Alte Kondensatoren in Röhrenradios

      Ich bin erstaunt, daß heute noch Argumente herausgekramt werden, um bestimmte Typen von Bauelemente, die als Fehlerquelle bekannt sind, NICHT wechseln zu müssen.

      THEMA PAPIERKONDENSATOREN

      Die erhöhte Kapazität von Papierkondensatoren in alten Radiogeräten, ursächlich Nebenschlußwiderstand infolge leitfähig gewordenem Dielektrikum, entsteht durch das Meßverfahren von Kapazitätsmeßgeräten.

      Was dein Multimeter nach seiner Methode heraus gibt hat u.U. nur sehr peripher was mit der realen Kapazität eines Bauelementes zu tun.
      Nimm drei Meßmethoden und du bekommst drei unterschiedliche Ergebnisse.

      Verschiedene Meßverfahren -> verschiedene Ergebnisse.
      Auf jeden Fall sollte eine erhöhte Kapazität Anlaß zur Prüfung des Isolationswiderstands sein.

      Und dann gilt:
      Ein Kondensator mit Nebenschlußwiderstand infolge leitfähig gewordenem Dielektrikum ist KEIN KONDENSATOR, sondern eine RC- Parallelschaltung.
      Und die steht so nicht im Schaltplan.


      Kondensatoren sind weltliche Gegenstände, sie haben keinen geheimwissenschaftlichen Status, unterliegen den normalen, bekannten physikalischen und chemischen Gesetzen wie die Natur sie uns auferlegt.

      Eben.
      Dazu sagt @decoder:
      Alle sind Papiertypen und bekanntlich hygroskopisch.

      "Hygroskopisch" bedeutet wasseranziehend.
      Und dazu gehört die Aufnahme von Luftfeuchtigkeit, und zwar durchdiffundierend durch mikroskopische Risse im Isoliermaterial oder der Vergußmasse. Die lange Zeit macht's möglich: Wassermoleküle schaffen es, selbst durch die Strukturen optisch unbeschädigtem Isoliermaterials durchzukommen.

      Ebenfalls möglich: Die chemische Zersetzung des biologischen Materials Papier durch eigene Inhaltsstoffe (organische Säuren), selbst bei nie benutzten Teilen.

      Sie können altern...

      Nein. Sie altern. Sie können es nicht nur, sie TUN es. Immer.
      Aber natürlich gibt es Umstände, die das Leben von Bauelementen stark verkürzen können. Oder verlängern.

      können defekt werden, müssen es aber nicht zwingend.

      Einen Totalkurzschluß müssen sie nicht zwingend bekommen, das ist richtig.
      Aber ein Nebenschlußwiderstand infolge leitend gewordenen Dieelektrikums IST bereits ein Defekt.

      Elektrisch auf jeden Fall- im Schaltplan sind Kondensatoren angegeben, keine "Kondensatoren mit Widerstandswert". Der Nebenschlusswiderstand kann die Wirkung des Kondenstors beeinträchtigen, und schlimmstenfalls aufheben.
      Am bekanntesten ist der defekte Koppelkondensator zur Endröhre, der positive Anodenspannung der Vorröhre an das Gitter der Endröhre gelangen lässt, oft ist Ausgühen, und damit ein Schaden an der wertvollen Endröhre, die Folge.
      Aber auch „einfache“ Kondensatoren an Anoden und Schirmgittern der HF- Stufen können im Defektfall die Leistung langsam drücken, Block- und Neutralisationskondensatoren verlieren durch einen Nebenschlusswiderstand ebenfalls ihre Funktion !
      Bitte immer mal darüber nachdenken, WIE ein Widerstand parallel zu einem Kondensator wirkt !

      ENTSCHEIDUNGSHILFE
      Wann ist ein Papierkondensator messbar defekt ?
      Es gibt eine Angabe in der „Funk- Technik“ Heft 17/1952.
      hier
      20 x 10 hoch 3 MegOhm .
      Das sind 20 Gigaohm.
      Einen solchen Wert erreicht kaum ein sehr alter Papierkondensator. Ich fand... bisher keinen.

