Tastenkontakte reinigen

      Hallo,

      anbei noch einige Bilder damit Ihr seht worum es geht:














      Die Teerkondensatoren und Elkos sind bereits ale ersetzt worden. Der Gleichrichter wurde gegen ein NOS Bauteil aus Altfertigung getauscht. Er wird bei stundenlangem Betrieb höchstens 38 Grad warm. Die Anodenspannung ist sogar etwa 10 Volt zu hoch bei Betrieb mit 220V. Die Leistungsaufnahme beträgt 88VA. Das Gerät spielt auf allen Wellenbereichen.

      Der Tastensatz kracht aber leider fürchterlich.
      Falls jemand mit der Anwendung von Tuner 600 Spray beim reinigen der Tastenkontakte gute Erfahrungen gemacht hat, wäre mir diese Methode am sympatischsten.

      Beim mechanischen reinigen der Kontakte mit einer Zahnbürste und Kontakt 60 dürfte das Kontaktspray in die entlegensten Winkel gelangen. Beim intensiven Auswaschen durch Kontakt WL oder Bremsenreiniger kann die Lackierung des Chassis angegriffen werden. Kabelisolationen und Gummiteile können angelöst werden.
      Das ist mir schon mal bei einem WIII passiert. Der Chasislack von Saba ist empfindlich.

      Daher meine Frage ob die Reinigung mit dem milderen Tuner 600 Spray unter Zuhilfenahme einer alten Zahnbürste zum Erfolg führen kann.

      Gruß Udo
      Hallo Udo,

      direkte Erfahrungen habe ich damit nicht, aber zur Zusammensetzung und was damit bewirkt wird kann ich ein paar Tipps loswerden.

      Das Tuner 600 hat im Gegensatz zum K60 kaum Detergenzien im Lösemittelgemisch. Tuner 600 ist fast ausschließlich ein Gemisch aus aliphatischen Kohlenwasserstoffen, ein wenig Lösungsvermittler ist auch dabei. Dadurch ist es sehr mild zu vielen Baustoffen, einzig Wachs löst es schnell und gut. Es verdunstet sehr gut, weil der enthaltene Petrolether einen niedrigen Siedepunkt hat. (Ich tippe hier auf einen PE 40/70)
      Die Reinigungseigenschaften, gerade auf oxidierten Metalloberflächen sind dagegen nur mäßig. Aus eigener Erfahrung kann ich bestäigen, daß man z.B. versilberte Kontakte damit fast nicht sauber kriegt, wenn sie eine ordentliche Dreckschicht haben. Dafür ist das Zeug für Poti-Schleifbahnen richtig gut.
      Deine Idee ist sehr gut nachvollziehbar: Ein mildes Reinigungsmittel, das komplett verdunstet, und es ist getan. Du musst aber auch bei der Anwendung des T600 auf dem Tastensatz aufpassen. Beim Verdunsten wird aus der Atmosphäre Wasser (wie Tau in der Kälte!) auskondensiert. Trocknen muss der Tastensatz trotzdem eine Weile. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Reinigungswirkung ausreicht.
      Aber ein genereller Vorteil besteh schon: Die anderen Mittelchen wie K60 oder WL haben einen deutlichen Anteil an protischen (also "wasserähnlichen") Lösungsmitteln, wie eben Isopropanol, andere Alkohole bis zum kleinen Anteil Aceton. Dazu eine Menge Detergenzien, die Oxide lösen sollen (im K60) und einen nicht unerheblichen Wasseranteil (2-6%). Das nistet sich gern im Pertinax ein.
      Dafür geht K60 ganz anders an Oxide auf Metalloberflächen ran! Darum muß es auch abgespült werden, Reste auf der Oberfläche greifen Kupfer und versilberte Oberflächen ganz schön an.

      Generell spricht daher nichts dagegen, daß Du es mit dem T600 und einer Bürste ausprobierst. Pass auf eventuelle Wachs-Siegel an den Filtern auf, und lass trotzdem die Tastatur ein paar Stunden vor der Heizung trocknen. Wenn die Reinigungswirkung nicht ausreicht, musst Du eben zu schwererem Geschütz greifen.
      Gruß, Gunnar
      Berichte doch mal über Deine Erfahrungen. Nach den Bildern sind die Kontakte ja schon recht stark angelaufen.

