Wildbad 8

      Hallo,


      ich wollte mich kurz vorstellen: Ich heiße Claus, Jahrgang 1957 und wohne in Hamburg.


      Ich bin Vater von drei jungen erwachsenen Töchtern. Vor einigen Jahren hat mal ein Freund, der von meinem Interesse an Röhren und Elektronik wusste, mir ein altes Telefunken Jubilate 8 geschenkt. Das habe ich dann wieder hergerichtet (Netzteil, Kondensatoren, das Übliche - Gott sei Dank keine schwierigen Fehler...) und meiner mittleren Tochter geschenkt, welche es hauptsächlich als Verstärker für ihren MP3-Player benutzt (dank Papas Adapterkabel TA-Stecker auf 3,5mm Stereo-Klinke)

      Nun wollte meine Jüngste auch unbedingt ein Röhrenradio haben, aus den 50ern, denn das ist inzwischen wieder "cool". Für sie sollte es ein Wohnzimmergerät sein. Ich habe ihr erzählt, dass SABA damals der Mercedes unter den Radios war und dass die Geräte manchmal nur für ihre Lautsprecher ("green cones") von HiFi-Freaks ausgeschlachtet werden... Also wollte sie ein SABA haben, möglichst aus meinem Geburtsjahr, solide, aber ohne schwierigen technischen "Schnickschnack" wie den automatischen Sendersuchlauf.

      Dann habe ich bei eBay ein Wildbad 8 gefunden, voll funktionsfähig. Für € 35 plus € 12 Versand war es dann meines. Die Verkäuferin hat eine Lage Bubblefolie spendiert und 5 zerknüllte Doppelbögen Zeitung. So passte alles hautnah in einen Umzugskarton und ab die Post.

      Und da muss das arme Gerät den gestressten DHL-Mitarbeitern dann vom Band gefallen sein...

      Als es bei mir ankam, war das Gehäuse zerbrochen (!) und das Chassis verbogen (!!). Von der Verkäuferin bekam ich das Geld zurück und sie eine positive Bewertung von mir.

      Ohne viel Hoffnung habe ich das arme Radio probeweise eingeschaltet. Oh Wunder - auf MW lief es noch. Röhrentechnik ist eben im Wortsinne "sturz"-solide!

      Aber auf UKW tat sich nichts. Erste Diagnose: Das Stahlseil war von der Umlenkrolle des UKW-Kästchens gesprungen. Nach Wiederauflegen spielte es dann irgendwie.

      Am nächsten Abend habe ich aber leider entdeckt, dass der Plexiglasstab im UKW-Teil gebrochen war. Der Kunststoff ist wohl nach 56 Jahren spröde geworden und hat den Sturz nicht überstanden... Das ist wohl das KO-Kriterium, dagegen kommt man nicht an... Mit dem Mut der Verzweiflung habe ich das Teil mit Zwei-Komponenten-Kleber, angedickt mir Quarzmehl, damit er nicht tropft, geklebt und 24 Stunden aushärten lassen.

      Danach Funktionstest: OH Wunder, es läuft! Von NDRII (87,6MHz) bis RSH (102,4MHz) bester Empfang.

      Nun habe ich wieder Hoffnung. Also erstmal alles gereinigt. Dabei festgestellt, dass alle Skalenbirnchenfassungen defekt waren (!) - sie sind beim Sturz ALLE auseinander gegangen.

      Die habe ich inzwischen nachbestellt und ausgetauscht. Die 300mA-Birnchen waren hin, habe ich gewechselt. Die beiden 150mA-Brinchen tun es glücklicherweise noch, denn da weiß sich nicht, wo ich die noch herbekommen soll (7V, 150mA??).

      Eine Messingblende an einem der Knöpfe fehlte, und der Ein/Aus-Schalter war defekt (immer ein).

      Dann habe ich bei www.antikradio-restored.de diese Teile (super!! Bin sooo froh, dass es die Sachen dort noch gab und ich das Radio nicht verbasteln muss!!) und bei Jan Wuesten die Austausch-Kondensatoren incl. 2 x 50uF Becherelko bestellt und heute war schon alles in der Post. Der neue Schalter ist schon eingebaut, nun kann man das Radio wieder ausschalten, das hat ja auch etwas für sich...

      Bei der weiteren Restauration kommen sicher noch viele Fragen. Ich kann Netzteil und NF einigermaßen, aber bei HF muss ich ziemlich passen, von UKW ganz zu schweigen.


      So, ich versuche noch mal, ein paar Fotos hochzuladen und verabschiede mich für heute.


      Herzliche Grüße und noch einen schönen Sonntag,
      Claus
      Hallo Heino,

      danke für die superschnelle Antwort! Da staune ich aber!