      WARUM ALLE ?
      Nach den Eigenschaften ALLER Papierkondensatoren richten sich die Gesamteigenschaften des Gerätes !

      Ein einzelner "halbdefekter" Kondensator wirkt sich für den Radiohörer bemerkbar aus, es gibt vielleicht einen meßbaren Leistungsverlust von einem Prozent.

      Bei mehreren defekten Kondensatoren steigt der Leistungsverlust extrem an, da ja jede Stufe infolger der Verstärkung diesen Verlust quasi "mitverstärkt".

      So können Gesamtverstärkung, die Trennschärfe, Störungsfestigkeit und/ oder andere Kennwerte "in den Keller sinken".
      Ich konnte bisher bei ALLEN Restaurationen einen Qualitäts- oder Leistungssprung nach dem Generaltausch feststellen, ich habe mir aber nicht die Mühe gemacht, dies nach jedem einzelnen Bauteil zu dokumentieren, es wäre, weil ja der Zustand jedes Mal verschieden ist, ein hoher Aufwand für nichts.

      Sicherheitsrelevante Kondensatoren bergen sogar- Lebensgefahr !

      Schon garnicht muß man unreflektierte, generalisierte Schmeiß-weg-Aktionen an ihnen verbrechen.

      Wenn Sie eine Auto- Kurbelwelle eines Oldtimers machen lassen, wäre es Pfusch, wenn nur die Hälfte der Kurbelwellenzapfen geschliffen werden. Gleiches gilt für Ventilführungen, Ventilsitze, auch Radlager, und vieles mehr. Nach einem halben Menschenalter ist es einfach ein Gebot der Vernunft, auch -scheinbar- weniger abgenutzte Teile mitzuwechseln, zumal das Ende der nicht überholten Teile erfahrungsgemäß extrem schnell kommt, wenn einige Teile erneuert wurden.
      Auch Haus- und Möbelrestaurationen, eigentlich ALLE Restaurationen alter Gegenstände... bedingen oft umfangreiche Vorarbeiten, obwohl „es ja noch SO gehen würde“.
      Regel einer guten Reparatur/ Restauration: Wenn man weiß, daß nahezu alle Teile einer Bauart unbrauchbar sind, wechselt man auch alle.

      Was anderes ist es übrigens bei Röhren: Da diese oft sehr weit unterhalb der Leistungsfähigkeit betrieben werden, sind sie sehr lange brauchbar.

      THEMA ELEKTROLYTKONDENSATOREN
      Einige Typen sind als Ausfallkandidaten bekannt, insbesondere solche im Pertinax- Rohr, mit Teer- Verguß beidseitig, sowie einige Ausführungen im Vollplast- Gehäuse.
      Es gibt aber viele Fabrikate im Metallgehäuse, sowohl Lötausführung, als auch Schraubbecher, die seit über 50 Jahren ihren Dienst tun, und sie werden es voraussichtlich noch lange tun.

      Elkos VOR den 50er Jahren wechsle ich allerdings immer.

      Elkos gehören zu den Bauelementen, die ich sehr selten wechsle, und einige 50er Jahre- Geräte haben eine Unmenge davon (Fernsehgeräte).

      Elkos konnten früher hohe Toleranzen haben (Toleranz schreibt man übrigens mit EINEM "L" !!!).
      Restströme sind bei Elkos in Röhrengeräten selten kritisch, das änderte sich bei Transistorgeräten.

      Kleine Elko- Kapazitäten kann man durch Nicht- Elko- Ausführungen ersetzen, das mache ich gelegentlich bei Ratiodetektor- Elkos.

      BETRACHTUNGEN ZUR ORIGINALITÄT
      Ein Bauteilewechsel gegen moderne Bauelemente würde natürlich die optische Originalität verändern, technisch ist ein Kunstfoliekondensator genau das, was der Entwickler des Gerätes verwendet hätte, wenn dieses Material seinerzeit zur Verfügung gestanden hätte. Physikalisch ist die Funktion absolut gleich.

