9241 - Sender springen nach Revision

      Ich überarbeite gerade einen 9241 Receiver, welcher wohl längere Zeit auf einer Baustelle gestanden und auch das eine oder andere Mal Wasser abbekommen hat. Inspiriert von Achims Rework-Anleitung habe ich den Receiver komplett zerlegt, die einzelnen Module gereinigt und wenn notwendig Kondensatoren, Trimmer und Widerstände getauscht.
      Nach dem Zusammenbau stelle ich nun folgendendes Problem fest: Auf UKW lassen sich Sender entweder überhaupt nicht einstellen oder driften nach einiger Zeit weg. Nach einigen Sekunden springt er von einem Sender zum anderen. Die Digitalanzeige geht dabei mit. Die Abstimmspannung am Meßpunkt A4 wandert dabei mit. Meine Vermutung ist nun, daß der IC TCA530 defekt ist? Abklopfen oder Kältespray zeigt dabei keine merkliche Wirkung.

      Liege ich mit meinem Verdacht richtig, bzw. wie kann ich überprüfen, ob der TCA 530 tatsächlich defekt ist? Ersatz ist ja nicht so einfach zu besorgen.

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo Wolfgang.

      Der TC530 liefert hochkonstante 30Volt an die Speicherpotis.
      Entweder diese 30V sind instabil, die Potis oder Leiterplatten usw.versaut und leitend.
      Daher am Eingang "Abst" an der UKW-Box messen, dazu geht auch ein DC-Scope
      Nach moeglichkeit bei Uabst= 3 bis 5Volt messen, dann kann das Scope empfindlicher gestellt werden.
      TCA530 kann ich Dir (gegen Gebot) verkaufen.

      hans
      Hallo Hans,

      mit Deinem Hinweis hast Du ins Schwarze getroffen! Das Problem liegt sehr wahrscheinlich an oxidierten Kontakten der UKW-Box. Da sie mit 2 Schrauben an der Hauptplatine festgeschraubt war, brachte Abklopfen kein Ergebnis. Eine erste Behandlung mit Kontaktspray getränkten Borstenpinsel und anschließender Spülung konnte das Problem noch nicht nachhaltig lösen. Nach einiger Zeit driften die Sender wieder weg. U_abst (Meßpunkt A4) zeigt dann wirres Gezappel bzw. keine Spannung.

      Nochmals Danke für das Angebot des TCA, bei Bedarf werde ich gerne darauf zurückkommen! Im Moment liegt das Problem offensichtlich woanders.

      Weiters gibt es noch eine nicht funktionierende Muting Taste, der Fehler sollte aber leichter zu finden sein, da reproduzierbar.

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hier kurz ein aktueller Status.
      - Die Grundursache für das Senderspringen ist gefunden. Es war ei Haarriß in der Platine, welcher sich erst beim Verschrauben der UKW-Box negativ bemerkbar machte. Durch Abkratzen des Lötstopplacks und etwas Lötzinn war das Problem behoben.
      Hier noch 2 Fotos, vielleicht als Hilfe, wenn jemand noch so ein Problem hat.





      Auch das Muting Problem konnte ich soweit durch Messungen einkreisen. Höchstwahscheinlich der IS2041 (MC14016BCP). Leider war ich beim Messen so ungeschickt, daß ich mit einem Kurzschluß die Endtransistoren schoß! :mauer: Morgen werde ich zur Entspannung erst mal Skifahren gehen.

      Bei der Reinigung des Endtransistors nach dem Ausbau mit Ispropanol machte ich folgende verblüffende Feststellung: Unter der Beschriftung (Texas Instruments?) befindet sich eine weitere Kennzeichung? Anbei ein Foto (links die Originalbeschriftung, rechts was nach der Reinigung zum Vorschein kam)

      Weiß jemand was das zu bedeuten hat? Wurden schon damals Bauteile gefälscht oder gab es zuerst eine Vorsortierung?

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo Wolfgang,

      erfahrungsgemäss ist einer Haarrissüberbrückung mit allein einem Tropfen Lot nur zeitlich begrenzter Erfolg gegönnt. Aufgrund der Wechsel von Erwärmung und Abkühlung und der damit verbundenen thermischen Ausdehnung der Leiterplatte und des Lots, kann sich im Lauf der Zeit der Haarriss auf die Lötbrücke ausweiten. Es ist deshalb angeraten, den Schutzlack über den betroffenen Leiterbahnen auf beiden Seiten des Haarrisses etwas weiter zu entfernen, sie mit Lot zu "verzinnen" und einen Kupferdraht ganz über den Riss einzulöten (im Lot einbetten). Am besten ist hier versilberter Kupferdraht, den die Elektronikshops anbieten.

