Erdung über Schutzkontakt oder besser nicht?

      Hallo liebe Leute,

      ich würde gerne mal wissen, ob Ihr Eure Radios über das Stromnetz erdet - also den Schutzleiter (PE-Leiter, grün-gelb) ans Chassis anschließt oder nicht (Allstrom natürlich ausgeschlossen). Ich habe das bei meinen insgesamt fünf Röhrenradios getan und keine negativen Auswirkungen festgestellt (2 x Saba KN18, 1 x Grundig 4097M, 1 x Siemens RG81, 1 x Nordmende Fidelio). Im Gegenteil, besonders bei den beiden Saba ist mit dem Anschluss des Schutzleiters ein eben noch so verkraftbarer Netzbrumm praktisch verschwunden, bei den anderen Radios hat sich der ohnehin schon geringe und nicht störende Netzbrumm noch ein wenig verringert.
      Netzteilelkos und alle anderen Elkos wurden getauscht, zum Teil auch die Selengleichrichter gegen NOS-Selengleichrichter. Die Stromversorgung in unserer Mietwohnung hier in Frankfurt ist zwar ziemlich stabil bei 230 Volt, aber sicherlich nicht sehr sauber; der Schutzleiter geht schon im Sicherungskasten auf den Neutralleiter (N), so wie das eben früher praktiziert wurde.
      Wenn jemand was dazu beitragen kann, insbesondere ob die Erdung praktische technische Auswirkungen auf die Schaltung hat, Danke im voraus.

      ps.: Ich habe als Anschlussleitungen für die Radios übrigens schöne stoffummantelte genommen, passend braun oder weinrot. Kann ich fürs Aussehen als Alternative zu Plastik, auch wenn original, nur empfehlen.

      Viele Grüße - Frank
      Funktechnisch eine gute Idee!

      Bei VDE Elektro kenne ich mich weniger aus, man hat jedoch am Gerät die Schutzklasse geändert.
      Bei der Hochfrequenz, abgesehen von UKW, bringt es Vorteile, weil dann eine sinnvolle HF-Erde vorhanden ist. Der Empfang auf LMK sollte dann deutlich besser sein, wenn man die übliche Antennenbuchse für Drahtantenne benutzt, dort eine solche anschließt.

      Andreas, DL2JAS
      Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
      Hallo,
      ja, ich denke der HF-Erdungsanschluss war in der Zeit vor den Schuko-Anschlüssen schon dafür da, auch benutzt zu werden. Üblicherweise gab es ja den geerdeten Hausanschluss für die Dachantenne, der für den Potentialausgleich sorgte. Der Schutzleiter am Chassis dürfte demnach nicht ganz verkehrt sein, sofern man keinen geerdeten Antennenanschluss mehr hat.

      Grüße - Frank
      Hallo,

      so wünschenswert eine Erdung für den Empfänger auch sei, man sollte sie sich eher bei der Wasserleitung (sofern Metall), der Zentralheizungsanlage oder als separate Leitung zum Hauptpotentialausgleich / Fundamenterder suchen, wenn keine (geerdete) Gemeinschaftsantenne oder KTV-Verteilanlage vorhanden ist.

      Die Änderung der Schutzklasse durch den Umbau eines Gerätes von Schutzisolierung auf Schutzerdung hat weitreichende Konsequenzen. Im Falle eines Schadens durch gefährliche Berührungsspannungen oder durch Feuer macht sich die durch den Umbau erloschene Betriebszulassung des Gerätes möglicherweise schmerzlich als Schadenersatzforderung oder auch strafrechtlich bemerkbar.

      Dann ist es Bei Geräten, die neben der Erde über den Schutzleiter noch mit einer weiteren Erdung - etwa über Hausantenne oder Kabelfernsehen verbunden sind oder verbunden werden können, nicht austzschließen, dass es zum Fließen von Differenzströmen infolge von Potentialunterschieden kommt. Diese Ströme flössen dann dauerhaft über den Schutzleiter. Dafür ist der Schutzleiter allerdings nicht vorgesehen, da Klemmverbindngen belastet würden oder galvanische Prozesse anlaufen könnten. Der Schutzleiter ist rserviert für das einmalige Fließen des Fehler- oder Kurzschlussstroms im Falle eines Defektes.
      Aus diesem Grund sind Geräte, die auch mit anderen Erden in Kontakt kommen können, meist schutzisoliert.

