Thema: Reparatur und Restauration Saba 448GWLK

      In meinem ursprünglichen Beitrag, Hilferuf vom 24.04.13 ging es um die Lösung spezieller Probleme.

      Aber auch in anderen Bereichen musste ich nach Lösungen suchen, die ich durch Anregungen aus dem Internet und eigene Ideen dann auch fand.
      In Folgendem ein paar Beispiele.
      An der Endröhre CL4 war die Gitterkappe abgerissen und der Einsatz aus der Anschlusskappe war ebenfalls weg. Wohl ein Demontageschaden durch den früheren Bastler.
      Ein freundlicher Röhrenverkäufer schenkte mir eine baugleiche Kappe, sodass ich deren Innenleben verwenden konnte.
      Leider gab die Ersatzröhre (von einem anderen Verkäufer)nach einigen Tests den Geist auf.
      Kolbendom gerissen- Pech gehabt.
      Zwischenzeitlich hatte ich aus vorhandenem Altmaterial und etwas zugekauftem Kram ein einfaches Röhrenprüfgerät gebaut, mit dem sich zumindest eine Grundprüfung durchführen lässt. Ideengeber war zu einem Großteil „Jogis Röhrenbude“, danke auch an die anderen, deren Namen ich leider nicht weiß.

      Ergebnis: die alte CL4 ohne Kappe und mit losem Sockel funktioniert noch.
      Also: nach der alten Devise aus 2 mach 1 ans Werk
      1. Glasreste aus der abgebrochenen Kappe entfernen
      2. Kappendraht an den 2mm Stummel anlöten
      3. Kappe mit 2-Komponentenkleber und einem breiten Gummi zur Fixierung
      ankleben
      4. Sockel mit dünnflüssigem PONAL- Holzleim und einem breiten Gummi zur Fixierung ankleben
      5. Nach völliger Aushärtung ist die Röhre wieder verwendungsfähig
      Klebung wie bei diesen Röhren

      Poti- Reparatur

      1. Nieten vorsichtig entfernt
      2. alles gründlich gereinigt
      3. Ausgebrochenen Anschlag eingeklebt
      4. neuen Graphitgleiter aus einer mittelharten Bleistiftmine geschliffen
      5. zu den vorhandenen M2,5 Schrauben aus einer Lüsterklemme Muttern dazu gefertigt
      6. Achse gefettet und alles wieder zusammengebaut




      Anpassung der Heizspannung

      Da schon ohne die Soffitten die Heizspannung viel zu niedrig war, stand eine Korrektur an.
      Nach dem Ausschluss von Fehlern dachte ich an einen Parallelwiderstand zu einem der großen Heizkreiswiderstände.
      Eine bereits irgendwann eingebaute Reparaturschelle machte das überflüssig.
      Ein Stück Draht einfügen und die Schelle verschieben bis die Spannung stimmte, war die Lösung.
      ganz links im Bild


      Soffittenersatz

      Originale Soffitten 5V/0,2A waren nicht aufzutreiben.
      Verwendet habe ich 10V/0,1A.
      Die verwendeten 4 Stück ergeben auch etwas mehr Helligkeit, die Skalenbeleuchtung muss
      ursprünglich schon recht schwach gewesen sein.
      Die recht dicke, im Laufe der Zeit auch etwas dunkler gewordene, Diffusionspappe
      macht das zusätzlich sinnvoll.
      Leider zeigte ein Test, dass die Werte der Lämpchen etwas abweichen.
      Um Strom und Spannung wieder ins rechte Maß zu bringen bestimmte ich grob den erforderlichen Parallelwiderstand.
      Reduzierung um ca. ¼ der Spannung= ca. 4x Lampenwiderstand= 400Ohm


      Erstaunlicherweise hatte ich auf Anhieb 9,5- 9,8V, also ideal für die Soffitten.

      Gehäuse

      So sah mein Saba aus.
      Das Gehäuse war so stark ramponiert, dass da nur eine umfassende Restaurierung helfen konnte.

      Ich habe mich entschieden das Furnier nicht komplett zu ersetzten, sondern auszubessern.
      Unsichtbar wird das bei aller Mühe nicht.
      Die Meinungen gehen da auseinander, ich finde, ein Gerät darf Alters- und Gebrauchsspuren haben.
      Manche Restauratoren erreichen den Werkszustand oder übertreffen diesen bei Außen- und Innenansicht sogar.