      Darum habe ich hier eine Ergänzung von eventuell allgemeinem Interesse, auch wenn es hier im Forum mal diskutiert sein sollte.
      Auf den Kontakten liegende Oxid- und Metallsalz-Schichten bekommt man mit den üblichen Methoden schon ganz gut runter (K60, Oszillin etc. ). Also die "Grünspan" Beläge, braun angelaufenes Kupfer und weißliche Beläge auf versilberten Kontakten.
      Es gibt aber Problemfälle, die lassen sich nur mechanisch lösen.
      Erstes Beispiel dafür sind "abgefeuerte" Kontakte an Schaltern und Relais. Hier liegen z.T. Verkokungen auf den Kontakten, die sich in gewissem Umfang mit Kontaktsprays lösen und abspülen lassen, aber dauerhaften Erfolg bringt beispielsweise auf Wolfram-Kontakten oder ähnlichem nur feines Schmirgelleinen.
      Als zweites Beispiel möchte ich hier die schwarz angelaufenen Silberoberflächen nennen. Technisch gesehen ist Kontaktspray hier eigentlich machtlos und hat nur geringen Effekt. Das Schwarze ist eine Silbersulfidschicht, und Silbersulfid hat eine derart niedrige Löslichkeit in praktisch allen Mittelchen, daß die Chemiker es gern als "toten Hund" bezeichnen. Man kann es durch chemische Umwandlung (Reaktion) auflösen, aber die Bedingungen unter denen das abläuft sind für die Komponenten in Radios ziemlich ungesund. Bleibt also nur das mechanische Entfernen mit feinstem Schmirgel- oder Poliermaterial oder z.B. 000-Stahlwolle.
      Dabei aber aufpassen, daß nicht die gesamte Silberschicht mit entfernt wird.
      Gruß, Gunnar
      Noch ein Hinweis zur Verwendung von Stahlwolle im Inneren der Radios: Hier ist größte Vorsicht geboten, weil der Stahlwollenabrieb, also hauchfeine Drähtchen, sich gerne in Filtern und anderen Bauteilen niederläßt und dort für heftige Verstimmung sorgen kann. Also nach Verwendung gründlich ausblasen, oder gleich einen starken Magneten neben die Putzstelle legen!
      Gruß Heino - der Unkaputtbare
      Gunnar postete:
      Zitat:
      Bleibt also nur das mechanische Entfernen mit feinstem Schmirgel- oder Poliermaterial oder z.B. 000-Stahlwolle.
      Dabei aber aufpassen, daß nicht die gesamte Silberschicht mit entfernt wird.

      Hallo Gunnar,

      es wird schwierig werden die Kontakte durch die schmale Revisionsklappe mit Stahlwolle oder Schmirgel- und Poliermaterial erreichen zu können.

      Die Kontakte sehen gar nicht so schlecht aus. Da hab' ich schon schlimmeres gesehen. Sie sind gleichmäßig mit dieser dünnen, schwarzen Schicht überzogen. Durch den Schleifeffekt der Schieber ist der Berührungspunkt aber silbrig-glänzend.
      Verkokungen kann ich keine feststellen.

      Gruß Udo
      schabu postete
      Noch ein Hinweis zur Verwendung von Stahlwolle im Inneren der Radios: Hier ist größte Vorsicht geboten, weil der Stahlwollenabrieb, also hauchfeine Drähtchen, sich gerne in Filtern und anderen Bauteilen niederläßt und dort für heftige Verstimmung sorgen kann. Also nach Verwendung gründlich ausblasen, oder gleich einen starken Magneten neben die Putzstelle legen!


      Oh ja, Danke für den Hinweis, Heino!

      Siehst Du, da war ich davon ausgegangen, daß man die Kontakte komplett aus dem Radio raus hat und natürlich gut nachreinigt. Kann man aber nicht oft genug sagen.
      Bei meinem zweit / oder Dritt-Hobby, meinem alten Moped ist es ähnlich. Wo man Abrieb erzeugt, muß das auch alles penibel sauber gemacht werden, sonst verabschiedet sich plötzlich durch irgendwelche Metallspäne bei 7.000 Umdrehungen das Motörchen!
      Gruß, Gunnar
      schabu postete
      Noch ein Hinweis zur Verwendung von Stahlwolle im Inneren der Radios: Hier ist größte Vorsicht geboten, weil der Stahlwollenabrieb, also hauchfeine Drähtchen, sich gerne in Filtern und anderen Bauteilen niederläßt und dort für heftige Verstimmung sorgen kann. Also nach Verwendung gründlich ausblasen, oder gleich einen starken Magneten neben die Putzstelle legen!