      Es gibt jedoch die Möglichkeit der „Abtarnung“ moderner Bauelemente in historischen Gehäusen, sowie ein „Stilnachbau“, siehe
      hier
      hier
      hier

      Ich persönlich lehne übrigens die Nachempfindung der Gebrauchsspuren alter Bauelemente ab- ein fachlich korrekter Wechsel –mit Bauelementen in optisch korrekter Bauform- DARF m. E. selbst bei museumsgerechter Restaurierung sichtbar sein, und gehört zur Geschichte eines Gerätes.
      Warum soll man vortäuschen, dass ein Gerät mit den ursprünglichen Bauelementen uralt geworden ist, wenn dies nicht stimmt...?
      Zumindest sollte ein Austauschdatum auf den Baueelementen erkennbar sein.

      FAZIT
      Der generelle Austausch von Papierkondensatoren ist eine fachlich korrekte Maßnahme bei Restaurationen, nicht mehr, und nicht weniger.
      Alles andere ist „zum Spielen bringen“, ohne besonderen fachlichen Anspruch. Wenn das reicht... dann ist es ja auch ok.

      Nach bisherigen Erfahrungen brauchen viele Typen Elektrolytkondensatoren erst bei erkennbarer Minder- oder Nichtfunktion getauscht werden.

      Für Originalitätsfanatiker sei gesagt, dass die Funktionen moderner Kondensatoren physikalisch gleich sind, ein Verkleiden der Bauelemente in ein historisches Gehäuse sollte eigentlich allen Ansprüchen Genüge tun.

      Olaf (br16)
      Hallo Olaf, ich glaube es gibt keine Thema worüber mehr gestritten wird als das Kondensatorthema! Für meinen Geschmack würde ich sagen: Kann jeder so machen wie er will. Ich persönlich tausche bestimmte Typen aus (sieht man ja wenn die aufgequollen, ausgelaufen oder geplatzt sind) und ich "verkleide" die auch nicht mit der Hülle des alten. (Das habe ich bisher nur bei alten Block-Kondensatoren aus den 30ern gemacht) Ich verwende möglichst nur axiale Kondensatoren die nicht aus China kommen. Wenn ein 50µF Becherelko nur noch 13µF hat, dann wird der ersetzt, auch wenn Siemens drauf steht! :) Kaputt ist kaputt, daran ändert auch das Fabrikat nichts dran! Die meisten Becherelkos sind noch so gut, daß man sie weiter verwenden kann. Mag sein, das einige der alten Teer- und Malzbonbons noch einige Zeit halten aber ich persönlich hab keine Lust immer wieder wegen eines einzelnen Bauteils das Gerät öffnen zu müssen, zumal es Kondesatoren an bestimmten Stellen gibt die bei ihrem ableben noch benachbarte Bauteile mit in den Tod reißen. (Z.B. die berüchtigten AÜ-Killer) Drum werden bei mir alle Ausfallkandidaten gewechselt, dann hab ich für die nächsten Jahrzehnte Ruhe. Ist mir klar, das es jetzt wieder Einwände gibt; aber wie ich schon sagte: Es gibt zu dem Thema höchst unterschiedliche Ansichten und drum soll es jeder so machen wie er es für richtig hält!

      Viele Grüße

      Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Ja klar, Frank. Ich kenne die Diskussionen natürlich auch.

      Als Fachmann kann man von mir eine fachlich korrekte Empfehlung erwarten, und ich habe diese weitgehend begründet.

      Wer das anders mag, wird das auch so tun, und sich von fachlichen Beiträgen weder von irgendetwas abhalten noch animieren lassen.

      Und wenn's beruhigt: Ich schrieb ja schon mal: 1 Gerät eines Bekannten (hier, der Musikschrank, Beitrag Nr. 80), welches ich seit vielen Jahren in Pflege habe, hat noch den vollen Satz allerbester Papierkondensatoren.
      In dem Falle trifft es eben zu, daß eine gute Umgebung das Leben von Bauelementen verlängern kann, zumal ijn diesem Fall eine exzellente Bauart verwendet wurde.
      Die aber nicht ewig leben wird.
      Irgendwann wird auch da eine Generalkur nötig werden.