      Woher das richtige Furnier nehmen, das war die erste Frage.
      Ortsansässige Tischler konnten oder wollten mir nicht helfen.
      Letztlich habe ich bei Ebay ein Sortiment gekauft. Ein Nussbaum Furnier kam den Original am nächsten.
      Ausgewählt habe ich in angefeuchtetem Zustand, so kann man besser beurteilen wie die Färbung und die Maserung nach der Lackierung aussehen werden.

      Auf Grund meiner ersten Erfahrung(anderes Radio) habe ich mich entschieden erst zu kleben und zu spachteln und dann zu schleifen.
      So dringen Kleber und Spachtel nicht ins Originalfurnier und man läuft nicht so leicht Gefahr,
      bei erneutem schleifen die bei recht dünne Furnierschicht durchzuschleifen.
      Stelle für Stelle habe ich die ausgebrochenen Furnierbereiche ausgeschnitten und mit neuem Furnier ausgefüllt.
      Eine Lage Papier zwischen Reparaturstelle und Pressholz saugt eventuell überschüssigen Leim auf und verhindert das ankleben des Holzes am Furnier.
      Fotobeispiele der durchgeführten Arbeiten:


      Ausgeschnittene originale Reststücke habe ich für kleine Stellen im Fronbereich benutzt.

      Sehr kleine Defekte habe ich mit dunklem Holzkitt auf Lösemittelbasis(Aceton) gespachtelt.
      Zuvor den endgültigen Farbton mit Lack auf einem Probestück festgestellt, weil Spachtelmasse sich nicht beizen lässt.
      Die Spachtelmasse wirkt nach dem schleifen und lackieren deutlich dunkler als eine nur getrocknete Probe.
      Langwierig war das vorsichtige Nassschleifen von Hand, angefangen mit 120-iger Körnung, dann 200-ter.
      Zunächst habe ich nur die Reparaturstellen geputzt und den Lack allgemein dünner geschliffen, dann die original schwarz abgesetzten Kanten neu lackiert.
      So, habe ich mir gedacht, erhält man durch das anschließende weiterschleifen saubere Kanten
      zum Naturholz.
      Wenn eventuell stellenweise Klarlack auf Schwarzlack gelangt ist das nicht schlimm, umgekehrt schon.
      Der Fertigschliff erfolgte mit 300-ter Nassschleifpapier.
      Gebeizt habe ich 2-mal mit 1:1 verdünnter Nussbaum-dunkel Beize auf Wasserbasis.
      Die Lackierung erfolgte mit Klarlack auf Lösemittelbasis 1:1 verdünnt.
      Benutzt habe dazu einen extra feinen Flachpinsel aus dem Künstlerbedarf.
      Nach 5-mal lackieren erfolgte ein Nassschliff mit 400-ter Schleifpapier.
      Dann noch mal 5-mal Lack und wieder schleifen, 3-mal Lack und 600-ter Schleifpapier und 2-mal Lack zum Schluß.
      Nach den einzelnen Lackschichten habe ich mindestens 1 Tag Trockenzeit eingehalten.
      Vor dem Zwischenschleifen mindestens 2 Tage und vor dem letzten Schliff 2 Wochen damit der Lack zum schleifen richtig hart ist.
      Mit dickerem Lack geht es sicher schneller, aber ich habe so eine sehr gleichmäßige Lackierung geschafft, die zwar nicht völlig staubfrei ist aber ansonsten einer professionellen
      Spritzlackierung nicht kaum nachsteht.
      Die original schwarz lackierte Skalenblende und das Lautsprechergitter habe ich nach Instandsetzung mit Acryllackspray neu lackiert.
      Vor dem Schleifen habe ich die verrosteten Zierleisten an den abgelösten Bereichen vorsichtig etwas gereinigt und mittels 2 Komponenten Epoxydharzkleber und Schraubzwingen wieder befestigt.
      Nach der Grundlackierung habe ich mit Konturenband(Autolackierbedarf – EBAY)
      die Zierleisten abgeklebt und mit Silbers-Metallic-Lack aus dem Modellbaubereich
      wieder hervorgehoben. Ein Beispiel mit Konturenband folgt weiter unten.