      Allgemein ist man gut beraten, wenn man den Netzeingang von Geräten der Unerhaltungselektronik n i c h t modifiziert.
      Achim
      Hallo Achim,

      Danke für den Beitrag. Mein Ausgangspunkt war u.a., dass bei den beiden Saba KN18 der Brumm nach Anschluss des Schutzleiters praktisch komplett weg war, also zunächst eine gute Sache, die ich natürlich gerne so behalten möchte. Der Anschluss an den Schutzleiter ist dabei nur etwas bequemer als die Wasserleitung. Allerdings werde ich bei nächster Gelegenheit die Möglichkeit ausloten, alle meine Hifi-Geräte über die Zentralheizung zu erden, da meine Stromversorgung nicht sehr "sauber" ist. Das vermute ich auch als Ursache für das Verschwinden des Brumms bei den Sabas, die ja wahrscheinlich nicht zufällig durch den selben Defekt an genau der selben leichten Brummstörung leiden, die ohne Erde auftritt. Ich bekomme bereits ein üblen Brummloop, wenn ich in unserer Wohnung testweise einen PC als Wiedergabegerät nicht über die selbe Steckdose anschließe wie den Verstärker.
      Ich verfüge (leider) über keine Hausantenne mehr, verkaufe auch keine Radios und führe auch keine Auftragsreparaturen durch. Ich würde nie ein Röhrenradio - ebenso wie jeden modernen Röhrenverstärker - unbeaufsichtigt spielen lassen.
      Aber grundsätzlich hast Du natürlich Recht, dass man den Netzzugang nicht modifizieren sollte. Vor allem, wenn die Konstrukteure bewusst auf eine Erdung verzichtet haben. Ich wollte übrigens ursprünglich zumindest eines meiner Röhrenradios an Verwandte verschenken, habe es aber dann doch nicht getan, weil ich mir nicht sicher war, ob den Leuten gewisse Sicherheitsregeln aus der Röhrenzeit noch geläufig sind. Darüber hinaus graut es mich noch heute, wenn ich (57) daran denke, wie fahrlässig ich selbst im Alter von 14 oder 15 Jahren mit Röhrenradios umging.

      Viele Grüße - Frank
      Hallo Frank,

      Zentralheizung ist eine gute Idee, sofern im Keller eine Verbindung zum Hauptpotentialausgleich oder zum im Erdreich metallenen Wasserleitungsnetz besteht. Wasserhausanschlüsse werden heute allerdings fast ausschließlich aus PE-Leitungsmaterial hergestellt, scheiden daher meist aus.

      Ich halte die HF-mäßige Qualität einer solchen Erdung auch für besser, als den Schutzleiter, da der Schutzleiter durch kapazitive / induktive Kopplung mit den beiden Leitern des Stromnetzes häufig durch Störsignale wie Tarifsteuerimpulse oder Sprechanlagensignale bzw. Netzwerkdatenübertragungen (D-LAN etc.) verseucht wird.

      Deine Erfahrungen kann ich übrigens voll bestätigen: Als Jugendlicher sieht man Vieles extrem locker und hat meist auch noch (unverschämtes) Glück dabei.
      Mit den Jahren und wachsender Erfahrung bzw. Verantwortung kommt man dann langsam zur Vernunft (bzw.. sollte man zur Vernunft kommen ;)
      Das ist die ganz normale Entwicklung und richtig so.
      Achim
      Frank sagen wir es mal ganz einfach.
      Schutzleitungssystem ist Schutzleitungssystem und "Erde" ist "Erde".

      Beides darf nach VDE-Willen nicht vermischt und verpampt werden. Das es dennoch mitunter funktionieren kann ist völlig egal, denn es ist schlicht nicht zulässig und damit tabu. Szenarien aufzuzählen erspare ich mir, sowas zieht mit immer zuviele "aber"s an. Bei der VDE-0100 aber gibt es keine "aber"s, sondern nur zulässig und unzulässig.

      Zu meiner Zeit waren Schutzleitersysteme noch nicht flächendeckend üblich. Es herschte die Drahtknappheit, man nullte die gerade aufkommenden Schuko-Steckdosen lokal. Eine wahre Freude waren einem da die Leute die das Radio einfach mal eben am Schutzleiter "erdeten", nicht nur daß man einen gepitscht bekam, wenn man an die Knöppe packte, es gingen auch oft die Eingangs-HF-Trafos flöten, weil sie keine 220V aushielten.

      Geerdet haben wir noch richtig mit Erder und Kurzschließer - bitte vergessen sie nicht bei Gewitter ihre Rundfunkantenne zu erden. Das gab es dereinst gar auf einer Bakelitplatte zu kaufen oben ging die Antenne rein, unten die Erde raus und in der Mitte dazwischen war der Kurzschließer. Blöd wenn der Blitz durch die Heizung fahren mußte, zumal diese damals nicht unbedingt in den Potentialausgleich einbezogen war. Heute übliche Potentialausgleichschienen wurden erst Mitte der Siebziger erst der Ausführungsanweisung der örtlichen Innungen poe-a-poe und dann per VDE-Norm eingeführt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Jogi postete
      Es herschte die Drahtknappheit, man nullte die gerade aufkommenden Schuko-Steckdosen lokal.


