Röhren ohne Namen

      Systematisch vorgehen!

      Erst mal sortieren nach Größe und Sockel, Anzahl der Anschlüsse. Danach mit einem Durchgangsprüfer herausfinden, welche Anschlüsse die Heizung(en) sind, sieht man auch häufig bei Glasröhren. Zusätzlich ermittelt man, ob Anschlüsse frei sind oder miteinander verbunden. Nun kommt man weiter, wenn man die unbekannte Röhre mit solchen vergleicht, die man kennt. Aber etwas aufpassen, der gleiche Typ sieht nicht immer bei allen Herstellern auch gleich aus.
      Reicht das noch nicht, wird man messen müssen. Ohne Röhrenprüfer kann man bei Glasröhren zumindest die Art der Heizung ermitteln. Da bietet sich ein Labornetzteil an, bei dem man Strom und Spannung einstellen kann. Man sieht dann Strom und Spannung, bei der die Heizung die richtige Temperatur hat, das typische kirschrote Leuchten. Das gilt für fast alle "kleineren" Röhren Unterhaltungselektronik. Leistungsröhren leuchten teilweise recht hell, z.B. einige Senderöhren.
      Mit diesem Ausschlussverfahren kommt man schon recht weit, reicht meist für die Praxis. Meint man, man hat den Typ bestimmt und hat ein intaktes Gerät, in der man sie testen kann, noch besser.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo,

      nachdem jetzt doch noch etwas aufschlussreiches zum Thema gesagt wurde, folgend noch einige Ergänzungen und Hinweise.

      Für einen Unerfahrenen, der bisher nur wenige Röhren, besonders deren Innenleben, bewusst betrachtet hat ist es recht schwierig Röhren ohne Beschriftung zuzuordnen.

      Wer sich hingegen oft mit dem "Innenleben" der Glasröhren beschäftigt hat, kann auf Anhieb einige Exemplare erkennen. Wer eine EC92 mit ihrer ovalen Anode kennt bzw. gesehen hat wird auch eine ECC81 mit den zwei gleichen Systemen erkennen. Auch eine ECC85 mit ihren kastenförmigen Anoden und dem dazwischen angeordneten Abschirmblech ist recht einfach zu erkennen. Und eine EABC80 mit ihren drei rechteckigen "Anodenkästen" erkennt man problemlos.

      Weiterhin haben die Doppeltrioden ECC82 und ECC83 eine typische länglich kastenähnliche Anodenform, woran man sie recht gut erkennen kann. Um jetzt aber diese beiden zu unterscheiden braucht man entweder ein Röhrentestgerät oder man muss sich eine kleine Hlfsschaltung aufbauen, um die unterschiedlichen elektrischen Daten zu ermitteln.

      Auch verschiedene Kombinationsröhren vom Typ ECLxx lassen sich recht gut unterscheiden. Z.B. hat die ECL80 einen recht kurzen Kolben und man sieht deutlich die beiden auf einem durchgehenden Katodenröhrchen übereinander angeordneten Röhrensysteme und kann dann auch gleich das untere, dickere und längere System der Endpentode zuordnen und das obere, schmächtige System als die Triode definieren.

      So hat auch die ECL82 ihre charakteristischen Merkmale... wenn man die Röhren nicht ohnehin aus Efrahrung erkennt ist es gut wenn man entsprechende Vergleichsröhren zur Hand hat.

      Nach dieser groben Selektion ist man aber noch nicht so ganz am Ziel, denn es gibt noch vom Systemaufbau gleich aussehende Röhren mit unterschiedlichen Heizspannungen E-Röhren haben einheitlich 6,3Volt-Brenner. Da gibt es aber noch andere Typen - am Beispiel der EABC80 gibt es noch eine PABC80, UABC80 und HABC80 - sie sehen alle gleich aus; was ist zu tun?

      Jetzt kann man aus dem Datenblatt der jeweiligen Röhren die passenden Heizspannunswerte ablesen, die ströme ergeben sich bereits aus den ersten Buchstaben "P"=300mA, "U"=100mA, "H"=150mA, H-Röhren sind aber recht selten und wurden, glaube ich, nur von Lorenz hergestellt.

      Um jetzt die Heizfadenwerte korrekt zu ermitteln, benötige ich nun das von Andreas bereits genannte "Labornetzteil". Hiermit kann ich jetzt feststellen, ob bei dem angegenen Heizstrom auch die im Datenblatt angegebene Spannung anliegt - oder bei E-Röhren bei 6,3V auch der im Datenblatt angegebene Strom fliesst. -- Nun habe ich herausgefunden, ob es sich um eine E, U oder P -Röhre handelt.

      Ich könnte jetzt noch weitere Einzelheiten aufführen, aber mir ist eben die "Tinte" ausgegangen. -- Nur soviel noch: Die einwadfreie Identifizierung einzelner Röhren kann recht anstrengend und zeitaufwendig sein.
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Chris,

      nun auch noch der Senf von mir. Natürlich wissen wir nicht welche und wie viele Röhren Du hast. Ich hoffe nur, daß Du nicht so viele Röhren hast wie Dein Nick vermuten läßt.
      Wohlgemerkt, die vorangegangenen Tipps sind allesamt wertvoll und korrekt.
      Der pragmatischste Weg für den Anfänger ist vermutlich dennoch hier ein paar Fotos einzustellen. Es sind hier etliche Koryphäen im Forum unterwegs die einige Röhren schon im ersten Blick erkennen. Nachmessen kannst Du zur Bestätigung dann noch immer.

      Ich bin sicher, Du wirst hier nicht im Stich gelassen.

      Gruß
      Wolfgang
      geht nicht - gibt's nicht!
      Danke für die guten Ergänzungen!