      Gruss,
      Reinhard
      Die defekte Endstufe ist wieder hergestellt.

      Das Muting-Problem besteht allerdings weiterhin. IS2041 scheidet als Ursache mal aus, denn wenn ich Pin 5 und 9 vom ZF-Modul brücke, passiert ebenfalls nichts. Ich habe daher den CA3189E im Verdacht. Wiederum meine Frage, gibt es eine Möglichkeit diesen Verdacht zu bestätigen? C336 ist schon neu allerdings nicht wie hier angegeben mit 2,2 µF sondern 4,7 µF. Hat das einen Einfluß?

      Ich habe zur Orientierung mal den Schaltplan dazu eingefügt:



      Woher kann ich den Schaltkreis bekommen? Hat wer Erfahrung mit den chinesischen Lieferanten aus der Bucht?

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo Wolfgang,

      Die Mutingfunktion hängt empfindlich vom Abgleich des ZF-Moduls ab.

      Die Mutingfunktion soll nur bei schwacher Feldstärke aktiv werden und zwar um so mehr, je geringer die Feldstärke ist.

      In der Abgleichanweisung ist beschrieben, wie man das Muting am ZF-Verstärker einstellt. Ich versuche mal, Dir zu "übersetzen", wie Du das Muting ohne aufwendigen Messpark einstellen kannst. Jedenfalls kannst Du das versuchen.

      Du stellst zuerst einen starken Sender genau ein. Die Feldstärkeanzeige sollte dafür im Bereich 7-8 (ggf. auch mehr) anzeigen.

      Dann drückst Du die Taste "Muting". Die Lautstärke darf sich nicht ändern.

      Wenn die Lautstärke bei einem starken Sender bei Drücken der Taste "Muting" abnimmt, gehst Du wie folgt vor:

      Du benötigst einen ganz feinen, kleinen Schraubendreher (Uhrmacherschraubendreher), der eine Klinge von nicht mehr als 1,5 mm Breite hat.

      Du schaltest nun erstamal den Receiver ab (damit Du keinen Kurzschluss bei der folgenden Operation machst).

      Wenn Du vor dem Receiver sitzt, der Dir die Frontplatte zuwendet, siehst Du oben im ZF-Verstärkerkästchen zwei etwa 3 mm grosse runde Löcher. Mit einer Taschenlampe und dem kleinen Schraubendreher versuchst Du vorsichtig (!) durch das vordere (Dir zugewandte) Loch den Schlitz in dem kleinen darunter befindlichen Poti P312 zu treffen und drehst das Poti wenig (!) nach rechts. Dann den Schraubendreher entfernen und erst dann den Receiver einschalten. Das Poti muss gerade so weit nach rechts gedreht sein, dass bei einem starken Sender beim Drücken der Mutingtaste die Lautstärke nicht leiser wird.

      Einstellung der Mutingschwelle:
      Nun stellst Du einen sehr schwachen Sender ein, der beim Drücken der Mutingtaste normalerweise gemutet werden sollte. Die Feldstärkeanzeige sollte bei so einem Sender bei ca. "1" oder weniger liegen. Wenn Du einen solch schwachen Sender nicht finden kannst, dann stellst Du zwischen zwei Sender, so dass Du Rauschen hörst, wenn die Mutingtaste nicht gedrückt ist.

      Dann wieder Receiver ausschalten.

      Nun gehst Du wieder an das genannte Poti P321 und drehst ein wenig (!) nach links.
      Schraubendreher herausnehmen, Receiver einschalten und prüfen, ob nun das Rauschen oder der schwache Sender bei Drücken der Mutingtaste gemutet wird.
      Wenn das noch nicht der Fall ist, Receiver wieder ausschalten und das Poti P321 ein weiteres kleines Stückchen nach links drehen. Das so lange machen, bis beim Drücken der Taste "Muting" der schwache Sender oder das Rauschen (fast) weg ist. Nicht darüberhinaus nach links drehen, sonst verlieren auch starke Sender Lautstärke!

