Tannhäuser 59 via einer Kleinanzeige zu mir, besser gesagt, ich hab ihn abgeholt.

      Eins vorweg: wenn er hier mit seinen knapp 17 kg und seiner 70er Breite auf dem Schreibtisch steht, habe ich schon den Eindruck, dass er dem Grundig 5010 und dem Freiburg 9 nach oben droht... :)

      Bin gespannt was er zu bieten hat, wenn er mal richtig unter Strom steht !!

      Ich halte zwar grundsätzlich nichts von Materialschlachten, aber nun hat der 59er eben 6 Lautsprecher verbaut, davon 1 Riesenbrüller in oval, 3 weitere dynamische und 2 vermutlich Hochtonstatiker, allesamt von Isophon.

      Nebenbei sehe ich hier das erste Röhrenradio aus den 50ern live mit 6 Lautsprechern.

      Fragen an diejenigen mit Kenntnis der Materie:

      1. Sind die 6 Lautsprecher wirklich ein Schub mehr an Hörgenuss ?
      2. Wer kann mit dem Schaltbild dienen ?

      Weitere Kommentare natürlich herzlich willkommen !




      Gruß, Dieter
      Dieter, Puristen schwören heute auf einen einzigen Breitbänder, vor allen Dingen wegen der Abwesenheit von Interferenzen und der Punktgenauigkeit der Schallquelle - Stichwort: Laufzeitdifferenzen. Insofern ist eine Konstruktion mit zahlreichen Lautsprechern, die in alle möglichen Richtungen zu strahlen, ein zeitgemäßer Versuch, der sich heute als Irrtum erwiesen hat. Dies sollte jedoch bei der relativ geringen Leistung und dem Hörabstand keine sehr große Rolle spielen.
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Hallo Dieter,

      ein sehr schönes Gerät dieser Tannhäuser!

      Und auf AM hat er wohl auch einiges zu bieten. Mit 2X EF89 und 10 Kreisen.
      Im Jahr 1958 stellte das schon etwas besonderes dar.

      Mir fällt die recht kurze Ferritantenne auf. Auf dem Bild sieht es so aus als hätte sie nicht die übliche Bauform. Was hat es damit auf sich?

      Gruß Udo
      Hallo nochmal,

      nachdem ich heute noch etwas Zeit und Muße hatte, habe ich schon mal begonnen, den Tannhäuser zu zerlegen.

      Anfangs habe ich mir schon Blasen ans Hirn gedacht, wie ich das fehlende Messingschild am Zentralknopf ersetzen kann...



      Nach dem Ausbau des Chassis sah ich ein Teil im Staub liegen und traute meinen Augen nicht:



      Es war doch tatsächlich das abgefallene Messingschild. So viel Zufall, dass das Teil irgendwann in der Vergangenheit in die Tastatur fällt und für ewig dort verharrt...



      Für Udo und alle Interessierten hier nochmal die Ferritantenne und das Gerät von unten, wo es die meiste Arbeit geben wird.





      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      die Bezeichnung HI-FI-Expander ist für eine Taste, welche nur die Polarität eines (bzw. zweier) Lautsprecher dreht ist ein starkes Wort. Ungeachtet dessen ist damit doch eine nahezu verblüffende Wirkung verbunden - auf jeden Fall war das bei meinem Othello so.

      Sonst erweisen sich die NM-Geräte dieser Bauserien recht robust und bereiten nach dem Tausch der üblichen Kondensatoren selten zusätzliche Probleme.

      Ausser man sieht die Kontaktschwierigkeiten des Tastensatzes, besonders im Bereich der UKW-ZF-Unschaltung als ein solches.

      Der gute optische Allgeimeinzustand deines Chassis gibt auf jeden Fall Grund, zuversichtlich einer baldigen "Genesung" des Gerätes entgegenzusehen.

      Wie sieht denn, bei genauem Hinsehen, der Zustand der Skala im Bereich um das MA aus?
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      nochmals danke für

      a.) deine Unterlagen und
      b.) für deine aufbauenden Worte bzgl. der Restauration des Tannhäuser.

      Ja, es stimmt, der allgemeine Zustand ist Schulnote gut, sehr viel schützender Hausstaub und die Anzahl der kritischen Kondensatoren hält sich in Grenzen. Die weißen bleiben natürlich drin, insofern habe ich nur eine Handvoll Teer-, Karamell- oder Malzbonbons zu wechseln.