      Olaf (br16)
      Harry Schrotter postete
      Hallo Olaf, ich glaube es gibt keine Thema worüber mehr gestritten wird als das Kondensatorthema! Für meinen Geschmack würde ich sagen: Kann jeder so machen wie er will. Ich persönlich tausche bestimmte Typen aus (sieht man ja wenn die aufgequollen, ausgelaufen oder geplatzt sind) und ich "verkleide" die auch nicht mit der Hülle des alten. (Das habe ich bisher nur bei alten Block-Kondensatoren aus den 30ern gemacht) Ich verwende möglichst nur axiale Kondensatoren die nicht aus China kommen. Wenn ein 50µF Becherelko nur noch 13µF hat, dann wird der ersetzt, auch wenn Siemens drauf steht! :) Kaputt ist kaputt, daran ändert auch das Fabrikat nichts dran! Die meisten Becherelkos sind noch so gut, daß man sie weiter verwenden kann. Mag sein, das einige der alten Teer- und Malzbonbons noch einige Zeit halten aber ich persönlich hab keine Lust immer wieder wegen eines einzelnen Bauteils das Gerät öffnen zu müssen, zumal es Kondesatoren an bestimmten Stellen gibt die bei ihrem ableben noch benachbarte Bauteile mit in den Tod reißen. (Z.B. die berüchtigten AÜ-Killer) Drum werden bei mir alle Ausfallkandidaten gewechselt, dann hab ich für die nächsten Jahrzehnte Ruhe. Ist mir klar, das es jetzt wieder Einwände gibt; aber wie ich schon sagte: Es gibt zu dem Thema höchst unterschiedliche Ansichten und drum soll es jeder so machen wie er es für richtig hält!

      Viele Grüße

      Frank


      Mit welchen Einwänden rechnest du denn?
      Kaputt ist kaputt, nicht kaputt ist nicht kaputt. Das ist glaube ich unter allen Technikern unstreitig. Nicht selten gibt es auch noch viele Zwischenwerte, wann etwas noch so funktioniert wie der Entwickler es wollte oder schon nicht mehr.
      Wie man das feststellen kann, mag man diskutieren können, wie man es am schlechtesten feststellen kann ist auch bekannt, mit der in ein 14,95€ DMM eingebaute Rätselrate-Methode.
      Die funktioniert so lala mit nagelneuen heutigen Bauteilen, aber auch da schon nicht mehr bei allen Bauteilen aller Hersteller. Gewisse garnicht alte Philips-Elkos wurden wohl schon zu Millionen weggeworfen, bloß weil der Messende zu blöd war, seine Methode und das Verhalten seines Multimeter in Frage zu stellen.

      Was irgendwann mal ausfallen mag, das kann bisher nur ein Hellseher mit seiner Glaskugel erraten und an Hokuspokus glaube ich eher weniger.
      Das manche Hersteller ihre Bauelemente frühablebefester bauten als andere mag zufällig gewesen sein, ich halte es aber eher für angewandtes Knowhow.
      Andere, auch die Guten, haben hin und wieder einen Bock geschossen, selbst die heute über jeden Zweifel erhabene Marke WIMA. Damals meinte man aber, einen großen Wurf getätigt zu haben, Hellseher hatten sie offenbar nicht im Werk, die 40 und mehr Jahre voreilend in die Röhre gucken konnten.

      Und genauso kann man davon ausgehen, daß auch heute noch nicht der Stein der Weisen gefunden ist, es kann immer noch vorkommen, daß bis jetzt einwandfreie neue sowie alte Teile in soundso vielen Jahren den Geist aufgeben.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Ja, du hast Recht, Heino.
      Dieses immerwährende Infragestellen hab ich auch schon bemerkt.
      Entweder man glaubt den Fachleuten oder man läßt es sein. Weiter kann man da nicht mehr helfen.