      Lokale Nullung ist bei mir so realisiert worden, dass im Sicherungskasten der Sicherheitsleiter (grün-gelb) aus der Wohnung mit dem Nulleiter zusammengeführt wird, und zwar dort, wo das Kabel aus der Hausinstallation in der Wohnung ankommt. Dann kommen Hauptsicherungen für alle drei Phasen und dann die Leitungsschutzschalter, also der Sicherungsautomat. So habe ich es jedenfalls sehen können. Einen Fehlerstromschutzschalter gibt es natürlich nicht.
      Richtig gut ist - wohl ein Relikt - einer dieser alten Wärmestrahler im Blechgehäuse, der im Bad (!) tatsächlich noch nur zweiadrig angeschlossen ist.
      Das Haus ist so ein typischer Nachkriegsbau, der wohl auf der alten Hausruine aufbaut, wurde niemals saniert, vieles hält aus Gewohnheit zusammen. Positiv dabei ist die für Frankfurt (Bockenheim) in toller Lage doch relativ günstige Miete.

      Grüße - Frank
      Diese Art der Nullung war zu Beginn der Schutzleitungssysteme üblich und zulässig.
      Blöd war nur das es nicht einheitlich geregelt war, sondern nach Nasenfaktor der jeweils zuständigigen Ausführungsverordnung.
      So kam es das eine zeitlang in meiner Stadt die Nullung gefordert und die Schutzerdung verboten war, im Nachbarort aber die Schutzerdung vorgeschrieben und die Nullung verboten. Da hat der Gewerbetreibende dann alle benötigten Dinge doppelt und in unterschiedlicher Ausführung vorzuhalten, will er eine Zulassung der Innungen diesseits und jenseits der Stadtmauern.

      Die Nullung die ich meine, direkt eine Brücke in der Schukosteckdose vom Nullleiteranschluß zum Schutzleiteranschluß, "lokale Nullung" oder bekannter "klassische Nullung" genannt war soweit ich das kenne in Nachkriegsdeutschland noch nie erlaubt. Die Gefahren sind überdeutlich, kommt ein Esel daher und vertauscht die Leiter im Sicherungskasten oder in einer Verteilerdose, dann hat man den Außenleiter (Scherzschrittmacher) auf dem Schutzleiter aufliegen. Eine Freude für jeden der dann ein damit verbundenes Gehäuse anfaßt.

      Deshalb ist es auch schon lange nicht mehr zulässig Gehäuse die den Schutzmaßnahmen Schutztrennung/Schutzkleinspannung - ja mir ist bekannt das die heute einen neuen Namen bekommen haben, aber eingeführte Namen sind allemale besser als jedes Jahr oder jede EU was neues was dann keiner kennt und wo sich keiner dran hält - unterliegen, sekundärseitig einfach galvanisch (direkter Draht) auf den Schutzleiter zu klemmen.
      Man hebelt so mit einer einzigen Tat alle Schutzmaßnahmen aus, sowohl die Kleinspannung in der der Schutzleiter als Teil der Hochspannungsanlage nichts verloren hat, also auch die Trennung (Trafo) die wirkungslos ist sobald man Primärseite und Sekundärseite unzulässig verkoppelt.
      Gruß Jogi,
      der im Forum von jedem dahergelaufenen Neuling verspottet, beleidigt und als charakterlos tituliert werden darf.
      Hallo Frank,

      was Du beschreibst, ist nicht die klassische Nullung - die erfolgt in der Steckdose - sondern eine ganz reguläre Hausinstallation.

      Ab einem Leitungsquerschnitt von 16mm² darf PE (Erde) mit N (Null) als gemeinsamer Leiter (PEN) verlegt werden.
      Die Aufspaltung in PE und N erfolgt dann in der Unterverteilung, da ab dort kleinere Querschnitte liegen.

      Gruß aus F nach F
      Achim
      Danke für die Rückmeldungen, ist soweit klar. Die Nullung in der Steckdose hätte ich als Mieter nicht hingenommen, das war jetzt nur ein wenig Begriffsverwirrung.
      Ich bin etwas später dran, weil...es sich Loriot nicht besser hätte ausdenken können:
      Ich schaue mir heute morgen zur Sicherheit nochmals den Verteilerkasten an, fahre den PC und alles andere runter, weil ich dazu die Hauptsicherungen rausdrehen muss und sehe, das alles wie beschrieben so ist. Gut, Sicherungen wieder rein, überall Strom, nur der PC macht keinen Mucks mehr.
      Die Diagnose defektes Netzteil war gar nicht so einfach, weil das Teil nach überbrücken von grün und Masse fröhlich ansprang und sogar die benötigte Spannung lieferte. Nur nicht mehr belastbar war. Also neues Netzteil gekauft, eingebaut und alles war wieder ok. Und ich dachte mir, "gut, dass es jetzt passiert" und nicht zu einem weit ungemütlicheren Zeitpunkt.
      Deshalb erst jetzt nochmals thanks.

      Viele Grüße - Frank
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