      Ich berichte weiter.

      Gruß, Dieter

      Edit, Nachtrag: Zu spät gelesen, aber das Skalenglas um das Mag. Band sieht gut aus, gabs da Probleme ??
      Hallo Dieter,

      ja, die weißen... sie täuschen durch ihr schönes Aussehen (ähnlich wie bei manchen hübschen Mädels). Leider kann man sich darauf nicht verlassen und sollte sie, wie Franz bereits anregte, unbesehen austauschen, bevor sie zur Quelle von Ärgernis werden. Dies, obwohl ich prinzipiell nicht für das blindwütige Erneuern von Kondensatoren bin und auch das Wort "Kondensatorkur" nicht liebe - aber wenn man schon mal dabei ist...

      Mit dem Skalenglas gab es häufig Probleme weil das Magische Auge, oder besser dessen Halterung welche aus Schaumgummi besteht, gegen die Skalenscheibe drückte. Mit der Zeit löste sich dieser Schaumgummi in seine Bestandteiele auf, wobei sich eine ätzend klebrige Masse bildete, welche sich mit der Skalenbedruckung vereinte und diese auflöste. Auf diese Weise sehen die meisten Skalen in diesem Bereich nicht mehr sehr schön aus.

      Wenn deine noch einmwandfrei ist, dann ist dir ein Glücksgriff gelungen...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      also erst mal vorweg: mein Skalenglas ist tipp topp in Ordnung !

      Mit deiner Beschreibung hast du recht, allerdings hat sich die Halterung, eigentlich ist es ja eine Art Fremdlichtmaske, bei meinem Gerät in ein Häufchen feine braune Krümelchen aufgelöst, was sich unter dem Glas im Gehäuse ansammelte.

      Insofern ist der Schaden gleich Null !

      Was mir nicht gefällt, ist der schmale Schlitz, den Nordmende der EM84 gönnte. Dieser schießschartengleiche winzige Spalt verdeckt ja mehr als die Hälfte der Anzeigebalken. Aber damit muss man leben...

      Gruß, Dieter
      Hallo in die Runde,

      noch ein kleiner Kommentar zur Lautsprecherbestückung von meiner Seite...

      Die damals vorherrschende 3D-Euphorie (verleichbar mit heute bei den Fernsehern) hatte zu sehr interessanten Konstruktionen geführt, die das normale Mono Signal im Raum plastischer erscheinen ließen. Das fängt mit der Lautsprecheranordnung an, geht über "Schallkompressoren" mit Öffnungen zu den Seiten bis zu diesen "HiFi-Expandern" oder ähnlichen Schaltungen. Spannend ist das auf jeden Fall, obwohl es streng genommen mit HiFi nichts zu tun hat.
      Es ist einfach eine Art, den Hörgenuß positiv zu beeinflussen, egal, ob der Frequenzgang oder die Laufzeit des Signals optimal sind. Darauf kam es nicht an, und ich ziehe heute noch meinen Hut vor den Entwicklern, die solche Abstimmungen quasi "zu Fuß" gemacht haben, um im typischen deutschen Wohnzimmer auf dem Nierentischchen ein für das Ohr spannendes Klanggebilde aufzubauen. Darum sind ja auch die auf die Gehäuse angestimmten Lautsprecher in anderen Gehäusen meist völlig falsch aufgehoben.

      Aber kurz zurück zu den 6 Lautsprechern im Tannhäuser. Bei meinem Fidelio 57 sind es ja deutlich weniger, ich würde mir vor allem vom kleineren Rundlautsprecher auf der Front viel versprechen, der dürfte als Mittel- / Hochtöner einen schönen klaren Klang zur Folge haben. Der große ovale Kracher steigt sicher schon bei unter 6 KHz langsam aus. Mein Fidelio klingt direkt vor dem Gerät schon etwas stumpf, wenn man leicht seitlich steht, ist es deutlich besser. Da müsste der Tannhäuser eine deutliche Stufe drüber stehen.
      Gruß, Gunnar
      Hallo,

      heute hatte ich Zeit, Muße und Lust, den Tannhäuser 59 fertig zu machen.

      Alle Kondensatoren und Elkos, auch die weißen Neokons sind getauscht. Ein ganzer Sack voll Sondermüll !!