      Petri dunk
      :daumen:
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Jogi postete
      Andere, auch die Guten, haben hin und wieder einen Bock geschossen, selbst die heute über jeden Zweifel erhabene Marke WIMA. Damals meinte man aber, einen großen Wurf getätigt zu haben, Hellseher hatten sie offenbar nicht im Werk, die 40 und mehr Jahre voreilend in die Röhre gucken konnten.


      Moin,
      Du meinst die Tropydur?
      Ja, die hatten was. Als ich auf einer Messe Wima darauf ansprach, meinten sie, ich sei zu jung, die noch zu kennen ;)

      Wir duerfen bei diesen Kondensatoren (und den Bitumenvergossenen, wie auch ERO100 (Wachsverguss) aber auch nicht vergessen, dass sie fuer eine Geraetelebensdauer von etwa 10 Jahren vorgesehen waren. Diese Zeit haben sie ja auch in der Regel durchgehalten. Man brauchte fuer die Konsumergeraete preisguenstige Bauelemente ordentlicher Qualitaet und die hatte man damit.

      Das Kondensatorenthema ging ja schon in den 50ern los, damals traf es die Glimmerkondensatoren in der Calitwanne, mit Hartwachs(?) vergossen. Der Verguss wurde rissig und die damals durch Ofenheizung gut geschwefelte Luft drang ein und zerstoerte die auf dem Glimmerplaettchen aufgebrannte Silberschicht.

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      Peter
      Hallo Olaf, ich hab auch noch den Radio meiner Oma im Originalzustand! Ist ein Siemens von 1954 und natürlich innen komplett mit Siemens ausgestattet. Die Teerkondensatoren sind ausnahmslos in Glasröhrchen die mit Teermasse vergossen sind. Das Gerät funktioniert noch einwandfrei, bisher keine Kondensatoren aufgequollen oder geplatzt. Allerdings scheinen die sich nun langsam zu verabschieden. Der Empfang wird langsam aber sicher schlechter und das Gerät fängt an zu brummen was vermutlich an den Becherelkos liegt. Man kann da nichts wollen, wenn diese Bauteile 60 Jahre durchgehalten haben, dann war das für die damalige Technik absolut Top! Leider gibt es nichts was ewig hält. Wie Peter schon bemerkt hat, war die Technik nicht dazu gedacht 50Jahre und länger zu funktionieren. Die damaligen Radiobauer hatten sicherlich nicht damit gerechnet, das Ihren Geräte nach über 50 Jahren noch funktionieren. Ich für meinen Teil sage, das war noch robuste und gute Technik! Die heutigen Geräte halten mit Sicherheit keine 50 Jahre; schon wegen dem eingebauten Verfallsdatum!

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Hallo, Frank,

      Ja, es gibt schon gute Teile, bestimmte Siemens, die kenne ich persönlich nicht, dafür kenne ich die DDR- Gold- C`s, die Sikatrop von Siemens, RFT, und sogar Russen- Sika's, alles Top- Kondis. Goldies und Sikatrop setze ich in meinen Projekten ein, wenngleich gelegentlich schon die Alterung meßbar ist- allerdings haben die Projektgeräte meist keine Präzisionsansprüche. In dem Falle würde ich Neuteile verwenden, klar.

      Und vor einiger Zeit hatte ich sogar ein Gerät, welches mit Teerkondis richtig gut funktionierte.
      Allerdings... war eben ein Qualitätssprung nach der Generalkur feststellbar.

      Nun ja... ich warte noch ab, ob sich Mitleser aus dem Ursprungsthema wirklich die Mühe machen möchten, noch Messungen durchzuführen.

      Das Kondensatorenthema ging ja schon in den 50ern los, damals traf es die Glimmerkondensatoren in der Calitwanne, mit Hartwachs(?) vergossen. Der Verguss wurde rissig und die damals durch Ofenheizung gut geschwefelte Luft drang ein und zerstoerte die auf dem Glimmerplaettchen aufgebrannte Silberschicht.