      So, aus Glas... Das hätte ich nicht gedacht... Ich habe versucht, den Stab zu lösen, er ist aber mit dem Hebelarm so fest verklebt, dass ich das dann lieber gelassen habe. Und wenn ich ihn erneuere, muss ich ja alles wieder abgleichen <Horror> und das kann ich nicht :( Nun, wo es funktioniert, lasse ich es wohl so.

      Ich will noch ein paar Bilder hochladen, muss erstmal herausfinden, wie das hier geht...

      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo zusammen,


      heute habe ich alle Elkos und fast alle Teer-Kondensatoren ausgetauscht, jetzt fehlen mir nur noch C37 und C56 (die sind sehr schwer zugänglich).

      Alle zwei, drei Kondensatoren habe ich wieder die Funktion überprüft, und es klang immer besser...

      Bis zum Austausch von C58 und C61.

      Danach spielte es gar nicht mehr. Fehlersuche hat leider ergeben, dass beim AÜ die Brummkompensationswicklung durchgebrannt ist. War das meine Schuld? Ich habe darüber nachgegrübelt und nichts gefunden... Wenn ich die Wicklung einfach überbrücke, dann spielt (und brummt) es - also sitzen die beiden Cs doch eigentlich richtig?

      Es ist zum Mäusemelken! Was nun??? Woher einen neuen AÜ nehmen?

      Habt ihr einen Rat für mich?


      Für heute mache ich erst mal Schluss...


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo!


      Danke, Andreas (DL2JAS), für den link zu den E10-Birnchen, da werde ich mir mal sicherheitshalber Ersatz für die alten beschaffen, obwohl sie im Moment noch leuchten...


      Heino, was soll ich denn mit 100 Ohm überbrücken? Ich habe die durchgebrannte Drosselwicklung ja einfach überbrückt und es spiele wieder, allerdings mit Brumm...

      Die Sache mit dem AÜ macht mir richtig Sorgen! Reparieren kann man ihn wohl nicht, warum er den Geist aufgegeben hat, weiß ich nicht... Zum Neu-wickeln-lassen fehlen mir die Daten. (Ausserdem ist das ziemlich teuer...)

      Habt ihr da einen Rat für mich?


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Otto,


      das wäre natürlich super! :) :party:

      Da gebe ich dann auch gerne etwas in Deine Bastelkasse!

      Inzwischen überbrücke ich die durchgebrannte Wicklung mit 100 Ohm (ich nehme an, dass es das ist, was Heino gemeint hat - ich hatte nur einen Draht verwendet und dann sind die Spannungen an den Vorröhren wohl etwas zu hoch... Andererseits ist da ja sowieso der Vorwiderstand R66 mit 1,25 kOhm, da macht es auch nicht den Unterschied...) und messe mal den Strom, bzw. den Spannungsabfall über dem Widerstand, ob das evt. zu viel ist.

      Nicht, dass mir das kostbare Ersatzteil wieder durchbrennt!


      Es war schon komisch gestern: Nach Tausch von drei Kondensatoren (da war auch der abgeschirmte Koppelkondensator C55 dabei, die Abschirmung habe ich mit Kupferfolie und Schrumpfschlauch gebastelt...) spielte das Radio prima. Habe dann abgeschaltet, C58 und C61 ersetzt (sitzen im Klangregelbereich, da, wo man zwischen "Sprache" und "Musik" umschaltet...) und danach wieder angeschaltet - alles tot, die EM84 blieb dunkel. Beim Durchbrennen des AÜ hätte ich irgendwie erwartet, dass es erst noch geht, dann etwas qualmt und danach nicht mehr geht. Aber so war es nicht. Und ich habe im Bereich der beiden letzten Cs alles mehrfach überprüft und kann keinen Fehler sehen... Beim Überbrücken der Wicklung spielt es ja auch... Irgendwie muss ich ja an der Malesche Schuld sein, aber ich weiß nicht, WIE ich das verbockt habe :(



      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Otto und Andreas,


      ich habe beide Anschlüsse der Drosselwicklung nicht zu fassen gehabt (Mittelanzapfung rot ist sowieso noch dran, sonst hätte die EL84 keine Spannung). Der andere Draht ist gelb und geht direkt zum Widerstand 1,25 kOhm 2W. Den habe ich nicht berührt.

      Zwischen rot und gelb sagt das Ohmmeter "unendlich" :(

      Na ja, dass das Überbrücken mit 100Ohm und Einsetzen eines Elkos vermutlich ein akzeptabler Ergebnis bringt, ist mir ja klar. Selbst mit einem einfachen Draht ist es leidlich brauchbar.

      Aber das geht mir innerlich gegen den Strich... Ich wollte das Radio genau so herrichten, wie es 1957 aus dem Laden kam.

