Immer Kontaktspray?

      Hallo zusammen,


      ich restauriere gerade ein Wildbad8. (siehe mein Beitrag unter "Radios/Mono", da sind auch Fotos)

      Es spielt jetzt schon prima. Das Chassis hatte ich mit Pinsel, dünnem Schlauch an Staubsauger und Q-Tips gesäubert. Nun sieht es recht proper aus, allerdings nicht perfekt.


      Was mache ich nun mit dem Tastensatz? Darin herumpinseln will ich nicht, wegen der dünnen Spulendrähtchen.

      Soll ich da nun "Kontakt 60" hineinsprühen? Und dann "Kontakt 61" hinterher?

      Das ist in etwa die Empfehlung im Buch "Radios der 50er Jahre" von Eike Grund, aus dem ich viel gelernt habe...


      Wie ist von solchen Mitteln die Langzeitverträglichkeit? Will sagen: Schadet es evt. nach einigen Jahren den Kontakten? Oder pflegt es sie eher? Was meint ihr?


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Claus,

      Kontaktspray hat pos. Eigenschaften, aber auch neg. in Hülle und Fülle.
      Das unschädlichste Spray ist angeblich Kontakt 40, aber auch das wende ich nicht an. Ich "bade" die Kontakte der Tastatur mit Bremsenreiniger und betätige, während der Bremsenreiniger verfliegt, minutenlang abwechselnd alle Tasten.
      Die andere Möglichkeit besteht in einer mech. Reinigung, dazu müssen aber die Kontaktschieber ausgebaut werden und das ist dann eine äußerst zeitraubende und fummelige Angelegenheit.
      Also empfehle ich Dir den Bremsenreiniger.

      Gruß Otto
      Gruß Otto
      Hallo Claus,

      Kontakt 60 hat, wie Otto auch aus seinem reichen Erfahrungsschatz sicher bestätigen kann neben den positiven Eigenschaften ("erste Hilfe für verschmutzte Kontakte") auch viele Negative, wie erwähnt.
      Die muß klar sein, was Du tust, wenn Du das in den Tastensatz sprühst. Die Zusammensetzung sind nämlich nicht nur eine Mischung aus verschiedenen organischen Lösungsmitteln, daneben finden sich einige Lösungsvermittler, organische Säuren und Tenside. Diese haben die Aufgabe, "relativ" mild vorhandene Verschmutzungen aus Oxidation und Kristallen (z.B. Kupfersalzen) zu lösen und wegzuschwemmen.
      Nach dem Verdunsten der Lösemittel verbleibt ein leicht öliger Rest, der aber weiterhin die restlichen Tenside enthält. Wenn diese lange Zeit auf den Kontakten verbleiben, können sie auf Dauer recht große Zerstörung anrichten. Also der eigentliche Kurzzeit-Zweck wandelt sich in das Gegenteil. Darum ist es Pflicht, mit anderen Lösungsmitteln, z.B. Kontakt WL gut nachzuspülen, um die Reste wegzubekommen.
      Bei den Tastensätzen kommt aber ein Problem zusätzlich hinzu. Das verwendete Pertinax ist sehr saugfreudig. Du hast also das Spray drauf, und musst es ja wieder wegbringen. Und das ist auch mit intensivem Nachspülen mit Kontakt WL oder Isopropanol nicht leicht. Einmal tief eingezogen bekommst Du K60 da kaum noch vollständig raus. Hier im Forum gibt es etliche Beiträge über verkohlte Tastensätze, weil irgendetwas leitfähig geworden ist, und es dann bei den Spannungen von über 200 V zu Überschlägen kommt. Und die Tenside sind protische Substanzen, die mit etwas Luftfeuchtigkeit gern etwas leitfähig werden.
      Daher schließe ich mich Ottos Meinung an, wenn überhaupt Bremsenreiniger oder z.B. Petrolether aus der Apotheke (ist ein besonders reines "Waschbenzin") zu nehmen, das sind fast reine Lösungsmittel, die rückstandsfrei verdunsten. Und den Rest musst Du mechanisch reinigen. Danach kann man die Kontakte gezielt mit einer Nadel und Feinmechanikeröl leicht schmieren.
      Aber auch nach Einsatz von Bremsenreiniger oder Petrolether muß der Tastensatz ordentlich lange trocknen. Am besten direkt vor einer Heizung und auch nicht nur ein paar Stunden.
      Wenn Du die Kontaktfedern dagegen ausbaust, kannst Du die auch in K60 baden. Danach ordentlich auswaschen, trocknen und wieder einbauen. Ist aber sicher eine fiese Arbeit, daran hab ich mich noch nicht getraut.
      Gruß, Gunnar
      Hallo Otto und Gunnar,