      Sogar schon in den 30ern. Genau diese Calit- Kondis. Gab es in rund und eckig.
      Foto aus meinem Restaurationskandidaten Körting "Supra Selektor 39W", 1939.
      Die Risse in der Vergußmasse sind im Makrofoto schön zu sehen.
      Foto aus einem früheren Beitrag woanders, darum die Erklärung im Bild.

      Hallo Olaf, den Qualitätssprung nach dem Tausch konnte ich schon öfters selbst erleben!

      Momentan habe ich auch solche Calit-Kondensatoren die gerissen oder abgeblättert sind. Das Problem sind die manchmal "krummen" Werte von z.B. 187pF und vor allem die enge Toleranz! Wenn ich passende Kondensatoren gefunden hab, dann haben die meist 10% Toleranz; die Calits in meinem Radio haben da nur 3%! Vor allem vermisse ich im Schaltplan Spannungsangaben; auch im Bestückungsplan nichts! Es gibt schon Kondensatoren mit kleinerer Toleranz, allerdings auch mit niederer Spannungsfestigkeit! Was für Spannung liegen in den Filtern eigentlich an? Vielleicht kann man auch die mit niederer Spannungsfestigkeit nehmen.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Krumme Werte gibt es besonders bei den "Padding- C`s" in Oszillatorkreisen (z. B. 1534 pf am MW- Oszillatorschwingkreis), aber auch gelegentlich als Parallelkondensator in ZF- Filtern.

      Die Spannungsfestigkeit der alten Kondensatoren ist oft höher, als der Einsatzzweck benötigt, die Gleichspannung über einer ZF- Spule ist sehr niedrig, die HF- Spannung ist höher, aber erreicht selbst am Ende des ZF- Verstärkers kaum 3- stellige Voltzahlen.
      Es ist schon ratsam, die Schaltung daraufhin zu überprüfen, wenn Kondensatoren niedrigerer Spannungsfestigkeit zum Einsatz kommen sollen.

      Die Kapazität würde ich ggf. eben zusammensetzen, schön wäre es natürlich, Kondensatoren gleicher oder besserer Toleranz zu bekommen.

      Eigentlich... würde es bei einem Bandfilter wohl nicht sooo die Rolle spielen, ob ein Parallelkondensator 180 oder 187 pf hat- aber die Entwickler haben sich immerhin was dabei gedacht, da hat man mit der Festlegung der maximalen Güte für die geforderte Bandbreite bei der feststehenden ZF- Frequenz eben noch das allerletzte Millivöltchen aus den Röhren gequetscht.

      Weiterhin spielt oft sogar die Farbe der Kondis eine Rolle.

      Ja !

      Die Farbe sagt nämlich etwas über das Material der Kondensatoren aus, und die verschiedenen Materialien haben auch verschiedene Eigenschaften, darum die farbliche Kennzeichnung.

      Speziell geht es um den Temperaturkoeffizienten in Frequenz- kritischen Schaltungen, speziell Oszillatoren, die ihre Frequenz genauestens einhalten sollen/ müssen.
      Zu dem Behufe werden Bauelemente mit positiven und negativen Temperaturverhalten kombiniert, um höchstmögliche Stabilität zu erreichen.
      In den 30er und 40er Jahren sieht man oft solche Kombinationen, erkenntlich an bunten Kondensator- Röhrchen in allen Regenbogenfarben..

      Funkamateure trieben für durchstimmbare Oszillatoren ihrer Technik ebenfalls solchen enormen Aufwand.

      Solche Zusammenstellungen nachträglich auflösen, ist extrem schwer, auch die Temperaturgänge von Spulen, Drehkondensatoren, Trimmern und Röhren wurden einbezogen.

      So ist es ratsam, für keramische Kondensatoren in alten Geräten, in den Vor-, Oszillator- und Bandfilterkreisen, nur allerbeste Ersatztypen zu verwenden.
      Ich bin sicher, es lohnt die Mühe, und es kostet ja auch nicht so viel.