      Dazu noch ein Nachbrenner: ein Kollege versuchte mal einen Lausprecherkorb mit Stahlwolle wieder schön zu bekommen, auf der Membran innen saß KEIN Dustcover.

      Der Korb wurde wieder sehr schön...

      Also größte Vorsicht !!

      Gruß, Dieter
      Hallo allerseits,

      von der Verwendung jeglicher Schmirgelpapiere zur Reinigung der Kontaktfedern (Gabelkontakten) in Tastensätzen würde ich grundsätzlich abraten. Da man besonders bei Saba die Schieberleisten mit den Kontaktschwertern durch die Service-Öffnungen ausbauen kann, ist es möglich die Gabeln mittels dünner Pappstreifen welche mit z.B. T600 oder auch Bremsenreiniger benetzt sind schonend zu reiningen.

      Dazu habe ich mir aus den (gebrauchten) Holzstäben von Sylvesterraketen (7x7mm) auf fogendem Bild dargestellte Werkzeuge angefertigt. Diese führe ich vorsichtig -und vor allem mit Gefühl- zwischen den Gabeln hindurch und bewege sie in Schaltrichtung hin und her. Auf diese Weise erfolgt die Reinigung durch schonenden mechanischen Druck und die zusätzliche Wirkung der chemischen Helfer begünstigt.



      Die Messerkontakte kann man mit chemiegetränkten Leinenlappen schonend reinigen. Danach empfielt sich das hauchdünne auftragen eines Kontaktfettes um die Leichtgängigkeit der Schaltschieber zu gewährleisten. Schwergängige Schieber verhindern oft das exakte Rückkehren der Drucktasten in ihre Ruhelage - dies liegt eher selten an erlahmten Federn im Tastensatz...

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      Noch ein paar Worte zur Anfertigung der Hilfswerkzeuge: Um die "Reinigungsblättchen" zu fixieren habe ich zunächst mit der Puk-Säge die Vierkantstäbe mittig geschlitzt. Damit dann nichts mehr verrutschen kann habe ich noch zwei z.B. 0,8mm Löcher quer gebohrt und letztlich ein passendes Stück Schaltdraht durchgestekt.

      Als Reinigungsblättchen eignet sich ca. 0,4 bis 0,5 mm dicke Pappe mit leicht rauer Oberfläche oder dünne "Holzbrettchen" wie man sie gelegentlich bei Käseverpackungen finden kann, auch dies sollten nicht dicker als 0,5mm sein, um die Federkraft der Gabelkontakte nicht überzustrapazieren. --- Das obere Werkzeug ist mit Pappe, das untere mit Käseschachtelholz bestückt.

      Mit dieser Methode wird eine gezielte und schonende Reinigung der eigentlichen Kontaktstellen erzielt. Auch die Chemie wird hier begrenzt eingesetzt ohne darin das gesamte Gerät zu ertränken. Bei mir stellten sich dabei immer sehr gute Ergebnisse ein...
      Freundliche Grüsse, sagnix
      Hallo Peter,

      tatsächlich ein ebenso simples wie wirkungsvolles Werkzeug! :respekt: Das merke ich mir auch gleich mal! Pappe und Holz macht ja kaum was kaputt. Und wenn mal keine Käseschachtel zur Hand ist, dünne Furnierstreifen sind da auch sicher sehr gut geeignet. Die kriegt man als Abfall beim Schreiner oft geschenkt.

      Ja, Schmirgeln ist immer mit Risiken verbunden, denke, das ist nur was bei Total-Zerlegungen, wenn nix anderes mehr fruchten will. Es bleibt ja immer ein Rest Staub übrig, der weg gemacht werden muß. Für besondere Fälle gibt es spezielles Diamant Papier (nehmen auch Uhrmacher), von dem sich so gut wie nichts ablöst, man hat da also nur mit dem abgeschliffenen Metall zu tun, das wird dann mit Uhrmacher-Knete weg gemacht. Aber das Zeug ist mächtig teuer, lohnt also wohl weniger.
      Gruß, Gunnar
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