      danke für Eure Stellungnahmen! Was ihr geschrieben habt, hat mir wirklich eingeleuchtet. Alles klar: Ich lasse es mit dem Kontaktspray.

      Auseinanderbauen tue ich den Tastensatz aber nicht! Es funktioniert ja derzeit - soweit ich es erkenn kann - perfekt und ich will nichts kaputt machen.

      So habe ich das vorgefunden:




      Da sieht man in der Mitte des Bildes Grünspan - möglicherweise hat da schon mal jemand früher mit so einem Kontaktchemie-Mittel gesprüht... Das hat mich stutzig gemacht.


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Otto,

      ja, Du hast recht, das Foto ist nicht so gut :(

      Besser fotografieren kann ich es wohl mit meiner kleinen Digitalkamera nicht, aber natürlich Ausschnitt bilden und verkleinern. Et voilà:



      Diese grüne Ausblühung sitzt ganz unten drin und ist höchstens 1mm groß... Daher ist sie schwer zu fotografieren.


      Herzliche Grüße, Claus
      Einfach ein bisschen üben, die Canon Digital Ixus kann durchaus gute Fotos machen, ich benutze unter vielen anderen auch eine solche.
      Fokus am besten von der Multimessung auf die Mitten-Marke zentrieren, ganz ausschalten oder gleich den Makro-Modus (Blütensymbol) bzw, die digitale Makro-Automatik (weiß nicht ob die Ixus 90 das hat, meine hat es) benutzen und schon sieht man klar.

      Ein bisschen Bildbearbeitung kann auch noch ein wenig retten.


      Der Grünspan ist entweder durch Feuchtlagerung oder durch das falsche Reinigungszeug entstanden, mit Ballistol habe ich sowas noch nie gehabt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Jogi,


      danke für die Bildnachbearbeitung (und die Info über meine Kamera hast Du der Datei auch entlockt!), nun kann man ja richtig etwas erkennen!

      Makro-Modus hatte ich eingeschaltet, so eine Automatik habe ich aber (glaube ich...) nicht.


      Pflegst Du diese Kontakte denn mit Ballistol? Oder nimmst Du das zur Reinigung?


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Claus.
      Ja, die Metadaten von Digitalfotos verraten solche Details, das ist auchgut, man kann noch nach Jahr und Tag erkennen welche Parameter die Kamera eingestellt hatte, also Blende, Bleichtungszeit, Blitz abgefeuert oder nicht oder zu früh gelöscht oder nicht usw.
      Wenn man die Kamera personalisiert hat, so wie meine Canon Spiegelreflex, dann verraten sie sogar den Namen des Fotografen :)

      Also ich habe früher oft solche vorverhunzten Kontakte gesehen, schon in den Sechzigern sahen manche Radios am Wellenschalter(-satz) so aus.
      Wenn ich dran komme dann entsiffe ich die Kontakte mit WD40, das restlos wieder runter muß und fette sie ganz ganz dünn - keine Schmalzstulle draus machen - mit Wählerfett.
      Wo ich nicht rein komme oder Angst habe etwas abzureißen, da sprühe ich zielgerichtet und wenig zweimal Ballistol drauf. Einmal zum Entsiffen und einmal als Ersatz für das Wählerfett.
      Ballistol hält theoretisch nicht so lange vor wie Wählerfett, aber ich hatte auch Fälle die ich nicht mehr nachbehandeln mußte auch nicht nach Jahr und Tag.
      Vor allem hatte ich dann nie wieder solchen ekligen Grünspan gesehen.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo,

      danke für Eure Hilfe!

