Sieb-/Ladeelko trickreich !!

      Hallo an Alle,

      die letzten drei Tage revidiere ich einen Grundig 3068. Obwohl es kein SABA ist, wollte ich den Beitrag hier einbringen, weil es allgemein zu Mono-Röhrenradios passt.

      Im Einzelnen:

      Im Gerät wurden nach und nach alle alten Kondensatoren getauscht, nach getanem Tagwerk durfte das Radio 2-3 Stunden spielen, um

      a.) evtl. Fehler aufzuspüren und
      b.) sich an dem schönen Klang zu erfreuen.

      Von Anfang an lag die Leistungsaufnahme mit 50 VA im Soll, lediglich klanglich gab es Mängel. Der Selengleichrichter wurde nicht mal handwarm und der Elko blieb kalt.
      Da ich eher auf der konservativen Seite stehe, dachte ich erst mal nicht daran, im Netzteil Änderungen vorzunehmen.

      Heute Abend plötzlich trat nach drei Stunden aus dem Elkobecher braune Flüssigkeit aus, der Becher war klirrend heiß, die Leistungsaufnahme aber immer noch bei 50 VA, der Gleichrichter immer noch handwarm.

      Sofort den NOT-AUS Pilz gedrückt !!

      Ich war bisher der Meinung, dass sich Elkos im Netzteil unter Spannung wieder formieren und eher "besser" werden, dieser Fall zeigt eher das Gegenteil.
      Vielleicht war es dummer Zufall, dass dieser Becher sich nach ca. 10 Stunden Spielzeit verabschieden wollte, dennoch werde ich künftig eher tauschen als belassen.



      Gruß, Dieter
      Hallo Dieter,

      ob Elkos unter Spannung wieder besser werden oder aber mit Kurzschluss quittieren, hängt ja von der Art ihres Vorschadens ab und von der Spannung, mit der sie belastet werden.

      Bei langer Standzeit (ohne Spannung) kann sich das Dielektrikum langsam abbauen. Zunächst fondet man dann eine Zunahme der Kapazität (= Dielektrikum wird dünner). Es ist ein häufiger Irrtum, dass solche Elkos noch "gut" sind, weil sie ja bei der Messung sogar höhere Kapazität als die Nennkapazität haben. Denn ihre Spannungsfestigkeit sinkt gleichermassen und bei Belastung mit voller Spannung kann es zum Durchschlag kommen. Der Abbau des Dielektrikums kann sogar zur Erhöhung des Leckstroms führen, dann kann dieser zur Erhitzung und Supergau führen (so etwa wie bei Dir).

      Die Formierung sollte man deshalb (wenn man das versuchen will, gleich neue Elkos ist m.E. der sicherere Weg) nicht unter den Elko-Betriebsbedingungen vornehmen sondern ausgebaut unter Bedingungen, die einen langsamen und kontrollierten Aufbau des Dielektrikums erlauben. Dazu eignet sich z.B. pulsierende Gleichspannung, deren Spitzenwert aber die Elko-Nennspannung nicht überschreiten darf. Ich verwende dazu einen Regeltrafo, dem ich die Wechselspannung entnehme, die ich dann mit Vorwiderstand und einer etwas stärkeren Diode Einweg-gleichrichte. Der Vorwiderstand ist so bemessen, dass 20 mA Ladestrom nicht überschritten werden. Über viele Stunden lädt sich der Elko dann bis zu seiner Spannungsgrenze langsam auf.

      Herzlichen Gruss,
      Reinhard
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