      Solche Daten finden Sie bei mir, hier.

      Ja, ist schon erstaunlich, was unsere Großväter drauf hatten, nicht wahr ?
      :)

      Olaf (br16)
      Hmm, wenn der Wert nicht so genau sein muß dann könnte ich theoretisch auch einen mit 180pF einbauen. Die gäbe es in der passenden Güteklasse! Die in der unteren Filterbox haben 200pF, das ist ein gängiger Wert und macht keine Probleme.

      Die beiden hier sind nämlich kaputt:



      Die haben übrigens sogar nur 2,5% Toleranz! Bin erstaunt das man mit den damaligen Produktionsmittel so genaue Bauteile herstellen konnte; alle Achtung!

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Ui, die Dinger haben es ja wirklich hinter sich.

      Die können übrigens auch sauer werden, ohne daß man was sieht, und zwar geht trotz korrekter Kapazität die Güte drastisch runter. Wurde in einer Fachzeitschrift so beschrieben.

      Ist das ein ZF- Filter ?
      In der Regel dürfte ein ZF- Filter via induktiver Abstimmung die wenigen pf Abweichung ausgleichen können.
      Ich würde dennoch versuchen, so nah wie möglich heranzukommen.

      So präzise Bauelemente... ja, sowas gab es in den 30ern und 40ern.
      Nach 30er sehen die Teile auch aus. Was ist denn das für ein Gerät ?

      Olaf (br16)
      Die stecken in einer der drei Filterboxen eines Saba 453GWK von 1938. Aber auch der größere Saba 580 hat einen (bzw. 2) drin. Mittlerweile bin ich fündig geworden: bei Farnell gibt es Keramikkondensatoren mit Silberbeschichtung 500V Spannungsfestigkeit und 1% Toleranz, die sind ideal dafür! Die Originalen sind ja auch Keramikträger mit Silberbeschichtung. Den 187pF kann ich zusammensetzen aus 150pF+33pF und hätte dann 183pF (alternativ 150pF + 39pF); das ist sehr nahe am Originalwert und müßte im schlimmsten Falle durch nachjustieren ausgeglichen werden. Für den 440pF nehme ich 390pF+47pF hab dann 437pF.

      Laut Schaltplan müßte der ZF-Filter in dem Gehäuse sein das unter dem Chassis verschraubt ist dort sitzt der 220pF Calit. das Ding ist komplett zu! Da kommt man nur ran, wenn man das ausbaut. Vorne geht die Achse raus, hinten Kabel und seitlich auch. Da freue ich mich jetzt schon drauf! :) Die beiden Calits auf dem Bild müßten von der Vorselektion sein.

      Der obere auf dem Bild sieht zwar noch "gut" aus, hat aber auch schon Blasen in der Vergussmasse. Am schwierigsten dürfte der 220pF Calit im Bandfilter zu wechseln sein, der hat ne Achse die mit dem Knopf an der Vorderseite über einen Hebel verbunden ist. Um da ran zu kommen muß wahscheinlich die ganze Mechanik abgebaut werden.

      Das werde ich schon sehen, hab mit den beiden noch nicht angefangen.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Ich schieb noch zwei Bilder nach:





      Wie man sieht, bis auf ein paar Löcher für Kabel und Schraubenzieher zum einstellen komplett geschlossen. Ich mach mir da aber keine Hoffnung: Ich kenn ein paar Restaurationen von Sabas aus den 30ern, bei denen mußte der 220pF immer gewechselt werden. Das gibt mal ne Arbeit wenns draußen Winterschmuddelwetter hat.

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Bitte mal einen Link zu den Farnell- Kondis einstellen, gerade in Bezug auf die Calit- Tabletten ist eine solche Quelle äußerst hilfreich.