      In meinem Beitrag vergaß ich, was zur Lagerung zu sagen. Als ich Jugendlicher war, wurde 100 m weiter eine kleine Werkstatt Radio- und Fernsehtechnik aufgelöst, der alte Meister verstarb. Praktisch alles landete im Container, war Wind und Wetter ausgesetzt. Die meisten Bedruckungen mögen keine Feuchtigkeit, sie lässt sich häufig abwischen, so auch bei mir der Fall. Ich hatte häufiger Glück, nur Teile der Beschriftung abgewischt, hat die Zuordnung merklich erleichtert. Auch konnte ich davon ausgehen, daß die Röhren für deutsche Radios und Fernseher waren, keine Ausländer wie Amerikaner. Im Container fand ich auch Datenbücher mit den gängigen Röhren. So konnte ich praktisch alle Röhren mit (teilweise) verwischtem Typenschild zuordnen.
      Röhren sind relativ problemlos bezüglich Lagerung, feuchte Keller und Garagen sollte man vermeiden.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Ein paar Bilder für den interessierten Laien!



      Von links nach rechts: 572B/T160L PL500 EL84 DY802 PC86 EAA91
      Man beachte, links die drei Röhren haben Anodenkappen, rechts die drei nicht.

      Die 572B habe ich dabeigelegt, weil ich kurz Senderöhren erwähnte. Dies ist eine Senderöhre, die bis zu 300 Watt Ausgangsleistung auf Kurzwelle bringt, jedoch nicht Dauerbetrieb. Teilweise findet man Schaltungsvorschläge für leistungsfähigere Audioverstärker, die diese Röhren auch benutzen. Die 572B ist noch erhältlich, z.B. von Svetlana.

      Die PL500 ist eine Zeilenendröhre aus einem Schwarzweißfernseher

      Die DY802 findet man ebenfalls in Fernsehern, Hochspannungsgleichrichter für ca. 20 kV, Kathodenspannung der Bildröhre.



      Im Bild sieht man schön, daß intern mehrere Pins miteinander verbunden sind.
      Die Röhre hat übrigens eine recht ungewöhnliche Heizspannung, 1,4 Volt.


      Die EL84 ist recht bekannt, findet man häufig als Endröhre in Audioverstärkern.




      PC86 ist eine UHF-Röhre, die man häufiger in Fernsehern findet. Im Bild sieht man vergoldete Beinchen, hat aber nicht jeder Hersteller gemacht, also nicht bei der Bestimmung als Ausschlusskriterium verwendbar, lediglich ein Indiz.

      Ganz rechts ein Schnuckelchen, eine EAA91, eine Doppeldiode.


      Peter hatte die ECC82 angesprochen, eine Doppeltriode.



      Im Bild sieht man schön die beiden voneinander getrennten Systeme. Sie hat eine kleine Besonderheit, drei Anschlüsse für die Heizung, ein gemeinsamer Anschluss. Meist betreibt man sie mit zweimal 6,3 Volt. Schließt man den Mittelanschluss nicht an, geht auch über beide Fäden hintereinander 12,6 Volt.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Moin,
      wenn man die Endziffer hat und weiss, dass es eine Novalroehre ist (Sockel Pico9), dann kann die erste Ziffer nur eine 8 sein. Die PCL85 gehoerte zur Vertikalablenkstufe in Fernsehempfaengern.
      @Roehrensammler, mache Dich mal mit dem europaeischen Roehrenbezeichnungsschluessel vertraut. Der klassifiziert bis auf einige Ausnahmen die Roehren streng systermatisch nach Sockelart und Systemaufbau.

      Zur PL508, wenn es eine kurze, dicke Roehre mit Magnovalsockel ist: Nicht verwechseln mit der PL509, die tatsaechlich eine verstaerkte PL500 ist, Zeilenendroehre fuer Farbfernseher.
      Die PL508 ist eine Vertikalendroehre fuer Farbfernseher, haeufiger scheint die EL508 zu sein. Man kann sowas bestimmt auch fuer NF-Verstaerker verwenden, nur geben die meisten Roehrentabellen nicht die Betriebswerte dafuer an. Man beschraenkt sich hier meist auf die Betriebswerte fuer Impulsverstaerker.

      Roehren kann man natuerlich mit einem Funke testen. Nur ist ein Geraet wie dieses m.E. ueberschaetzt. Es ist eigentlich nur ein einfacher Roehrentester, der bei fest eingestellten Elektrodenspannungen die Emissionsfaehigkeit der Katode und ggf. noch Elektrodenschluesse feststellt. Der groesste Nachteil des Funke ist seine Abhaengigkeit von den zugehoerigen Pruefkarten, ohne die man mit dem Geraet nicht weiterkommt. Besser geeignet und universeller ist ein Messgeraet wie Neuberger RMP370/375. Es gestattet statische Roehrenmessungen und kann, wenn man seine Funktionsgrundlagen verstanden hat, ohne Karten mit einer guten Roehrentabelle bedient werden. Die Karten dienen hier nur zur Bedienungserleichterung.
      Einige amerikanische und russische Roehrenmessgerasete testen die Roehren per Steilheitsmessung, also dynamisch. Die "echten" Roehrenmessgeraete erfordern natuerlich etwas Uebung und Grundwissen, wenn man es korrekt bedienen und die Ergebnisse bewerten will. Die einfachen Tester sind da "idiotensicher", sie zeigen das Ergebnis von "Gut" bis "Schlecht" an. In den USA sollen die einfachen Tester zur Selbstbedienung auf dem Tresen in den Fachgeschaeften gestanden haben. Fuer die schnelle Beurteilung einer Roehre genuegt so ein Geraet erstmal. Teuer sind sie inzwischen alle :-/

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      Peter
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