      Was ich nun gemacht habe:

      ich habe mir Bremsenreiniger besorgt und damit die Kontakte im Freien gründlich abgeduscht, dabei, wie es Otto empfohlen hat, die Tasten öfter betätigt. Diese Grünspanstellen sind nun weg.

      Ballistol habe ich zwar , aber nur in der Flasche.

      Da es hier aber auch Stimmen gibt, die sich bei Ballistol skeptisch äussern:

      http://saba.magnetofon.de/showtopic.php?threadid=1575
      Weniger ist hier mehr.
      Alles, was in die Pertinaxstreifen einziehen könnte und nicht restlos wieder verfliegt, ist skeptisch zu betrachten.

      Im Grunde muss nach einer gründlichen Reinigung nur die Reibung zwischen den Gabelkontakten und den Kontaktschwertern vermindert werden.
      Kontakt 61 ist, sparsam angewandt, so dass es möglichst nur an den Metallteilen verbleibt, geeignet.
      Wählerfett in kleinen Mengen, mit einem ganz kleinen Pinsel oder einem Zahnstocher nur streng lokal begrenzt an den Metallteilen aufgetragen, ebenfalls.

      Auch das K61 sprühe ich zuerst auf ein Pinselchen und streiche dann nur die Metallteile sparsam ein.

      Sprühen ist wegen seiner schwer kontrollierbaren Ausbreitung tabu.
      Achim
      nightbear postete
      Weniger ist hier mehr.
      Alles, was in die Pertinaxstreifen einziehen könnte und nicht restlos wieder verfliegt, ist skeptisch zu betrachten.

      Sprühen ist wegen seiner schwer kontrollierbaren Ausbreitung tabu.


      Als abschreckendes Beispiel.
      Ein GRUNDIG AM-FM Spulensatz der sehr selten ist und von dem ich mir Bilder von einem Sammler (der es nicht war) habe senden lassen.
      Was da einer gemacht hat, zeigen 2 Bilder.
      Das Oxid vorhanden war, zeigen die TA- Buchsen.
      FM-Osz. MW- Osz., 2 Styroflex und der ROTOR am Schalter sprechen fuer sich.

      Gruss hans






      Hallo Claus, wenn die Kontakte gut zugänglich sind reinige ich trocken mit einem Glasfaserstift (Kugelschreibergröße). Anschließend Kontaktpflegemittel "Kontakt Gold" (Gleiche Firma wie Kontakt60/61). Bei schlecht zugänglichen Kontakten verwende ich DeoxIT, (gibt's auch in "Filzstift"-Form zum punktgenauen anwenden) anschließend spüle ich mit Video90 (gleiche Firma wie Kontakt60/61) gründlich nach. Kontakt90 verdunstet extrem schnell und rückstandslos. Das von der gleichen Firma angebotene SprühwäscheWL und Platinenreiniger reinigt zwar ebenfalls sehr gut, ist mitunter aber auch etwas aggressiv! So habe ich festgestellt, das der silberne Lack vom Chassis davon angelöst wird. Beim Video90 hab ich bisher keine Schäden festgestellt. Je nach Einsatzgebiet kommt auch mal Oszillin und Tuner600 zum Einsatz. Auf jeden Fall verwende ich Kontakt60 nur noch in absoluten Notfällen; weils eben wie Achim schon sagte aggressiv ist und Schäden versursacht wenn es nicht restlos entfernt wird.

      Zum schmieren verwende ich nur noch Silikonöle und Fette. Für Achsen und Gleitlager Isolier72 und für Nockenwellen (Wellenschalter) ein Silikonfett (Name fällt mir grad nicht ein) oder ein Trockenschmierstoff auf PTFE-Basis.