      Den 187 pf könnte man auch auch mit dem Standardwert 27 pf oder 47 pf plus Rest zusammensetzen.
      Wenn, dann bitte richtig... :)

      Die Genauigkeit scheint übertrieben.
      Ich habe ja jetzt die Typenangabe, habe nachgeschaut, der 187 ist, schrieb ich schon weiter oben... tatsächlich ein "Padding- Kondi".
      Ein Padding ist ein Verkürzungs- Kondi.
      Was verkürzt der denn ?
      Na ja... die Oszillator- Frequenz (-Variation).
      Die Oszillatorfrequenz ist ja höher, bei gleichem Drehko muß dessen Kapazität "verkürzt" werden, um die passende Oszillatorfrequenz hinzubekommen.
      Das ist übrigens immer ein Kompromiß, es wird darum versucht, an 3 Skalenpunkten eine möglichst gute Übereinstimmung zu erzielen.

      Bei Interesse könnte man das genauer beleuchten.

      Und das hochfrequente Ende eines Empfangsbereichs ist natürlich gegen eine kapazitive Verstimmung besonders anfällig.
      Darum findet man als Padding fast immer sehr "krumme" Kondensator- Werte, mit niedriger Toleranz.

      Aus diesem Grunde Empfehlung: So genau verkürzen, wie es der Hersteller mal vorsah.

      Ja, die Zerlegerei dürfte schon etwas Zeit und Geduld beanspruchen- ich mache das meist am Wochenende, sehr früh, wenn alle schlafen, da stört keiner, und ich lasse mir dafür sehr viel Zeit, dann dauert es eben Tage.

      So, noch kleine Hilfe von mir. Schnell Buch auf den Scanner geschmissen, eingescannt, bißchen bearbeitet, "ge-pdf`t".
      Ein Schaltplan des 453 GWK, als 4 x DIN A4- Poster. Hier.
      Überlappend- Je einen Rand abschneiden, die andere Seite Kleber ran.
      Paßt perfekt aneinander.
      Als Poster für die Bastelbude, oder zum Tapezieren.
      :)

      Olaf (br16)
      Hallo Olaf, das kommt darauf an, was für Werte von den jeweiligen Kondensatorarten zur Verfügung stehen. Es macht keinen Sinn einen 1% Toleranz mit einem genau passenden zu kombinieren der aber dann 10% oder gar 20% Toleranz hat. Die mit 1% Toleranz sind zwar "übertrieben" gut, aber die nächsten hätten dann 5% und mehr was dann wieder schlechter wäre als die Originalen. Ich denke, bessere Toleranz kann nicht schaden! :) hab nochmals genauer bei Farnell geschaut und noch folgende Kombination gefunden: 180pF + 6,8pF = 186,8pF. Diese Kondensatoren werden von Farnell/Mouser als HF-Kondensatoren bezeichnet, also sind die goldrichtig für den Einsatzzweck!

      Hier der Link:

      https://hbe-shop.de/Glimmerkondensatoren

      Sind nicht billig, aber man braucht ja nur zwei- drei für ein Gerät! Sind wie die Originalen ebenfalls Keramik-Glimmer Ausführung, sehen nur anders aus. :)

      Bei Mouser gibt's die gleichen:

      http://de.mouser.com/Passive-Components/Capacitors/Mica-Capacitors/_/N-5g97?P=1z0wpn9Z1z0x86r

      Gruß Frank

      P.S: Danke für den Plan! Die beiden Geräte möchte ich sowieso zerlegen damit ich das Chassis neu lackieren kann. Da auf der Oberseite nicht soviel drauf ist und sich das vorhandene leicht abbauen läßt hab ich mich dazu entschlossen.
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      Na bitte- Super, wenn das klappt, dann haben sie den Kondi, die 0,2 pF gehen nun wirklich in der Schaltkapazität unter.

      Zwischendurch kamen die Großfotos... Ja, das ist schon ein Radio- mit Vorkreis (ohne eigene Röhre), mechanischer Bandbreitenstellung...

      Ich denke, solche Geräte, mit guter Antenne, versteht sich, lassen die meisten Reisschüsseln mit AM- Bereich weit hinter sich.

      Olaf (br16)