      (Nur beim Selengleichrichter muss ich mogeln, da will ich eine Diode 1N4007 in Serie mit ca. 100Ohm in das Selengleichrichtergehäuse einbauen, so dass man es von außen nicht sieht. Und elektrisch ist es ja dann fast völlig gleichwertig. Es ist nur Fummelei, weil man in dem Gehäuse nur 3mm Höhe hat...)

      Habe übrigens den Strom gemessen, der wieder durch die Drossel fließen soll: es sind etwas über 30mA. Davon kann die Wicklung eigentlich nicht abrauchen...

      Also, ich würde wirklich SEHR gerne das Radio in seinen Originalzustand bringen, also mit Brummkompensationswicklung!

      Wie ist es, Otto, würdest Du Dich von Deinem AÜ trennen? Über die Details können wir uns ja privat schreiben...


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo,


      nun habe ich also alle Elkos und Teerkondensatoren ausgetauscht, ebenso den Schalter und die Fassungen für die E10-Skalenbirnchen.

      Die Elkos waren erstaunlicherweise alle noch garnicht so schlecht, aber die Teerkondensatoren hatten Fantasiewerte, teilweise krass überhöht und (im MOhm-Bereich) gleichstromdurchlässig.

      Eine Frage habe ich dazu: C58 ist ein 10nF Kondensator, der im Bereich der "Sprache" / "Musik" - Umschaltung sitzt. Wenn man "Sprache" drückt, wird er überbrückt. Dieser war ein Teerkondensator mit 500V Spannungsfestigkeit. Den hatte ich leider bei Jan Wuesten vergessen zu bestellen. Im meiner Schublade hatte ich aber noch einen 10nf, jedoch nur mit 240V. Das ist da wohl ausreichend?? Nach Schaltplan sind an dieser Stelle keine hohen Spannungen, oder übersehe ich da etwas?

      Bei www.classic-tubeware-kunisch.de habe ich über Ebay einen kompletten Röhrensatz gekauft und eingesetzt - davon ist leider eine Röhre kaputt (die EBF89), da werkelt noch die alte, bis der Ersatz da ist.

      Otto hat mir gestern noch lieberweise einen AÜ ausgebaut, der meinen durchgebrannten ersetzen wird. Nochmals ganz herzlichen Dank dafür!

      Und der provisorische Ersatz des Selengleichrichters E250C85 durch 1 x 1N4007 in Reihe mit 100Ohm 4W muss noch irgendwie in das Gleichrichtergehäuse gefummelt werden, damit es wieder schön aussieht :)

      Und dann kann es wieder eingebaut werden...

      Jedenfalls spielt es jetzt schon super, man hat auf UKW mit einer Behelfsdipolantenne schon sehr guten Empfang vieler Sender, bin wirklich beeindruckt :)

      Hier zwei Bilder, auf dem Foto der Chassisunterseite sieht man den grünen Draht, der die Drosselwickung überbrückt.

      Herzliche Grüße, Claus



      Hallo zusammen,

      im Moment habe ich "Restaurierungspause" und warte auf den AÜ von Otto.

      Morgen sind wohl die bestellten Widerstände in der Post, einmal 0,18Ohm 5W zum Einstellen der Heizspannung (die ist mit 6,9V derzeit beängstigend hoch) und dann 8 x 802Ohm 0,6W, die will ich alle parallel schalten und zusammen mit der Diode 1N4007 in das Selengleichrichterkästchen einbauen. Da sind ja in der Höhe nur 3mm Platz, deshalb diese Idee, mal sehen, ob es funktioniert.

      Habe errechnet, dass da etwa 4W verbraten werden, es wird also warm. Mal sehen, ob das den Dauerbetrieb aushält...


      Derweil kümmere ich mich mal um das von meiner Tochter gewünschte iPhone/MP3-Player/CD-Player-Adapterkabel.

      Ich habe mir eine dreipolige DIN-Buchse besorgt und den üblichen 3,5mm-Stereo-Klinkenstecker über 2 x 4,7kOhm damit verbunden (also: jeder Kanal über 4,7 kOhm an Pin3, Masse an Pin2). Das war Fummelkram, in dem DIN-Stecker ist kaum Platz :rolleyes:

      Das funktioniert auch, aber man muss den Lautstärkeregler des Wildbad ganz aufdrehen. Der Signalpegel vom iPhone (angeblich max. 1Veff) ist also zu gering. Komisch, bei anderen Röhrenradios kappt das...

      Hat da jemand vielleicht eine Idee für mich?

      Ich speise mal einen 1kHz-Sinuston ein und regle den solange hoch, bis es ebenso laut ist, wie UKW und messe das dann.


      Herzliche Grüße, Claus