      Auf keine Fall an der Spule L321 herumdrehen! Die beeinflusst zwar auch das Muting (und die Stereoumschaltung), ist aber ohne Prüfsender und NF-Voltmeter nicht wirklich gut abgleichbar. Solltest Du an L321 schon rumgedreht haben, musst Du zuerst das Poti P321 ganz auf Rechtsanschlag drehen und kannst dann versuchen, L321 so abzugleichen, dass Du bei Abstimmung auf einen starken Sender und mit gedrückter Mutingtaste maximale Lautstärke (und maximale Anzeige am Feldstärkeinstrument) bekommst. Das ist aber nur eine "Ungefähr-Einstellung". Eigentlich muss man danach einen Neuabgleich des ZF-Moduls mit Prüfsender, 400 Hz- oder 1 kHz-moduliertem HF-Trägersignal und Klirrfaktormessgerät machen. Nach dieser Einstellung von L321 folgt dann die oben beschriebene Einstellung von P321. Danach müsste Muting korrekt funktionieren.

      Am Ende noch überprüfen, ob die Stereoleuchte auch dann noch anbleibt/angeht, wenn man die Mono-Taste erst einschaltet und dann wieder ausschaltet. Bleibt dabei Stereo aus, ist L321 nicht richtig abgestimmt.

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      danke für die suuuper Anleitung!

      Vorweg, ich habe zuerst nur die beiden Elkos C322 und C336 und dann noch das Poti P324 getauscht. Ich habe das neue Poti so eingestellt da es den gleichen Spannungsteiler ergibt. P321 ist mangels Ersatz vorerst noch original. An die Spulen hätte ich mich nie gewagt.

      Ich habe die Muting Funktion vermutlich zuerst auch falsch interpretiert und dachte, daß Sie immer alles auf Stumm schalten soll.
      Dank Deiner Anleitung arbeitet sie nun so wie Du es beschrieben hast. Irgendwie finde ich es toll wenn ich am Abstimmrad drehe, daß es zwischen den Sendern nicht mehr zwitschert und rauscht sondern einfach still ist. Es ist also gar nichts defekt!

      Mag sein, daß der Abgleich nicht ganz perfekt ist, ich bin aber soweit zufrieden. Von der Empfangsleistung des Receivers bin ich echt angenehm überrascht und das mit nur einem Stückchen Draht.

      Nochmals vielen Dank!

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Hallo Wolfgang,

      na dann ist ja alles gut.

      Es ist nur so, dass auch P 324 recht empfindlich reagiert. Einstellen desselben Spannungsteilers ist eine recht grobe Methode.

      Stimmen denn beim Sendereinstellen Maximum der Signalstärke und Mittenanzeige überein? Wenn ja, Glückwunsch!

      Wenn nicht, dann einen Sender genau auf Maximum Signalstärke einstellen und dann mit mit P 324 den Zeiger des Mitteninstruments genau auf Mitte stellen. P324 liegt ja unter dem hinteren Loch, wenn Du vor dem Gerät stehst, Frontplatte zu Dir gerichtet. Ein richtiger Abgleich ist das nicht, eher eine Notlösung.

      Gruss,
      Reinhard
      Hallo Reinhard,

      mit der Methode altes Poti auslöten, Widerstände links + rechts messen, neues Poti auf gleichen Widerstand einstellen oder wenn Gesamtwiderstand gröber abweicht auf gleiches Teilerverhältnis einstellen, neues Poti einlöten, bin ich bis jetzt gar nicht so schlecht gefahren. Ich glaube den Tip auch hier schon mal im Forum gelesen zu haben.

      Die Sendermitte genau zu finden ist gar nicht so einfach. Ich habe mir einen starken Sender gesucht das Senderwahlrad so lange nach links gedreht bis der Sender merklich rauscht dann nach rechts bis es wieder rauscht und dann den halben Winkel zurückgedreht. Dann habe ich mit P324 den Zeiger in die Mitte justiert. Die Abweichung war aber nicht schlimm. Ca. 0,5 auf der Anzeige.

      Mit so einer praktischen Erklärung, so daß man auch versteht was man macht, verliere ich langsam die Scheu an den Potis herumzudrehen :)

      Ich glaube nun im Rahmen der Möglichkeiten mein Bestes getan zu haben.

      Danke nochmals für die Hilfestellung!

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!