      Seit ca 3 Stunden spielt er hinter mir. Erstaunlich ist tatsächlich der Klang: der 32 cm Isophon Tieftöner zusammen mit dem runden MT/HT an der Front harmonieren perfekt zusammen. Wenn man nicht hinguckt, könnte es auch ein Freiburg sein, der sein perfektes Klangbild abgibt.

      Auch HF-seitig steht er SABAs in nichts nach, klarer, trennscharfer UKW-Empfang und leistungsstarke AM-Empfangsleistungen lassen staunen. Nordmende hat damals mit seinem Flaggschiff wirklich eine Marke gesetzt.

      Total interessant finde ich den "HiFi Expander". Die Taste verändert den Klang radikal, die Seitenlautsprecher werden mit einbezogen und bilden ein plastisches 3D-Klangbild. Ich weiß mom. noch nicht, welche Tasten ich wählen soll...

      Selten mußte ich bei einem Gerät den Bass so zurücknehmen wie beim Tannhäuser, die "Bass" Taste scheint mir fast überflüssig.








      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      das Radio gefällt mir so gut, daß ich die Bilder für meine private Sammlung abgespeichert habe.

      Das Skalenglas mit der Front ist ein Blickfang. Die Tastatur sieht hochwertig aus,
      kein billiger Kunststoff.

      Daß diese Geräte vom Klang her gesehen in der ersten Liga spielen wundert mich nicht.
      Das Gehäuse sieht perfekt erhalten aus.

      Glückwunsch!

      Gruß Udo
      Hallo Dieter,

      der steht bei mir auch noch auf der Wunschliste, leider habe ich in der Bucht letztens einen verschlafen.
      Wenn ich mir Dein Werk so betrachte kann ich Dich nur beglückwünschen zu dem schönen Gerät, da hast Du mal wieder ganze Arbeit geleistet. Falls Du feststellst, dass der Platz für das Radio fehlt, meine Adresse hast Du ja......:D

      Freundliche Grüße Otto
      Gruß Otto
      Hallo Otto,

      ja, man kann diese Tannhäuser mit etwas Glück echt noch günstig bekommen. Den meinigen habe ich selbst abgeholt lt. einer eBay Kleinanzeige für wenige Taler.

      Man hat dann wirklich ein Radio stehen, welches sich vor Freiburgs nicht zu verstecken braucht, aber doch nur einen Bruchteil eines solchen SABA Edelschiffes gekostet hat.

      Kommt Zeit kommt Tannhäuser...

      Gruß, Dieter
      Hallo,

      ich krame den Beitrag nochmal nach vorne, weil mir schon wieder drei Nordmendes zugelaufen sind: ein Tannhäuser 59, ein Fidelio 57 und ein Fidelio 58.

      Zunächst habe ich mal nach dem Tannhäuser gesehen, der Rest bleibt erst mal in der Ecke und ich starte mit einer Frage:

      Die beiden unteren Seitenlautsprecher sind ja wohl Piezo-Quäcker. Ich würde sie am Ende der Restauration gerne gegen Hochtonkalotten tauschen. Welche Frequenzen decken bei den 6 Lautsprechern die einzelnen ab?



      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      meinst Du das sind Piezos? Damals hat man doch sehr gern die Elektrostaten eingebaut. Dann müssten sie aber getrennt von den Anderen direkt an einer AÜ-Wicklung hängen.
      Mein Fidelio hat ja nur den großen Isophon und die beiden dynamischen Seitenlautsprecher. Generell gehe ich wie Heino davon aus, daß die beiden "Superhochtöner" nicht viel unterhalb von 10 KHz machen, vielleicht Kalottenhochtöner mit 6 dB bei um die 8 Khz sanft abtrennen?

      An was für eine Kalotte hast Du denn gedacht?

      Edit: Du hattest ja auch nach den Frequenzbereichen der Bestückung gefragt, dazu mal kurz meine Einschätzung:
      - Der große Ovalbass wird bis etwa 1 - 2 KHz laufen, aber unter Winkel schon früh Schalldruck verlieren.
      - Den runden Frontlautsprecher würde ich so zwischen 500 Hz und ca. 10 KHz sehen.
      - Die beiden dyn. Seitenlautsprecher schätze ich zw. 2 und 10-12 KHz ein, dann geht ihnen die Luft aus.
      - Der Superhochtöner deckt dann nach Oben alles ab soweit er kommt.
      Gruß, Gunnar