      Der Schallwandstoff war leider nicht mehr zu retten.
      Aufgezogen habe ich den neuen, feuchten Stoff mit Tapetenleim.
      Das hat nach meiner Meinung den Vorteil, dass man den Stoff nach dem auflegen noch straffen und ausrichten kann, was bei Kontaktkleber nicht möglich ist.
      Die Köpfe der Lautsprecherschrauben sind mit Lack abgedeckt damit es keine Rostflecken
      im Stoff gibt.
      gereinigtes Original der Ersatz

      Da originale Knöpfe nicht aufzutreiben waren habe ich mich entschlossen, die fehlenden Blenden und Knöpfe nach dem vorhandenen Muster zu fertigen.
      Ähnliche Knöpfe gleicher Größe habe ich Ebay gefunden, ebenso die für die Nabenverlängerung erforderlichen Möbeldistanzstücke.
      Den erfolgreichen Klebetest(2-Komponenten-Kleber) mit 2 Stücken kann man auf dem Bild auch sehen.
      Die Blenden fertigte ich aus Fahrrad- Transportschutzhülsen.

      Die korrekte Länge der Blenden habe ich am Radio bestimmt und gesägt.
      Danach die Befestigungslöcher und das Zugangsloch für die Madenschraube gebohrt.
      Das Pegelsymbol nach vielen Versuchen erfolgreich mit dem Skalpell aus Schulbuchfoliegeschnitten.
      Die Idee für Lackierschablonen Schulbuchfolie zu verwenden habe ich von Herrn Martin Renz aus dem Radiomuseum- Forum übernommen.
      unten der „Klavierdeckelgriff“, der anschließend noch mit Klarlack überzogen wurde, damit das Bakelit wieder schön glänzt. Diese Idee stammt aus dem Saba-Forum von „schabu“.
      Da der Griff auf Holz montiert ist, erschien mir das sinnvoller als eventuell eine Öl- oder Wachsbehandlung später wiederholen zu müssen.

      Wie die Frontknöpfe hat auch die Rückwand eine persönliche Note.
      Aus einer Hartfaserplatte habe ich diese nach einer Bildvorlage gefertigt.
      Eine Rückwand hat viele Löcher. Wie viel Spaß es macht, eine Schablone mit über 1000
      Löchern zu zeichnen und die dann zu bohren, weiß ich jetzt.


      Nachdem ich das Radio gestern fertig montiert hatte war ich erstmal zufrieden.
      Aber: die Skalenbeleuchtung war sch….
      Eigentlich dachte ich, die verstärkte Beleuchtung sollte reichen.
      Heute habe ich nach einer Idee aus dem Forum einen neuen Diffusor angefertigt.
      Ein Klemmhefter musste dafür herhalten.

      Nach der erneuten Montage meines Saba ist das Ergebnis fantastisch.
      Eine wunderbar gleichmäßig helle Skala, dank 4 verteilter Soffitten und eines neuen Diffusors.


      Nun ist es fertig.

      Grüße an alle

      Mathias

      Vielen Dank an alle, die sich meinen Bericht angesehen haben und noch ansehen werden.
      Besonders bedanke ich mich für das überaus positive Echo von oldiefan, jogi, schabu, ESB Axel und Wheely.
      Heute habe ich erst festgestellt, dass ein Bild nicht dargestellt wird. Wieder mal ein Sonderzeichen im Dateinamen. Nun ist das Foto zu sehen.

      Wenn jemand mal Filzpuffer braucht, wie ich sie für den Deckel benötigte, hier eine Idee.
      Flachfilz auf Breite schneiden, probeweise fest rollen und immer kürzen bis der Durchmesser
      stimmt. Kleber nur als Mittelstreifen auftragen, zusammenrollen und vorsichtig in eine Mutter drehen. ( in diesen Falle M10 - ca. 8,5mm). Nach dem trocknen mit einer scharfen Schere korrigieren, fertig.
      ein nicht verwendetes, weil nicht gut gelungenes Teil

      Herzliche Grüße

      Mathias
      Vielen Dank für das tolle Feedback.
      Es ist schön zu hören, dass das Ergebnis eigener Bemühungen auch anderen Fans alter Technik gefällt.
      Die Nichtfans schütteln ja bestenfalls verständnislos den Kopf, wenn sie hören wie viel Zeit, Geld und Mühe man „verschwendet“ hat.
      Ich habe heute noch etwas korrigiert und hinzugefügt.

      Gruß

      Mathias