      Isolier 72 ist zwar für was anderes gedacht, aber schmiert besser als Öl und trocknet nicht ein. Verwende ich seit knapp 30 Jahren für alles was geschmiert werden muß. Vom Autoschloß bis zur Mechanik im Radio. Es eignet sich auch gut zum lösen von festgerosteten Radioknöpfen! Bis auf einen hab ich damit alle ab bekommen!

      Gruß Frank
      Es toent so schoen wenn des Sabas Roehren gluehen!
      nightbear postete
      Weniger ist hier mehr.
      ...mit einem ganz kleinen Pinsel oder einem Zahnstocher nur streng lokal begrenzt an den Metallteilen aufgetragen, ebenfalls.

      ...Sprühen ist wegen seiner schwer kontrollierbaren Ausbreitung tabu.


      Sehr wichtige Anmerkung, Achim.
      Im Nachgang muß ich bedauern das ich diese - für mich - Selbstverständlichkeit aus irgendeinem Grund in #008 nicht wörtlich ausgeführt habe.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Neulich hatte ich einen Grundig RTV400 zur Reparatur. Unter anderem funktionierten Lang-, Mittel- und Kurzwelle nicht.
      An der Schiebeschalterbaugruppe, die auch die Kreise für die einzelnen Wellen beherbergt, hatte früher jemand üppig mit Kontakt 60 experimentiert. Die Spulen sahen ähnlich aus, wie die in der UKW-Box in Post 012 von Hans.

      Ich habe die Fehler nicht gesucht, da der Besitzer erklärtermaßen kein AM hört, aber ich bin sicher, dass die HF-Litzen und Drähte über die Jahre - zum Beispiel an Lötstellen oder an geknickten Stellen durchgefressen waren. Die Schaltkontakte arbeiteten noch.
      Achim
      Hallo, da Sprühen oft nicht zweckmässig ist, da man die Menge und Ausbreitung nicht vernünftig kontrollieren kann, habe ich mir in der Apotheke Einwegspritzen und Kanülen beschafft, bei schwer zugäglichen Stellen oder wenn nur kleine Stellen zu behandeln sind, ist das so leichter zu handhaben; die Kanülenspitzen sollte man aber sicherheitshalber "entschärfen", geht mit einer Dremel und Schleifscheibe wunderbar, mit dem Seitenschneider ist meistens hinterher die Öffnug (zu)gequetscht
      Jörg - wenn ich Benz fahren will, geh ich arbeiten
      Hallo,


      danke für Eure Tipps! Besonders den Hinweis von Jörg fand ich gut mit der Einwegspritze, das finde ich noch besser, als Zahnstocher.

      So werde ich es dann in Zukunft machen, erst mit Bremsenreiniger abduschen, dann mit der Spritze in kleinen Mengen Kontakt61 oder KontaktGold oder Silikonöl (die letzten beiden Mittel habe ich nicht, müsste ich dann auch noch kaufen...)

      Diesmal ist es nur mittelgut gelaufen, da ich das Kontakt61 ja (sparsam) gesprüht habe. An die Spulen und die Anschlussdrähtchen ist aber wohl nichts gekommen...


      Das berühmte "Wählerfett" gibt es wohl nicht mehr zu kaufen? Das könnte man ja mit Lösungsmittel verdünnen und dann mit der Einmalspritze auftragen...


      Herzliche Grüße, Claus
      Hallo Claus,

      das Wählerfett ist kein Fett, sondern basiert auf Vaseline. Es kann wirklich auch ohne Spritze gut platziert werden, es läuft nicht weg, seine Konsistenz ist so eingestellt, dass es perfekt auf Metalloberflächen haftet. Bevor man riskiert, seine (chemischen) Eigenschaften durch Lösungsmittel zu verändern, sollte man in den sauren Apfel mit dem Zahnstocher beißen ;)

      Holz deshalb, weil es die empfindlichen dünn versilberten Oberflächen der Kontaktfedern nicht verkratzt.
      Achim